David Meili, 29. Juni 2008, 07:55 Uhr

Rätselhafte Bildnachweise, Marcia Cross und Hommage an den Zivilschutz

Pressespiegel zum Wochenende vom 28./29. Juni 2008

Marcel Studer. Melancholie im Zivilschutz.Für den Sommertag am See haben wir uns eher leichte Lektüre ausgesucht. Zuoberst liegt der Sonntags-Blick. Nachdem die Bilder vom vergangenen Wochenende die Staatstrauer in Thun hätten hinüberbringen sollen, schiesst sich die Inlandredaktion auf den bereits schwer angeschlagenen Verteidigungsminister ein. In einer doppelten Bildstrecke wird gezeigt, wie die toten Soldaten von ihren Familien nach Hause gebracht wurden, und wie sich Bundesrat Samuel Schmid an den gleichen Tagen der Tour de Suisse und Ex-Missen zuwandte. Ethik-Professor Alberto Bondolfi findet dies „geschmacklos“, – wir würden eher hinzufügen, Schmid war schlecht beraten oder läuft seiner Entourage ins Messer. Blick wird dabei sein.

Der Sonntag will gepflegten Journalismus ins Mittelland bringen und hat im Bildbereich bekannte Journalisten und Konzepter engagiert. Für das Exklusiv-Interview mit SBB-Chef Andreas Meyer hat Andreas Mosimann (?) ein dekoratives Bild des Bahnmanagers auf die Einstiegsseite gebracht. Nur weiss man nicht so genau, wer das Bild wirklich gemacht hat, denn auf der Side-Line finden sich Bruno Torricelli, Benedetto Galli, Swiss Image und Andy Mettler. Wir könnten uns vorstellen, dass sie für Bilder im gesamten Bund zeichnen, mindestens Andy Mettler wird später mit der Doppelseite zum Jodlerfest in Luzern in Verbindung gebacht. Die Mischung von Text, People und kleinformatigen Reportagefotografien entspricht jener vom Sonntags-Blick. Kein Zufall,  das Team vom Sonntag weiss vom früheren Brotherrn, wie man Jodlerfeste in Szene setzt.

Noch nicht begriffen hat die neue Kirchzeitung reformiert.ch die Spielregeln einer gepflegten Pressefotografie. In ihren ersten Nummern engagiert sie sich für Dritte Welt, Sozialpolitik und vermittelt religiöse Themen nur noch am Rande. Letztere sind auch schwierig zu illustrieren (allenfalls mit Reproduktionen von Heiligenbildern). Der eindrückliche Beitrag von Delf Bucher auf Seite 6/7 über die steigenden Nahrungsmittelpreise ist durch auf das Layout beschnittene Reportagebilder von zweifelhafter Herkunft illustriert. Für den visuellen Aufmacher, eine durchbrochene Brotscheibe, fehlt jeglicher Herkunftsnachweis. Vielleicht verdanken wir das Bildli einer unterbezahlten Praktikantin aus der Ersten Welt.

Nachdem die Boulevardpresse in der Westschweiz am Freitag die Meldung brachte, die französische Präsidentengattin wünsche sich nichts lieber als ein Brüderchen oder Schwesterchen für ihren Sohn,  meldet France Dimanche auf der Titelseite, dass ihr Lebenstraum zerstört ist. Die Neugier auf das Innere des Hefts wird nicht belohnt. Man erfährt, dass Carla Bruni-Sarkozy ihre „künstlerischen“ Projekte  nicht weiterverfolgen kann und dieses Opfer für ihren geliebten Nicolas erbringt. Die Aufnahme mit Tränen (?) auf Seite 6 von France Dimanche dürfte absichtlich keinen Bildautor haben, da Frau Bruni und ihre Juristen ein spezielles System entwickelt haben, um zu Tantiemen zu gelangen.

Wir erfahren bei der Lektüre von France Dimanche, dass Marcia Cross aus Desperate Housewifes! ihren Lexus nach einem Parkschaden in die Garage bringen musste. TV 8, das Magazin von Le Temps bringt auf Seite 6/7 einen originellen Beitrag, wie Marcia Cross bei der Serienproduktion ihre Zwillingsschwangerschaft verheimlichen konnte. Sie wurde in Mänteln und grossen Küchenschürzen gefilmt und fotografiert. Zudem stellte man sie hinter halbhohe Möbel oder setzte sie zwischen Kissen, als Dame ohne Unterleib. Weil die Serie verspätet in Europa gezeigt wird, findet sich auf der gleichen Seite des Magazins ein aktuelles Familienbild mit Ehemann und Zwillingen, von denen mindestens einer im Mai 2008 bereits laufen kann.

Das für mich das interessanteste Bild zum Wochenende erschien bereits am Donnerstag im Tages-Anzeiger (Donnerstag, 26. Juni 2008) .  Es illustriert den ganzseitigen Beitrag von Constantin Seibt zur Absurdität des Zivilschutz. Seibt überzeugt als Journalist durch einen grossen Respekt vor den dargestellten Personen, die er liebevoll beschreibt; und diese menschliche Komponente kann die Aufnahme von Marcel Studer (remote.ch) perfekt ergänzen (sh. oben).)

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