Urs Tillmanns, 3. August 2009, 07:00 Uhr

Ehrentagung für Prof. Rudolf Gschwind: «Bild, Code, Speicher» an der Uni Basel

Zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. Rudolf Gschwind, Leiter des Imaging and Media Lab (IML) der Universtität Basel, führt das IML eine wissenschaftliche Tagung zum Thema «Bild, Code Speicher» durch. Dabei stehen hoch interessante Referate auf dem Programm zu «Strategien des digitalen Erinnerns», wie es im Untertitel treffend heisst.

Die Tagung «Bild, Code, Speicher» reflektiert die Bedingungen, Methoden und Strategien des digitalen Erinnerns. Im Fokus stehen die digitale Langzeitarchivierung, die Alterung analoger Bildträger (auf die wir auch im digitalen Zeitalter angewiesen sind), deren Digitalisierung und die neuen Möglichkeiten der digitalen Restauration von Film und Fotografie. Die Sichtweise der technischen Machbarkeit wird jeweils durch Perspektiven der Museumspraxis und durch kulturwissenschaftliche Nutzerperspektiven ergänzt.
Interessierte können sich noch bis nächsten Mittwoch, 5. August unter daniela.bienz [at] unibas.ch anmelden und hier das Programm herunterladen. Die Kosten belaufen sich auf CHF 100.- für die gesamte Tagung und CHF 70.- nur für Freitag, 28. August, oder Samstag, 29. August.

Bild, Code, Speicher. Strategien des digitalen Erinnerns

Die Umstellung auf digitale Informationsträger hat die Art und Weise, wie kollektive Erinnerung entsteht grundlegend verändert. Durch die gesteigerte Verfügbarkeit verändern sich die Konsultations- und Konsumationsformen audiovisueller Kulturgüter und damit einhergehend die Anforderungen an Museen und Archive. Verändert haben sich jedoch nicht nur die Formen der Überlieferung. Die Digitalisierung konfrontiert uns mit einem Informationsträger mit gänzlich anderen Eigenschaften und erfordert neue Kompetenzen und Methoden der Sicherung und Konservierung. Wo das analoge Material einem kontinuierlichen Zerfall ausgesetzt war, zerfallen digitale Daten entweder gar nicht oder vollständig.

Wenn unser digitales Zeitalter nicht einer selektiven oder totalen Amnesie anheim fallen soll, müssen wir als Gesellschaft im Sinne einer zivilisatorischen Kulturleistung die digitale Langzeitarchivierung sowohl methodisch wie auch praktisch in den Griff bekommen. Die Konvergenz der zahlreichen audiovisuellen Trägermedien zu einem universellen Datenspeicher erfordert letztlich neue Zuständigkeiten, neue Sammlungsaufträge und somit auch eine Anpassung der politischen Rahmenbedingungen.

Die Tagung «Bild, Code, Speicher», welche wir zusammen mit dem Verein Memoriav organisieren, reflektiert die Bedingungen, Methoden und Strategien des digitalen Erinnerns. Im Fokus stehen die Alterung der analogen Bildträger (auf die wir auch im digitalen Zeitalter angewiesen sind), deren Digitalisierung und die neuen Möglichkeiten der digitalen Restauration. Die Sichtweise der technischen Machbarkeit wird jeweils durch Perspektiven der Museumspraxis und durch kulturwissenschaftliche Nutzerperspektiven ergänzt.

Elias Kreyenbühl, Imaging and Media Lab.

Das Programm:

Freitag, 28. August 2009

Thema: Das fotografische Bild und seine Trägermedien
Hörsaal 001, Kollegiengebäude der Universität Basel
14:00 Dr. Achatz von Müller, Historisches Seminar, Universität Basel
Begrüssungswort
14:15 PD Dr. Lukas Rosenthaler, Imaging and Media Lab, Universität Basel:
Überblick über 30 Jahre Forschung von Rudolf Gschwind.
14:45 Prof. Dr. Franziska Frey, Rochester Institute of Technology:
Forschungsstand der digitalen Farbrekonstruktion: damalige Fragestellungen und heutige Best Practice.
15:15 Kaffeepause
16:00 Dr. Bernhard Gardi, Museum der Kulturen Basel:
30 Jahre Farbrekonstruktion ethnografischer Fotografien und Filme.
16:30 Dr. Rita Hofmann, Ilford Imaging, Marly (Schweiz):
Die Beständigkeit digitaler Bilder, ein Versuch, in die Zukunft zu schauen.
17:00 Regula Anklin, Schweizerische Nationalbibliothek:
Umgang mit historischen Fotobeständen aus konservatorischer Sicht.
17:30 Dr. Stephan Klingen, Zentralinstitut für Kunstgeschichte München:
Farbfotografie zwischen Dokumentation und Propaganda –der «Führerauftrag Monumentalmalerei» von 1943.
19:00 Festliches Dinner

.

Samstag, 29. August 2009

Thema: Filmdigitalisierung und Digitale Langzeitarchivierung
Hörsaal 001, Kollegiengebäude der Universität Basel
09:00 Prof. Dr. Urs Wild, Emeritus der ETH Zürich:
Begrüssungswort
09:15 Dr. Peter Fornaro, Imaging and Media Lab, Universität Basel:
Migrationslose digitale Archivierung mit Monolith: Von der Idee zum Produkt.
09:45 Prof. Dr. Sabine Süsstrunk, Images and Visual Representation Group, EPFL:
Das digitale Archiv für audiovisuelle Kulturgüter.
10:15 Dr. Bernard Besserer, Université de La Rochelle:
Restauration automatique des films: rêve ou réalité?
10:45 Kaffeepause
11:15 Prof. Dr. Barbara Flückiger, Seminar für Filmwissenschaft, Universität Zürich:
Zur Farbrestaurierung im Kinofilm.
11:45 PD Dr. Lukas Rosenthaler, Imaging and Media Lab, Universität Basel:
Afresa – eine Digitalisierungslösung für Filmarchive
12:15 Kurt Deggeller, Memoriav:
Erinnern statt vergessen: 20 Jahre Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes in der Schweiz.


> Rudolf Gschwind zum 60. Geburtstag

gschwind_triologie

Als Chemiker und Leiter der Abteilung für wissenschaftliche Fotografie der Universität Basel begann sich Rudolf Gschwind schon früh für die digitale Bildverarbeitung zu interessieren. An der ETH Zürich lotete er mit seinen Berechnungen bereits 1980 die Grenzen der damaligen Technik aus. Die Bilder liessen sich vorerst nur auf dem Bildschirm betrachten und ihr Potential blieb ephemere Zukunftsmusik. Dies änderte sich während eines Industrie-Sabbaticals bei Ilford. Dort konnten digital verarbeitete Bilder erstmals auf einem Filmrecorder ausbelichtet werden. Damit wurde das Projekt möglich, auf dem Rudolf Gschwind später seine Habilitationsschrift
verfasste: die Farbrekonstruktion ausgebleichter Diapositive. Über ein mathematisches Modell, welches mit Schnellalterungstest von Diafilmen ermittelt wurde, war es nun möglich, die Zeit rückgängig zu machen. Die digital restaurierten Dias konnten in ihren ursprünglichen Farben ausbelichtet werden.
Die Farbrekonstrution wurde durch Digitalisierung, also durch Ablösung der Bildinformation vom Träger möglich. Theoretisch erschien es schon damals sinnvoll, die Information in digitaler Form aufzuheben. Doch wie sollte sie über 50 Jahre oder länger erhalten werden, wenn sich Datenträger und -Formate alle drei bis fünf Jahre änderten? Wie sollte ein Datenspeicher konzipiert sein, damit er technologie- und industireunabhängig funktionieren kann? Die von Rudolf Gschwind und seinem Team vorgeschlagenen Lösungen finden in der internationalen Gemeinschaft von Forschern, Bibliothekaren und Archivaren grosse Anerkennung.

Weitere Informationen: Imaging and Media Lab, Universtität Basel, Bernoullistrasse 32, CH-4056 Basel, Tel: 061 267 04 88, Fax: 061 267 04 85, daniela.bienz [at] unibas.ch

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