David Meili, 24. November 2009, 11:00 Uhr

Kulturtipp am Dienstag: Marcel Imsand

Beim Hype für älter werdende Grössen der Fotografie, die von der Schweiz aus die Welt der Schönen und Reichen erobert haben, vergisst man aussergewöhnliche Künstler, die sich in ihrem Umfeld kontinuierlich weiterentwickelten. Zum achtzigsten Geburtstag von Marcel Imsand zeigt das Musée gruérien in Bulle die vielleicht bedeutendste Reportage Paul et Clémence.

Der Ort für die Ausstellung ist nicht zufällig gewählt. Imsand ist in Gruyère aufgewachsen. Sein Vater war Arbeiter in der Schokoladefabrik in Broc und als Gewerkschafter aktiv. Die Herkunft hat das Schaffen von Imsand geprägt, der bis 1964 als Feinmechaniker in Neuchâtel tätig war. Eine Kodak Baby verschaffte ihm den Zugang zur Fotografie, und die aktive Mitgliedschaft in einem Fotoclub vermittelte ihm wertvolle Erfahrungen.

Marcel Imsand entschloss sich nach Wettbewerbserfolgen zum Schritt in die Berufsfotografie und erhielt als Glücksfall in seiner Karriere das Mandat des Bühnenfotografen am Théâtre de Beaulieu in Lausanne. Über das Theater brachte Imsand die Stars der sechziger, siebziger und achtziger Jahre in seinem Atelier an der rue de l’Ale 9 vor die Kamera. Zu ihnen zählen Barbara, Maurice Béjard und Cindy Crawford. In mehr als dreissig Jahren Tätigkeit entstanden gegen siebzig Publikationen.

Die Langzeitreportage Paul et Clémence zeigt das Altern eines Paars auf. Der philosophische Einzelgänger Paul Leiser wirtschaftete mit seiner Haushälterin Clémence an der Grenze des Existenzminimums in La Sarraz. Imsand begleitete sie aus Freundschaft und mit der Kamera bis zu ihrem Tod.

091124_les_freresDie 1982 erstmals erschienene Schwarzweiss-Reportage ist eines der eindrücklichsten Werke der Fotografie der Schweiz im zwanzigsten Jahrhundert. Die Originalabzüge befinden sich in der Sammlung des Musée de l’Elysée in Lausanne und werden mit dem Nachlass von Imsand von Daniel Girardin betreut. Christoph Mauron hat für das Musée gruérien eine Ausstellung realisiert, die man sehen muss. Gleichzeitg wird bis am kommenden Wochenende die etwas weniger bekannte doch nicht weniger interessante Bildserie Les Frères präsentiert.

Marcel Imsand. Paul et Clémence. Musée gruérien, Bulle.
28. November 2009 bis 14. Februar 2010.
Vernissage in Gegenwart von Marcel Imsand am 28. November 2009, um 18.00 Uhr

Les Frères: (c) Marcel Imsand Musée gruérien
Paul et Clémence: (c) Marcel Imsand Musée de l'Elysée
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Ein Kommentar zu “Kulturtipp am Dienstag: Marcel Imsand”

  1. empfehlenswerte Ausstellung in einem bei uns leider zu unbekannten Museum, dessen Besuch sich aber alleweil lohnt und über die stark aufstrebende Region schöne Einblicke vermittelt. in knapp 10 Minuten vom Bahnhof gut zu Fuss erreichbar. (SBB-Tageskarte oder GA, Museumspass ist gültig)

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