Urs Tillmanns, 23. April 2010, 07:00 Uhr

Schweizer Kameramuseum, Vevey: «Die digitale Revolution»

Sammelt ein Museum in der heutigen, schnelllebigen Zeit nicht Gegenwart, so wird das Sammelgut schon bald unschliessbare Lücken aufweisen. Das Schweizer Kameramuseum in Vevey hat dies schon früh erkannt und laufend Digitalkameras gesammelt. Daraus ist die Sonderausstellung «Digitale Revolution» entstanden, die heute um 18 Uhr eröffnet wird.

Die Digitalfotografie scheint noch jung, und doch hat sie bereits zwanzig Jahre auf dem Buckel. Viele der Kameras und Hilfsmittel sind uns kaum mehr in Erinnerung – zu gross war die Neuheitenflut in den letzten zwei Dekaden.

Das Schweizerische Kameramuseum in Vevey verfolgt seit Jahren das Ziel, aktuelle Produkte zu sammeln und konnte auf diese Weise bisher den technischen Fortschritt der Digitalfotografie praktisch lückenlos dokumentieren. Dies ist einerseits dank vieler Spendergaben von Fotografen möglich, die ihre technisch überholten Kameras an einem sicheren Platz wissen wollten, anderseits aber auch dank den Fotofirmen und ihren Schweizer Niederlassungen, die das Kameramuseum immer wieder mit historisch interessanten Gaben unterstützen. Und damit kann das Schweizerische Kameramuseum heute eine Ausstellung eröffnen, deren Thema gar nicht so museal scheint. Und doch überrascht die Ausstellung mit vielen Exponaten, die bereits unserer Erinnerungen entflohen sind.

Vor zwanzig Jahren begann die digitale Revolution

Seit den 1970er Jahren hat sich die Elektronik nach und nach in die Funktionsweise von Fotokameras eingeschlichen, bis schliesslich die ersten Apparate «ohne Film» auftauchten und ein nicht digitales Bild in Form eines «angehaltenen» Videos speicherten. Steven J. Sasson erfand 1975 die erste Digitalkamera mit einem CCD-Sensor, welcher von der Firma Fairchild hergestellt wurde.

Wer erinnert sich heute beim Fotografieren mit einem einfachen Mobiltelefon noch an die ersten Digitalkameras, deren Elektronik in einem Rucksack verstaut wurde? Wer kennt noch die ersten Ausrüstungen für die digitale Bildübertragung, welche die Arbeit der Presse von Grund auf verändert haben? Obwohl die Digitalfotografie noch jung ist, hat sie bereits eine Geschichte, die aber wegen ihrer rasanten Entwicklung ebenso schnell wieder in Vergessenheit geraten ist.

Digitalkameras, die Geschichte sind: Links eine Canon ion (1989), in der Mitte eine Logitech «Fotoman» (1990) und rechts eine Kodak DCS 100 Reporterausrüstung (1991)

Neben den Vorbedingungen für diese Revolution zeigt die Ausstellung auch die Hybridtechniken zwischen analoger und digitaler Fotografie sowie die ersten, überraschend archaisch anmutenden Digitalkameras, von denen die meisten schon wieder verschwunden sind. Sie beschreibt ebenso den Entwicklungsverlauf der Digitalfotografie, von ihrer Geburtsstunde bis zu ihren vielfältigen aktuellen Formen. In Zusammenarbeit mit dem Labor für audiovisuelle Kommunikation des Fachbereichs Informatik und Kommunikation der ETHL (Eidg. Technische Hochschule Lausanne) versucht sie ausserdem, die Geheimnisse der mehr oder weniger unmittelbaren Zukunft zu lüften.

Sam und Ken Kendes realisieren 1977 das CASI Computer Portrait System: das Bild einer Stillvideokamera wird so kodiert, dass es typografisch ausgedruckt werden konnte.

Diese technische Entwicklung wird umrahmt von Präsentationen der Vereinigung der Schweizer Berufsfotografen, welche verschiedene Aspekte der digitalen Fotografie im Rahmen der bildbezogenen Berufe anspricht.

Die Ausstellung «Digitale Revolution» wird in dieser Form voraussichtlich bis Ende 2010 gezeigt. Danach werden verschierdene Exponate in der permanenten Ausstellung des Museums ihren Platz finden.


Schweizer Kameramuseum
Grande Place
CH-1800 Vevey
Tel 021 925 34 80 / Fax 021 921 64 58
cameramuseum [at] vevey.ch

Öffnungszeiten: von Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 17.30 Uhr Montags geschlossen (ausser Ostermontag, Pfingstmontag, Eidg. Bettag und Feiertage, die auf einen Montag fallen)

Sprachen: Texte auf französisch, audioguide auf deutsch und englisch

Ebenerdiger Zugang und Lift. Parkplätze auf der Grande Place.

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