Urs Tillmanns, 27. März 2011, 07:00 Uhr

Wie sieht Alex Mächler die Zukunft des VFS?

Vor drei Wochen wurde an der VFS-Generalversammlung in Locarno Alex Mächler einstimmig als neuer Präsident gewählt. Schon dort hatte er einige Pläne verraten, jetzt wollte es Fotointern.ch genauer wissen. Welches sind seine Zielsetzungen für den Verband Fotohandel Schweiz und wie beurteilt derzeit den Verband generell? Fotointern.ch hat mit Alex Mächler ein Exklusivinterview geführt.

Herr Mächler, Sie wurden anlässlich der Generalversammlung am 6. März 2011 in Locarno zum Präsidenten des VFS gewählt. Fotointern möchte Ihnen herzlich dazu gratulieren. Welche Ziele haben Sie sich im Rahmen dieses Amtes gesteckt?

Eines meiner Hauptziele ist es dem Verband wieder positive Impulse zu vermitteln und ein neues, zeitgemässes Erscheinungsbild zu verpassen – man könnte auch sagen, ich möchte mit dem heutigen Verband eine Verjüngungskur machen. Gleichzeitig ist es mir ein Anliegen die «Stärken» unserer Branche neu zu definieren und diese langfristig auch den Endkonsumenten, also den Kunden unserer Mitglieder, Bewusst zu machen.


Der Schuh drückt ja besonders beim Pass- bzw. ID-Bildgeschäft. Was ist Ihrer Meinung nach daran noch zu retten?

Diese Mechanismen sind nur sehr schwierig zu verstehen, spielen doch hier ganz unterschiedliche Interessen und Interessensgruppen mit. Dies sind neben dem Endkonsument, der einfach einen Pass für eine Einreise in ein Land benötigt, auch die Behörden, wie Gemeinden oder auch Kantone und nicht zuletzt noch die verschiedenen Branchenverbände. Zu allem Verdruss bietet das Dossier auch noch verschiedenen politischen Parteien die Möglichkeit sich zu profilieren.

Zurzeit bin ich mit einem kleinen Team am Erstellen einer Auslegeordnung, musste aber schon einige Male hören, da ist der Zug schon abgefahren oder das ist nun ein Gesetz und liegt in der Kompetenz der Kantone.

Ein Verband ist ja nur so stark wie seine Mitglieder. Leider ist nur etwa ein Drittel der Fotofachhändler Mitglied im VFS. Was gedenken Sie bezüglich Mitgliederwerbung zu unternehmen?

In erster Linie möchte ich zuerst für die bestehenden Mitglieder den Verband attraktiver gestalten, sei dies durch Erwirken von Mitgliedervorteilen in Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten oder aber auch durch einen Ausbau des Bildungsangebot in Zusammenarbeit den Regionalverbänden.

Neben dem VFS gibt es ja noch andere Fotoverbände in der Schweiz, nämlich der SBf, der PPS und vfg der Berufsfotografen und die imaging.ch als Lieferantenverband. Sehen Sie eine engere Zusammenarbeit mit diesen Organisationen und welche Ziele möchten Sie dabei verfolgen?

Ein Jahresziel der Arbeitsgruppe «für eine positive Zukunft des Verbandes», ist die Prüfung der Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen. Dazu gehören sowohl die von Ihnen aufgezählten Fotoverbände, aber auch «Verwandte Branchen» wie Gestalter Werbetechnik, Grafiker usw. Dabei gilt es auch hier zu prüfen, wo eine Zusammenarbeit überhaupt Sinn machen würde, sei dies in Zusammenschlüssen von Kurslokalen oder auch im Bildungsangebot. Ziel ist es, an der nächsten GV einen moderaten Vorschlag zu unterbreiten wohin die Reise gehen könnte.


Der Internethandel ist im Vormarsch. Beurteilen Sie diesen für den Fotofachhandel eher als Gefahr oder als Chance?

Dieser Absatzkanal birgt sowohl Risiken wie auch Gefahren. Auszuweichen ist schlicht nicht möglich, folge dessen ist es an der Zeit, auch dieses Problem erneut anzugehen und zu prüfen welche Massnahmen aus Sicht des Verbandes überhaupt möglich sind. In diesem Zusammenhang wird der VFS – Vorstand sich mit einigen typischen Fotohändlern treffen und nach einer gründlichen Prüfung Empfehlungen an alle Mitglieder abgeben. Unsere Chancen in diesem Markt zu überleben, sehe ich als absolut intakt, als wichtig erachte ich allerdings, dass wir uns wieder auf unsere Stärken besinnen uns klar positionieren und Präsenz zeigen. Die Reisebranche hat eine Reiseversicherung, mein Autohändler hat eine Pneu-Garantie – vielleicht sollte der Fotohandel eine Fachhandelsgarantie schaffen. Dieser Ansatz könnte in Zusammenarbeit mit den Lieferanten, durchaus eine Geschichte werden die unsere Position auch nachhaltig in der Branche sichert.

Die anderen grossen Mitbewerber des Fotofachhandels sind die Fachmärkte und die Grossverteiler. Wie schätzen Sie deren Entwicklung in den nächsten Jahren ein?

Diesen «Mitbewerbern» bereitet der Preiskampf im Internet sicher ebenfalls grosse Sorgen. Sie sind aber durch Ihre Diversität besser abgestützt und somit werden Sie sicher auch in Zukunft ein wichtiger Player in der Fotobranche bedeuten. Gefahren sehe ich in dieser Sparte durch grössere Verteilern aus dem nahen Ausland, vor allem aus Deutschland und Frankreich.


Sie unterrichten angehende Fotofachleute in Zürich. Welche Erfahrungen machen Sie dabei, und wie können Sie diese in Ihrer Funktion als VFS-Präsident nutzen?

Nun mein Lieblingsgebiet ist die Verkaufs- und Warenkunde, kann ich doch dort sehr viel praktisches Wissen aus meinem eigenen Betrieb einfliessen lassen. Wichtig finde ich die spannenden Diskussionen, wenn ich den Lernenden Tipps im Umgang mit schwierigen Kunden oder bei einer Preisargumentation geben darf. Nebst dem allem ist es mir ein wichtiges Anliegen, die Jugendlichen zu motivieren und Freude am Beruf zu verbreiten.

Welches Interesse bringen eigentlich junge Leute einem Berufsverband entgegen, und inwieweit ist ein solcher in der Ausbildung ein informatives Thema?

Das Interesse ist sehr gering, sie haben vermutlich einfach andere Probleme. Erst wenn es um die überbetrieblichen Kurse und andere Bildungsangebote des Verbandes geht, oder sie gar vor der LAP stehen, kommt plötzlich der Verband immer wieder ins Spiel.

Wie, glauben Sie, wird sich die Ausbildung in den nächsten Jahren verändern? Hegen sie diesbezüglich gewisse Wunschvorstellungen?

Auf die Gefahr hin, dass Sie mich mit den Mouthataler Wetterschmöckern verwechseln könnten, wage ich trotzdem eine Prognose: Durch die Anpassung im Bildungsplan auf die heutige schnelllebige Zeit und durch eine Neuausrichtung der Berufsprüfung werden wir auch in Zukunft gut ausgebildete Fachleute in unserer Branche beschäftigen können.

Welche anderen Themen erachten Sie als vordringlich, und welche Strategien erscheinen Ihnen dazu als geeignet?

Gerne möchte ich auch den Focus auf den brancheneigenen Bildungsfond richten, dabei ist es aber unerlässlich erneut Gespräche mit den anderen Verbänden zu führen. Eine Strategie dazu habe ich aber noch entwickelt, dazu ist es schlicht einfach zu früh.


Wagen Sie einen Blick in die Zukunft? Wo steht die Fotoindustrie und der Fotofachhandel in fünf Jahren?

Die Fotoindustrie kann ich nicht so genau beurteilen, denke aber es wird keine chemischen Minilabors mehr geben und auch bewegende Teile in einem PC oder Videokameras gehören dann der Geschichte an. Der Fotofachhandel wird es sicher auch in fünf Jahren noch geben, ist doch der typische Fotohändler als Einzelkämpfer jederzeit in der Lage immer wieder Nischen zu finden und seine Stärke in der Beratung auch in «Bares» umzuwandeln.

Tm

2 Kommentare zu “Wie sieht Alex Mächler die Zukunft des VFS?”

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