Die noch bis zum 31. Juli 2011 dauernde Freilichtausstellung «Jardin de la Photographie» in Bremblens oberhalb Morges ist ein überaus spannender Anlass. Es werden nicht nur Bildreihen von 12 sehr verschiedenartigen Fotografen im Freien gezeigt, sondern es gibt auch Themenabende. Denjenigen von gestern Abend haben wir besucht.
Man kann nicht übersehen, dass in Bremblens etwas Besonders los ist. Schon bei der Dorfeinfahrt weisen verschiedene Banner darauf hin, dass noch bis Ende Monat der «Jardin de la Photographie» zu sehen ist. Abgesehen davon ist das ganze Dorf mit metergrossen historischen Ansichten geschmückt, die möglichst bei den entsprechenden heutigen Gebäuden platziert sind und so die Zeitgeschichte dieses verschlafenen Dorfes oberhalb Morges eindrücklich dokumentieren.
«Jardin de la Photographie» bekommt Besuch
Zum gestrigen Themenabend waren vor allem Freunde und Schüler von Jean-Pierre Mottier, der an der Fotoschule in Vevey unterrichtet, gekommen. Der Garten ist zauberhaft geschmückt, mit metergrossen Bildern, die wäscheleinenartig aufgehängt sind. Regen und Sonne können den Bildern nichts anhaben, denn sie sind auf neuartiges Photovinyl von Ilford gedruckt, das lichtecht und wasserresistent ist. Auf dem Sitzplatz hat Jean-Pierre Mottier ein kleines Bistrot eingerichtet, um seine Gäste und die Besucher verköstigen zu können. Hier sitzt man bei einem guten Weissen zusammen und diskutiert über die Bilder, die Fotografie und die Welt …
Abends herrscht im «Jardin de la Photographie» eine besondere Stimmung, nicht nur im Garten, sondern auch im Bistrot
Ein Themenabend im eigentlichen Sinne ist es eigentlich nicht geworden. Es war vielmehr ein gemütliches Beisammensein, und der Themen gab es letztendlich viele. Da auch ein renommierter Winzer anwesend war, wurde viel über Lavaux diskutiert …
Alles begann zum Sechzigsten
Wie kommt man auf die Idee, im Garten Fotos aufzuhängen, wollten wir von Jean-Pierre wissen. «Das war vor zwei Jahren, als ich meinen Sechzigsten feierte» erinnert sich Jean-Pierre. «Zwar hatten wir ein Fest geplant, aber irgendetwas Spezielles fehlte noch. Und daraus ist die Idee gereift, man könnte doch im Garten eine Fotoausstellung machen». Die damalige Ausstellung bleibt allen als grosser Erfolg in Erinnerung, und auch die Gemeinde Bremblens, die der Idee vor zwei Jahren noch skeptisch gegenüber stand, hat inzwischen eine komplette Meinungsänderung vorgenommen. Die Premiere vor zwei Jahren hatte noch andere Folgen: Es wurde aus der Idee eines Einzelgängers ein Verein gegründet, der sich mit der Durchführung des Anlasses befasst, nachdem er weit über die Waadtländischen Kantonsgrenzen hinaus bekannt geworden ist. Das Komitee entscheidet heute auch, wer ausgestellt wird und wer keine Chancen hat. Und die gleichen Organisatoren beschäftigen sich auch mit der Sponsorenpflege, «denn ohne diese Hilfe könnten wir den Fotogarten nie durchführen!»
Der ganze Ortskern ist eine Ausstellung und dokumentiert mit alten Fotos seine Geschichte
Der «Jardin de la Photographie» wird noch von einer zweiten Sehenswürdigkeit eingerahmt: Die alten Fotos, welche während der Ausstellungsdauer das Ortsbild schmücken. Woher diese Bilder wohl kommen? «Ich bin vor vielen Jahren von Türe zu Türe gegangen und habe nach alten Fotos gefragt, um diese zu reproduzieren und so die Dorfgeschichte fotografisch zu dokumentieren» klärt Jean-Pierre auf. «Als es dann um die Vorbereitung des heutigen Fotogartens ging, war die Gemeindeverwaltung plötzlich Feuer und Flamme für die Idee, das Dorf damit zu zieren. Vor allem die älteren Einwohner, die sich noch an vieles erinnern oder sich plötzlich auf einem alten Klassenfoto wiederfinden, haben mächtig Spass daran.» Übrigens findet am 17. Juli um 10:30 Uhr eine Führung vorbei an den alten Dorffansichten statt, was man sich, wenn man zufällig in der Region ist, nicht entgehen lassen sollte.
Initiant Jean-Pierre Mottier hofft, dass er in zwei Jahren den nächsten Fotogarten realisieren kann
Ob es in zwei Jahren wieder einen Jardin de la Photographie gibt, wollten wir von Jean-Pierre Mottier wissen? «Ja, ich hoffe es doch. Wir möchten das Begonnene auf jeden Fall weiterführen. Bleibt zu hoffen, dass uns die Sponsoren weiterhin gut gesinnt bleiben.»
Urs Tillmanns
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