Urs Tillmanns, 11. Januar 2012, 16:30 Uhr

PMA@CES: Der erste Messetag

Noch bis Freitag läuft in Las Vegas die CES, in welche die frühere PMA Trade Show integriert ist. Der erste Messetag begann mit einem sehr grossen Andrang, und das Chaos mit den beiden örtlich getrennten Messen stellte sich auch prompt ein. Dennoch: Die Messe hat viel zu bieten, und heute geht es mit einigen Fotorosinen weiter …

Im Morgenverkehr der Wüstenstadt hat sich die unglückliche Trennung der CES im Convention Center und der PMA im Hotel Venetian bereits deutlich manifestiert: Die Shuttlebusse, welche die Verbindung zwischen den beiden Veranstaltungsorten innerhalb von einer Viertelstunde sicherstellen sollten, brauchten mehr als dreimal so lange, und abends war es dann mit dem Passagierandrang so schlimm, dass man die anderthalb Meilen tatsächlich zu Fuss schneller zurücklegte.

Die gigantische CES erweist sich als äusserst unübersichtlich. Zwar haben sich die Organisatoren bemüht, die verschiedenen Bereich in entsprechenden Hallen zusammenzufassen, doch innerhalb der Hallen, scheint es keine Logik der Anordnung der Stände zu geben. Und wer sich nur für Imaging interessiert, muss sich die Plätze mit mühsamen Fussmärschen erkämpfen. Und das auf einer Messe, deren Fläche 35 Fusballfelder entspricht (wie gross auch immer amerikanische Fussballfelder sein mögen) und über 140‘000 Besucher erwartet.

 

Auf der Suche nach Fotoneuheiten

Nach obigem ist es hoffentlich verständlich, dass es bei der Berichterstattung kaum möglich ist, eine Gliederung nach Wichtigkeit oder Ähnlichem vorzunehmen. Man sieht auf dem Streifzug durch die riesigen Hallen mal da und dort etwas Interessantes, und so kommen auch diese täglichen Berichte zu Stande.

Ist eigentlich Kodak da? Ja, ist sie. Mit einem für den einstigen Giganten eher bescheidenen Auftritt, der jedoch in Anbetracht der unsicheren wirtschaftlichen Situation des Unternehmens durchaus angebracht ist. Die Mutmassung eines bevorstehenden Konkurses des Unternehmens ist natürlich auch unter Besucher und Journalisten eines der Tagesthemen. Allerdings sieht es zur Zeit eher nach Entspannung aus, da sich das Unternehmen mit einer Reduktion von früher drei auf neu die beiden Sparten «Consumer» und «Commercial» restrukturiert hat. Die Leute am Stand sind auch guter Dinge: «Wir glauben einfach nicht, dass ein solches Unternehmen untergehen kann, und jeder, der hier arbeitet, bangt zwar um seinen Job, jedoch mit einer gewissen Zuversicht, dass es irgendwie weitegeht» meint einer am Kodak-Stand.

Die Ausrichtung des Unternehmens ist heute klarer als auch schon, und das zeigt auch der Stand an der CES: Es ist vor allem auf Printing-Lösungen ausgerichtet, von der kleinen Heimlösung bis zum vernetzten Office-Bereich. Vernetzung via WiFi ist auch ganz grosses Leitwort – nicht nur am Kodak-Stand, sondern auf der ganzen Messe.

Auch die an der CES erstmals vorgestellte neue Kamera Easyshare Wireless M750 ist voll WiFi-fähig, schliesst sich zu Hause automatisch mit dem PC kurz und lädt die Bilder selbsttätig auf die Festplatte. Oder auf den Drucker. Oder aufs iPhone oder ein anderes Smartphone. Die Kamera ist auch mit 16 Megapixel, Touchscreen, 5fach-Zoom und HD-Video für knapp 170 Dollar recht gut ausgestattet und erlaubt viele gestalterische Effekte.

Übrigens gibt es von Kodak Gallery gerade eine neue App, um die Bilder mit Freunden in einer Cloud zu teilen.

Im hinteren Teil des Standes ist weiter ein NEX-Highspeed Digitaldrucker zu erkennen. Mit dem Fotobücher, Kalender und Broschüren gedruckt werden können. Damit soll der professionelle Geschäftsbereich des Unternehmens symbolisiert werden.

Ein anderes Unternehmen, das sich von seinem Konkurs und dem Gläubigerschutz «Chapter 11» bereits erholt hat, ist Polaroid. Bei uns ist Polaroid nur mit dem Sofortbildbereich bekannt, der jüngst mit der Kooperation mit Impossible, wieder Aufwind bekommen hat.

Anders hier in Amerika. Polaroid vertreibt CE-Geräte aller Arten, vom Fernseher über Smartphones, Tablets, Tintenpatronen, Kleinzubehör bis hin zu neuen, bunten Kameras und Camcordern. Alles ebenso zu- wie gut verkauft – dem Unternehmen scheint es nicht schlecht zu gehen, und der Name «Polaroid» geniesst in den USA noch immer eine sehr hohe Bekanntheit.

Der Weg führt uns an Sigma vorbei, die zur CES drei neue Objektive vorstellt, zwei für Systemkameras und eines für Kleinbild-Vollformat: Das 1:2,8/19 mm EX DN und das 1:2,8/30 mm EX DN sind zwei auf Micro-Four-Thirds- und Sony-Nex-Kameras ausgelegte Festbrennweiten, und das APO Macro 1:2,8/180 mm EX DG OS HSM ist fürs Vollformat mit den Anschlüssen für -Bajonett, sondern auch mit Anschlüssen für Canon, Nikon, Pentax, Sigma und Sony konzipiert.

Gerade mit den beiden Festbrennweiten signalisiert Sigma nach Tamron, dass auch zu den Systemkameras in nächster Zeit mehr Fremdobjektive angeboten werden dürften. Übrigens glaubt man hier in Amerika viel stärker an die Systemkameras als in Europa, und offensichtlich wird auch marketingmässig mehr für dieses neue Produktsegment getan.

Am Panasonic-Stand ist eine neue, halbprofessionelle Videokamera mit integriertem Stereoobjektiv zu finden, die Z10000. Sie verfügt über einen doppelten 3MOS Sensor und eignet sich für Full HD Bildqualität bei 2D- und 3D-Aufnahmen. Die zwei lichtstarken 1:1.5 Objektive sind mit einer neuartigen Nano-Oberflächenvergütung versehen und sollen Lichtreflexionen und Geisterbilder deutlich reduzieren.

Das eingebaute, optisch bildstabilisierte 10-fach Zoom (2D: 12-fach) liefert einen Brennweitenbereich von 32mm Weitwinkel bis 320 mm Tele (2D: 29,8mm bis 357mm Tele). Das neue Doppelobjektiv erlaubt mit einer Stereobasis von 42mm 3D Makroaufnahmen bis zu 45 cm Abstand. Die technische Ausstattung hört sich interessant an: separate Einstellringe für Fokus, Zoom und Iris, manuelle Einstellung des Konvergenzpunktes, doppelter SD Karten-Slot, zwei XLR-Audio-Eingänge, Linear PCM, Direktwahltasten und individuell belegbare User-Tasten, ausziehbarer LCD Monitor mit 3D Darstellung sowie Farbsucher, Tragegriff und vieles mehr. Die Z10000 soll in der Schweiz in Kürze erhältlich sein und ca CHF 4‘500.– kosten.

Übrigens zeigt Panasonic auch den funktionierenden Prototyp einer Kopfkamera, wobei noch nicht feststeht, wann diese auf den Markt kommen und ob sie tatsächlich so aussehen wird.

Von Golla kommt eine neue Universaltasche für eine SLR- oder DSLR-Kamera mit mehreren Objektiven, Blitz, Kleinzubehör, Speicherkarten und anderes. Viel Platz in einer flexiblen Tasche, die gut nach vorne schliesst und zudem über ein Zusatzfach für ein Tablet oder Netbook verfügt. Die RAZO G1269 gibt es in grau-blauer Ausführung, und sie dürfte demnächst im Handel zu finden sein.

Zum Schluss vom Convention Center wieder zurück ins Venetian zu Ricoh-Pentax. Ricoh hat ja bekanntlich Pentax übernommen, und auf der PMA treten die beiden Marken logischerweise auf einem Gemeinschaftsstand auf.

Ob sich beide Namen längerfristig im Markt halten werden, steht zur Zeit noch nicht fest, vielleicht weiss man nach der CP+ in Yokohama (9. bis 12. Februar 2012) mehr. Dort soll es dann auch neue Produkte geben: Gut unterrichtete Quellen wollen wissen, dass eine Spiegellose mit K-Bajonett im Endstadium der Entwicklung ist und demnächst vorgestellt werden soll. Ebenfalls auf dieser japanischen Messe soll eine neue Kompaktkamera gezeigt werden, die mit 20fach-Zoom, Intervallschaltung, Panoramafunktion und 1280p Full-HD Video sowie vielen anderen interessanten Features ausgestattet sein. Sie soll mit grosser Wahrscheinlichkeit als erste Kompaktkamera über einen Hochformatauslöser verfügen. Und Mittelformat? Die Zeit für eine neue Kamera ist noch nicht reif, aber es soll daran gearbeitete werden. Dieses Jahr nicht mehr, aber wahrscheinlich nächstes …

Soviel für heute. Jetzt auf ins Getümmel, und morgen (in Europa abends, in Las Vegas morgens) gibt es wieder einen Bericht …

Urs Tillmanns

 

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