Urs Tillmanns, 12. Januar 2012, 16:30 Uhr

PMA@CES: Kein Durchkommen mehr!

In Las Vegas findet noch bis Freitag die PMA und CES statt. Kaum fassbar, dass diese enorme Besuchermenge alles Businesskunden aus der CE- und IT-Branche sind. Eine spannende Messe, auch wenn vergleichsweise wenig Fotoneuheiten zu entdecken sind.

 

Der zweite Messetag war weniger ergiebig als der gestrige. Was Fotoprodukte anbelangt, scheint die CES nun ziemlich ausgelutscht zu sein. Zudem gab es heute viele zeitraubende Leer- und Irrläufe in der riesigen Messe, sowie Ärger über die dürftigen Transportverhältnisse zwischen der CES im Convention Center und der PMA, die mehrheitlich im anderthalb Meilen entfernten Casinohotel Venetian stattfindet.

In den Hallen des Convention Center war zeitweise kein Durchkommen mehr, und der enorme Besucheransturm lässt vermuten, dass die von den Veranstaltern erwartete Zahl von 140‘000 Besuchern deutlich überschritten werden dürfte. Kaum zu glauben, dass es sich hierbei ausschliesslich um Geschäftsbesucher handelt. Und doch ist es so, denn bei den rigourosen Eingangskontrollen hat jemand ohne den richtigen Badge keine Chancen.

Herrliches Wetter hier in Las Vegas: Stahlblauer Himmel und angenehme 20°C. Gerade richtig, um die Mittagspause hemdärmlig zu geniessen.

Wie gesagt, neue Kameras und passenden Zubehör sind hier kaum noch zu finden, doch verweisen einige Marken auf die in einem knappen Monat stattfindene CP+ in Yokohama, welche sich sehr interessant präsentieren dürfte. Einige Hersteller wollen sich ihre Rosinen für die junge japanische Messe aufheben, ganz abgesehen davon, dass viele der Produkte auf Grund der Katastrophen im letzten Jahr produktionsmässig verspätet sind. Tsunami und Energieknappheit in Japan und die Überflutungen in Thailand sind immer noch ein Gesprächsthema, und es gibt kaum ein Unternehmen, das davon, meist bedingt durch Zulieferabhängigkeiten, nicht in irgendeiner Form betroffen ist.

Uns fallen bei Gang durch die CES da und dort einige interessante Neuheiten auf, die zum Teil den Fotobereich nur am Rande betreffen.

Ein neues Smartphone von HTC macht auf der Messe von sich reden, das Titan II. Das erste Smartphone mit einer Kameraauflösung von 16 Megapixeln scheint in eine Qualitätsklasse zu kommen, in der die aktuellsten Kompakt- und Spiegelreflexkameras zu finden sind. Ob die Qualität schlussendlich wirklich vergleichbar ist, wird sich weisen, sobald das HTC Titan II zur Marktreife kommt. Das soll in den USA in wenigen Monaten der Fall sein, während die Markteinführung in Europa grundsätzlich noch fraglich ist. Doch ein Handy mit 16 Megapixel zeigt einen nicht zu übersehenden Trend auf, der für die Kompaktkameraklasse gefährlich werden könnte, wenn sich die Kamerahersteller nicht wirklich schnell neue und vor allem sinnvolle Features einfallen lassen.

Die Miniaturisierung findet noch in einem anderen Bereich statt, nämlich bei den Miniprojektoren. Davon wurden auf der CES gleich mehrere gezeigt, die mittlerweile lichtstärkemässig in einen Bereich gekommen sind, der insbesondere für Präsentationen in der kleinen Gesprächsrunde, wo möglich sogar noch direkt ab Smartphone, interessant wird.

Unser Beispiel hier ist das «Qumi» von Vivitek, der erste 3D Miniprojektor der Welt, der lediglich knappe 800 Gramm leicht ist und mit bis zu 300 Lumen, UXGA-Auflösung (1‘600 x 1‘200 p) und einem Kontrastverhältnis von 2‘500:1 ein recht akzeptables Bild ergibt. Er ist 3D-ready und mit der DLP Link-Technologie von Texas Instruments sowie einem Pico cChipset ausgerüstet und zeigt auf Projektionsdistanzen bis zu drei Metern ein erstaunlich gutes Bild mit einer Diagonale von 2,5 Metern aus.

Der chinesische Taschen- und Stativhersteller Vanguard präsentierte auf der CES eine Menge Neuheiten, allen voran eine neue Taschenlinie und Rollkoffer für professionelle Ansprüche.

Die Xcenior Serie Schultertasche ist als Studiotasche für den Profifotograf unterwegs konzipiert worden. Sie verfügt über ein grosses Volumen, um eine Vielzahl an Ausrüstungsteilen geordnet aufzubewahren und bietet besten Schutz mit einem vielschichtigen und beliebig kombinierbaren Innenteil und stosssicheren Boden. Xcenior Schultertaschen sind in drei Grössen verfügbar, ebenso wie die dazu passenden drei Rollkoffer. Diese bieten der grossen Fotoausrüstung sicheren Schutz, sind individuell anpassbar und entsprechen, mit Ausnahme des grössten Modells, den Gepäckvorschriften der meisten Airlines.

Eine gänzliche Neukonstruktion von Vanguard sind die Stativköpfe der BBH-Serie. Sie präsentieren sich in einem neuen, offenen Design mit einem bisher einzigartigem Nivelliersystem: Ganz gleich in welcher Position sich die Kamera befindet, auf Knopfdruck rastet sie genau in der Nullstellung der x- und y-Achse des Kugelkopfes ein. Zudem sind die BBH-Kugelköpfe mit zwei Wasserwaagen ausgestattet, sowie mit einer gerasterten Drehfunktion für exakte 360° Panoramaaufnahmen.

Plötzlich, auf unserem Messerundgang, kommt uns ein Logo bekannt vor: Victorinox aus Ibach ist da! Was tut der renommierte Taschenmesserhersteller auf der weltgrössten Elektronikmesse?

Bei Victorinox hat schon vor einigen Jahren die Elektronik Einzug gehalten, indem verschiedene Taschenmessermodelle inzwischen mit einem USB-Stick ausgestattet sind. Die Reihe verkaufe sich weltweit äusserst erfolgreich und würde laufend weiterentwickelt, so Andrea Huder, Leiter der Elektronikabteilung bei Victorinox.

Das jüngste Produkt ist mit einem USB-Stick von 1 Terrabyte ausgestattet, «das finden Sie sonst nirgendwo» versichert Huder. Übrigens sind sämtliche USB-Sticks von Victorinox mit einer Verschlüsselung versehen, so dass die unter Umständen vertraulichen Daten des Besitzers auch bei einem allfälligen Verlust unantastbar bleiben.

Falls Sie demnächst Videoaufnahmen aus der Luft machen möchten, käme die AR-Drone 2.0 in Frage. Das Gerät legte am Stand von Parrot eine erstaunliche Flugfertigkeit an den Tag und zeichnet dabei das Flugfeld mit einer integrierten Videokameras mit HD 720p 30 fps auf. Angeblich soll man damit auch JPEG-Bilder machen können.

Die Drohne verfügt über vier unabhängig angesteuerte Rotoren, und einer umschäumten Basiszelle, in welcher sich die Kamera befindet. Als offene Konstruktion (siehe Bilder) wiegt das Gerät 380g, und mit einem als Zubehör erhältlichen Rotorschutz 420g. Zur AR-Drone 2.0 gibt es eine Fernsteuerung, oder man kann sie mit einer App über das iPhone/iPad steuern. Die maximale Flughöhe soll 150 Meter betragen.

Ist ihre Kamera wasserresistent? Und Ihr iPhone? «Liquipel» ist die Lösung. Die in Kalifornien ansässige Firma hat ein Verfahren entwickelt, mit welchem jedes elektronische Gerät behandelt werden kann, um danach wasserabstossend zu sein. Nicht wasserdicht, aber sicher genug, dass es intensives Spritzwasser (Dauerdusche) und ein Eintauchen in eine Flüssigkeit problemlos überlebt. Liquipel hat dies an ihrem Stand nicht nur mit verschiendenen Smartphone-Modellen vorgeführt, sondern auch mit einem behandelten Papiertaschentuch, das nach dem Eintauchen ins Wasser völlig trocken war. Wirklich «amazing», wie die Amerikaner zu sagen pflegen …

Um das Gerät entsprechend zu behandeln, muss es zu Liquipel eingeschickt werden. Hier wird es in einem speziellen Tauchverfahren mit einer auf Nanotechnologie basierenden Lösung infiltriert, wobei sämtliche Teile und Elektronikkomponenten mit der wasserabstossenden Schicht überzogen werden, Das Verfahren soll über Jahre einen dauerhaften Schutz gewähren und die Funktion der Elektronik in keiner Weise beeinträchtigen. Man habe auch bereits schon erfolgreich Kameras so behandelt, versicherte ein Mitarbeiter, doch wäre das Verfahren schon in erster Linie für Elektronikgeräte gedacht, deren optische Elemente verschlossene Komponenten sind. Gerade bei Smartphones sei die Anwendung angebracht und bereits vielfach bewährt.

Die verbleibenden zwei Tage werde ich vorwiegend auf der PMA verbringen, denn dort warten noch eine Menge kleinerer Stände mit unbekannten Produkten auf mich.

Urs Tillmanns

 

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