Urs Tillmanns, 2. März 2013, 09:44 Uhr

«Memories are more … smart»: Wo steht die Fotobranche – und was fehlt ihr?

Bereits zum vierten Mal fand am Mittwoch und Donnerstag, 27. und 28. Februar 2013, das «Business Forum Imaging, Cologne» statt. Dieses gibt jedes Jahr Fotomanagern und –händlern mit verschiedenen Referaten einen Einblick in die aktuelle Marktsituation und einen Ausblick in die Zukunft – in eine schwer voraussehbare Zukunft …

Thomas Blömer hat in seiner Eröffnungsansprache nicht nur auf die gegenwärtige Bedeutung der Digitalfotografie hingewiesen, sondern er hat die Qualität des Digital Imaging mit einer Reihe von eindrucksvollen Bildbeispielen belegt, die vor 15 Jahren und mit Film als Aufzeichnungsmedium nur schwerlich oder gar nicht möglich gewesen wären. Damit dokumentiert er die enorme technische Entwicklung, welche die Fotografie im letzten Jahrzehnt vollzogen hat. Er stimmt damit auch das Business Forum Imaging auf die Tatsache ein, dass die nächste technische Revolution bereits begonnen hat: Kommt nach dem Film und der Speicherkarte jetzt die Cloud …?

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Till Haunschild, CEO, Onepastfive GmbH
«Neue Wege durch den ‚Foto-Dschungel’»

Der Erfolg der Digitalkameras und die enorme Verbreitung fotografierender Smartphones führt zu unüberschaubaren Datenmengen, die verwaltet sein wollen, damit sie in der Medienwelt sinnvoll verwendet werden können. Deshalb hat Till Haunschild Pic Scatter entwickelt, das heute von rund sechs Millionen Nutzern gebraucht wird, darunter auch Grossunternehmen wie RCA Records, Nike und Project C. Mit Pic Scatter können auf einfache Weise Fotos geordnet und zu Collagen zusammengestellt werden, die eine Geschichte erzählen. Haunschild wies auch darauf hin, wie einfach heute jederzeit Bilder und Videos aufgenommen werden und führte als Beispiel den Meteoriteneinschlag in Russland an, der mit Flashboardkameras aufgezeichnet wurden. Weiter wies er auf die jüngsten Entwicklungen der Memoto-Kamera hin, die alle 30Sekunden ein Bild dessen macht, was der Kameraträger gerade erlebt, oder er nahm Google Glass als Beispiel, eine Head-up-Display-Brille, die jederzeit auf Sprachbefehlt Fotos oder Videos in eine Cloud überträgt. Zur Zeit arbeitet Haunschild an einem neuen Projekt namens «Joindrop», mit dem Fotos auf einfache Weise gruppiert und besser privat ausgetauscht werden können.

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Marion Knoche, Global Director, Imaging and Stationary, GfK Retail and Technology
«Smartphones führen zu einer höheren Wertschöpfung bei Kameras!»

Ein Höhepunkt der Veranstaltung gleich im zweiten Referat: Marion Knoche der GfK Marktforschung präsentierte einmal mehr mit den aktuellen Zahlen Istzustand und Ausblick der Fotobranche. Gesamtwirtschaftlich würden die Prognosen für 2013 nicht sehr positiv aussehen, stelle Frau Knoche eingangs fest, mit Ausnahme von Russland und China, die voraussichtlich dieses Jahr ein deutliches Wachstum schreiben dürften. Dennoch zeige sich der Imaging-Bereich ein relativ stabiles Bild, mit einem Trend zu hochwertigeren und teureren Produkten. Insbesondere die Wechselobjektive und andere Zubehörbereiche würden derzeit beachtliche Zuwachsraten verzeichnen. Auch in China werden vermehrt hochpreisige und technologisch hochstehende Produkte gekauft. Dort herrsche auch bezüglich der Smartphones ein noch andauernder Nachholbedarf, während in den meisten anderen Ländern die Tablets auf dem Vormarsch wären und selbst die PCs deutlich hinter sich liessen und noch extremer die Bilderrahmen, die völlig vom Markt verdrängt würden. Im Bereich der Digitalkameras legen weltweit die Spiegelreflex- und Kompaktsystemkameras weiterhin zu, während das Kompaktkamerasegment eher rückläufige Tendenzen zeigen. Die Konkurrenz der Smartphones und Tablets macht sich immer deutlich bemerkbar. Dabei sei der Trend offensichtlich, dass heute – vor allem auch eine jüngere Käuferschaft – für ein Smartphone viel Geld ausgegeben würde, während man sich früher mit dem kostenlosen Angebot des Providervertrages zufrieden gegeben hätte. Bei diesem neuen Konsumverhalten dürfe nicht ausseracht gelassen werden, dass viele Konsumenten durch das Smartphone Appetit darauf bekämen, sich intensiv mit Fotografie zu beschäftigen, um bessere Bilder machen zu können.

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Raffael Kraus, HP Indigo Photo Segment Manager, HP Graphic Solutions Business, Europe, Middle East and Africa
«Neue Lösungen für den Fotomarkt»

Die Indigo Digitaldrucksysteme haben sich in den letzten Jahren nicht nur im grafischen Bereich etabliert, sondern HP präsentiert auch zunehmend Lösungen, die für den Fotobereich interessant sind. So habe HP zur Drupa fünf Indigo-Neuheiten für verschiedene Nutzerprofile vorgestellt, so Raffael Kraus in seinem Ausführungen, wobei die HP Indigo 10000 für Finisher besonders geeignet sei, weil damit besonders grossformatige Fotobücher hergestellt werden könnten. Weiter sei die kürzlich vorgestellte HP Indigo WS6600p speziell auf die Anforderungen des Fotobereichs ausgelegt, weil die Maschine eine weiter verbesserte Druckqualität aufweisen und sich durch eine bessere Farbstabilität auszeichnen würde. Für viele Finisher sei jetzt der Umstieg von chemischen Verfahren auf den Digitaldruck auch deshalb gekommen, weil das Silberhalogenidpapier von den wenigen verbleibenden Herstellern immer teurer werde und weil für die immer stärker verlangten Fotobücher der Vor- und Rückseitendruck den Trend bestimme. Weiter wies Kraus noch auf eine neue Partnerschaft mit der schweizerischen Imaging Solution hin, deren Nachbearbeitungsmaschinen «Fastcut&sort» sowie «Digital fastblock» sich ideal an die Indigo-Linien anbinden lassen würden.

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Andreas Wahlich, Senior Manager Product Marketing Digital Imaging, Samsung Electronics GmbH
«Smart Camera 2.0 – die smarteste Art Bilder zu teilen»

In einer Zeit, in der mehr als 100 Millionen Bilder proTag (!) auf Facebook hochgeladen würden, würden die netzwerkfähigen Kameramodelle, wie beispielsweise die Samsung Galaxy Kamera, genau im Trend liegen, betonte Andreas Wahlich von Samsung. Samsung biete hier als Smartphone-, Tablet- und Kamerahersteller für jeden Anspruch die optimale Lösung, wobei bei der Samsung Galaxy Kamera mit einem 21fach-Zoom, 16 Megapixel-Sensor und 4,8 Zoll-Touchscreen, der Schwerpunkt auf beste Bildqualität gelegt worden sei. Der Kunde stelle an eine Kamera auch höhere Ansprüche als an ein Smartphone und suche vor allem einen schnellen Bilderzugriff, eine jederzeit verfügbare und spannende Kreativität mit besonderen Bildeffekten und eine grenzenlose Konnektivität über WLAN und 3G, wie er sie vom Smartphone her gewohnt sei. Letztere sei wichtig, weil die jungen Kamerabenutzer die Bilder sofort und überall die Bilder in die verschiedenen Netzwerke wie Instagram, Twitter oder Facebook hochladen wollen. Ein weiterer Trend sein in der Kamerabedienung offensichtlich, nämlich die Bedienung über ein möglichst grosses Touchscreen: Grössere Displays und keine Bedienungsknöpfe mehr sei ein Trend, der bei der jungen Käuferschaft enorm gut ankomme.

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Hans Hartman, Präsident, Suite 48 Analytics
«Smartphone-Fotos und das Bildergeschäft – eine grosse Chance oder eine grosse Illusion?»

Nur die wenigsten der Milliarden Fotos, die mit Smartphones aufgenommen werden, verwandeln sich in Bildprodukte. Analyst Hans Hartmann präsentierte gleich eine Erkenntnis zu Beginn: Es werden doppelt so viele Fotos mit Digitalkameras aufgenommen, wie mit Smartphones. Aber wie viele der Bilder werden geprintet? Von Smartphones dürfte es ein sehr kleiner Anteil sein, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass nur etwa 5 Prozent der rund 30‘000 verfügbaren Foto-Apps die Möglichkeit bieten würden, Fotos auszudrucken und nur rund ein Prozent dafür einen spezifischen Menüpunkt hätten. Trotzdem machen nur wenige davon Gebrauch, denn 55 % der Foto-App-Anwender haben noch nie ein Foto aus ihrem Smartphone bestellt. Von den Foto-App-Anwendern bestellten 63 % Prints und nur 24 % Fotobücher. Für viele ist offensichtlich dieser Vorgang noch zu kompliziert, denn nur 9 % bestellten aus einem Smartphone und 25 % von Tablets aus, weil die Gestaltung auf dem grösseren Display einfacher sei. Ausschlaggebend, ob die Printfunktion in den Apps benutzt wird, ist vor allem die Bedienerfreundlichkeit, die bei vielen Apps noch magelt – der Preis ist sekundär.

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Harald H. Pirwitz, Vorstand Marketing und Vertrieb von Cewe
«Smarte Markenführung – wie ein Erfolgsprodukt eine Unternehmensmarke etabliert»

CeWe ist der grösste Fotoproduzent Europas: Mit drei Geschäftsbereichen, 11 Produktionsbetrieben, vertreten in 24 Ländern mit 33‘000 Handelskunden und 178 Einzelhandelsgeschäften sowie einer eigenen Offset-Druckerei erzielt das Unternehmen einen Jahresumsatz vom mehr als 500 Millionen Euro.

Harald Pirwitz hat in seinem Referat zunächst den technologischen Wandel von analogen Prozessen hin zur digitalen Produktionsweise erläutert, der auch für CeWe eine neue Herausforderung mit sich brachte, nämlich eine völlig neue Marketingstrategie, vom Produkt zur Marke. Gleichzeitig zeichnete sich ein Rückgang der Printnachfrage ab, so dass neue Produkte gesucht werden mussten – darunter das CeWe Fotobuch, das sich inzwischen mit mehr als 20 Millionen Stück als Bestseller entwickelt hat. CeWe pflegt heute einen ständig überarbeiteten Internet- und Socialmedia-Auftritt, trotzdem machen die Bilderbestellungen ab Smartphones zur Zeit erst rund 4% des Gesamtvolumens aus. CeWe betreibt auch intensive Meinungsanalysen mit rund 50‘000 Kunden-Feedbacks pro Jahr.

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Frank Simon, Geschäftsführer Ecce Terram GmbH
«Mobile, soziale und Kamera-Apps – mehr als nur ein flüchtiger Trend?»

Der Analyst Frank Simon überraschte mit der Aussage, dass 55% der Smartphone-User noch nie einen Print direkt bestellt hätten. Prints sind offensichtlich bei Smartphone-User nicht in Mode, da die Apps und Programme von Anfangs an auf «Picture sharing» und nicht auf das Printen ausgelegt wurden.

Laut Frank Simon beträgt der Anteil der Fotobestellungen aus dem Smartphone 10%, während 33% Fotos auf eine Fotowebseite hochgeladen und über einen Computer, 33% direkt aus dem PC und 25% die Prints aus dem Smartphone über einen Fotokiosk bestellen werden. Fotobücher werden nur 6% direkt aus dem Smartphone bestellt, 40% durch Hochladen über PC, 42% direkt aus dem PC und nur gerade 8% über Fotokioske.

Interessant ist, welche Mengen an Bildern das Internet gegenwärtig beherbergt: Facebook verfügt über derzeit 219 Milliarden Fotos, Flickr über 6 Milliarden, Instagram über eine Milliarde und die Library of Congress, als grösste Fotosammlung der Welt, gerademal über 13,4 Millionen Bilder. Weiter präsentierte Frank Simon verschiedene Beispiele für gelungene und weniger gelungene Konzepte. Er stellte dar, welche Faktoren für eine erfolgreiche Foto-App entscheidend sind und machte deutlich, dass es nicht darum geht, weitere Bestellplattformen anzubieten, sondern den smarten Konsumenten echte Mehrwerte und eine einfache Bedienung zu bieten.

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Darren Johnson, Managing Director for Growth and Vice President Personalized Imaging Business, Eastman Kodak
Company
«Ein smartes Konzept: So begeistert der Fotohandel seine Kunden für Innovationen»

Darren Johnson hat zunächst mit einigen Schlagzeilen beleuchtet, was sich 2012 alles ereignet hat:

• Instagram hatte erstmals mehr tägliche Besucher als Twitter
• Google erzielt einen höheren Marktwert als Microsoft
• Facebook hat die Milliardenmarke an Besuchern überschritten
• SMS waren in Amerika erstmals rückläufig
• Es wurden weltweit mehr Smartphones verkauft als Computer und
• die Encyclopedia Britannica stellte nach 244 Jahren ihre Printausgabe ein

Mit diesen Facts leitete Darren Johnson über zu den radikalen Veränderungen des Fotomarktes der letzten Jahre und zeigte auf, wie die digitalen Medien das Konsumentenverhalten verändern würden. Die sozialen und mobilen Netzwerke führten zu neuen Regeln in menschlichen Beziehungen, und diese hätten einen grossen Einfluss auf den Einzelhandel, die Führung von Marken und das Verhalten von Kunden. Zu den radikalen Veränderungen gehört auch die Vielzahl von Plattformen im Internet und den sozialen Netzwerken, die rasant zunehmen würden und zu einer totalen Transparenz der Marktverhältnisse führen würden. Generatoren wären die 220 Millionen Smartphones, mit denen jeder zweite Europäer abgedeckt sei, und bereits wären mehr Smartphones im Einsatz als PCs. Hinzu kämen die 50 Milliarden Apps, die bisher downgeloaded wurden, und mit denen man sich nicht nur alle Informationen beschaffen sondern auch alles jederzeit und überall kaufen könne. Für den Retailer habe mit dieser Situation ein neues Zeitalter begonnen – was zugleich eine grosse Chance für neue Geschäftsmodelle darstelle.

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Stephen Mader, Director of Digital Retail, Kantar Retail
«Die Zukunft des Einzelhandels – PoS, Internet und Apps smart kombinieren»

Kantar Retail erforscht die aktuellen Trends im Einzelhandel und entwickelt neue Geschäftsmodelle für die Zukunft. Ziel sei es, so Stephen Mader, in einem überschaubaren Zeitraum bis 2020 erfolgreich zu sein. Dazu müsse man sich die gegenwärtige Marktsituation und das Einkaufsverhalten heutiger Kunden vor Augen führen. Nicht nur Amazon und andere Internetplattformen von Fachmärkten und Fachhändlern würden das bisherige Wirtschaftsmodell vernichten und Marktanteile gewinnen, sondern die Kunden wären mit Smartphones und Tablets in der Lage zu jeder Zeit und von überall aus einzukaufen. Zudem ergab eine Studie von Kantar Retail, dass 41% der Kunden sich vor einem Einkauf ausgiebig im Internet informieren und die Produktbewertungen auf glaubwürdigen Webseiten studieren würden. Diese Kunden wären bestens vorinformiert, bräuchten kaum mehr eine Beratung am Verkaufspunkt, und 38% der Kunden hätten auch Quervergleiche zu Konkurrenzprodukten studiert und wären genau über die aktuelle Preissituation informiert. 19% hätten auch bereits Fachgeschäfte besucht, um im Lokalmarkt eine noch präzisere Preistransparenz zu bekommen.

Auch der Gestaltung und den Attraktionen (Promotionen) am Verkaufspunkt käme in Zukunft eine immer wichtigere Rolle zu, damit man jene Kunden gewinne, die das Einkaufserlebnis suchen –shopping must be fun! Ergänzt werden könne dies beispielsweise mit mobilen Kassen, die es dem Kunden ermöglichen gleich bei der Produktauslage mit Kreditkarte (oder Smartphone) zu bezahlen, um so langweilige Wartezeiten an den Ausgangskassen zu umgehen.

Künftig dürften auch jene Verkaufspunkte an Bedeutung gewinnen, welche nur Frischprodukte in der Auslage führen würden und für alle anderen Waren Abholstellen für Internetbesteller wären. Dieses Modell sei bereits in Frankreich sehr populär.

Im Rahmen einer Omni-Channel-Strategien könnten Einzelhändler in der digitalen Zukunft auch erfolgreich sein, indem sie den Verkaufspunkt, den Internethandel und ihre mobile Plattformen intelligent und im Interesse des Kunden kombinieren.

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Rick Bellamy, CEO, RPI, Seattle, WA, USA
«So kommen Online-Erfahrungen in die wirkliche Welt»

Das Internet ist noch unverändert auf Wachstumskurs: Jede Minute kommen weltweit 217 neue Web-Besucher hinzu! In einer Befragung stellte man Leute vor die Wahl, was sie in der Mittagspause lieber hätten, etwas zu essen oder ihr Smartphone. Zwei Drittel der Befragten gaben dem Smartphone den Vorzug und wollten lieber auf das Essen verzichten. Das Beispiel zeigt, wie sich die Konsum- und Lebensgewohnheiten in der digitalen Welt verändert haben.

Auch in der digitalen Welt wollen Menschen ihre virtuellen Erlebnisse in physische Produkte umsetzen, denn der Wunsch, sich individuell auszudrücken, ist nicht auf digitale Medien beschränkt. Personalisierte Produkte sind darum der richtige Weg, um digitale Inhalte in das wirkliche Leben zu übersetzen, und diese zu produzieren und zu verkaufen, ist eine grosse Chance für den Fotohandel mit eigenen Fotoplattformen im Internet. Das belegen auch Umfragen, nach denen 35% aller Konsumenten personifizierte Produkte vorziehen, auch wenn der Preis dafür höher ist.

RPI hat für seine Kunden in Bilddienstleistung und Fotohandel neue Wege entwickelt, um Fotos aus sozialen Netzwerken in Umsatz zu verwandeln. Dabei geht es darum, wie Unternehmen Online- und Offline-Auftritte erfolgreich verbinden, ihre Marke fördern und Kundenzufriedenheit erzeugen können, indem sie die richtigen personalisierten Bildprodukte anbieten.

«Wir sind alle zu Fotojournalisten geworden» gipfelte Rick Bellamy seine Ausführungen, «denn die meisten von uns halten das Gesehen um uns herum laufend mit dem Smartphone fest und lassen andere sofort daran teilhaben. Das beste Beispiel dafür ist der Meteoriteneinschlag in Russland, der zur Zeit der analogen Fotografie wahrscheinlich undokumentiert geblieben wäre.» Und zum Schluss noch dies: «Im letzten Jahr wurden mehr Fotos gemacht, als in den 174 Jahren zuvor seit es die Fotografie gibt …!»

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Ralph Naruhn, CEO, und Werner Stapf, CTO, di support GmbH
«Technologien für magische Momente»

Die beiden Geschäftsführer des Startup-Unternehmens «di support» verstanden die Audienz mit neuartigen Produkten zu fesseln, die ebenso einleuchtend zukunftsträchtig scheinen als auch überraschen. Dazu muss man bemerken, dass das junge Unternehmen ausschliesslich auf Bi-to-Bi Basis operiert und bereits namhafte Unternehmen zu ihren Kundenstamm zählen darf, wie Canon, Casio, Panasonic, Ringfoto, Sony, Tetenal … bis hin zum Bundeskriminalamt.

Zunächst stellte CEO Ralph Naruhn (Bild) das Unternehmen vor. Dieses ist auf Softwarelösungen spezialisiert, darunter Anwendungen für die Webseitengestaltung, für Fotokioske bis hin zur Passbild-Software für die biometrisch Gesichtserkennung. Hauptziel dabei sei es, Fotoerlebnisse «smart» zu kombinieren und in Szene zu setzen. Denn Imaging soll auch Spass machen und die Menschen unterhalten.

Danach ging CTO Werner Stapf (Bild) auf einige produktespezifischen Leckerbissen ein, zum Beispiel auf das Multimediabuch, das nicht nur Fotos enthält, sondern auch Videos, die mit einem Fingerklick auf dem Tablet oder über einen QR-Code von einem Server abgerufen und eingespielt werden. Oder «virtual Magic», das sind in einem QR-Code verdeckte Informationen, die über das Anklicken mit dem Smartphone in pseudo-dreidimensionaler Art und animiert dargestellt werden können. Oder das «virtual Poster», mit dem über das Smartphone an der Wand ausprobiert werden kann, welches Poster in den Raum passt und welche Grösse dieses optimal haben sollte. Mit einem Fingerklick auf dem Touchscreen kann es dann auch gleich bestellt werden.

Als letzter und sehr wichtiger Bereich von «di support» muss die Programmierung von Apps erwähnt werden, was zum Kerngeschäft des Unternehmens gehört. Vielleicht benutzen Sie und ich täglich schon Apps von di support ohne es zu wissen …

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Heino Hilbig, Geschäftsführer, Mayflower Concept Marketing Consultants
«Der smarte Imaging-Markt – noch ein langer Weg?»

Heino Hilbig hat als Branchenkoryphäe einen weiteren Höhepunkt der Tagung gesetzt, in dem er nicht nur auf die unverzichtbare Rolle der Sozialnetzwerke einging, sondern auch unverblümt darlegte, was der heutigen Fotobranche fehlt, und warum sie sich neben den boomenden Smartphones und Tablets auf ein Abstellgleis manövriert hat: schrumpfender Markt mit sinkenden Preisen, Personalabbau und Konkursmeldungen machen dabei Schlagzeilen.

Wie weiter? In den Vordergrund stellte Hilbig als Beispiel die Firma Apple, die von einem fast bankrotten Unternehmen innerhalb von zehn Jahren zur teuersten Marke der Welt anwuchs, und stellte die Frage, wie wohl Steve Lobs unsere Branche retten würde. Dabei führte er auch absolut übertragbare Vergleiche an, wie die Marketingstrategie von Apple, das gepflegte Erscheinungsbild der Apple-Produkte und Apple-Stores oder die ästhetischen Verpackungen. Welche Massnahmen müssten getroffen werden, um Fotoapparate bedienungsfreundlicher und die Fotografie als Medium wieder populärer zu gestalten?

Neben vielen erwähnten Lösungsansätzen stand ein Tenor im Vordergrund: Kameras sind nicht zeitgemäss gestylt, sie sind zu kompliziert und zu anspruchsvoll in Bedienung und Handhabung, und die Fotoindustrie hat sich in der Vergangenheit zu viele Unzulänglichkeiten erlaubt, die heute einer Popularisierung nachteilig anhaften. Beispiele: uneinheitliche Speicherkarten, Änderungen der Seitenverhältnisse, unkompatible Objektivanschlüsse, verschiedenartige Strukturen der Bedienungsmenüs ….

Viele Fragen bleiben (noch) offen. Sicher ist, dass Heino Hilbig mit seinem eindrucksvollen Referat viele Denkanstösse vermittelt hat …

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Marius Hamer, Geschäftsführer, Mycamera.de
«Workshops: (durch) Wissen (mehr) verkaufen»

Wenn sich viele der vorgängigen Referate mit Marketingtheorien und Denkmustern durchsetzt waren, kann mit Marius Hamer ein erfolgreicher Fotohändler von der Verkauftstheke ans Rednerpult. Auch er betonte, wie sein Vorredner, dass die Kameras mehrheitlich zu kompliziert und zu erklärungsintensiv wären und dass sich die Smartphone-verwöhnten Konsumenten heute selbsterklärende und auch optisch attraktivere Produkte wünschen würden. Wahrscheinlich würden sehr viele Kameras gar nicht verkauft, weil sich die Kunden ihre Bedienung nicht zutrauen würden.

Wenn es dem Fotohandel gelingen würde, dies zu ändern, würde sich schlagartig ein gewaltiges Absatzpotenzial ergeben. Das perfekte Mittel sei, aufgrund seiner Erfahrungen, das Durchführen von Workshops. Diese bieten einen einfachen Zugang zur Fotografie als Hobby und werden von den Kunden sogar gut bezahlt. Während die Nicht-Workshop-Besucher unter den Kunden vor allem preisbewusst denken (und handeln), steht bei dem Workshop-Besuchern als Kunden besseres Praxiswissen und ein höheren Qualitätsbezug im Vordergrund. Zudem können die Workshops einfach mit Vertriebsaktivitäten und Nachverkäufen verbunden werden. Deshalb sollte jeder Fotohändler bei jedem Kameraverkauf ein Training anbieten. Denn damit biete gerade der Fachhandel einen Mehrwert, den er wie keine andere Vertriebsform beherrscht: persönliche Nähe zum Kunden.

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Oliver Elsner, Social Network Academy
«Social Media für die Imagingbranche – so finden Sie den richtigen Weg»

Auch das Abschlussreferat von Oliver Elsner erwies sich sehr schnell als Augenöffner. Als Spezialist für Sozialnetzwerke verstand es Oliver Elsner – sein angekündigter Partner Markus Hartlieb war krankheitshalber verhindert – dem Auditorium die Welt der Sozialnetzwerke näher zu bringen – mit allen Schattierungen sowie den unzähligen «Do‘s»und «Dont‘s», die es in dieser neuartigen Kommunikationswelt zu beachten gibt. Der Referent stellte auch dar, welche Plattformen Pflicht sind und welche Kür, und er machte deutlich, was die Nutzung sozialer Medien kostet und welche Ergebnisse man dafür erwarten kann. Lehren daraus: Erstens ist die Fotobranche und die Kameramarken quantitativ und qualitativ unterdurchschnittlich in der neuartigen Kommunikationswelt vertreten, und zweitens drängt die Zeit (und auch der erforderliche Zeitaufwand!) hier den Anschluss nicht zu verpassen.

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Der Schlusspunkt: Das diesjährige Business Forum Imaging, Cologne der photokina war einmal mehr eine interessante Standortbestimmung mit vielen interessanten Denkanstössen, der aus verschiedenen Branchenrichtungen und branchennahen Bereichen stammenden Referenten. Ursprünglich als Kommunikationstreffen in den Nicht-photokina-Jahren gedacht, hat sich das Forum inzwischen als jährliche Veranstaltung etabliert, die nicht nur den Namen photokina weiterträgt, sondern auch die bilateralen Beziehungen unter den Branchenvertretern fördert. Die Fotobranche verfügt mit dieser jährlichen Veranstaltung über ein wichtiges Kommunikationselement, das über den Spiegel der Marktentwicklung hinaus weiterhin an Bedeutung gewinnen dürfte.

Urs Tillmanns

 

Den Initianten das Wort …

Thomas Blömer (International Contact) und Don Franz (Photo Imaging News, USA) schauen bereits auf das vierte Business Forum Imaging, Cologne «Memories are more … smart» zurück. Die ursprüngliche Idee war, den Managern und Händlern regelmässig und ausserhalb der photokina eine Plattform für Referate und Gedankenaustausch zu bieten. Und daraus ist eine Erfolggstory geworden, auf welche sowohl die beiden Initianten als auch die Koelnmesse stolz sein dürfen.

«Das Business Forum hat sich als feste Grösse in der Fotoszene etabliert» sagte Thomas Blömer(in unserem Bild links). «Memories are more ist mit den Partnern photokina und dem Photoindustrie-Verband zu einem wichtigen Anlass des Erfahrungsaustauschs in unserer Branche geworden, der Händlern und Partnern hochkarätige Informationen aus erster Hand bietet». Don Franz fügte hinzu: «Die Veranstaltung wird jedes Jahr grösser und wichtiger, und wir sind mit der Wahl unserer Referenten auch künftig bemüht, eine immer stärkere internationale Beteiligung zu gewinnen.»

Das nächste Business Forum Imaging, Cologne wird am 5. und 6. März 2014 stattfinden. Informationen dazu finden Sie rechtzeitig auf
www.bfi-photokina.de

 

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