Urs Tillmanns, 25. Mai 2013, 07:00 Uhr

Buchtipp: Cordula Christina Burkart «Eringer – die Walliser Königinnen»

Cordula Burkart, die Tierfotografin.ch, hat sich während mehr als fünf Jahren einem aussergewöhnlichen Projekt gewidmet. Sie hat Kühe fotografiert – ganz besondere Kühe allerdings. Kühe, die unter sich eine klare Hierarchie respektieren und dafür kämpfen. Dazu ist jetzt ein 300seitiges Buch entstanden. Ein Buch, das die Geschichte der schwarzen Königinnen des Wallis erzählt.

Kennen Sie die Eringer? Nein, das ist kein mittelalterlicher Edelritterschlag, obwohl dies gar nicht so abwegig wäre, sondern es sind – Kühe. Keine braungeschäggten oder schwarzweissen Milchkühe, sondern es ist die kleinste Kuhrasse in Europa. Die kleingewachsenen, pechschwarzglänzenden Eringer sind im Wallis zu Hause, und weil sie etwas ganz besonders sind, werden sie auch liebevoll «Die Königinnen des Wallis» genannt. Für die Milchwirtschaft sind sie zu wenig ertragreich, doch zeichnen sie sich durch andere Qualitäten aus: Die Eringer sind bewährte Kampfkühe. Kühe, die unter sich eine ganz klare Hierarchie pflegen – und dafür kämpfen.

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Es sind aber nicht nur diese «Ringkuhkämpfe» (an die Sprachfanatiker: das Wort heisst tatsächlich so) die begeistern, sondern es ist die ganze Kultur darum herum, die eine Welt für sich ist. Die Geburt und Aufzucht der Tiere, ihre Glocken mit dem opulenten Schmuck, die Ringkuhkämpfe als einzigartiges, traditionelles Schweizer Urbrauchtum, bis hin zur liebevollen Pflege durch ihre Halter, welche beispielsweise die Hörner der bulligen Tiere mit kosmetischen Raffinessen veredeln.

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Und wie kommt eine Tierfotografin – die übrigens auch ebenso professionell Landschaften aus dem Hubschrauber fotografiert – dazu, sich nicht mit Tieren in der Wildbahn abzugeben, sondern – mit eben diesen Kühen?

«Der Zufall hat mitgespielt» erzählt Cordula. «Eigentlich wollte ich im Rahmen meines langfristigen Projektes ‚Menschen und ihre Tiere‘ eine Reportage über einen Hirten hoch oben auf einer Walliser Alp machen. Dabei bin ich mit ein paar Bergbauern ins Gespräch gekommen, und die haben mich auf die Fährte der Eringer gebracht. Sie haben mir lebhaft geschildert, welche Kultur dieses Brauchtum umgibt, und wie aussergewöhnlich diese Tiere und ihre hierarchischen Strukturen sind. Und je intensiver ich mich mit den Eringern und ihrer Kultur auseinandersetzte, desto mehr hat mich dieses Thema gefesselt.»

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Während fünf Jahren ist die im Aargau lebende Fotografin immer wieder in alle Seitentäler des Wallis gefahren, hat alles rund ums Viehleben miterlebt, vom Besamen über das Kalbern bis hin zu den besagten Ringkuhkämpfen. Sie hat Tausende von Bildern geschossen … und daraus sind dann rund 500 Fotos geworden, die sich jetzt in diesem Bildband präsentieren.

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Das Buch erzählt eine Geschichte. Die Geschichte von den Eringern. Es ist eine Geschichte, die man nur in Bildern erzählen kann …

Cordula Burkart hat mit dieser Arbeit mehr als nur ein Schweizer Brauchtum dokumentiert. Sie hat mit ihrer Kamera neben den Ringkuhkämpfen auch die ganze einzigartige und wohl ebenso einmalige Kultur festgehalten, die der Besucher dieser Veranstaltungen – und deren gibt es im Wallis jedes Jahr viele – wohl kaum auch nur annähernd in dieser Breite wahrnimmt.

Für die Fotografin war bald klar: daraus musste ein Buch werden. Diese ganz besondere Schweizer Tradition, diese klare Hierarchie unter Kühen, diese Ringkuhkämpfe, wurde noch nie in dieser Ganzheit fotografisch festgehalten und in einem Buch publiziert.

«Ich habe Glück gehabt, dass ich den Rotten-Verlag in Visp für das Projekt gewinnen konnte» sagt Cordula begeistert. «Vor allem hat sich dabei eine hervorragende und sehr effiziente Zusammenarbeit ergeben, mit der Verlagsleitung und auch ganz besonders mit Sven Frachebourg für die grafische Gestaltung und mit Luzius Theler, der den Textteil des Buches beigesteuert hat.»

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Die Gestaltung verdient ebenso ein grosses Kompliment. Der Verlag zeigte offensichtlich Verständnis für ausgefallene Grafiker-Ideen, wie beispielsweise die Umschlaggestaltung mit dem Eringer-Auge, das durch ein Astloch im Frontkarton blickt. Oder für die Chromstahlklammer mit einem Walliserwappen, welche das Buch geschlossen hält. Das sind markante Details, mit denen sich ein solches Buch im grossen Bildband-Dschungel wohltuend abhebt.

Und noch jemand hat ein Kompliment verdient: Luzius Theler, Journalist und Redaktor beim «Walliser Bote». Er weiss wovon er schreibt, denn schliesslich hat er vor Jahren aus Freude an der Sache neben seinem Journalistenjob ein Diplom als Viehhändler erworben. Mit seinen Texten vermittelt er uns, auf deutsch und französisch, viel Wissenswertes über die Eringer, das man sonst kaum wo erfährt.

Die Tierfotografin Cordula Burkart hat mit diesem Bildband ein sehr verdienstvolles Werk geschaffen, das einerseits einen typischen Schweizer Volksbrauch in aussergewöhnlicher und gelungener Art dokumentiert, das anderseits eine spannende und einzigartige Geschichte erzählt: Die Geschichte von den Walliser Königinnen – und den Menschen, die sie verehren.

Urs Tillmanns

Ehringer

 

Buchbeschreibung des Verlages:

Eringer

Die Walliser Königinnen – und die Menschen, die sie verehren

Es ist ein grandioser Foto-Band, über die kampflustigen Kühe der kleinen Eringerrasse, die Walliser Königinnen. Und eine Hommage an die Züchter, die sich Tag um Tag, Jahr um Jahr um diese seltene Kuhrasse kümmern.

Die Tierfotografin Cordula Christina Burkart hat das Leben der Eringer-Königinnen und ihrer Züchterinnen und Züchter in jahrelanger Arbeit und mit Tausenden von Fotos dokumentiert und den Lebenszyklus von Mensch und Tier in packenden, gefühlsvollen und stimmungsvollen Bildern festgehalten.

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Dazu werden kurze, prägnante und erklärende Texte von Luzius Theler den Bildband zu einer einzigen Liebeserklärung an die Königinnen machen, die nur wegen ihres Kampfesmutes und dem Fechtspiel ihrer Hörner alle Zeiten überdauert haben und bis zum heutigen Tag das Herz und das Gemüt der Menschen berühren und Tausende bei den Kämpfen im Tal und bei den Alpaufzügen in ihren Bann ziehen.

Es soll ein gediegenes, ein schönes Buch werden, ein Werk das dieser einmaligen Symbiose zwischen Mensch und Tier ein kleines Denkmal setzt – ein Bildband, der die Betrachtenden und Lesenden immer wieder innehalten und staunen lässt.

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Der Inhalt

1. Der Sprung

2. Das Kalbern

3. Die Kämpfe

4. Die Alpbestossung

5. Rucksacktauglich

6. Herz und Verstand

7. Herbstliche Wehmut

8. Die Herbstkämpfe

9. Der Vatertag

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Die Fotografin

Cordula BurkartCordula Christina Burkart (*1969 in Aarau) ist seit 1998 freischaffende Fotografin mit einem eigenen Fotostudio in Safenwil AG. Dort fotografiert sie in erster Linie Personen und Tiere, verfolgt aber auch langfristige eigene Projekte, wie «Airphotopainting» oder «Menschen und ihre Tiere», aus dem die Reportage über die Eringer deriviert ist. Cordula Burkart ist seit 2008 Mitglied des Schweizer Berufsverbands der Fotografen SBf, Basel Nordwestschweiz. Sie hat diverse fotografische Auszeichnungen erhalten, ihre Arbeiten wurden in öffentlichen Ausstellungen gezeigt und über ihre Arbeiten wurden verschiedene Beiträge in Printmedien, Fernsehen und Radio veröffentlicht.

Beachten Sie auch den Artikel über Airphotopainting auf www.fotointern.ch.

Ehringer

 

Cordula Burkart (Fotos), Luzius Theler (Text)
Eringer. Die Walliser Königinnen – und die Menschen, die sie verehren
300 Seiten, ca 450 Abbildungen
Format 30 x 30 cm, fester Einband, gebunden
Zweisprachig deutsch/französisch
Rotten Verlag AG, Visp
ISBN 978-3-906118-01-7
Preis CHF 79.–

Das Buch kann hier online bestellt werden

 

 

Ein Kommentar zu “Buchtipp: Cordula Christina Burkart «Eringer – die Walliser Königinnen»”

  1. Schon immer hat mich der Kampf unserer eigenen Kühe der Rasse Limousin fasziniert. Wenn Kühe urplötzlich anfangen ihren Rang in der Herde fest zulegen, habe ich immer sofort den Ort, ob Weide oder Stall verlassen und habe vom Rand fasziniert beobachtet. Denn Kühe nehmen keine Rücksicht auf alles andere drumherum, man kann schnell umgestoßen werden.
    Dieses Buch hier erzählt eindrucksvoll durch große wunderbare Fotographien aus dem Leben der Eringer Kühe und dem der Menschen um sie herum. Schon der Buchdeckel verspricht, dass sich Wunderbares dahinter verbirgt. Ich habe noch keinen Eringer Kuhkampf gesehen, aber durch dieses Buch fühle ich, als stünde ich mittendrin im Geschehen. Ohne viele Worte ist es ein gelungenes Werk. Man spürt geradezu die Aufregung und Freude der Züchter, vor, während und nach den Kämpfen. Aber auch der ganz normale Alltag im Jahresverlauf wird eindrucksvoll in Bildern dargestellt. Super.
    Ein besoderes Lob der Fotografin und auch dem Autor Dank für die Informationen.
    Dieses Buch ist sehr empfehlenswert.

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