Foto: Prophoto-online.de Urs Tillmanns, 22. Juni 2014, 07:00 Uhr

Sind Smartphones ein Kameraersatz?

Wir haben sie ständig dabei und fotografieren fleissig damit – mit den Smartphones. Tatsächlich ist ihre Bildqualität immer besser geworden und als «Immer-Dabei-Kamera» für viele mehr als nur gut genug. Trotzdem sind Kompaktkameras den auch fotografierenden, portablen Telefonen (noch) in mancherlei Hinsicht überlegen. 

 

Wie gut sind die in den Smartphones eingebauten Kameras? Smartphones gelten als «Immer-Dabei-Kamera», quasi als fotografisches Notizbuch. Durch sie ist die Anzahl der «Klicks» in der Sekunde, die allein für Deutschland in 2013 laut Photoindustrie-Verband mit über 2’000 angegeben wird, weiter angestiegen. Wie die im Herbst von der gleichen Institution durchgeführte Verbraucherumfrage zum Thema Smartphone-Fotografie ergab, nutzen von den nahezu 1’400 Befragten 82 Prozent die Fotofunktion des Smartphone. Mit 18 Prozent der Befragten, die sich nicht der Fotofunktion bedienen, lag deren Anteil um 5 Prozent über dem Ergebnis der Prophoto-Verbraucherumfrage 2012, wo 13 Prozent der Befragten angaben, mit ihrem Smartphone nicht zu fotografieren. Für 2013 und 2014 dürfte dieser Wert nochmals deutlich zurückgehen.

Foto: Prophoto-online.de

Praktisch: Man hat das Smartphone mit Kamera immer dabei. Aber, reicht die Qualität aus? (Foto: Prophoto-online.de)

Smartphoneskameras mit ihren Auflösungen von bis zu 20 Megapixeln und ihrer Farbtreue versprechen auf den ersten Blick sehr viel Bildqualität. Auszumachen ist jedoch, dass man aus fotografischer Sicht trotz der Weiterentwicklungen sehr schnell an die technischen Grenzen stösst, die sich beispielsweise in tonnen- oder kissenförmigen Verzeichnungen widerspiegeln. Konstruktionsbedingt, auch, wenn Smartphones immer grösser werden, ist nicht nur das Objektiv sehr klein, sondern auch die Bildsensoren. Dies führt dazu, dass die Fotos fast immer durchgehend scharf sind und ein Spiel mit Schärfe und Unschärfe kaum möglich ist. Dass die Auflösung nicht alles ist und man sich von ihr nicht blenden lassen sollte, zeigt auch die Tatsache, dass das Bildrauschen und andere Bildartefakte zunehmen, je mehr Megapixel auf den kleinen Sensor gepackt werden. Eine zu hohe Auflösung hat zudem den Nachteil von zu großen Bildern. Werden diese nicht über WLAN oder per Kabelverbindung hochgeladen, so ist die Datenflatrate des Handytarifs schnell ausgeschöpft.

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Die Qualität der Smartphone-Kameras wird immer besser. Auflösungs-Rekordhalter ist das Nokia Lumina 1020 mit 41 Megapixel.

Bis auf wenige Ausnahmen verfügen Smartphones über keinen optischen Zoom, denn dieser macht es deutlich schwerer. Selbst wenn der Digitalzoom die Anpassung des Bildausschnitts zulässt, so sollte man ihn nicht einsetzen. Bei einer zu starken Vergrößerung werden die Aufnahmen schnell sehr pixlig. Auch, wenn immer mehr Smartphones über einen eingebauten Blitz verfügen, so sind die fotografischen Möglichkeiten begrenzt. Die Blitzreichweite ist meist sehr kurz, weshalb nur Naheliegendes optimal ausgeleuchtet werden kann.

Foto: Urs Tillmanns / Fotointern.ch

Grosse «Kamera», kleine Bilder: Tablets haben meist nur 3 bis 5 Megapixel Auflösung und sehr rudimentäre Fotofunktionen

Von den Megapixelangaben sollte man sich als Verbraucher nicht blenden lassen. Testberichte zeigen, dass in Smartphones der Oberklasse die besseren Kameras stecken – auch, wenn Einsteigergeräte vielfach mit hohen Megapixelwerten aufwarten.

Fotografisch aufmotzen lassen sich Smartphones mit entsprechendem Zubehör – seien es Objektivvorsätze, separates Blitzlicht oder kleine und flexible Stative. Wer viel mit dem Smartphone fotografiert, sollte an eine separate SD-Karte ebenso denken wie an einen zweiten Akku.

Quelle: Prophoto-online.de

 

 

8 Kommentare zu “Sind Smartphones ein Kameraersatz?”

  1. Das Smartphone benutze ich als Ersatz für die Kompakte. Sie ist aber von der Ergonomie und auch von der Gestaltung der Bilder fehlen viele Möglichkeiten. Insbesondere die schlechte Ergonomie führt zu einer langsamen Reaktion. Damit gibt es eine gute Bildkomposition nur noch zufällig oder neu langsamen Motiven.
    Für mich macht ein Smartphone nur Bilder, Fotografieren tut man aber mit der SLR!

  2. Der Artikel diskutiert den Stellenwert von Smartphone-Kameras vis-à-vis „Kameras“ auf der Basis technischer Argumente. Das ist der Grundlagenirrtum der Kameraindustrie: Das Mantra des Marketings, dass sich die „besseren“ Kamera-Spezifikationen durchsetzen weil die Kunden dies mit „besseren“ Bildern verbinden ist widerlegt. Zeit für die Branche sich zu überlegen, was ihre Kunden mit den Kameras tatsächlich machen – und machen wollen. Man nennt dies auch: Paradigmenwechsel.

  3. Die technische Entwicklung der Fotografie war schon immer vom Drang nach mehr Bequemlichkeit gekennzeichnet, quasi auch ihr Motor – insbesondere in der Laien-und Amateurfotografie. Dort, wo die Hersteller das Geld generieren.
    Smartphones können nun als Höhepunkt dieser Entwicklung betrachtet werden.

    Und einmal mehr zeigt sich, dass Bequemlichkeit auch vor Qualität geht. Auch das kein neues Phänomen in der Fotografie und ebenso nicht auf die Fotografie beschränkt.
    Die Kameraindustrie hat sich auch diesen Höhepunkt mindestens teilweise selber verschuldet. Jahrelang pochte man auf die Vorzüge der digitalen Technik und genau jene Argumente sind nun in den Leuten dermassen verankert, dass vor allem Laien technischen Erklärungen gegenüber immun sind. „Grössere Sensoren“, „Optischer Zoom“ usw sind Dinge die sie gar nicht mehr höhren wollen. Sie betrachten ihre Smartphonebildchen meist ebenso auf Smartphones wo sie auf diesen munzigen Displays schliesslich keine Mängel erkennen. „Mir reicht das, ist gar nicht mal so schlecht“ – gegebetsmühlenartiger Standartspruch.

  4. @ Rolf Bürgin
    Die Mehrzahl der Fotos dienen heute nur noch dem Hinweis „ich war da, ich gehöre dazu“, werden zu Facebook hochgeladen und das wars. Alles was dem Nutzer diese Abläufe erleichtert, hat eine Chance am Markt. Der Rest wird weitgehend verschwinden.

  5. @ Sikke Loling
    Absolut einverstanden!
    Wer „f“ mit „Blendenwert“ verbindet hat auf Facebook keine likes…
    Woran liegt es, dass die Handyhersteller dies schon lange begriffen haben, die marktführenden Kamerahersteller aber kaum bis gar nicht?

  6. @Sikke Loling : Beschriebenes Phänomen ist bestimmt wahr, Doch so ganz anders war das früher auch nicht. Schon früher wiesen Didakten stets auf das „Zeigen was man sieht“ hin, dass dies eben nicht bewusstes fotografieren sei.
    Nur : früher kamen solche Fotos kaum aus ihren Entsteheungskreis der Familie/Bekanntenkreis hinaus. Der Unterschied zu heute liegt eher darin.

    @ Rolf Bürgin : Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Was hätten die Kamerahersteller anders tun sollen? Etwa Handys produzieren, was ja gerade paradox wäre? Es gibt auch kompakte/kleine Kameras mit denen sich gestalten lässt. Problem ist nur, dass auch diese kaum mehr jemand will.

  7. @ philipp
    Kreative Gegenfrage: Woran liegt es, dass die WiFi-/Internet-/Softwareanbindung und -Integration für Handyfotos bruchlos einfach und z.B. in der Nikon-Welt für Coolpix/Nikon1/DX-DSLR/FX-DSLR unterschiedlich ist? Die Kamerahersteller stehen nicht von einem Entweder-oder-Problem („Machen wir Handys oder Kameras?“), sondern einer Sowohl-als-auch-Herausforderung („Wie bekommen wir die Handyfunktionalität in eine Kamera rein?“).

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