Schwarzweiss ist im Digitalzeitalter keineswegs «out». Die monochrome Darstellung ist ein beliebtes Stilmittel, das auch mit der Digitaltechnik gepflegt werden kann. In diesem Buch zeigen zwei versierte Autoren, worauf man schon bei der Aufnahme achten muss und wie man danach die farbigen Bilddaten für Schwarzweiss optimiert.
Das kürzlich erschienene Buch «Schwarzweiss Fotografie – die Reduktion auf das Wesentliche» von Antonino Zambito und Andreas Pflaum deckt eine Marktlücke ab, den über digitale Schwarzweiss-Fotografie gibt es relativ wenig gute Bücher. Dennoch dürfte das Interesse für Schwarzweiss ein Grosses sein, denn «die Reduktion auf das Wesentliche» – wie es der Untertitel klar umschreibt – ist gerade in der kreativen Fotografie ein unverzichtbares Stilmittel. So wichtig, dass Leica beispielsweise extra eine Kamera dazu auf den Markt gebracht hat – die Leica Monochrom.
Um es vorweg zu nehmen: Das Buch richtet sich nicht nur an Digitalfotografen. Wer noch mit Film fotografiert, und vor allem wer sich (wieder) einmal in die Welt der analogen Fotografie zurück versetzen möchte, der findet in dem Buch die wichtigsten Grundlagen dazu. Es wird erklärt, welche Schwarzweissfilme es (noch) gibt und wie man nach der Belichtung den Film entwickelt. Das Thema ist rasch und grundlegend abgehandelt, dann geht es für Digitalfotografen weiter.
Die beiden Autoren gehen dann auf die Aufnahmetechnik ein und erklären, worauf es besonders bei der schwarzweissen Aufnahmetechnik ankommt. Dabei ist auch das Wissen um die Farbe und um das Farbmanagement ein zentrales Thema, damit die Farben in korrekte oder betonende Tonwerte umgesetzt werden. Wie arbeitet man bei der Aufnahme mit Farbfiltern, um die Tonwerte zu verändern? Welche Filter ergeben für welche Farben welche Grauwerte, und wie lassen sich diese aus dem Farbbild mit der entsprechenden Software verändern? Wie geht man mit der Kontraststeuerung um, die für die Schwarzweissfotografie wie das Salz in der Suppe ist. Knapp die Hälfte des Buches widmet sich der analogen Technik und der Aufnahmetechnik für die digitale Schwarzweissfotografie.
Dann kommt ein Kapitel, über das viele Leser sehr froh sein werden: Scannen und Bildretusche. Viele Fotografen besitzen noch Schwarzweissnegative oder Schwarzweissprints von früher und möchten diese gerne digitalisieren. Dabei gibt es einige Dinge zu beachten, um ohne grossen Aufwand makellose Ergebnisse zu bekommen.
In den folgendes Kapiteln geht es im Wesentlichen um die Umsetzung digitaler Bilddaten in wirkungsvolle Schwarzweissbilder, erklärt am RAW-Konverter Silkypix Developer Studio Pro 6, an Adobe Photoshop Elements und an Silver projects professional, einer Software, die speziell auf die Umsetzung auf Schwarzweiss spezialisiert ist. Die Autoren sind berechtigt der Meinung, dass man fast nicht um dieses Programm herumkommt, wenn man sich intensiv mit der Schwarzweissfotografie auseinandersetzen will. Dementsprechend ausführlich ist die Arbeitsweise damit auch an verschiedenen Praxisaufgaben beschrieben.
Was in dem Buch fehlt und vielleicht Thema eines zweiten Bandes sein könnte, ist der ganze Output-Bereich, der Weg von optimalen digitalen Schwarzweissdaten zu perfekten Prints, sei es auf normalem Inkjetmaterial oder auf speziellen Fine Art Medien. Gerade letztere setzen der Schwarzweissfotografie die Krone auf.
Das Buch von Antonino Zambito und Andreas Pflaum, die übrigens zusammen in Stuttgart eine Fotokunstschule betreiben, ist besonders nützlich für Leute, die in die Schwarweissfotografie einsteigen wollen. Es liefert eine sehr gute und kompetent verfasste Grundlage dazu, erklärt leicht nachvollziehbar die Möglichkeiten mit der entsprechenden Software und spornt mit vielen nützlichen Praxistipps und Ideen an, sich intensiver mit der Schwarzweissfotografie zu befassen.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Schwarzweiß-Fotografie ist heute die hohe Kunst der Fotografie. Mit dem Stilmittel Schwarzweiß, der bewussten Reduktion der Bildinformation auf Kontraste und grafische Strukturen, haben Sie als Fotograf eines der stärksten Gestaltungsmittel in Ihren Händen.
Schwarzweiß-Fotografie – einfach nur Anachronismus oder die hohe Schule der Fotografie? Die Aussagekraft des Motivs, gepaart mit gekonnter Bildgestaltung, bekommt ein ganz besonderes Gewicht und oftmals eine außergewöhnliche Authentizität. Lassen Sie sich von Antonino Zambito und Andreas Pflaum in das Abenteuer Schwarzweiß-Fotografie entführen und erleben Sie selbst anhand des neuen Wissens, wie besonders befriedigend diese schönste Art der Fotografie ist.
Die Aussage und die Bildgestaltung bekommen mehr Gewicht durch Schwarzweiß. Anscheinend ist das Fotografieren in Schwarz-Weiß mehr als nur das Weglassen von Farbe. Durch die Reduktion des Bunten auf Graustufen scheinen auch die Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung des Betrachters reduziert zu werden. Stattdessen entsteht eine Konzentration auf Formen und Hell-dunkel-Übergänge.
Die Schwarz-Weiß-Fotografie erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Das spiegelt sich nicht nur in der großen Anzahl unterschiedlicher Filmemulsionen wider, sondern auch in diversen Computerprogrammen und Apps für Smartphones und Tablets mit der Möglichkeit zur Konvertierung in Graustufen.
Der Inhalt
1. Kapitel: Monochrome Bildaufzeichnung
Mehr als nur das Weglassen von Farbe / Ist die Schwarz-Weiß-Fotografie ehrlicher? / Kein Platz für Grabenkämpfe / Kameras und Glaubenskrieger / Kriterien zur Wahl einer Kamera / Filter sind gute Werkzeuge / UV-Filter und Schutzfilter / Polarisationsfilter / Graufilter (ND-Filter) / Farbfilter und ihre Auswirkung / Infrarotfilter (IR-Filter) / Digitale Bildaufzeichnung / Kompromisslos: Leica M Monochrom / Analoge Bildaufzeichnung / Film und Sensor im Vergleich / Polaroid-Sofortbild und Unikat / Analoge Filme und Formate / Filme und ihre Eigenschaften / Ilford, Synonym für Schwarz-Weiß / Kodak, Erfinder des Kleinbildfilms / Nach dem Fotografieren mit Film / Schwarz-Weiß-Film entwickeln
2. Kapitel: Wissen um die richtige Belichtung
Methoden der Belichtungsmessung / Variante 1: die Lichtmessung / Variante 2: die Objektmessung / Die Mehrfeldmessung / Die Spotmessung / Die Integralmessung / Externe Belichtungsmesser / Belichtungskorrektur durchführen / Blende und Belichtungszeit / Blende einstellen / Belichtungszeit einstellen / Blende-Zeit-Kombinationen / ISO-Empfindlichkeit / Bildrauschen ist nicht Filmkorn / Blende und Schärfentiefe
3. Kapitel: Monochrom richtig inszeniert
Lichtfarbe und Schwarz-Weiß / Lichtquelle und Farbtemperatur / Messen der Farbtemperatur / Genormte Graukarte einsetzen / Weißabgleich im RAW-Konverter / Farbräume und Farbprofile / Spiel mit Licht und Schatten / Besondere Lichtstimmungen / Lichtführung und Bildgestaltung / Lichtinseln im schwarzen Meer / Nachtfotografie in Schwarz-Weiß / Wissen, was man will / Prägende Aufnahmestandorte / Kleine Übung vor dem Shooting / Horizontlinie und Bildaussage / Ausgewogene Strukturen / Himmlische Wolkenformationen / Was ist ein perfektes Bild?
4. Kapitel: Scannen und Bildretusche
Scannen von Negativen / Flachbettscanner oder Filmscanner / Allgemeine Einstellungen vornehmen / Manuelle Retusche der Scans / Akvis Retoucher im Einsatz
5. Kapitel: Schwarz-Weiß mit Silkypix
Grundlegende Konvertierung / Landschaft mit Wolkenhimmel / Farbeinstellung: Monochrom / Weißabgleich einstellen / Belichtung korrigieren / Kontrast optimieren / Vielseitige Gradationskurven / Kontrast und Schärfe / Farbeinstellung: Monochrom / Kontrast erhöhen / Bildausschnitt optimieren / Verzerrungen korrigieren / Bildschärfe verbessern / Bildrauschen minimieren / Tiefe Schatten aufhellen / Helligkeitsunterschiede ausgleichen / HDR für mehr Detailkontrast
6. Kapitel: Schwarz-Weiß mit Elements
Landschaftsfotografie monochrom / Umsetzung in Schwarz-Weiß / Partielle Tonwertkorrekturen durchführen / Speichern im PSD-, TIFF- oder JPEG-Format / Verschiedene Farbfilter einsetzen / Mehrfache Schwarz-Weiß-Umsetzungen / Tonwertkorrektur für mehr Kontrast / Bilder zu einem Gesamtbild zusammenführen
7. Kapitel: Silver projects professional
Monochrome at its best / Silver-projects-Basis-Workflow / Bild einladen / Paletten und Piktogramme / Ergebnisbild speichern / Ausgewählte Voreinstellungen / Start in den Expertenmodus / Die Post-Processing-Effekte / Post-Processing-Effekte anwenden / Schärfe und Kanteneffekte / Perspektive und Geometrieeffekte / Tonwerte und Belichtungseffekte / Strukturen und grafische Effekte / Tonung und Farbeffekte / Abwedeln, Nachbelichten, Splitgrade / Maskierung / Gezielte Umsetzung in Graustufen / Die Graustufenumwandlung / Fotofilm-Emulation anwenden / Filmauswahl passend zum Motiv / Optionen der Fotofilm-Emulation / Silver projects in der Praxis / Projekt Street / Projekt Steine / Projekt Reportage / Projekt Wasserfall / Projekt Aufzug / Projekt Porträt / Projekt Kaktus / Projekt Sonnenschirme
Index
Bildnachweis
Die Autoren
Antonino Zambito, Jahrgang 1975. Nach dem klassischen Besuch der Foto-AG hatte er lange Auslandsaufenthalte, die seine Art zu fotografieren stark beeinflusst haben. Er arbeitete unter anderem als Pressefotograf und begann 2005, eigene Ausstellungen zu machen und Fotokurse zu geben. Er konzipierte dabei eine eigene Lehrmethode, um komplexe Inhalte schnell zu vermitteln. Neben einem Blog, den er seit 2010 schreibt, hat er sich frühzeitig mit den digitalen Kameras von Fujifilm beschäftigt, was ihm den Spitznamen «Fuji-Tony» eingebracht hat.
Andreas Pflaum, Jahrgang 1968, ist seit erster Stunde passionierter Schwarz-Weiß-Fotograf. Als studierter Grafik-Designer bringt Pflaum immer wieder neue gestalterische Impulse in seine fotografischen Arbeiten. Daneben ist er bekennender Bildbearbeiter und vermittelt gekonnt die digitalen Dunkelkammerkniffe anhand aktueller Bildbearbeitungs-Tools. Als Dozent an der Fotokunstschule, die er 2009 zusammen mit Antonino Zambito gegründet hat, begeistert er seine Schüler stets aufs Neue.
Antonino Zambito, Andreas Pflaum
«Schwarzweiss Fotografie – die Reduktion auf das Wesentliche»
224 Seiten
gebunden, Softcover
ISBN 978-3-645-60306-5
Verlag Franzis
Preis: CHF 46.90, EUR 29,95
Das Buch kann hier online bestellt