Urs Tillmanns, 27. Dezember 2014, 10:00 Uhr

Buchtipp: Martina Mettner «Fotopraxis mit Perspektive»

Dr. Martina Mettner ist vielen unserer Leser bereits von früheren Rezensionen bekannt, von Büchern, die ebenfalls Fragen der Berufsaussichten von Fotografen zum Thema hatten. Das jüngste Buch hat 16 spannende Fotografen-Interviews zum Inhalt, sowie eine interessante Einleitung über die veränderten Berufsansprüche nach der digitalen Revolution.

Dass wir dieses Buch zum Jahresende besprechen, ist kein Zufall. Es ist ein besonderes Buch, das sich – wie anderer Bücher im Foto-Feinkost-Verlag von Dr. Martina Mettner – mit der beruflichen Weiterentwicklung von Fotografen befasst. Die Autorin ist eine der wenigen Spezialistinnen, welche den Service der Laufbahnberatung für Fotografen anbietet, und sie kann in dieser Thematik auf eine jahrelange Erfahrung zurückblicken.

Der vor kurzem erschienene Band «Fotopraxis mit Perspektive – 16 erfolgreiche Projekte und ihre Macher» beinhaltet als Kernsubstanz 16 Interviews mit Berufsfotografen, die in ihrem Spezialgebiet arriviert sind und sich mit ihren Bildwerken von andern Fotografen abheben. Mettner hat sie nicht zufällig ausgesucht. Viele waren ihr persönlich bekannt, andere hat sie auf Grund von Veröffentlichungen oder Hinweisen in die Auswahl mit aufgenommen. Alle zusammen ergeben ein abgerundetes Bild über die Bereiche der Berufsfotografie, und damit über die Tätigkeitsgebiete der Berufsfotografen von heute, die sich immer stärker gegen die «Bilder-selber-Macher» und «beauftragten Amateurfotografen» behaupten müssen. Vor diesem Hintergrund sind die 16 Interviews nicht nur sehr lesenswert, sondern extrem spannend, und man gewinnt einen Einblick in die Berufslaufbahnen und Projektbewältigungen erfahrener Berufsleute, wie er authentischer nicht sein könnte.

Ebenso wichtig ist die rund 40-seitige Einleitung von Martina Mettner, in der sie auf die heutige Berufssituation der Fotografen eingeht, wie sie sich nach dem Wandel von der analogen zur digitalen Fotografie ergeben hat, sowie auf den Einfluss des Bildkonsums vom (einst) gedruckten Bild (mit verhältnismässig guten Verdienstmöglichkeiten für die Bildautoren) zu den heute über das Internet und die Sozialmedien (kostenlos) verteilten Bildern. Hier schöpf Mettner aus ihrer reichen Erfahrung als Fotografenberaterin und gibt viele interessante Rezepte und praktische Ratschläge mit deren Begründungen, wie sich die Fotografen der heute veränderten Situation anpassen können – und sollten. Das macht das Buch vor allem für jene Fotografen interessant, die den Wandel von den analogen zur digitalen Fotografie mitgemacht haben und sich den dadurch grundlegend veränderten beruflichen Voraussetzungen nur schwerlich anpassen konnten. Dies betrifft nicht zuletzt auch die Beziehung des Fotografen zu seinen Auftraggebern, die durch die starke Popularisierung der Fotografie eine völlig neue Erwartungshaltung gegenüber den Fotografen an den Tag legen. Jüngere Fotografen, die nach der digitalen Revolution in die Fotografie eingestiegen sind, haben es diesbezüglich möglicherweise einfacher, weil sie mit dieser veränderten Situation aufgewachsen sind und damit (und den neuen Medien) besser zurecht kommen. Für sie sind jedoch die 16 Interviews des Buches von zentraler Bedeutung, weil sie als Leser von der Vorbildrolle und den Projektbewältigungen erfahrener Fotografen viel profitieren können.

Einige Sätze von Martina Mettner Buch werden einem in Erinnerung bleiben, zum Beispiel: «Wo die handwerkliche Qualifikation vom Auftraggebern nicht mehr geschätzt wird, sollte man die Chance ergreifen, zum Anbieter visueller Lösungen aufzusteigen». Oder: «Bieten Sie nicht Ihre Bilder an, sondern visuelle Inhalte und Lösungen – auch solche, von denen der Kunde noch gar nicht weiss, dass er sie braucht. Sie sind der Experte.» Starke Sätze, die zeigen, wie sich der Fotograf in seinem heutigen Berufsumfeld verhalten muss, damit seine Dienstleistung auch in der Zeit eines Bilderüberangebots weiterhin gefragt bleibt. Hierbei ist dieses Buch ein unverzichtbarer Ratgeber.

Urs Tillmanns

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Buchbeschreibung des Verlages

Martina Mettner hat sich erneut Gedanken gemacht, wohin sich das fotografische Metier entwickelt und was jeder Einzelne den negativen Effekten der heutigen Bilderflut entgegensetzen kann, um auch weiterhin sein Glück mit und in der Fotografie zu finden.

Ein intensiveres Erleben und mehr Aufmerksamkeit für die Ergebnisse sind nur zwei der positiven Effekte von Fotoprojekten. Nach Ansicht der Autorin ist «der Königsweg in der Fotografie im 21. Jahrhundert die thematische Serie oder allgemeiner ausgedrückt: ein inhaltlich durchdachtes Fotoprojekt im Unterschied zum fototechnisch bestimmten Einzelfoto». Die Praxistauglichkeit der Behauptung untermauern 16 Interviews. Es werden Bildautoren zu ihrer Arbeitsweise befragt, die mit unterschiedlich langer Erfahrung und diversen Lebens- und Ausbildungswegen zur thematischen Fotografie kamen. Solche, die an ihrem ersten Langzeitprojekt arbeiten und einem Beruf als Manager oder Architekt nachgehen, sind ebenso vertreten, wie erfahrene und sehr bekannte Fotografen mit einer Vielzahl an internationalen Preisen und Veröffentlichungen:
Carlos Spottorno (Madrid), Ekkehart Keintzel (Berlin), Andreas Meichsner (Berlin), Ahrens + Steinbach (Köln), hiepler, brunier, (Berlin), J. Scriba (Hamburg), James Mollison (Venedig), braschler/fischer (Zürich/New York), Robert Maybach (Graz), Oliver Stegmann (Zürich), Alexander Schneider (Perg, OÖ), Ulla Lohmann (München), Julia Runge (Berlin), Kai Löffelbein (Hannover), Patrick Willocq (Paris/Hongkong), Bénédicte Vanderreydt (Brüssel/Paris).

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In «Fotopraxis mit Perspektive» erhalten kommerziell arbeitende Fotografen Anregungen zum strategischen Umdenken und wie sie sich aus der Menge an Fotografen herausheben können. Die hochwertig ausgestattete Neuerscheinung richtet sich ebenso an Hobbyfotografen, die eine ernsthafte Herausforderung suchen, und an alle, die aus erster Hand wissen wollen, wie selbstständige Fotografen heute arbeiten. «Fotopraxis mit Perspektive» ergänzt die beiden vorausgehenden Titel «Erfolg als Fotograf» (Marketing) und «Fotografie mit Leidenschaft» (Kunst- und Kunstmarkt).

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Der Inhalt

Einleitung

Welche Fotopraxis hat Perspektive?

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Warum gerade die? 16 Bildautoren im Interview

1. Carlos Spottorno fotografierte in Südeuropa »The Pigs»

2. Ekkehart Keintzel fotografiert den urbanen Raum: lstanbul

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3. Andreas Meichsner visualisiert den Charme der Norm

4. Ahrens + Steinbach wollen gemeinsam hoch hinaus

5. hiepler, brunier, fotografierten weltweit für «lndustrious»

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6. Für Jürgen Scriba ist die Kamera ein Laborinstrument

7. James Mollison bevorzugt die typologische Herangehensweise

8. braschler /fischer rücken Menschen ins Rampenlicht

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9. Robert Maybach fotografiert traditionsbewusste Menschen

10. Oliver Stegmann beobachtet das Leben im Zirkus

11. Alexander Schneider fotografierte «Am Grünen Band Österreichs»

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12. Ulla Lohmann teilt mit uns ihre Neugier auf die ganze Welt

13. Julia Runge nährt die Hoffnung mit einem sozialen Projekt

14. Kai Löffelbein zeigt die Kehrseite der Hightech-Gesellschaft

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15. Patrick Willocq auf dem Weg von Bikoro nach Bokonda

16. Benedicte Vanderreydt über die Selbstinszenierung von Teenies

Kurzbiografien

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Die Autorin

Martina MettnerDr. Martina Mettner berät seit 2002 Fotografen in ihrer beruflichen und künstlerischen Weiterentwicklung und schreibt seit 25 Jahren über Fotografie. Unter der Marke «Fotofeinkost» bietet sie online und in Buchform sachkundig und unterhaltsam geschriebene «Orientierung für Fotografierende».

 

 

Martina Mettner
«Fotopraxis mit Perspektive – 16 erfolgreiche Projekte und ihre Macher»
216 Seiten, über 100 Abbildungen
Fester Leineneinband mit Lesebändchen, gebunden
Format 21,5 x 21,5 cm
ISBN 978-3-9813869-2-9
Verlag: Fotofeinkost Verlag, Martina Mettner
Preis: EUR 39.80

Das Buch kann hier online bestellt werden

 

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