Urs Tillmanns, 3. Januar 2015, 13:00 Uhr

Buchtipp: «Photo Suisse – Schweizermeisterschaft 2014»

Photo Suisse», die schweizerische Dachorganisation von 55 Fotoklubs und 130 Einzelmitgliedern, hat bereits zum zweiten Mal aus den vier Wettbewerben des vergangenen Jahres einen Bildband gestaltet. Dieser dokumentiert nicht nur die Arbeiten seiner prominentester Mitglieder sondern stellt gleichzeitig eine interessante Standortbestimmung der zeitgenössischen Amateurfotografie der Schweiz dar.

 

Die erste Buchbesprechung im neuen Jahr ist dem Jahrbuch der «Schweizermeisterschaft der Fotografie 2014 in Farbe und Schwarzweiss» gewidmet. Wie bereits 2013 hat «Photo Suisse» wiederum einen Jahresbildband herausgebracht, welcher eine Übersicht der Arbeiten der prämierten und der angenommenen Arbeiten der vier Jahreswettbewerbe enthält. Es ist eine interessante und vielfältige Auswahl entstanden, die eine spannende Dokumentation über die Stilrichtungen und Bildauffassungen der gegenwärtigen zeitgenössischen Amateurfotografie in der Schweiz zeigt.

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Mit dem Jahrbuch wird neben der Standortbestimmung noch ein weiteres Ziel verfolgt: Das Buch soll anspornen, inspirieren und Anreiz geben, die vorbildlichen Leistungen der Gewinner niveaumässig und ideell zu erreichen, ja zu übertreffen. Es soll die Mitglieder beflügeln, sich noch intensiver mit ihrem Hobby zu befassen um die Chancen auch bei den dieses Jahr anstehenden Wettbewerben zu nutzen. Es soll Diskussionsstoff liefern – was es ohne Zweifel auch tut – es die Entscheide der Jury aber auch hinterfragen und Ansporn sein, um zu dem einzelnen Motivbereichen noch bessere, noch originellere und eigenständigere Arbeiten einzureichen. Nicht zuletzt wird dadurch auch die Wettbewerbsaktivität von «Photo Suisse» am Leben erhalten.

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Vergleicht man das aktuelle Jahrbuch mit dem letztjährigen, so fällt einem eine interessante Niveausteigerung auf. Viele der Bilder sind ideenmässig origineller, das Motiv oder das Thema ist besser erfasst, die Bilder sind besser gestaltet und besser bearbeitet – obwohl viele der Fotografennamen die gleichen sind. Die Elite der Schweizer Amateurfotografie eben. Besondere Fotografien?

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Bruno Kaufmann hinterfragt in seinem Vorwort: «Aber wann ist eine Fotografie etwas Besonderes? Das festzustellen ist schwierig und gelingt oft nicht auf den ersten Blick. Arbeiten, die sofort ins Auge stechen, können schon nach kurzer Zeit ihre Wirkung verlieren, während andere erst nach längerem Betrachten ihre besondere Qualität offenbaren. Wir Bildermacher kennen natürlich Gestaltungsregeln und Kriterien, die wir unseren Bilder zugrunde legen. Aber garantieren diese ein besonderes Bildergebnis? Kann es nicht sein, dass das Besondere oft ausserhalb davon liegt?»

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Das Buch ist im Vergleich zu Letztjährigen neu strukturiert mit geänderten Motivbezeichnungen:
• Landschaft
• Porträt
• Akt
• Sport
• Fauna, Flora
• Experimente
• Architektur
• Stillleben, Tabletop
• Reportage
• Streetlife
• Nature Trophy

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Auf den ersten Blick wird man von der Bildervielfalt fast erschlagen. Die Doppelseiten sind dicht gedrängt mit Bildern, bieten kaum Freiraum und einen Bilderabstand von gerademal einem Millimeter. Man würde sich für die teils grossartigen Bilder eine etwas grosszügigere Gestaltung wünschen, auch wenn dabei einige der Fotos über die Klinge springen müssten. Selbst ein Inhaltsverzeichnis fehlt, und so findet sich der Leser auf den mehr als 230 Seiten etwas orientierungslos. Als wichtige Hilfe bleibt dabei die obligate Rangliste im Anhang des Buches, die allerdings in ihrer 5-Punkt-Schrift (!) nicht besonders leserfreundlich ist. Auch das lesenswerte, linksliegende Vorwort von Bruno Kaufmann in drei Sprachspalten hätte einen besseren Platz verdient, mit je einer Seite pro Sprache.

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Das alles tut der positiven Grundidee dieses Buches keinen Abbruch, und es bleibt zu hoffen, dass «Photo Suisse» weiterhin die Mittel für dieses Buchprojekt aufbringt, und dass so die Amateurfotografie der Schweiz über eine längere Zeitepoche dokumentiert bleibt. Vielleicht könnte mit zwei bereits publizierten Bänden auch ein Verlag für die Idee begeistert werden, damit das Buch mit einer ISBN-Nummer in den öffentlichen Verkauf kommt.

Urs Tillmanns

Das Buch kann nicht über den regulären Buchhandel bezogen sondern bei
Urs Lüthi, Balmweid 35, CH-4525 Balm
praesident [at] photosuisse.ch zum Preis von CHF 39.– inkl. Porto bestellt werden.

 

3 Kommentare zu “Buchtipp: «Photo Suisse – Schweizermeisterschaft 2014»”

  1. Mit Print-on-demand-Plattformen wie Blurp.com braucht man keine Verlage, warum auch damit der Preis noch durch Zwischenhandel teurer wird? Warum auch das Risiko selbst einer Kleinauflage tragen, gerade in diesem umkämpften Markt der Fotobücher muss man kostenbewusst denken, oder wie die meisten Fotobuchverlage es tun, alle Fixkosten auf den Fotografen abwälzen. Siehe entsprechende Artikel auf PDN (glaub) vor wenigen Wochen.

  2. Ohne jetzt das Buch selbst zu kennen und nur anhand der hier im Artikel gezeigten Fotos beurteilend, scheint es mir, als ob die „Vereinsfotografie“ sich seit Jahren nicht weiterbewegt hat. Egal ob Schweiz, Österreich oder Deutschland, das, was man dort scheinbar zu sehen bekommt, wirkt ein bisschen inspirationslos.

    Es wäre vermutlich interessant zu sehen, was die nicht in Fotoclubs „organisierten“ Amateure so zu zeigen haben. Ich wette das „nicht in der eigenen Suppe kochen“ wirkt Wunder.

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