Urs Tillmanns, 8. Mai 2016, 07:30 Uhr

20 Jahre Bieler Fototage. Das Thema: «Permis de construire»

20 Jahre – 20 Ausstellungen. Das Jubiläumsfestival der Bieler Fototage befasst sich mit der (Re)Konstruktion der Realität als ein grundlegender Aspekt der Fotografie. Unter diesem Motto ist eine ebenso vielseitige wie hinterfragende Bilderschau entstanden, an der 37 FotografInnen aus elf Ländern beteiligt waren. Ihre Werke sind in verschiedensten Räumlichkeiten der Stadt Biel noch bis 22. Mai 2016 zu sehen.

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Die Bieler Fototage nehmen ihren 20. Geburtstag zum Anlass, sich mit einem grundlegenden Aspekt der Fotografie auseinanderzusetzen: Der (Re)Konstruktion der Realität. Welche Wirklichkeit zeigt uns das zeitgenössische Bild im Zeitalter der Vervielfältigung kreativer Prozesse? Direkte Aufzeichnung, Montage, Inszenierung oder 3D sind nur einige der Mittel, welche die ausgestellten FotografInnen nutzen, um Themen wie Identitätsbildung, historische Rekonstruktion, Künstlichkeit oder die Konstruktion des Bildes selbst anzugehen.

 

Copyright: Urs Tillmanns / Fotointern.ch

Zwar gilt das CentrePasquArt und das PhotoforumPasquArt als Zentrum der Bieler Fototage, doch sind weitere Ausstellungen im Neuen Museum Biel (NMB), in der Bieler Altstadt, der Schule für Gestaltung Bern und Biel und der Stadtbibliothek zusehen. (Foto: Urs Tillmanns / Fotointern.ch)

Mit der Jubiläumsausgabe des Fotofestivals in der zweisprachigen Stadt waren für dieses Jahr einige Veränderungen angesagt, was schon mit der Verlegung des Durchführungszeitpunktes vom Herbst ins Frühjahr beginnt. Weiter ist dieses Jahr erstmals die Schule für Gestaltung Bern und Biel und neben dem PhotoforumPasquArt auch das CentrePasquArt am Festival beteiligt. Dank diesen Zusammenarbeiten verstärkt das Festival anlässlich seiner Jubiläumsausgabe seine Präsenz im Bieler Museumsviertel und in der Bieler Altstadt und nutzt zudem eine neue Lokalität, die Stadtbibliothek.

Die Bieler Fototage konnten in den 20 Jahren die Besucherzahl von rund 3500 auf 6700 (2015) steigern. Die Organisatoren achten darauf, dass neben der Hälfte internationaler Fotografen etwa gleich viele Schweizer Künstler ausstellen.

 

Die Fotografinnen und Fotografen der 20. Ausgabe

Aus Anlass des Jubiläums zu ihrem 20-jährigen Bestehen widmen sich die Bieler Fototage der Frage, wie das zeitgenössische Bild die Wirklichkeit (re)konstruiert. Unter dem Titel «Permis de construire» werden Themen rund um die Konstruktion von Identität, die historische Rekonstruktion oder Künstlichkeit behandelt. Ein Schwerpunkt wird auf die aktuellen kreativen Prozesse gelegt, von der direkten Aufzeichnung der Realität über verschiedene Formen der fotografischen Montage bis hin zu 3D.

Wir stellen Ihnen nachfolgend einige Highlights der diesjährigen Bieler Fototage vor:

 

Miguel Ángel Tornero (ES): «The Random Series – Madrileño Trip, 2014»

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Für seine Collagen benutzte Tornero ein fehlerhaftes Computerprogramm, das nicht dafür geeignet war, unzusammenhängende Bilder zusammenzufügen. Er kannte die Parameter nicht, nach denen das Programm die Bilder kopieren und einfügen würde, und liess dem Zufall freien Lauf, was einen eigenen Rhythmus in die Serie brachte.
Ort: CentrePasquArt

 

Etienne Malapert/ECAL (FR/CH): «The city of possibilities, 2015».

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Im Jahr 2006 entschieden die Vereinigten Arabischen Emirate, ein Projekt zu starten, bei dem mitten in der Wüste eine Stadt entstehen soll. Das Hauptziel von Masdar City, der sogenannten Öko-Stadt, ist, keine CO2-Emissionen zu produzieren. Masdar ist ein gutes Beispiel für Raumplanung, die im Hinblick auf die Zeit nach dem Erdöl Architektur und Umwelttechnologie verbindet.
Ort: CentrePasquArt

 

Aras Gökten (DE): «Arkanum, 2013 – 2014»

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In «Arkanum» befasst sich Aras Gökten mit der heutigen Grossstadt und dem Verhältnis des Menschen zu seiner städtischen Umwelt und Architektur. Es geht in seiner Arbeit um eine künstlich konstruierte Stadt der Zukunft, die im starken Kontrast zur Natur steht.
Ort: CentrePasquArt

 

Matt Kay (ZA): «Losing Ground, 2012 – 2014»

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Losing Ground erzählt die Geschichte von verlorener Landschaft, Erinnerung und Identität, die der Bau des Spring-Grove-Damms durch die südafrikanische Regierung im Jahr 2013 zur Folge hatte. Kay hält mit seinen Bildern das Verschwinden von kurvigen Strassen, vertrauten Plätzen und intensiven Erinnerungen fest.
Ort: PhotoforumPasquArt

 

Fahrad Rahman (BD): «One last playground, 2014»

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Unsere Landschaft wird immer stärker verbaut, sogar dann, wenn gar kein Platz mehr vorhanden zu sein scheint. Wo sollen in all dem die Kinder spielen? Fahrad Rahman zeigt die Geschichte einer fantastischen Welt, in der die Kinder immer noch genug Platz zum Spielen haben.
Ort: PhotoforumPasquArt

 

Delphine Schacher (CH): «Bois des Frères, 2015»

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Die kargen Holzpavillons, die in markantem Gegensatz zur Satellitensiedlung «Le Lignon» in der Genfer Gemeinde Vernier stehen, wurden 1960 gebaut, um Hunderte von italienischen Gastarbeiter unterzubringen. Heute leben in den 10 m2 grossen Zimmern nachfolgende Generationen und andere Mieter. Die Serie zeigt diese sozioökonomische Realität aus verschiedenen Perspektiven.
Ort: PhotoforumPasquArt

 

Maryam Jafri (US/PK): «Versus Series, 2012 – 2015»

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Maryam Jafri stellte 2011 auf der Website von Getty Images fest, dass historische Fotos von Ghana, für die Getty Images die Bildrechte beansprucht, bereits in den Archiven des ghanaischen Ministeriums für Information existierten. Getty vs. Ghana zeigt «übereinstimmende» Bilder aus beiden Bilddatenbanken und vergleicht diese, um auf Fragen zu zeitgenössischen Problemen wie Copyright, Digitalisierung und nationales Erbe in fremdem Besitz aufmerksam zu machen.
Ort: Neues Museum Biel (NMB)

 

Sheida Soleimani (IR/US): «National Anthem, 2014 – 2015»

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Die Fotografin verfolgte die Veränderungen im Iran seit Jahren als aussenstehende Beobachterin. In ihrer fotografischen Arbeit verwendet sie kulturelle Symbole, die sie mit ihrer Wahrnehmung des Mittleren Ostens konfrontiert. Sie konzentriert sich dabei auf in den Medien kursierende Fakten und benutzt Bilder für ihre Collagen, die durch Datenlecks nach aussen gelangten.
Ort: Neues Museum Biel (NMB)

 

Experiment «Selbstauslöser»

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Teilnehmende des Motivationssemesters «move» der «Fondation gad Stiftung» haben an einem Workshop mit Etienne Malapert teilgenommen, mit dem Ziel, die Werke und die Arbeitsweise zeitgenössischer Fotografen kennenzulernen und eigene Bilder zu gestalten. Dabei hatten auch die Teilnehmenden auch Zeit, sich selbst in der nahen Umgebung Biels mit Einfilmkameras zu fotografieren.
Ort: Neues Museum Biel (NMB)

 

Michel Le Belhomme (FR): «Les Deux Labyrinthes, 2012 –»

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Michel Le Belhomme beschäftigt sich mit der Darstellung und Darstellbarkeit der Landschaft und ihrem Bezug zum Raum. Die Serie bietet mit ihrer strukturellen und analytischen Herangehensweise einen peripheren Blick, der spielerisch verzerrt wird durch hybride und mutierte Formen.
Ort: Le Grenier (Altstadt)

 

Robert Ormerod (GB): «International Rocket Week, 2013»

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Abenteuerlustige und entdeckungsfreudige Hobbyraketenbauer führen jedes Jahr in der Nähe von Glasgow in Schottland die «International Rocket Week» durch. Eine Woche lang campen die Teilnehmer, bauen ihre Raketen und schiessen sie dann auf der angrenzenden Wiese ab. Diese Raketen kosten zwischen 5 und 3ʼ000 Pfund und werden in der Regel nach dem Flug wieder eingesammelt und wiederverwendet.
Ort: Gewölbe Galerie (Altstadt)

 

Die weiteren Ausstellungen:

• María Elínardóttir (IS/CZ): «Meanwhile Magdalene, 2014». Ort: PhotoforumPasquArt
• Simone Haug (CH) / Dominique Uldry: «Acrobates! , 2015». Ort: PhotoforumPasquArt
• Annick Ramp (CH): «Sandra – Ich bin eben doch eine Frau, 2015». Ort: PhotoforumPasquArt
• Catherine Leutenegger (CH): «New Artificiality, 2015 –». Ort: CentrePasquArt
• Penelope Umbrico (US): «Out of Order: Bad Display, 2008 –». Ort: CentrePasquArt
• Melanie Cassidy, Michael Filimowicz, Andres Wanner (CH/CA): «Cursor, Caressor, Eraser». Ort: NMB
• Heather Dewey-Hagborg (US): «Radical Love: Chelsea Manning, 2015». Ort: NMB
• Jon Naiman (US/CH): «Tandem, 2015 – 2016». Ort: Stadtbibliothek
• Schule für Gestaltung Bern und Biel. Semesterarbeiten zum Thema «Permis de construire». 2. Fachklasse Grafik. Ort: Schule für Gestaltung Bern und Biel

 

Das Jubiläumsbuch

Die Jubiläumspublikation «Spotlight – 20 Years of the Biel/Bienne Festival of Photography» zeichnet die Entwicklung des Festival nach, stellt es in einen grösseren Zusammenhang und schaut zurück auf 20 Jahre Schweizer Fotografie und auf die Laufbahn von ein paar ausgewählten Fotografen, die an den Bieler Fototagen ausgestellt wurden.
Format: 17 x 23 cm
Seiten: 208 Seiten
Inhalt: 400 Bilder, 7 Originaltexte, in drei Sprachen (fr/de/en)
Auflage: 1’600 Ex.
Verleger: Snoeck Publishers
Preis: CHF 40.–

 

Praktische Hinweise

Öffnungszeiten: Vom 29. April bis am 22. Mai 2016
Mi – Fr 12 – 18 Uhr, Sa – So 11 – 18 Uhr, Mo – Di geschlossen

Preise: Tageskarte CHF 20.- / 15.- * (bis 16 Jahre gratis); Abonnement CHF 30.- / 20.- (Preisermässigung für Studierende, für Bezüger von AHV und IV sowie für Arbeitslose), Gruppe (ab 10 Pers.) CHF 10.- pro Pers.

Empfang und Billetverkauf: CentrePasquArt, Seevorstadt 71, 2500 Biel/Bienne

Veranstaltungsorte:
• CentrePasquArt, Seevorstadt 71
• Filmpodium, Seevorstadt 73
• Gewölbe Galerie, Obergasse 4
• Le Grenier / Alte Krone, Obergasse 1
• Kongresshaus, Zentralstrasse 60
• NMB Neues Museum Biel, Seevorstadt 50
• PhotoforumPasquArt, Seevorstadt 71 (Kasse)
• Théâtre de Poche, Obergasse 1
• Schule für Gestaltung Bern und Biel, Salzhausstrasse 21
• Stadtbibiothek, General-Dufour-Strasse 26

Rahmenprogramm
Im Verlauf der Bieler Fototage finden verschiedene Rahmenveranstaltungen statt, darunter Nocturnes (Fr 6.5., 18.00 – 21.00), Öffentliche Führung (Fr 6.5., 18.00 – 19.00 und Sa 7.5., 16.00 – 17.00, d/f), Wettbewerb Foto Safari (So 8.5., 13.00 – 14.00, d/f), Analoge Bildmanipulationen, (So 8.05., 14.00 – 17.00, d/f), Podiumsdiskussion (Fr 13.5., 18.15 – 19.45, d/f), diverse Workshops, Führungen und andere. Details dazu finden Sie im offiziellen Programm, das Sie hier herunterladen können (2MB).

 

Die Kooperationspartner

Zur Feier der 20. Ausgabe haben sich die Bieler Fototage mit zahlreichen Schweizer und internationalen Partnern zusammengetan. Drei junge Festivals wurden eingeladen, sich an der Programmgestaltung zu beteiligen: Fotopub (Slowenien), Goa Photo (Indien), Joburg Photo (Südafrika). Drei Ausstellungen und eine Publikation wurden in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Forschungsschwerpunkt LIVES (NFS LIVES) konzipiert. Das Festival hat sich zudem mit zwei Organisationen zusammengetan, die ebenfalls ihr 20-jähriges Jubiläum feiern: dem vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie und dem Forum für die Zweisprachigkeit.

 

«REFLEX – 20 Years Party»

Die Bieler Fototage und der vfg Nachwuchsförderpreis feiern am Samstag, 21. Mai 2016 zusammen 2 x 20 Jahre!
Wann? Samstag 21. Mai 2016, 18 bis 02 Uhr
Wo? CentrePasquArt (Seevorstadt, Biel/Bienne)
Darbietungen, Party, Foodtrucks, Bar, freier Eintritt
Konzert SCHADE (oriental psychedelic, Biel/Bienne), gefolgt von DJ Vac (Supermafia, electro, Neuchâtel) & Camille de Dieu (Visuals Genève): Erster Teil mit Fotografien der Bieler Fototage und des vfg Nachwuchsförderpreis

Weitere Informationen finden Sie unter www.bielerfototage.ch

 


Fotoagenda LogoTermine weiterer Fotoveranstaltungen, Ausstellungen, Workshops, Fotobörsen, Reisen und Wettbewerbe finden Sie laufend aktualisiert auf www.fotoagenda.ch

 

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