Urs Tillmanns, 19. August 2016, 07:00 Uhr

Ein Licht ist erloschen: Ronny Ochsner

Bestürzt nahmen wir letzte Woche zur Kenntnis, dass Ronny Ochsner, Geschäftsleiter der Tricolor GmbH und Koryphäe für Fotolaborarbeit, am 23. Juli 2016 nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist. Den Wunsch seiner Familie respektierend veröffentlichen wir diesen Nachruf erst heute nach der Abdankung, die gestern im Familienkreis stattgefunden hatte.

 

Die Schweizer Fotoszene ist um eine Persönlichkeit, um eine Koryphäe der Fotografie, ärmer: Ronny Ochsner hat am 23. Juni 2016 nach einer kurzen, schweren Krankheit im Alter von 67 Jahren seine Augen für immer geschlossen – Augen, die mehr sahen als die meisten von uns. Augen, die darauf getrimmt waren Details wahrzunehmen, die wichtig waren, damit ein Bild perfekt war – so wie der Fotograf die Szene sah, so wie es in der Ausstellung den Besuchern präsentiert werden sollte. Deshalb gingen die bekanntesten Namen zu ihm, wie René Burri oder Ai Weiwei, oder renommierte Werbeagenturen, Galerien und Museen, die höchste Massstäbe für ihre Prints ansetzten.

 

Ronny Ochsner Karin Hofer 750

Ronny Ochsner (16. September 1948 – 23. Juli 2016) in seinem Labor. Foto: Karin Hofer vfg / NZZ

Ronny Ochsner lernte ursprünglich Fotograf im Fotostudio von Karl Hofer am Paradeplatz, doch sein Herz schlug schon immer für das Positiv – für das Beste im Bild. Seinen Wunsch nach einem Fachlabor mit höchsten Qualitätsgrundsätzen konnte er 1990 verwirklichen, in dem die Tricolor AG gründete, die noch heute, nach einem kürzlichen Umzug an die Sihlstrasse in Adliswil, eine sehr anspruchsvolle Kundschaft bedient. Leider konnte er die geplante Einweihungsfeier seiner neuen Location nicht mehr erleben.

Mit dem Hinschied von Ronny Ochsner verliert die Schweizer Fotoszene – verlieren wir alle – eine ganz grossen Spezialisten der Fotografie und einen lieben Menschen. Den «König des RGB», wie Kunstfotograf Stephan Schacher ihn nannte. Einer der versiertesten und letzten Kenner der analogen Fotografie, jemand der in Farbwerten dachte und ein Auge hatte für die geringsten Nüancen, welche das Mü zur besten Qualität ausmachen. Diese Augen sind jetzt für immer geschlossen. Wir haben einen Qualitätsmassstab verloren, der über Jahre massgebend für unzählige Ausstellungsbilder und Referenzprints war.

Ronny Ochsner war lieb und grosszügig. «Er war zu lieb für diese Welt» sagte sein langjähriger Freund, der bekannte Art Director Beda Achermann. Finanziell schwache Ausstellungsprojekte hat er oft selbstlos gesponsert, und unzähligen jungen Fotografen hat er die Bilder zum Materialpreis gegeben. «Wenn er von jedem dieser Fotografen als Dankschön nur einen Print geschenkt bekommen hätte, hätte Ronny Ochsner eine der bedeutendsten Fotosammlungen gehabt,» erklärt Achermann weiter.

Fotointern und seine Leserschaft entbieten den Angehörigen von Ronny Ochsner und der Belegschaft der Tricolor GmbH das herzlichste Beileid, die, wie wir, einen grosszügigen, verständnisvollen Chef und lieben Menschen verloren hat.

Urs Tillmanns

 

«Ich war mit Ronny Ochsner mehr als 35 Jahre lang befreundet und habe ihn auf seiner beruflichen Laufbahn und in seinen persönlichen Emotionen begleiten dürfen. Er war zu lieb für diese Welt, zu lieb für die Härte des Geschäftslebens. Er hatte eine Grosszügigkeit gepflegt, von der wenig zurückkam. In den letzten Jahren ist er ruhiger, sein herzhaftes Lachen seltener geworden. Jetzt ist es ganz verstummt.» Beda Achermann

«Ronny war einer, dessen Triebfeder, das Interesse für das Bild und das Bildermachen nicht zwingend unternehmerischer Natur war. Sein Zugang, seine Verbindung zur Fotografie war das Herz, die Emotionalität und das machte ihn – nebst seinem enormen Fachwissen – zu etwas ganz Besonderem. Ich bin sehr traurig über die Nachricht, dass Ronny verstorben ist, mein herzliches Beileid für seine Nächsten.» Reto Camenisch

«Der König ist tot! Der Kunstfotograf Stephan Schacher brachte es in einem inszenierten Porträt auf den Punkt: ‚Ronny Ochsner ist ein König. Er ist der König über RGB und seiner Tricolor!‘. So stattlich die Gestalt dieses Königs war, so gross war sein Herz. Der Swiss Photo Award, die Photobastei und damit ich persönlich verdanke diesem König, seinem Herzen sehr, sehr viel! Kein Ratschlag blieb verwehrt, keine Hilfe versagt. Ich habe Ronny als leidenschaftlichen Menschen für die Fotografie kennen und schätzen lernen dürfen. Vielen Dank Ronny! Es lebe der König!» Romano Zerbini

«Ich behalte Ronny als einen Menschen mit riesigem professionellem Sachverstand und noch grösserem Herzen in wärmster Erinnerung.» Christian Brändle

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3 Kommentare zu “Ein Licht ist erloschen: Ronny Ochsner”

  1. Rony war einfach Rony.
    Menschlichkeit, Professionalität, Hilfsbereitschaft und immer mit einem offenen Ohr zum Zuhören und Hand bieten. Rony Du wirst uns fehlen, ich hoffe Du wirst als Leitbild und Beispiel weiter da sein, den genau Leute wie Du machen das Zusammenarbeiten menschlich und man wird nicht nur eine austauschbare Nummer abgestempelt.
    In Erinnerung mit Dir als wunderbaren Menschen zusammengearbeitet zu haben.

  2. AnalogDigital RonnyOchsner – R.I.P.-
    Es ist schon ein paar Jahre her. Eines Morgens bekam ich einen Anruf. Es meldete sich ein Herr Ochsner. …ich hatte ja keine Ahnung 🙂 Er stellte sich kurz vor und bat mich um einen Besuch bei ihm in Zürich. Das tat ich einige Tage später. Was ich da sah war unglaublich. Ich befand mich in einem richtigen Foto Labor für grosse Formate. Meine Wenigkeit für BigPrints bei Canon verantwortlich, tauchte ich die analoge BigPrint Welt von Ronny ein. Ich wusste gar nicht, dass es so was noch gibt. Wir haben uns schon nach kurzer Zeit sehr gut verstanden. Das war auch keine Kunst..wie kann man sich mit Ronny auch nicht verstehen.
    Wir mischten seine und meine Welt ein wenig durcheinander…die Mischung konnte sich Dank Alex sehen lassen….
    DANKE RONNY – DANKE –

  3. Bevor ich Ronny vor Jahren kennenlernen durfte, hiess es, für gute Bilder musst Du zur Tricolor. Danach wusste ich, für gute Bilder musst zu Ronny. Nicht das es nur ihn gegeben hätte dort. Aber keiner verkörperte die Leidenschaft zu seinem Beruf und die Liebe zur Fotografie so sehr wie er. Du wirst uns allen fehlen, Ronny. R.I.P.

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