Urs Tillmanns, 12. November 2016, 14:20 Uhr

Live aus Paris: Die Paris Photo feiert ihr 20-jähriges Bestehen

In Paris tagt die 20. Paris Photo, die grösste Kunstfotomesse der Welt mit über 180 Ausstellern und einer einmaligen Schau von Fotowerken aller Arten – von begehrten Klassikern bis überraschenden Newcomern. Während vier Tagen trifft sich hier alles was Rang und Namen hat, von den berühmtesten Fotografen bis zu den elitärsten Galerien.

 

In den zwei Jahrzehnten hat sich Paris Photo als grösste und wichtigsten Kunstfotomesse der Welt etabliert. Auch dieses Jahr ist der Grand Palais, jener grossartige Glaspavillon der Weltmesse 1900, randgefüllt mit den Ständen von mehr als 180 Ausstellern, darunter 45 neue, aus allen Ländern, welche die klassische Fotografie ebenso präsentieren wie die Werke von Newcomern. Der Kunstmarkt floriert, und so zeichnet sich bei den Galeristen auch eine sehr gute Stimmung ab.

 

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So gigantisch dieses Bauwerk ist, so schnell füllt es sich mit Publikum, vor allem gestern Freitag, einem Nationalfeiertag in Frankreich, was dieses Jahr zu einem Besucherrekord führen dürfte. Das Publikum ist sehr gemischt, von den Fotointeressierten, die vielleicht zähneknirschend den relativ hohen Eintrittspreis von 30 Euro bezahlt haben, bis zu den Kunstsammlern, die mal schnell einen fünfstelligen Betrag für ein Bild von Henri Cartier-Bresson oder Philippe Halsman auslegen.

 

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Auffallend dieses Jahr: Es sind sehr viele junge Leute da, welche die Paris Photo besuchen, viele auch aus dem arabischen und asiatischen Raum. Das Interesse an der Kunstfotografie scheint auch in jüngeren Kreisen wieder zuzunehmen, vielleicht auch, weil man mit klassischen Kunstwerken sichere Geldanlagen sucht oder mit den Werken junger Fotografen auf eine Wertsteigerung spekuliert.

 

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Auch die Verleger und Buchhändler sind zufrieden. Grosse und teure Bildbände sind zunehmend gefragt

Alle 183 Stände an einem Nachmittag besuchen zu können, ist unmöglich. Man muss sich mehr Zeit dazu nehmen, zumal gestern Nachmittag auf Grund des Feiertags vielerorts ein grosses Gedränge herrscht und in den relativ engen Gängen zeitweise kaum ein Durchkommen war. Auch an den Ständen der 30 Verleger und Buchhandlungen herrschte grosses Gedränge, um die zahlreichen Neuerscheinungen durchzublättern. Hier spürt man nicht von eBooks und ähnlichem – für schöne und teure Bildbände besteht unverändert eine starke Nachfrage.

 

Ein kleiner Rundgang durch die Paris Photo – sehr subjektiv natürlich …

 

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Die Galerie Edwynn Houk, New York und Zürich, präsentiert gleich beim Eingang berühmtester Werke darunter das Bild «Super Models» von Valerie Bélin (links) und den gigantischen Print «Wasteland with Elephant» von Nick Brand.

 

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Die amerikanische Fotografin Sally Mann zeigt einmal mehr fantastische Landschaften aus den Südstaaten Amerikas. Die mit Tee getonten Silbergelantineprints bestechen durch ihre aussergewöhnliche Tonalität. Zu sehen am Stand der Galerie Karsten Greve, Paris.

 

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Die Galerie Odile Ouizeman, Paris, zeigt eine Gegenüberstellung urbaner Motive von Joe Kesrouani und Mehdi Meddaci, darunter diese beendruckenden Schwarzweissprints unter dem Titel «Jabal Moussa».

 

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Ebenfalls von Joe Kesrouani stammen diese drei aussergewöhnlichen Städtebilder der Reihe «City Highlights». Die Prints im Format 172 x 122 cm wollen die vertikalen Ausdehung mensclcher Siedlungen dokumnentieren und sind von hervorragender Qualität und Schärfe

 

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Die Turiner Galerie Photo & Contemporary präsentiert eine Reihe bekannter Künstler wie Béatrice Helg, Franco Fontana, Ghirri Luigi Udo Nils und Giovanni Gastel mit diesen Porträt- und Landschaftsserien

 

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Auch an Klassikern mangelt es nicht. Hier eine prachtvolle Gruppe von Bromöldrucken von Heinrich Kühn, gesehen am Stand der Galerie Kicken, Berlin.

 

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Eine Themenarbeit besonderer Art zeigt die Galerie Arte F aus Zürich. Es ist eine Wand mit 16 Prints von Edward Quinn mit seltenen Privataufnahmen von Pablo Picasso, Marc Chagall, Françoise Sagan, Jean Cocteau und Jacque Prévert.

 

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Interessant sind die Arbeiten welche die Galerie East Wing aus Dubai unter dem Titel «Where are we Now» zeigt: Philippe Dudoit (links) macht die Entwicklung der Sahel-Zone zu seinem Thema und Tanya Habjouqa gibt uns einen interessanten Einblick in ihre Kultur der Frühheirat.

 

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Die grossformatigen Porträts von Bettina Reims zeigen weibliche Häftlnge aus verschiedenen Gefängnissen. Dabei beeindrucken ihre fragenden und ausweglosen Gesichtsausdrücke. Ausgestellt in der Sektion «Prisma» von der Galerie Xippas, Paris.

 

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Die Galerie Camera Works, Berlin, zeigt in einer einmaligen Serie von Herb Ritts den amerikanischen Schauspieler Jack Nicholson als Clown in vier grossformatigen Bildern (127 x 102 cm). Preis 250’000 Euro.

 

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Der japanische Fotograf Issei Suda zeigt in Zusammenarbeit mit der Galerie Akio Nagasawa, Tokio, seine Serie «Fushikaden» erstmals ausserhalb Japans mit allen 138 Bildern. Issei Suda fotografierte das japanische Strassenleben von 1971 bis 1875 vor allem an Volksfesten. 

 

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Die französisch-marokanische Fotografin Leila Alaoui befasste sich mit Themen der Migration im Mittelmeerraum, ethnische Minderheiten und dem Leben von Randgruppen, bevor sie im Januar dieses Jahres bei einer Reportage über die Frauenrechte in Burkina Faso einem terroristischen Anschlag zum Opfer fiel. Die Galeriacontinua widmet einen grossen Teil des Standes ihrer Arbeit.

 

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Yves Marchand & Romain Meffre zeigen am Stand der Galerie Polka, Paris, eine Serie von Innenhöfen in Budapest mit der Bezeichnung «Typologie #1». Beeindruckend ist die Originalität, die technische Perfektion und die hohe Qualität der Prnts.

 

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Eine Reihe von Kompositionen von Alexander Rodtschenko, die aus der Zeit des beginenden Konstruktivismus um 1923 stammen. Die Galerie Richard Saltoun, London, präsentiert diese wohl einmalige Serie.

 

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Hier verblüfft in erster Linie die Präsentaton dieser kleinen Originalprints, die in Glas gerahmt sind und die Kollektion von Tierry Struvay «Love, Hate & other Memories» zegen. Es sind Originalbilder, die in Laufe der Zeit verändert, zerschnitten oder verkribbelt wurden und das Verhalten der Menschen mit Erinnerungsbildern charakterisieren sollen. Ausgestellt wird die Reihe von der «Sorry We’re Closed Gallery», Brüssel.

 

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«Beijing Silvermine» beinhaltet ein Archiv von einer halben Milionen Negativen unbekannter Herkunft, welche in den letztem sieben Jahren in einem Recycling-Werk am Stadtrand gefunden wurden. Sie dokumentieren die kulturelle Entwicklung Chinas mit der beginnenden Massenfotografie, welche dann bald die Filme überflüssig machte und ins digitale Zeitalter hinüber wechselte.

 

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Die Installation «Untilthen» von Douglas Gordon fordert den Besucher mit sehr ungewöhnlichen Ansichten von Köperteilen zu seiner freien und persönlichen Interpretation heraus. Der Künster bezieht sich dabei auf Themen wie Leben und Tod, Gut und Schlecht, Schuldig und Unschuldig oder Versuchung und Angst. Galerie DVIR, Tel Aviv-Yafo.

 

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Die Präsentation der Arbeiten von William Klein hat schon fast retrospektiven Charakter und zeigt unter dem Motto «Klein + Paris» verschiedenste Werke des französischen Fotografen. William Klein liebt das Spontane, das Unerwartete, folgt seinen Einfällen und Neigungen und verewigt die Happenings in seinem Paris – sei es im Auftrag oder in freien Arbeiten.

 

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Die Porträtreihe «Metisses» von Valérie Belin zeigt ein dunkelhäutiges Modell mit verschiedenstem Outfit. Der starre Gesichtsausdruck und das perfekte (oder überarbeitete?) Make-up beeindrucken auf schon fast surrealistsche Weise. Galerie Nathalie Obadia, Paris.

 

Wissenswertes

Paris Photo ist noch bis morgen, Sonntag 13. November 2016, 10 bis 13 Uhr geöffnet.
Entrittspreis: 30 Euro
Ort: Grand Palais, Paris

Zur Paris Photo ist ein Katalog (25 Euro) und das Jubiläumsbuch «Paris Photo 1997 – 2016, Parcours – 20th Edition Special Publication für 35 Euro erschienen.

Weitere Informationen unter www.parisphoto.com

Text und Bilder: Urs Tillmanns

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