Gastautor/-in, 6. Januar 2017, 13:00 Uhr

photo17 – eine Standortbestimmung der zeitgenössischen Fotografie in der Schweiz

Von heute bis Dienstag, 10. Januar 2017 ladet die «photo17» wiederum über 25‘000 Besucher in die Zürcher Maag-Hallen ein, zu einer Standortbestimmung der zeitgenössischen Fotografie in der Schweiz, begleitet von Sonderausstellungen und einem Rahmenprogramm. Rund 150 Fotografen stellen ihre aktuellen Werke aus, Bilder aller Stilrichtung – und für alle Vorlieben.

 

Alle Jahre anfangs Januar wandelt sich die Zürcher Maag-Halle während fünf Tage in die grösste schweizweite Galerie für zeitgenössische Fotografie. Auf einer Ausstellungsfläche von 3’500 Quadratmeter stellen anlässlich der photo17 knapp 150 Schweizer Fotografen ihre Werke aus. Für die Jungfotografen ist dies eine sehr beliebte Plattform die eigenen Fotografien zur Schau zu stellen, denn die photo zieht jedes Jahr mehr als 25‘000 Besucher an. Das grosse Publikum, das die eigene Arbeit betrachtet, wird den Künstlern und Ausstellern somit auf dem Silbertablet serviert.

 

An der photo17 tauschen sich Gleichgesinnte aus, man lernt Leute aus der Szene kennen, man networkt und socialiced und hört sich vielleicht den einen oder anderen interessanten Vortrag am photoFORUM an, wo Fotografie-Ikonen aus ihrem Schaffen berichten. Die perfekte Alternative für einige Fotografen, die sich über ihren Alltag als Einzelkämpfer beklagen, um Erfahrungen auszutauschen und Inspirationen zu sammeln. Die photo hat sich in der Szene als Treffpunkt der Fotografen und Entdeckungsplattform für Newcomer etabliert und zeigt einen repräsentativen Überblick über das derzeitige fotografische Schaffen in der Schweiz.

 

Anne Gabriel-Jürgens und Kasia Jackowska – «Once applauded then forgotten» Bilder vom ehemaligen Resort Bounty auf der für Honeymoon beliebten Insel Gili Meno bei Lombok in Indonesien.

 

Oliver Schmid – Naturfotografien in urbaner als auch alpiner Umgebung

 

Raffaella Bachmann – Einblicke in das Tour-Leben der Rockband Clear Plastic Masks aus Nashville

 

Jens Krauer – Menschen und Streetphotography

Unter den Ausstellern findet man vom fotobegeisterten Handyknipser bis hin zur Top Liga der Schweizer Starfotografen alles, und für den Werkschaubesucher gibt’s für jeden Geschmack etwas. Die Vielfalt ist enorm, sei es in der fotografischen Umsetzung der Themen oder in der Fantasie der Präsentationsformen. Einheitlich und seit Jahren bewährt sind die standardisierten, weissen Styropor-Kuben, von denen jedem Teilnehmer eine zur freien Gestaltung zur Verfügung steht. Sie unterteilen dann auch die riesige Ausstellungsfläche der ehemaligen Fabrikhalle mit einer gewissen Logik und geben dem Besucher Orientierungslinien vor. Allerdings ist die Präsentation der auf den unterschiedlich hohen Kuben waagrecht liegenden Arbeiten für die Besucher etwas gewöhnungsbedürftig.

 

Andreas Keller – «Paravai Kavadi» oder «Vogeltanz» Ritual im hinduistischen Tempel von Nallur auf der tamilischen Halbinsel Jaffna im Norden von Sri Lanka

 

Philipp Schmidli – Das Leben an und hinter der Frontlinie im Krieg gegen den IS-Teror im Irak

 

Christian Jaeggi – «Betroffen» handelt von Gewalt an Frauen.

 

Stephan Bernard Marti – «White Cube Photo» zeigt mutig und fast übersehbar das flächendeckende Foto einer Kubusoberfläche

 

Unter den Arbeiten thematisch häufig vertreten sind Porträts, Reportagen und Landschaften sowie der menschliche Körper als Sujet. Auffallend sind dieses Jahr die vielen Sozialreportagen aus dem nahen und fernen Osten. Medienaktuelle Themen werden von den Fotografen offensichtlich vorzugsweise gewählt, weil sie sich thematisch und visuell interessant umsetzen lassen.

 

«mayandaniele» – das Fotografenduo zeigt einen Auszug aus ihre Portfolio

 


Sandro Georgi – «@NationalGallery» Museumsbesucher, die mit ihren Mobilen Geräten beschäftigt sind

 


Andrea Kitzmantl – eine Serie von Farbstimmungen im wolkenlosen Himmel

 

Patrick Stumm – «Nude studies» aussergewöhnliche Aktporträts und Körperpositionen

Die Schwarzweissfotografie scheint ein Revival zu erleben – ihr Anteil beträgt wahrscheinlich gegen 50 Prozent, auch wenn in digitaler Form aufgenommen. Für die Bildpräsentation wählen manche die klassisch-moderne Art und präsentieren ihre Bilder aufgezogenem auf Aluminium oder in vergoldeten Rahmen. Diejenigen, die neue Präsentationsformen mit ausgefallenen Ideen kreieren, präsentieren ihre Arbeit beispielsweise in einer schwarzen Kartonbox mit Guckloch und Lichtschalter, vor der sich die Betrachter abwechseln, andere wiederum lassen Metallplatten bedrucken oder durchleuchten ihre Bilder mit Leuchtkästen. Auffallend: Die Arbeiten sind dieses gepflegter und sauberer präsentiert als andere Jahre. Störend sind, wie jedes Jahr, die glänzenden Oberflächen von Glas oder Glanzdrucken der auf den weissen Kuben liegenden Bilder, in denen sich die Raumbeleuchtung spiegelt. Die Reflexe blenden und irritieren das Auge des Betrachters und regen nicht unbedingt zum längeren Verweilen an.

 

Marcel Sauder – künstlerische Auseinandersetzung über die Frage des Leben und Sterbens

 

Gabriele Bär-Richner – Fotos ausschliesslich mit dem iPhone6+ ohne Bearbeitung gemacht

 

Pierre-Emmanuel Boiton – psychisch gestörte Menschen in einem indonesischen Rehabilitationszentrum

 

Goran Lukic – «Mistical Waters» Schönheiten und dunkle Seiten der Südpazifik. Aufgenommen bei der Inselgruppe Vanuatu bei Australien.

Ebenfalls zu erwähnen sind die Sonderausstellung von ausgewählten Partnern und renommierten Fotografen und Fotokünstlern. Immer sehr sehenswerte Arbeiten gibt es im Foyer der photo17 mit «selected profiles». Auserwählte Schweizer Hasselblad Fotografen zeigen hier ihre besten Arbeiten unter der Ägide von Hasselblad und Light + Byte. Es sind bekannte Namen wie Lukas Mäder, Philipp Rohner und Andres Herren mit von der Partie. Vom letzteren kennen wir die dokumentarischen Bilder aus dem Leben der Gangs von Los Angeles und die unübersehbaren, charakterstarken Schwarzweissporträts aus mehreren vergangenen Ausstellungen.

 

«Selected profiles» zeigt Arbeiten der Hasselblad-Fotografen Philipp Rohner, Lukas Mäder, Gery Pacher, Andres Herren und Armin Zogbaum

Ein aussergewöhnliches und umstrittenes Aushängeschild der photo17 ist die Sonderausstellung «ONE: Seduced by the Darkness» von Alberto Venzago und Julia Fokina. Das Künstlerduo ONE verwandelt drei abgetrennte Räumlichkeiten mit Zutritt ausschliesslich für Volljährige in groteske und perverse Rauminstallationen. Sexuelle Praktiken, gewalttätige Handlungen und Drogenexzesse werden hier auf künstlerische Art und Weise inszeniert und provozieren den Betrachter – Neugierde und Aufmersamkeit sind garantiert. Auch wenn nur inszeniert, der Raum, welcher eine New Yorker Wohnung aus den 80iger Jahren nach einer Drogen- und Partynacht imitiert, scheint ziemlich original und authentisch nachgestellt.

 

Sonderausstellung «ONE: Seduced by the Darkness» von Alberto Venzago und Julia Fokina

 

Und bevor man sich nach einer beinahen Reizüberflutung und einem Rucksack voller neuen Inspirationen auf den Nachausweg macht, kann man sich im «Portfolio Review Raum» noch mit Postkarten und Flyern eindecken. Die Aussteller präsentieren hier nochmals ihre Lieblingsbilder im kleinen Format zum Mitnehmen, damit sich die Gäste auch noch ein paar Tage nach dem Werkschaubesuch an einige Bilder und Namen erinnern können.

Im Grossen und Ganzen steigt die Qualität der photo von Jahr zu Jahr und die Künstler, welche einen begehrten Ausstellungsplatz erhalten haben, können stolz auf ihr Mitmachen sein. Denn jeder einzelne Aussteller steuert seinen Beitrag dazu bei, dass auch dieses Jahr die photo als qualitativ hochstehende Ausstellung in Erinnerung bleibt. Allerdings sollten die vertretenen Jungfotografen nicht damit rechnen nach ihrem Ausstellungsengagement haufenweise mit Fotojobs überflutet zu werden, sondern eher dürfen sie ihre Präsenz an der photo als eine bereichernde, persönliche Erfahrung betrachten.

Text und Bilder: Linda Pollari

 

Das sind die Ausstellenden der Werkschau:

Christian Aeschbach, Ellin Anderegg, Alain Appel, Raffaella Bachmann, Thomas Biasotto, Stefan Bienz, Caroline Boissier, Pierre-Emmanuel Boiton, Stephan Bösch, Daniel Brändli, Stephan Brauchli, Pit Buehler, Miguel Carbajal, Roberto Carbone, Krishanu Chatterjee, Monique Coulin, Mischa Crumbach, Elisha Naomi Daniel, Daniel Däppen, Franck Decourt, Tanja Demarmels, Peter Diem, Christoph Dill, Livia Faden, Michael Fenk, Michel Fornasier, Philipp Fuchs, Anne Gabriel-Jürgens, Andy Gawlowski, Joshua Geiger, Sandro Georgi, Konstantinos Georgiou und Bettina Humm, Valérie Giger, Katja Granzin, Gian R. Grob, Roger Gruetter, Sandra Gygax, Sabine Hahn, Michele Haller, Anja Hammächer, Aranka Hartmann, Caroline MIcaela Hauger, András Heé, Roland Hefter, Marc Hodel, Klaus Hoffmann, Hans Hofmann, Peter Hunziker, Alonso Izazaga Reyes, Kasia Jackowska, Christian Jaeggi, Vaughan James, Ronny Jau, Michel Jaussi, Elias Joho, Daniele Kaehr, Florian Kalotay, Alexandre Kapellos, Jürg Kaufmann, Marcello Keller, Andreas Keller, Markus Keller, Laura Kessler, Eunji Kim, Andrea Kitzmantl, Rahel Krabichler, Jens Krauer, Christopher Kuhn, Mathias Kunfermann, Céline Kuster, Dominik Lang, Jacqueline Lipp, Goran Lukic, Werner Mäder, Lukas Maeder, Mila Maeder, Stephan Bernard Marti, Manuel Martini, Cyrill Matter, Marc Matzinger, Timmy Memeti, Lucretia Mettier, Ulrich Mey, Alexander Mueller, Manon Nyffeler, Michelle Aimée Oesch, David Oesch, Jens Oldenburg, Gerhard Pacher, Jean-Pierre Perren, Rene Pfluger, Iouri Podladtchikov, Bernhard Pompey, Jack Pryce, Thomas Rathgeb, Pedro Rodrigues, Milan Rohrer, Nicolino Sapio, Marcel Sauder, Christoph Schaer, Stefan Schlumpf, Oliver Schmid, Markus Schmid, Philipp Schmidli, Wilfried Segmüller, Dominik Sigrist, Oliver Sittel, Raphael Spillmann, Florian Spring, Michael Stöcklin, Nithah Stöcklin, Jürg Streun, Patrick Stumm, André Stummer Tina Sturzenegger, Randy Tischler, Remo Ubezio, Pascal Uehli, Fabian Unternährer, Massimiliano Vaccaro Senna, Simon Villiger, Planet Visible, Irene Wahlen, Patrik Walde, Christian Walker, Simon Walther, Pascal Wasinger, Alexandra Wey, Christian Weymann, Fabienne Wheeler Kroumi, Mirjam Widmer, Stefan Willi, Maya Wipf, Elaine Yager, Natalina Zainal, Cedric Zellweger.

 

Wichtige Infos zur photo17

Wann? Freitag, 6. Januar bis Dienstag, 10. Januar 2017, täglich 11:00 – 20:00 Uhr
Wo? Maag Halle, Hardstrasse 219, CH-8005 Zürich
Wieviel? Werkschau: CHF 22.00 (Kostenlos für Jugendliche bis 18 Jahre)
photoFORUM: CHF 38.00/CHF 45.00 inkl. Werkschau Eintritt
photo-pass: CHF 99.00 (Werkschau Eintritt während fünf Tagen inkl. photoFORUM)
Die Tickets können direkt an der Kasse bezogen werden.

Infos: www.photo-schweiz.ch/

Lesen Sie auch:
«photo17: Grösste Schweizer Werkschau und spannendes Vortragsprogramm» 02.01.2017, 07:00

4 Kommentare zu “photo17 – eine Standortbestimmung der zeitgenössischen Fotografie in der Schweiz”

  1. Habe gestern kurz die Ausstellung angeschaut, obwohl Ausstelltermin in erster und somit stressiger Januarwoche einfach ungünstig ist.
    Mein Eindruck: Viele schöne Reportagen, wie bis anhin nur wenige stylische professionelle Arbeiten aus Bereich Mode/Styling/Werbung, deutliche weniger typisch Kunstfotoprojekte (zum Glück!)
    Berührend fand ich eine Serie über Bewohner einer Psychatrie in Asien (im Artikel auch erwähnt), amüsant/originell und technisch gut fand ich eine Serie mit Tierpfoten von unten fotografiert.
    Gesamteindruck: schwächer als frühere Jahre, sehr wenig Originelles, jedoch gute und teilweise auch engagierte Reportagen.

  2. Die photo-schweiz wächst jedes Jahr und das zeigt das seitens des Publikums ein reges Interesse an der Fotografie besteht. Trotz Instagram etc..

    Die Forumsbeiträge sind ebenfalls hoch spannend und mit ganz tollem Programm.

    Die Arbeiten sind gut Kuratiert und zeigen eine enorme vielfalt der Schweizer Fotografie-Welt, sowohl qualitativ wie auch technisch.

    Was mir etwas fehlt bei all den sehr guten technischen Fotografen ist der Inhalt, resp. eine Aussage der Bilder.
    Aber macht Euch selbst ein „Bild“ die Ausstellung ist noch bis am Dienstag Abend geöffnet. Dann wieder nächstes Jahr.

    BTW.
    Mein Vorschreiber erwähnte das Datum sei ungünstig, Ja für mich auch aber diesbezüglich kann man es niemandem Recht machen. So gesehen ist es beinahe egal wenn… 😉

    Für mich als Aussteller ist es schwierig im Januar aber wo sonst kriege ich ein Publikum von beinahe 30’000 Zuschauern auf dem Silbertablet serviert? 🙂

  3. Was mich wunder nimmt ist: Was bringt Dir das Ausstellen dort? Kollegen, die dort ausstellten, wollten einfach dabei sein, konnten aber keinen direkten Nutzen benennen. Die sehr vielen Besuchern ergaben keine/kaum neue Kontakte. Der Nutzen lag eher darin bestehende Kontakte bei dieser Gelegenheit aufzufrischen, um Kunden, Bildredaktoren, Art Buyer aus dem bestehenden Kontakten dort zu treffen.

    In der Menge gehen selbst gute Arbeiten unter. Zu viele zeigen zu viele Bilder.

    Ein Event im Januarloch bekommt sicherlich erhöhte Aufmerksamkeit und wäre zu einem besseren Termin, nicht automatisch noch besser besucht.

    1. Was es bringt? Ein alljährlicher Termin um Kunden, Freunde und neue Leute zu treffen.
      Habe jedesmal mein Netzwerk erweitern resp. auffrischen und festigen können. Anlässe bei dem genau meine Klientel in der Konzentration auftaucht sind selten.

      Zudem jeder der da ausstellt, sollte erkennen welchem challenge er sich aussetzt und das bringt einem weiter. Man lässt sich inspirieren und man erhält in etwas das Gefühl wie stehe ich mit meinen Arbeiten.

      Wer den Sinn dieser Werkschau oder ähnlichen Anlässen nicht erkennt, darf ja getrost zuhause bleiben.

      Also für mich haben solche Anlässe immer etwas gebracht. Früher nur im Ausland und nun dank photo-schweiz auch in der Heimat 🙂

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