Urs Tillmanns, 9. August 2022, 14:26 Uhr

Ein Licht ist erloschen: Roger Humbert

Roger Humbert (1929 – 2022) gehört zu den grossen Basler Fotografen, der zunächst als Werbefotograf und später als Pionier der konkreten sowie experimentellen Fotografie weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Die Liste seiner Einzel- und Gruppenaustellungen, die er von 1953 bis 2021 bestritt, ist lang, und die Liste der Publikationen in Büchern und Fotozeitschriften, schier unendlich.

Der am 24. Dezember 1929 in Basel geborene Roger Humbert war immer auf der Suche nach einer reinen Fotografie, die sich selbst thematisiert und das Licht als solches darstellen sollte. Und doch hat sich sein fotografischer Stil im Laufe der sieben Jahrzehnte seines kreativen Wirkens verändert, von den Reisereportagen in fernen Ländern über die präzise Werbefotografie als Erwerb, bis hin zu seinen im Labor entstanden Fotogrammen, die in der 1950er Jahren weltweit Beachtung fanden. Eines der grössten, das mehr als zwei Meter mass und als Hintergrund zu unserem Porträt diente, machte 1959 Schlagzeilen, als es in der Kaku Gallery in Osaka, Japan, ausgestellt wurde.

 

Roger Humbert in seiner Retrospektive «ad rem – Photographie als Technische Intelligenz» im September 2020 im BelleVue in Basel (Foto: Urs Tillmanns / Fotointern)

Das Erstaunliche an Humberts Schaffen, ist sein unentwegtes Forschen nach neuen Darstellungsformen und neuen Medien, mit welche er sich nicht mehr mit dem Motiv selbst befasste, sondern mit der Natur des Lichtes. Noch vor wenigen Jahren experimentierte er mit Spektralaufnahmen, mit der Zerlegung des Lichtes in seine Wellenlängen und den Bildern, die damit entstehen, bis hin zu den kreativen Möglichkeiten in der quantenphysikalischen Welt des Lichts im an sich unsichtbaren Bereich. Bei seinen Experimenten hat er sich immer aller zur Verfügung stehenden technischen Mittel bedient, sowohl früher mit den analogen Verfahren als auch in der heutigen Zeit der Digitalisierung. Im Vordergrund stand nie die Technik selbst, sondern immer die kreativen und gestalterischen Möglichkeiten, die sich mit ihr ergaben.

 

Die grosse Retrospektive im BelleVue Basel vor zwei Jahren vermittelte uns einen repräsentativen Überblick des Schaffens von Roger Humbert

Mit seinem Tod verliert die Schweizer Fotoszene einen ganz grossen Namen, dessen Werke uns faszinieren, auch wenn sie nicht immer verstanden und rational erfasst werden können. Roger Humbert schwebte oft in einer anderen Welt des Irrationalen, getrieben von Vorstellungen und Leitbildern, die er schliesslich in eine beeindruckende Realität umsetzte. Roger Humbert hinterlässt uns ein grosses fotografisches Vermächtnis, das in seiner Art einzigartig ist.

Urs Tillmanns (Text und Bilder)

Roger Humbert und seine berufliche Laufbahn

Roger Humbert, geboren am 24. Dezember 1929, besuchte 1945/46 den Vorkurs und die Grafik-Fachklasse an der Kunstgewerbeschule Basel. Von 1947 bis 1950 absolvierte er eine Fotografenlehre bei Jacques Weiss in Basel und war danach Assistent an der Fotoschule in Vevey (1950–1952) bei Hermann König, gefolgt von einer Fachausbildung in Farbfotografie (1952/53) bei Dr. Rickli, Zürich, und bei der Cinégram SA in Genf. Seit 1954 war Robert Humbert als freischaffender Fotograf tätig. Er führte sein eigenes Atelier und war 1966 Mitbegründer des Ateliers «Humbert & Vogt» für Foto und Grafik. 1985 wurde dieses in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Eugen Leu stiess zudem als Geschäftspartner dazu. Neben der Beschäftigung mit Werbefotografie widmete sich Roger Humbert insbesondere der Arbeit mit Fotogrammen und der Konkreten Fotografie. (Quelle: foto-ch.ch)

 

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Roger Humbert: «ad rem – Photographie als Technische Intelligenz», Fotointern 10.09.2020

 

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