Urs Tillmanns, 11. März 2017, 10:56 Uhr

PhotoKlassik 2.2017: Analogtechnik und Portfolios ausgewogen

Das Nischenprodukt im Zeitschriftenmarkt «PhotoKlassik» findet immer mehr Leser – mehr als 10’000 sind es jetzt, welche die einzige deutschsprachige Zeitschrift für die Fotografie mit Film lesen. Hier gibt es Tipps für bessere Fotos, neue (alte) Techniken und inspirierende Bildstrecken. Die aktuelle Ausgabe bietet wieder einen gekonnten Mix von interessanten Technikbeiträgen und fantastischen Portfolios.

 

Das Vierteljahres-Magazin für klassische Fotografie hat die zweite Ausgabe in diesem Jahr herausgebracht. Es ist wiederum ein bunter Mix an Themen, welche die Freunde der Analogfotografie interessieren – eine Gemeinde, die allen Unkenrufen zum Trotz ständig am Wachsen ist. Gerade bei der jungen Generation ist das Thema «Fotografieren mit Film» wieder «in», nicht zuletzt weil dabei eine andere Bildausdrucksweise und ein bewusstes Fotografieren im Vordergrund stehen.

 

PhotoKlassik berichtet nicht nur über Altes, sondern in den Seiten «Aktuelles aus der Szene» werden die neue Produkte, Events und Aktionen vorgesellt, die in der Analogszene zu erwarten sind. Es tut sich viel … Interessant auch der Hinweis, dass es in Zürich wieder ein Fotogeschäft ausschliesslich für die Analogfotografie gibt: Ars-Imago ist ins Haus des legendären Foto-Ernst eingezogen und bietet hier ein Vollsortiment für die Fotografie mit Film und allem Drumherum an.

 

Für die Kamera-Freaks gibt es gleich mehrere lesenswerte Artikel in dieser Ausgabe. «Vom Aussterben bedroht» geht auf Panoramakameras ein, die mittlerweile rar (und künftig auch teuer) werden. Ole Jost handelt in einem Beitrag das «Idealformat» 6×7 cm ab, mit dem sich Pentax stark gemacht hatte. Angelehnt an die amerikanische Bildproportion 4:5 ist es in der Tat ein sehr praktisches Seitenverhältnis, das viel Gestaltungsfreiraum lässt.

 

Spannend auch die Gegenüberstellung der Canon F-1 aus dem Jahre 1981 mit der Canon EOS-1v aus dem frühen Digitalzeitalter. Wahrscheinlich waren da die gleichen Entwickler am Werk. Dass es auch mit einfacheren Kameras geht, zeigen die Bilder von Jörg Bergs, der sich eine einfache Nopo 120 Lochkamera kommen liess und damit schönste Bilder gemacht hat. Sein Erfahrungsbericht animiert zum Nachmachen. Und letztlich ist der Beitrag von Leo Bräutigam faszinierend, der zwei Fujifilm Instax Kameras zusammenmontierte und damit Stereobilder realisiert.

 

Eine Stärke von PhotoKlassik ist der Bildteil mit Portfolios, in dem neben bekannten Namen immer wieder Newcomer entdeckt werden. Die Kollodium-Fotos von Stefan Sappert sind eine Augenweide, die nicht nur technisch sondern auch stilmässig an dieses früheste Fotoverfahren zurück erinnert. Es geht mit gleicher Technik gleich weiter mit den fantastischen Landschaftsbildern von Christian Klant.

Seine Ausrüstung, die er für seine Baum- und Wurzelfotos braucht, wiegt rund 100 Kilo – ein enormer Aufwand, der mit aussergewöhnlichen Bildern belohnt wird. Nicht viel weniger aufwändig und spannend ist das Fotografieren mit «Fotopapier als Film», was uns Thomas Weber vormacht. Seine Bilder sind dem englischen Kalotypiestil nachempfunden und haben ihren eigenen Charm, der für die Analogfotografie typisch ist.

Was den Laborbereich anbelangt, dürften die Artikel über das Vorbelichten von Fotopapier, das Entwickeln von Super-8 Filmen und der Beitrag über LED-Kaltlicht in Vergrösserungsgeräten interessieren. Auch der Beitrag «Das Bild ist vergrössert – weiter geht’s!» ist für Selbstverarbeiter ein Muss, bringt er doch viele spannende Tricks aus dem Dunkeln an’s Licht, um noch bessere Print zu machen.

 

Die Überschrift «Das Kreuz mit den Dreiecken» lässt nicht unbedingt vermuten, dass es sich bei diesem Artikel um eine gut recherchierte Abhandlung über Zentralverschlüsse und Verschlussablaufkurven geht. Ein Verschluss ist nicht einfach offen oder zu, sondern sein Ablauf umfasst ein Öffnungs- und eine Schliessphase, die bei kurzen Verschlusszeiten zur technischen Hürde werden. Der praxisbezogene Artikel erklärt eine Problematik, die in den letzten 15 Jahren in Vergessenheit geriet und jetzt von Axel Schwalm gut erläutert wird.

 

Den hinteren Heftteil nochmals mit einer starken Bildgeschichte aufzuwerten, ist ein bewährtes Rezept von Blattmachern. «Gesichter des Nordens» von Ragnar Axelsson ist ein solches Portfolio, beziehungsweise eine Buchbesprechung, in der man gerne noch mehr Bilder gesehen hätte. Das trifft übrigens auch für den originellen Artikel «Fika in Stockholm» von Ulrike Mayrhuber zu, bei dem es um eine Kaffeebecher-Lochkamera geht – und was man damit an originellen Umsetzungen in Kaffeetassen machen kann.

Einen Artikel sollten Sie sich kopieren und zur Seite legen, nämlich die Übersicht der «Reparaturwerkstätten für analoge Kameras», die Christoph Jehle in Deutschland (nach PLZ-Regionen), in Belgien, Dänemark, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz (!), Grossbritannien, Kanada und den USA recherchiert hat. Es sind über 100 Adressen, die vielleicht für Sie einmal nützlich sein könnten (und eigentlich schon das Geld für dieses Heft Wert sind).

 

Ob dereinst «3D-Drucker als Rettung der analogen Kameratechnik» in Frage kommen, ist eine spannende Frage, der ebenfalls Christoph Jehle nachgeht. Tatsächlich gibt es schon verschiedene Webseiten, die sich mit diesem zukunftsträchtigen Thema auseinandersetzen.

Urs Tillmanns

 

Der Inhalt

Editorial / Inhalt / Mitarbeiter dieser Ausgabe / Vorschau / Impressum

Aktuelles aus der Szene: Exklusiver Workshop «Portrait & Dunkelkammer für Einsteiger» / PhotoKlassik-Service – Reparaturwerkstätten

Portfolios: Feine Verbindungen – Stefan Sappert / Kollodium-Nassplatten-Landschaften – Christian Klant

Technik: Vom Aussterben bedroht – Panoramakameras für Rollfilm / Ideal-Format: Pentax 6 x 7 / Canons New F-1 und EOS-1v – nette Verwandtschaft / Die edle Pinhole – NOPO 120

Praxis: Erste Adresse in der Schweiz: Ars-Imago / Vorbelichtung von S/W-Papier / Stereofotografie- das Sofortbild in Stereo-3-D / LED-Kaltlicht für Vergrösserer / Super-8-Entwicklung / Kalotypie mit modernem Aufnahmematerial 7 Das Bild ist vergrössert – weiter geht’s! / Warum intakte Zentralverschlüsse (manchmal) überbelichten / Sofortbilder – 80 Jahre und kein bisschen alt 7 3-D-Druck als Rettung der analogen Kameratechnik? / Kaffeebecher-Pinhole-Kamera

Kultur: Pirelli – Schönheit, Innovation, Produktion / Ragnar Axelsson – Gesichter des Nordens / Fundstücke- Randnotizen zur Foto-Kunst / Ikonen der Fotografie – Julius Shulman

 

Die Autoren: Jörg Bergs, Leo H. Bräutigam, Ole Dost, Nina Ebelshäuser, Marwan El Mozayen, Wolfgang Heinen, Christoph M. Jehle, Guido Krebs, Ulrike Mayhuber, Marc Peschke, Axel Schwalm, Henning Serger, Thomas Weber

PhotoKlassik ist als Einzelnummer für EUR 9.80 im Zeitschriftenhandel oder in der Schweiz bei Ars-Imago in Zürich für CHF 18.90 erhältlich. Das Abonnement für vier Ausgaben pro Jahr kostet in Deutschland EUR 39.80. Für die Schweiz hier anfragen. 

Weitere Infos unter www.photoklassik.de

 

3 Kommentare zu “PhotoKlassik 2.2017: Analogtechnik und Portfolios ausgewogen”

  1. So etwas nervt mich ebenso. Es liegt aber NICHT an diesem Magazin oder dem Händler.
    Auch andere deutsche Hefte und Produkte kosten hierzulande gerne 30 bis 100 Prozent mehr, als in Deutschland.
    Zum Beispiel kostet das früher spannende, heute eher langweilige Magazin „c’t digitale Fotografie“ 9.90 Euro bzw. 17.50 Franken. Dabei haben wir nahezu Parität der Währungen. Will man dieses Magazin in der Schweiz in Euro bezahlen, wird der Frankenpreis in Euro umgerechnet.

    Ich kaufe solche Hefte nicht (mehr) und zwar nicht nur wegen den paar Franken Mehrkosten, sondern weil ich mir sonst verarscht vorkomme.
    Übrigens geht es mir auch so, wenn ich in der Migros oder im Coop deutsche Food- und Non-Food-Produkte kaufen will und es dann lieber lasse.

  2. Merke immer wider dass sich Menschen Aufregen über die Preise CH/D.
    Dann Frage ich mich sehr gerne ob diese Menschen lieber 1500.- Verdienen oder doch lieber 4500.- oder sogar 6000.- Würde die Schweiz billiger wenn wir alles in der Schweiz kaufen und dadurch die Milliarden in der Schweiz lassen ? Auf all diese Fragen habe ich bis heute keine Antwort .Trotzallem bin ich froh in der Schweiz zu Leben. Danke

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