Urs Tillmanns, 23. August 2020, 10:19 Uhr

Tamron 28-200 mm im Test: Eines für alles

Tamron ist seit jeher bekannt für seine Zoomobjektive mit grossem Brennweitenbereich. So verwundert es nicht, dass das neueste Tamron-Zoom einen solchen von 28 bis 200mm abdeckt, und dies für Vollformatkameras. Damit ist das Objektiv sehr universell einsetzbar, vom extremen Weitwinkel für Übersichtsaufnahmen bis zum extremen Tele, um Motivdetails herauszupicken. Bei alledem ist das Objektiv kompakt und handlich geblieben und ist so auch, und vor allem, für die kompakte Reiseausrüstung prädestiniert.

Das Zoom mit seinem leicht mehr als 7fachem Brennweitenbereich ist bei nahezu allen Motivarten einsetzbar. In der Landschaftsfotografie zeigt das 28mm Weitwinkelposition seine Stärke für grossartige Übersichten, in der Reportage ist man mit der Anfangsbrennweite und der hohen Lichtstärke von 1:2,8 mitten im Geschehen drin, bei 100mm mit Offenblende von etwa 4 lässt sich bei Porträts der Hintergrund wohltuend unscharf auflösen, und im Sportbereich ist die 200mm-Position ideal, um auch entfernte Objekte gross ins Bild zu bringen.

Wie vielfältig nutzbar der Zoombereich 28 bis 200mm ist, soll untenstehendes Bildbeispiel zeigen. Der «Munot» in Schafhausen ist eines unser Standard-Testmotive, weil die Distanzverhältnisse immer exakt dieselben sind und sich so die Bildwinkel und die Schärfeleistung beim Extremausschnitt sehr gut mit früheren Tests quervergleichen lassen. Der Extremausschnitt von 200% entspricht mit 150 dpi (mehr als ausreichend für diese Grösse) etwa einem zwei Meter grossen Print, den man auch etwa aus dieser Minimaldistanz betrachten würde.

Auf den ersten Blick erscheint eine Anfangsöffnung von 1:2,8-5,6 nach heutigen Trends nicht gerade berauschend, doch muss man dabei den grossen Zoombereich und die kompakte Bauweise mit in Betracht ziehen. Nur schon eine Blendenstufe mehr hätte wahrscheinlich das Objektiv doppelt so gross, doppelt so schwer und wesentlich teurer werden lassen. So gesehen ist 2,8 bis 5,6 eine «Vernunfts-Lichtstärke», die für die meisten Anwendungen völlig ausreicht. Dies zumal die hohen ISO-Bereiche der Kameras auch immer besser und rauschärmer werden.

Die automatische Scharfeinstellung hat einen sehr schnellen und exakten Eindruck gemacht, auch bei langen Verstellwegen. Zudem ist das Objektiv laut Tamron gegen Spritzwasser abgedichtet, und die Frontlinse ist mit einer speziellen, wasserabstossenden Fluor-Vergütung geschützt, die sich leicht reinigen lässt. Es ist damit auch für den berühmten «harten Profi-Einsatz» tauglich oder für die Regenüberraschung bei einer Wanderung.

Mit seiner Länge von nur 117mm und einem Gewicht 575 Gramm, mit der Sony Alpha 7 MkIII rund 1125 Gramm, darf das Objektiv als ausgesprochen handlich bezeichnet werden. Dabei sind sowohl der Zoomring als auch der Fokussiering sehr ergonomisch angeordnet, so dass man das Objektive sicher in der Hand hält. Die Lage des Fokussierrings schätzen auch Liebhaber der manuellen Schärfekorrektur (Direct Manual Focus, DMF), um die Schärfeebene sicher auf das Hauptmotiv zu legen, was sich vor allem bei statischen Motiven und langer Brennweite empfiehlt und mit den Sony Alpha-Kameras hervorragend funktioniert.

Auch für Nahaufnahmen ist das 28-200mm Zoom sehr gut geeignet. Es hat bei 28mm eine Nahgrenze von 180mm ab Sensormarke (45mm ab Frontfassung) und bei der Telestellung von 200mm eine solche von 740mm (550mm ab Frontfassung). Das ergibt bei Weitwinkel ein Motivfeld von 105 x 157mm und bei Tele von 120 x 180mm. Damit ist das Objektiv ideal, um kleine Dinge auf Distanz gross ins Bild zu bringen, zum Beispiel Objekte oder Kleinlebewesen, an die man nicht näher herangehen kann – oder sollte, damit man nicht in deren Fluchtdistanz gerät.

Wir haben mit dem Tamron 28-200mm die Modellanlage Smilestones in Neuhausen am Rheinfall besucht und einige Aufnahmen zu einer Diaschau zusammengestellt:

«Smilestones» ist eine Miniaturwelt in Neuhausen unweit des Rheinfalls, welche laufend erweitert wird. Kürzlich wurde das «Berner Oberland» eröffnet. Die Bilder sind jeweils mit 28mm und 200mm vom unveränderten Standort aus entstanden.

Was die Handhabung anbelangt hätte ich noch zwei persönliche Wünsche. Erstens eine Fokuslock-Taste, wie sie bei vielen G-Objektiven von Sony zu finden ist und sich in vielen Fällen als sehr praktisch erweist, und zweitens wünschte ich mir, dass die Zoom-Sperrtaste nicht nur bei 28mm sondern auch bei allen eingravierten Brennweitenstellungen (35, 50, 70, 100, 135 und 200mm) einsetzbar wäre. Bei 28mm ist sie nämlich ziemlich nutzlos, weil die Zoomverstellung mit ihrer sehr angenehmen Hemmung so beschaffen ist, dass das Objektiv auch ohne Zoomverriegelung bei vertikaler Haltung der Kamera nicht ausfährt.

Die Verzeichnung eines Objektivs ist heute ein weniger wichtiges Thema als früher. Erstens haben diese die Konstrukteure sehr gut in den Griff bekommen – und dafür ist dieses Zoom ein gutes und beeindruckendes Beispiel – und zweitens lässt sich die Verzerrung optimal softwaremässig korrigieren – und dies direkt in der Kamera mit entsprechender Menüanwahl. Ergänzend dazu fügen wir noch die MTF-Kurven von der Tamron-Webseite an, welche ebenfalls die guten Qualitäten des Objektivs untermauern.

Für Weitwinkel-Fans hier noch ein Zusatztipp: Als Anschlussobjektiv gibt es von Tamron das AF 17-28mm F/2.8 Di III RXD für Sony FE mit dem gleichen Filterdurchmesser von 67mm. Damit sind noch extremere Übersichten und Perspektiven möglich als mit dem 28-200mm.

 

Fazit

Ein Siebenfachzoom mit dieser Auflösung und Qualität bei diesen kompakten Abmessungen, und dies noch für Vollformat, wäre noch vor wenigen Jahren nicht möglich gewesen. Das 28-200mm F/2.8-5.6 Di III RXD (Model A071) ist ein gutes Beispiel dafür, welche Fortschritte die optische Industrie in den letzten Jahren gemacht hat.

Das 2,8-5,6/28-200mm von Tamron ist ein ideales Zoom für die kompakte Fotoausrüstung, mit dem man für nahezu alle Praxissituation sehr gut gewappnet ist. Und mit CHF 1100.00 mit Sony FE-Anschluss zeichnet es sich mit einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis aus.

Text und Bilder: Urs Tillmanns

Tamron-Objektive werden in der Schweiz vertrieben durch
Perrot Image SA  
CH-2560 Nidau
Tel. 032 332 79 79

Lesen Sie hier die Neuvorstellung auf Fotointern und finden Sie weitere Informationen auf der Produkteseite von Tamron Japan.

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