Das physikalische Prinzip der Kamera hat die Menschen während rund 2000 Jahren fasziniert. Auch heute noch ist das Fotografieren mit einer «Kamera ohne Objektiv» unverändert eine Herausforderung. Dazu bietet sich am nächsten Sonntag weltweit Gelegenheit. Machen Sie mit …
Die Kamera ist älter als die Fotografie. Schon der arabische Naturforscher Alhazen hatte etwa 350 v.Chr. das Phänomen beschrieben, dass Lichtstrahlen, welche durch ein kleines Loch in einen dunklen Raum einfallen, an der gegenüberliegenden Wand ein seitenverkehrtes und kopfstehendes Bild der Aussenwelt abgeben – das Prinzip jeder Kamera. In transportabler Form wurde diese Lochkamera jahrhundertelang als Zeichengerät benutzt, bis es schliesslich gelang, ihr Bild mit einer lichtempfindlichen Substanz zu fixieren.
Trotz der rasanten Entwicklung der Kameratechnik hat die Lochkamera nichts von ihrer Faszination eingebüsst. Immer wieder wird mit der einfachsten Kameraform experimentiert, sei es im Physikunterricht, sei es als Fotoliebhaber, um das Phänomen der Camera obscura bildkreativ auszuleben. Dazu ist am letzten Sonntag im April, das heisst am nächsten Sonntag, 27. April 2025, mit dem «World Pinole Day» reichlich Gelegenheit geboten.
Das Bild der Lochkamera fasziniert durch seinen Überstrahlungs- und Weichzeichnungseffekt. Ein typisches Beispiel ist das Bild «Davosersee» von Jost J. Marchesi
Jeder, der am letzten Sonntag im April irgendwo auf der Welt ein Lochkamera-Foto macht, kann es einscannen und auf diese Website hochladen, wo es Teil der jährlichen Online-Galerie des weltweiten Tages der Lochkamera-Fotografie wird. Die Organisatoren werden den Einsendeschluss bis zum 30. Juni 2025 verlängern, um denjenigen entgegenzukommen, die auf den Versandhandel und alternative Verfahren angewiesen sind.
Lochkamera Mitmach-Aktion im Stadtmuseum Aarau
Der Lochkameratag im Stadtmuseum Aarau hat bereits Tradition, in dem von 11 bis 17 Uhr an einem spannenden Workshop gezeigt wird, wie man selber eine kleine Kamerabox zusammenbauen und damit erste Lichtbilder einfangen kann. Danach werden die belichteten Fotopapiere entwickelt und an der Luft getrocknet. Auch dieses Jahr ist das Stadtmuseum wieder Teil des Internationalen Lochkameratags und ladet das beste Bild der Teilnehmenden in die Galerie auf pinholeday.org hoch.
Alte Blechdosen dienen als Lochkamera. Danach wird das Fotopapier in der Dunkelkammer entwickelt und zum Trocknen aufgehängt (Fotos: Stadtmuseum Aarau)
Das Programm:
11.30–12.00 Uhr Führung der Camera obscura im Alten Turm, Aarau
12.30–15.00 Uhr Eigene Fotografien mit der Lochkamera machen
12.30–16.00 Uhr Fotografien entwickeln, digitalisieren und auf die offizielle Seite des internationalen Pinhole Day hochladen
Kosten: Fr. 5.– Materialbeitrag (Museumseintritt während des Museumsfests gratis)
Weitere Infos finden Sie auf www.stadtmuseum.ch
Workshop bei Ars-Imago
Auch Ars-Imago, ein Fachgeschäft, das auf analoge Fotografie und das entsprechende Produktsortiment spezialisiert ist, führt am Sonntag, 27. April 2025 ab 10 Uhr einen Lochkamera-Workshop an der Josefstrasse 53 in Zürich durch. Obwohl bereits ausgebucht lohnt es sich vielleicht, vorbeizuschauen. Hier gibt es weitere Infos.
«Fotografieren mit der Lochkamera» im Kulturlabor Schaffhausen
Felix Maurer, Leiter des Fotolabors im Kulturlabor Schaffhausen (Fotointern berichtete) führt am Sonntag von 13:00 bis 18:00 Uhr einen speziellen Workshop durch, bei dem alte Blechbüchsen als Kameras dienen. «Durch ein präzise gebohrtes kleines Loch gelangt Licht ins Innere und projiziert ein umgekehrtes Abbild der Umgebung auf das eingelegte Fotopapier. Da die Belichtungszeit je nach Lichtverhältnissen mehrere Sekunden bis Minuten betragen kann, entstehen weiche, fast traumhafte Bilder mit einem ganz eigenen Charakter. Nach der Belichtung entwickeln wir die Bilder direkt im Fotolabor. Dabei beobachten wir, wie die Motive langsam auf dem Papier erscheinen – ein magischer Moment der analogen Fotografie. Dieser entschleunigte, experimentelle Prozess eröffnet eine neue Perspektive auf das Fotografieren und lädt dazu ein, die Essenz des Lichts und der Bildentstehung bewusst zu erleben.
Der Kurs ist kostenlos. Einzig das Verbrauchsmaterial muss bezahlt werden. (1 Fr. pro Fotopapier.) Es können max. 8 Personen ab 14 Jahren teilnehmen.
Wo: Kulturlabor.sh, Bachstrasse 27, 8200 Schaffhausen
(Anmeldung erforderlich)
Lochkamera-Aufnahmen mit der Digitalkamera
Lochkamerafotografie geht auch digital, ganz ohne Labor. Alles, was man dazu braucht ist eine digitale Spiegelreflex- oder Systemkamera mit abnehmbarem Objektiv und den Gehäusedeckel, der nun mit einem feinen, in eine Alufolie gestanzten Loch zum bildgebenden Accessoire wird. Die detaillierte Anleitung dazu finden Sie auf Digitipps.ch.
Weitere Informationen zum Pinholeday finden Sie auf pinholeday.org und auf Facebook.
Lesen Sie auch:
Unseren Bericht über die vergangene Ausstellung
«Jost J. Marchesi zeigt Camera Obscura Bilder vom Feinsten» (Fotointern 03.08.2023).
Interessant, wie „Dr.“ Jost J. Marchesi die Formel für den Lochdurchmesser bezogen auf den Bildwinkel (Auszug) erarbeitete. Bei der Lochkamera existiert keine Scharfstellung, da die Schärfentiefe praktisch unendlich ist.
Hammer-Aufnahme von J.Marchesi. Glanz, Farben und Unschärfen-Mix passen sehr gut.