Urs Tillmanns, 21. August 2025, 07:00 Uhr

International Photo Festival Olten 2025: 14 trendige Ausstellungen

Noch bis Sonntag, 24. August 2025 ist Olten die eigentliche Hochburg der Fotokultur. Insgesamt 14 trendige Ausstellungen bilden eine spannende Standortbestimmung zeitgenössischer Fotografie, von interessanten KI-Installationen über eindrucksvolle Reportagen bis hin zu aussagestarken Portraits.

Das International Photo Festival Olten (IPFO) sichert sich mit seiner fünften Durchführung einen festen Platz in der internationalen Fotokulturszene. Weltbekannte Fotograf/innen, wie Platon, Matt Stuart, Aida Muluneh, Nikita Teryoshin sowie das Fotografenpaar Braschler/Fischer sind in Olten zu Gast und zeigen eine beeindruckende Bandbreite fotografischer Genres und Stile, die für viele Besucherinnen und Besucher zu unendlichen Inspirationsquellen werden.

 

Olten schmückt sich bunt für’s IPFO. Das Haus der Fotografie (links im Bild) ist das eigentliche Zentrum des IPFO und zeigt ganzjährlich spannende Fotoausstellungen

Ein besonderes Highlight des Festivals ist die Ausstellung Photoville 4600 auf dem Munzigerplatz, welche auf dem 54 Werke von Fotograf/innen aus der ganzen Welt präsentiert. Ausgewählt wurden die Bilder von einer erstklassig besetzen Jury. Ferner sind 14 Stadtansichten aus der Frühzeit der Fotografie im ganzen Stadtgebiet verteilt an Orten, die man heute so nicht wiedererkennt.

 

Photoville 4600, Edition 2025

Photoville 4600 findet 2025 zum vierten Mal statt und präsentiert die besten Einreichungen eines internationalen Fotowettbewerbs – kuratiert von einer hochkarätigen Jury aus der ganzen Welt. Die Ausstellung bietet einen eindrucksvollen Querschnitt durch zeitgenössisches fotografisches Schaffen in all seiner Vielfalt. Die Bilder zeigen ein breites Spektrum an Themen, Perspektiven und visuellen Handschriften. Mit Preisgeldern im Gesamtwert von CHF 15’000.– werden herausragende Arbeiten in jeder der sechs Kategorien und in den Bereichen Gesamtleistung, Nachwuchs und Schweiz gewürdigt.

Details Ort: A8, Munzingerplatz, Olten SO

 

Braschler / Fischer: «Displaced»

Was passiert mit Menschen, deren Zuhause plötzlich unbewohnbar wird? Dieser Frage gehen die international bekannten Fotografen Braschler/Fischer in ihrer neuen Arbeit «Displaced» nach – einem globalen Fotoprojekt über Menschen, die durch den Klimawandel gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen. In Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen haben Braschler/Fischer in den vergangenen 18 Monaten Menschen auf fünf Kontinenten getroffen, deren Leben sich aufgrund klimabedingter Veränderungen radikal gewandelt hat. Was die beiden bei der Realisierung ihres Projektes erlebten, erzählen sie in ihrem Vortrag am Freitag, 22. August 2025 um 20:00 Uhr.

Details. Ort: A6, IPFO Haus der Fotografie, Kirchgasse 10, 4600 Olten

 

Basil Stücheli: «What the Fake, Conscious Influence Hub»

Die interaktive Ausstellung des Schweizer KI-Künstlers Basil Stücheli (*1975) zeigt, wie künstliche Intelligenz unsere Wahrnehmung von Bildern und damit unser Verständnis von Wahrheit verändert. Gezeigt werden Bildpaare: authentische Presseaufnahmen und ihre künstlich erzeugten Versionen. Die Gegenüberstellung macht sichtbar, wie schwierig es geworden ist, Realität von Fiktion zu unterscheiden. Die Ausstellung lädt zur kritischen Reflexion ein: Wie verändert KI unseren Blick auf Wahrheit, besonders auf Social Media? Und welche Verantwortung tragen wir im digitalen Raum?

Details. Ort: A1, Ländiweg, Von Rollstrasse, 4600 Olten, SO

 

World Unseen: «Erlebe die Kraft der Fotografie neu» (Canon)

«World Unseen» verbindet Welten: Jene der Sehenden mit der Welt sehbeeinträchtigter Menschen (siehe separaten Artikel). Dank der Elevated Print Technologie werden Fotowerke tastbar und lebendig – mit Strukturen von bis zu vier Millimetern Höhe. Begleitende Audio-Beschreibungen erzählen die Geschichten hinter den Bildern – bewegend, persönlich, immersiv. Ergänzende Brailleschrift macht Informationen auch für blinde Besucher/innen zugänglich. Simulationen verschiedener Sehbeeinträchtigungen bieten einen beeindruckenden Perspektivwechsel: Sie zeigen, wie unterschiedlich Eindrücke und Kunst wahrgenommen werden und stärken das Bewusstsein für Inklusion.

Details. Ort: A3, Alte Holzbrücke, Olten SO

 

Emma Svensson: «Icons – eine Ausstellung über das Recht zu Sein»

Die Ausstellung zeigt 21 grossformatige Portraits von Menschen mit Down-Syndrom, die ikonische Motive der (Pop-)Kultur lustvoll nachstellen. Die Portraits der Schwedischen Fotografin Emma Svensson (*1983) stehen für die Kraft der Träume und für den alle Menschen verbindenden Wunsch, sichtbarer und respektierter Teil der Gesellschaft zu sein. Nach der Premiere in Stockholm am internationalen Down-Syndrom-Tag 2016 war die erfolgreiche und berührende Show weltweit zu sehen. Die Schweizer Erstpräsentation fand 2024 im Kunstmuseum Olten statt – im Rahmen des Programms «Ensemble, c’est tout!» (Gemeinsam sind wir stark!).

Details. Ort: A7, Kunstmuseum Olten, Kirchgasse 8 4600 Olten

 

Matt Stuart: «All that Life can afford & Industrieweg»•

In der Serie Industrieweg fotografiert Matt Stuart eine unscheinbare Lagerhausstrasse in Nordholland. In klarem Morgen- und Abendlicht zeigen sich leere Industriearchitekturen in überraschend lebendigen Farben. Mit reduzierter Komposition und feinem Gespür für Form und Licht verwandelt Stuart das Gewöhnliche in stille, fast meditative Bildwelten – eine Hommage an die Poesie des Alltags und die Schönheit am Rand des Sichtbaren. «All That Life Can Afford» dokumentiert mit subtiler Raffinesse und Humor das Leben auf den belebten Strassen Londons.

Details. Ort: A4, Klostergarten, Klosterplatz 8, 4600 Olten

 

Nikita Teryoshin: «Nothing Personal»

Nothing Personal gewährt Einblick in die unsichtbare Seite des globalen Rüstungsgeschäfts – fernab vom Kriegsschauplatz: Wein, Fingerfood und glänzende Waffen vor einer Tribüne voller Generäle, Minister und Händler. In Simulatoren ersetzen Puppen und Pixel die Toten. Teryoshin zeigt bewusst keine Gesichter, denn es geht nicht um Einzelne, sondern um Strukturen. Die Serie entstand auf 14 Waffenmessen weltweit zwischen 2016 und 2025. Ziel des Projekts ist ein globales fotografisches Archiv des Kriegsapparats – als Ausstellung und Buch.

Details. Ort: A5, Klostergarten Klosterplatz 8, 4600 Olten

 

Carlos Leal: «Heroes of Another Story»

In seiner Serie Heroes of Another Story porträtiert Carlos Leal Menschen am Rand des glamourösen Los Angeles – Obdachlose, Ausgeschlossene, Unsichtbare. Für Leal sind sie die wahren Helden Hollywoods – nicht Teil der Fantasiewelt des Kinos, sondern Helden des wirklichen Lebens. Mit grosser Empathie und Respekt begegnet er ihnen auf Augenhöhe und hält Momente stiller Würde und innerer Stärke fest. Ergänzt wird die Serie durch drei Werke aus «We Own the Night», in denen Leal nächtliche urbane Landschaften poetisch in Szene setzt.

Details. Ort: A11, Solothurnerstrasse 40 4600 Olten, SO

 

Grit Wolany: «Hypersimulacrum – The Original Was Never Here»

«Hypersimulacrum – The Original Was Never Here» ist eine KI-basierte Installation, die Bild, Ton und Konzept zu einer dichten Reflexion über Hyperrealität verbindet. Die Serie perfekt gerenderter, synthetischer Bilder – Porträts, Orte, ikonische Gesten – zitiert vertraute visuelle Codes, ohne auf reale Vorlagen zurückzugreifen. Parallel dazu flüstert eine algorithmisch generierte Audioinstallation poetische Fragmente – Stimmen aus jener Zwischenwelt, in der analoges Empfinden, digitale Oberfläche und generative Sprache ineinander übergehen.

Details. Ort: A13, Solothurnerstrasse 40, 4600 Olten, SO

 

Claude Hofer: «Emotional Waves»

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl aus Claude Hofers langjähriger Auseinandersetzung mit zeitgenössischem Tanz und Butoh. In intensiven Schwarzweiss-Bildern fängt er Momente körperlicher Hingabe, Verletzlichkeit und innerer Kraft ein. Seine Kamera ist kein distanziertes Auge, sondern Teil des Geschehens – unmittelbar, fühlend, präsent. Gerade deshalb öffnen seine Bilder emotionale Erfahrungsräume, in denen sich Bewegung, Stille und Empathie verdichten. Die Performenden berühren die Betrachtenden mit ihrer Präsenz und Ausdruckskraft.

Details. Ort: A12, Solothurnerstrasse 40, 4600 Olten

 

Jillian Edelstein: «Here and there»

Jillian Edelstein ist eine in London ansässige Porträt- und Dokumentarfotografin, die in Südafrika geboren und aufgewachsen ist. Ihre Porträts haben sie international bekannt gemacht und erschienen in Magazinen wie The New York Times, Vogue und Fortune. Ein altes Foto der ihr bis dahin unbekannten Grosstante Minna wurde für Edelstein zum Auslöser einer langen Reise in die eigene Familiengeschichte – und zur Entdeckung eines bisher unbekannten Familienzweigs in der Ukraine. Edelsteins fotografische Spurensuche führte sie in zahlreiche Länder – Orte, die alle durch das zentrale Thema menschlicher Vertreibung verbunden sind.

Details. Ort: A10, Kunstverein Olten, Hübelistrasse 30, 4600 Olten

 

Vincent Hecht: «Architectural Photography»

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl Fotografien öffentlicher Räume aus aller Welt. Seine Bilder erfassen die Begegnung von Mensch und Raum mit grosser Klarheit und Ruhe. Der Massstab zwischen Körper und Gebäude, zwischen Struktur und Bewegung, wird dabei zum zentralen Thema. Es sind stille, fast beiläufige Momente, in denen sich das alltägliche Leben vor ikonischer Architektur entfaltet. Ohne Spektakel, aber mit viel Präzision erzählt Hecht vom Menschsein im Raum – und von der Schönheit, die im Zusammenspiel von Material, Licht und Präsenz liegt.

Details. Ort: A14, Inside Home & Office, Baslerstrasse 19, 4600 Olten

 

Brooke DiDonato: «Take a picture, it will last longer»

Brooke DiDonato erschafft inszenierte Bilder, in denen sich Alltag und Absurdität überlagern. Ihre Szenen wirken auf den ersten Blick vertraut – doch subtile Verschiebungen, verdeckte Gesichter oder surreal verschlungene Körper erzeugen Irritation. Mit pastelligen Farben, klarer Formensprache und minimalen Elementen zitiert sie den magischen Realismus. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Kontrolle und Kontrollverlust – und lassen Raum für individuelle Deutung. DiDonato thematisiert psychische Zustände wie Entfremdung, Isolation oder Angst – visuell poetisch und zugleich präzise komponiert.

Details. Ort: A9, Stadthaus Fenster, Dornacherstrasse 1, 4600 Olten

 

Oltner Ansichten – Historische Bilder von Olten

Oltner Ansichten zeigt historische Ansichtskarten aus der privaten Online-Sammlung oltner-ansichten.ch, welche von Alex Capus und Sven-M. Wölfle ins Leben gerufen wurde. Die Ansichten stammen aus den Anfängen der Fotografie bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung beginnt am Aareufer Ost und erstreckt sich über 14 Standorte im Stadtgebiet. An jedem Ort ist das Bild genau dort zu sehen, wo es vor Jahrzehnten aufgenommen wurde. So wird der öffentliche Raum selbst zum Archiv, zur Spurensuche – und zum lebendigen Stadtporträt.

Details. Ort: A2, Aare-Ufer Ost, Olten

(Situationsbilder: © Urs Tillmanns / Fotointern)

Sämtliche Informationen zum International Photo Festival Olten finden Sie hier.

 

Fotointern Rundgang-Tipp

Um die 14 Ausstellungen möglichst effizient zu besuchen, empfiehlt Fotointern, ausgehend vom Bahnhof,  folgenden Rundgang:
Durch die Bahnhofunterführung zur Aare, dann links dem Ländliweg entlang [A1] zur Holzbrücke [A2], diese überqueren [A3], danach gleich rechts dem Amthausquai entlang zum Klostergarten [A4] [A5], Durchgang benutzen zur Baslerstrasse [A14], danach zur Ringstrasse in die Hübelistrasse [A10], dann dieser weiter folgen zum Stadthaus [A9] und zum Munzingerplatz [A8], danach Richtung Stadtkirche zum Festzelt [A0], der Kirchgasse entlang zum Kunstmuseum [A7] und zum Haus der Fotografie [A6] und letztlich durch die Solothurnerstrasse (ca 200m) zu [A11], [A12] und [A13].

 

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