Urs Tillmanns, 22. November 2025, 10:00 Uhr

Buchtipp: Florian Hasubick: «Analog fotografieren»

Die Fotografie hat eine Revolution hinter sich: Was rund 160 Jahre lang auf Silberschichten festgehalten wurde, wird heute mit einem elektronischen Sensor abgelichtet. Aber, Trends kommen zurück. Der Film erlebt sein einiger Zeit ein Comeback, und dieses Buch liefert alles Wissenswerte dazu.

«Alte Technik – neu entdeckt». So lautet der Untertitel des brandneuen Buches von Florian Hasubick. Für ihn war sie nie «eine alte Technik», die Fotografe mit Film. Er hat sich schon immer von der analogen Fotografie begeistern lassen, von ihrem besonderen Charme, einer unverwechselbaren Ästhetik und einem typischen Look der Bilder, der «irgendwie anders» sind als jene, die von einem Sensor produziert werden.

Als die digitale Fotografie vor rund zwanzig Jahren allmählich aufkam, waren die Bildergebnisse bei weiten nicht mit den analogen Fotos vergleichbar. Aber Convenience war angesagt, der Komfort, die Filme nicht mehr ins Labor geben zu müssen oder diese gar in der eigenen Dunkelkammer selbst zu entwickeln, sondern die Bilddaten einfach und sofort von der Speicherkarte in den Computer zu laden. Eine ganze Generation ist mit dieser Bequemlichkeit aufgewachsen. Doch viele von ihnen sind heute (wieder) potenzielle Film-Fotografen – weil sie wissen möchten, wie das damals ging, weil sie noch nie einen Film in die «alte» Kamera eingelegt und weil sie den magischen Moment, wenn ein Bild in der Entwicklerschale langsam zum Vorschein kommt, noch nie erlebt haben.

Fotografie neu erleben und weitergeben – das hat sich Florian Hasubick auf die Fahne geschrieben, um all seine analogen Abenteuer, Fehlschläge, YouTube Rabbitholes, vor allem aber auch seine Erfolge, die grossartigen Bilder und die begeisterten Bilderbetrachterinnen mit Ihnen zu teilen. Auch Florian ist von der digitalen Fotografie und dem allesautomatischen Smartphone wieder zurückgekommen auf die Fotografie mit Film, um die Fotografie neu zu erleben, bewusster und entschleunigter zu fotografieren. Er ist deshalb geradezu prädestiniert, die analoge Fotografie mit seinem digitalen Background und dem vollzogenen Wandel zur analogen Fotografie in einem umfassenden Buch an Gleichinteressierte weiterzugeben.

Das Buch ist sehr geschickt aufgebaut. Es befasst sich mit jener Technik, die zum Verständnis einer voll einstellbaren Kamera notwendig ist, erklärt welche Filme es gibt und wozu diese vorzugsweise eingesetzt werden, geht dann auf kompositorische Grundregeln ein, auf verschiedene Motivbereiche und erklärt weshalb und wie man Negative oder Dias digitalisiert und schliesst mit einem Kapitel über das Filmentwickeln und Bildermachen in der Dunkelkammer, für all diejenigen, welche die analoge Fotografie von A bis Z auskosten wollen. Dabei pflegt Florian eine sehr leicht verständliche Sprache mit flüssigem Text und erklärt auch komplexe Zusammenhänge plausibel und nachvollziehbar. Das Ganze ist illustriert mit eigenen Bildern, die von der Drucktechnik her einen Hauch dessen wiedergeben, was für die analoge Fotografie typisch ist.

Und doch kommt das Buch über analoge Fotografie nicht ganz ohne Digitaltechnik aus. Florian hat wohlüberlegt ein Kapitel über das Digitalisieren von Negativen und Dias eingefügt, einmal um mit den Digitalisaten die Originale zu schonen, weil jedes Herausnehmen eines Negativs oder Dias Spuren durch Staub und mechanische Einflüsse zur Folge hat. Dann aber auch, weil die digitale Weiterverarbeitung viele Möglichkeiten bietet, um das Bild zu verbessern, zu verändern und letztlich mit modernen Mitteln auszuprinten. Hybride Fotografie ist hierfür der Fachbegriff. Dennoch lässt der erfahrene Autor das Kapitel über die Labortechnik nicht aus, über das Filmentwickeln und das Erstellen von analogen Papierbildern.

Ein Buch nur für Filmfreaks? Keineswegs. Florian erklärt zwar alles über die Fotografie mit Film, doch haben viele seiner Praxistipps zu verschiedenen Aufnahmesituationen, Motivbereiche und fotografischen Grundsätzen ebenso für die digitale Fotografie Gültigkeit. Es ist ein Buch für Um- und Einsteiger in die analoge Fotografie, besonders für jene, die sich mit der entschleunigten und bewussten Fotografie befassen wollen.

Für wen ist dieses Buch? Die Fotografie mit Film ist wieder populär geworden, besonders bei jungen Leuten, welche die fotografische Technik früherer Generationen einmal selbst erleben und praktisch erproben möchten. Dieses Buch ist der ideale Ratgeber dazu – verfasst von jemandem, der genau diesen Schritt vor etwa sieben Jahren selbst vollzogen hat.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Seit 2025 zählt die analoge Fotografie zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Das ist nicht nur ein Blick zurück, sondern auch nach vorn – denn der besondere Charme und die unverwechselbare Ästhetik klassischer Fotografie begeistern viele Menschen. In diesem Buch zeigt dir der leidenschaftliche Analogfotograf Florian Hasubick, wie du mit mechanischen Kameras und chemischem Film arbeitest, was den typischen Look analoger Aufnahmen ausmacht und wie du deine eigene fotografische Handschrift entwickelst – ganz ohne Dunkelkammer und komplizierten Technikballast. Lerne, den Moment zu genießen, dir Zeit zu nehmen und die Schönheit des Alltäglichen in zeitlosen Bildern festzuhalten!

 

Der Inhalt

Einleitung
Der Beginn meiner fotografischen Reise / Warum analog?

Kameras und Objektive

Was gibt es – und was passt zu dir? / Gebrauchtkameras kaufen / Kameratypen im Überblick / Exkurs: Film laden / Objektive / Neue Technik / Eine kleine Kamera-Gebrauchsanweisung / Interview: Kein Plan, kein Filter – nur Licht und Leben (Teo Crawford)

Filme

Welcher Film darf’s sein? / Filmtypen / Film richtig belichten / Der Weg zum passenden Film / Interview: Mehr als echt – wenn Bilder träumen lernen (Mario Hegewald)

Komposition

Warum Bildgestaltung entscheidend ist / Zwischen Wissen und Bauchgefühl / Drei Bilder – Rahmen, Linien und das Licht / Exkurs: Belichtung mit Objekt und Lichtmessung / Sei ein Schwamm / Fotografieregeln kennen / … kombinieren … / … und brechen / Bildgestaltung mit Brennweiten / Das Licht

Fotografische Genres

Analoge Stärken und Grenzen / Was ist ein fotografisches Genre? / Landschaftsfotografie / Streetfotografie / Porträtfotografie

Motivation

Der innere Antrieb / Warum überhaupt fotografieren? / Wie du Fotografie in deinen Alltag einbaust / Was mit den Bildern machen? / Interview: Fotografische Entschleunigung zwischen Handwerk und Zufall (Karin Majoka)

Das zweite Leben der Bilder

Warum überhaupt digitalisieren? / Suchen und Finden / Backup und Sicherheit / Wege zur Digitalisierung / Interview: Ich glaube an den Wert des Handwerks (Arthur Litau)

Dunkelkammer

Der Zauber des ersten Moments / Vom Negativ zum Abzug / Drei Bäder, ein Bild / Rotlicht und Konzentration / Werkzeuge und Basics / Gemeinsam im Labor / Handwerk und Gestaltung / Dodge & Burn im Rotlicht / Kontaktbogen – die ehrliche Übersicht / Mehr als Nostalgie

Index

 

Der Autor

Als passionierter Landschafts- und Alltagsfotograf versucht Florian Hasubick, nicht nur die Schönheit vor der eigenen Haustür einzufangen, sondern auch die kleinen, unscheinbaren, jedoch kostbaren Momente des Alltags festzuhalten. Vor etwa sieben Jahren entdeckte er seine Liebe zur analogen Fotografie, die ihn seitdem nicht mehr loslässt. Diese Leidenschaft teilt er täglich mit seinen Followern auf Instagram und auch im ISO400-Podcast.

 

Bibliografie

Florian Hasubick: «Analog fotografieren»
«Alte» Technik – neu entdeckt

271 Seiten, ca 320 Abbildungen, Hardcover, Fadenbindung, Format 21,5 x 27,5 cm, 2025
Text: Florian Hasubick
Interviews mit Teo Crawford, Mario Hegewald, Karin Majoka und Arthur Litau
Sprache: Deutsch
Verlag Rheinwerk Fotografie, Bonn
Preis: CHF 42.20 / EUR 34,90 (auch als E-Book und im Bundle erhältlich)
ISBN 978-3-367-10563-2

Das Buch ist im Buchhandel oder direkt beim Verlag erhältlich

 

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