Mit Carlo Valsecchi gelang es Nathalie Herschdorfer einen grossen Namen der europäischen Fotografie und monumentale Bilder ins Musée de l’Elysée nach Lausanne zu holen. Vasecchi begann anfangs der neunziger Jahre mit Sachfotografie und Stillleben und gelangte schrittweise zu grösseren Motiven und Formaten. Heute könnte man ihn als Industriefotograf bezeichnen, doch diese Zuordnung fasst zu kurz.
In ihrer mit der Ausstellung erschienen Monographie LUMEN zeigt Herschdorfer auf, dass Vasecchi in seinen Motiven primär Zuordnungen vermittelt. Die Aufnahmen sind nicht Dokumente, sondern Verschachtelungen von Strukturen und Räumen. Der vielleicht etwas gewagte Vergleich mit Malern wie Kandinsky ist keineswegs abwegig. Ebenso sieht sich der Fotograf von der „deutschen Schule“ um Bernd und Hilla Becher beeinflusst.
Carlo Valsecchi arbeitet im Mittelformat und bearbeitet seine Prints selbst in der eigenen Dunkelkammer. Die Präzision der industriellen Prozesse, die er sozusagen ohne Menschen abbildet, entspricht auch seiner Auffassung von Qualität als Verarbeiter.
Im Begleittext zur Ausstellung weist Natahlie Herschdorfer auf die Musik von Philip Glass hin. Viel eher sollte La Fabbrica Illuminata von Luigi Nono in Erinerung gerufen werden.
Weshalb das Musée de l’Elysée parallel noch Ausstellungen von Jacques Pugin, Augustin Rebetez und weitere Dinge zeigt, ist für Aussenstehende nicht ersichtlich. LUMEN von Carlo Vasecchi ist eine der bedeutendsten Ausstellungen von zeitgenössischer Fotografie in diesem Jahr in der Schweiz und eine Reise nach Lausanne wert.
Carlo Valsecchi. LUMEN. Musée de l’Elysée, Lausanne, bis 14. Juni 2009