Urs Tillmanns, 9. Juni 2009, 07:00 Uhr

Voigtländer Super Wide Heliar 15mm an der Leica M8

Seit kurzem ist das winzige Superweitwinkel-Objektiv mit seinen sagenhaften 15mm Brennweite in neuem Gewand auch auf dem europäischen Markt: M-Bajonett, 52mm-Filtergewinde und (rudimentäre) Sonnenblende verwandeln die digitale Leica M8 zur starken Weitwinkelkamera. Henri Leuzinger hat das Extremweitwinkel in der Praxis erprobt.

Cosina – unter dem Markennamen Voigtländer – zielt mit seinen preiswerten Objektivkonstruktionen ganz unverhohlen auf den Markt der M-Leicas. Das Stammhaus in Solms überrascht seinerseits mit aussergewöhnlichen, allerdings sündhaft teuren Neukonstruktionen wie den einzigartigen Summilux 21mm und 24mm, beide auf hochlichtstarke 1,4 geöffnet. An der digitalen M8, mit dem Crop-Faktor 1,33, kommen dabei äquivalente 28mm bzw. 32mm Brennweite heraus, nicht mehr wirklich superweitwinklig. Das neue Super-Elmar 18mm bringt es immerhin auf umgerechnet 24mm.

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Das gerade einmal 156 Gramm leichte Voigtländer Super Wide Heliar 15mm und Lichtstärke 1:4,5 punktet hier mit äquivalenten 20mm. Dank seiner kompakten Konstruktion, dem 52mm Filterdurchmesser und seinem Preis spielt es in einer ganz anderen Liga als sein numerisch einziger direkter Konkurrent, dem Distagon 1:2,8/15 mm ZM aus dem Hause Carl Zeiss. Dieses gewaltige Objektiv vereinigt alle Techniken und Materialien der modernen HighTech-Optik, zielt indessen mit 550g Gewicht und 72mm Filterdurch-messer, auch preislich, auf eine andere Zielgruppe als das Super Wide Heliar 15mm von Voigtländer. Die 110 bzw. 92 Grad Bildwinkel unterbietet nur noch das Ultra Wide Heliar 1:5,6/12mm aus gleichem Hause.

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Das winzige Voigtländer Super Wide Heliar 1:4,5/15mm bildet mit 8 Linsen in 6 Gruppen im Vollformat 110 Grad Bildwinkel ab, an der M8 sind es noch gut 90 Grad. Voraussetzung für uneingeschränkte Funktionsfähigkeit an der M8: Codierung am Bajonett. Dadurch erkennt die Kamera das Objektiv als 21mm-Konstruktion und optimiert die Signalverarbeitung.

Was leistet nun das gute Stück?
Erstaunliches – vorausgesetzt, man belässt die Blende auf 5,6 – 8. Weiter geöffnet wird die Abbildung weicher, stärker geschlossen machen sich bald Beugungsunschärfen bemerkbar. Starke Lichtquellen im Bild mindern Kontrast und verursachen Blendenflecke. Was am meisten verblüfft ist die weitgehende Verzeichnungsfreiheit der Konstruktion, deren acht Linsen in sechs Gruppen angeordnet sind. Dennoch keine Frage, die jüngsten Konstruktionen aus dem Hause Leica und Zeiss sind dem Super Wide Heliar 15mm in Detailzeichnung und Schärfe, selbst hochgeöffnet, überlegen. Aber in Bezug auf Grösse, Kompaktheit und Leistung zu diesem Preis ist das Voigtländer 15mm nicht zu schlagen. Im Vollformat weitet sich der Winkel auf 110 Grad. Die dabei auftretende Vignettierung lässt sich beim Digitalisieren der Bilder problemlos herausrechnen. Für rund 700 Franken (ohne Sucher) wartet die von Cosina in Japan sehr solide gefertigte Konstruktion mit einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis auf.

Wie macht es sich an der Leica M8?
Zunächst einmal wird ein UV-IR-Sperrfilter benötigt, aktuell z.B. von Heliopan. Zur Bildgestaltung erforderlich ist sodann ein separater Sucher, vorzugsweise jener für echte 21mm-Objektive, von Voigtländer lieferbar. Wesentlich eleganter und kompakter kommt der kleine 21mm-Leica-Sucher daher, der allerdings 60 Prozent teurer ist, als das Objektiv selbst! Glücklich jene, die sich so einen Sucher gebraucht ergattern können. Der letzte Schritt zum Vergnügen erfordert Fingerspitzengefühl. Voigtländer-M-Objektive besitzen von Haus aus keine Kodierung, welche die kamerainterne Signalverarbeitung der Leica M8 ansteuern könnte, besonders wichtig bei Weitwinkelobjektiven. Die weissen und schwarzen Markierungen lassen sich indessen auf dem Bajonett mit abriebfester Farbe anbringen, sodass die Kamera das Objektiv erkennt. Das funktioniert problemlos, die Kamera erkennt das Objektiv als 21mm-Konstruktion und die Bilder aus der M8 mit dem Super Wide Heliar 15mm kommen einwandfrei. Die Zeitautomatik der Kamera harmoniert bestens mit dem stets auf 5,6 – 8 rastend gehaltenen Blendenwert. Die Distanzeinstellung, bis 0,7m gekuppelt, läuft satt und präzise, ist indessen wenn es pressiert kaum nötig; auf 1,5m Distanz eingestellt wird alles scharf, von weniger als einem Meter bis unendlich, die ideale Schnappschussposition auf engem Raum.

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Exzellente Abbildungsgüte bei Blende 5.6-8, verzeichnungsfrei, kontrast- und detailreich. Der Blendenring rastet auch bei halben Werten. Aufnahme mit Heliopan-UV-IR-Sperrfilter, M8 eingestellt auf «Objektiv-Erkennung An mit UV/IR». Codierung: Elmarit 21mm (Codierungsvorschläge im Internet)

v_rhfrathaus_100pcAusschnitt 100%

Henri Leuzinger, Rheinfelden (Text und Bilder)

Englische Website von Cosina/Voigtländer

Technische Daten

Kenndaten 1:4,5/15 mm
Kleinste Blende 22
Optischer Aufbau 6 Gruppen, 8 Linsen
(davon 1 asphärische Linse)
Bildwinkel 110°
Blendenlamellen 10
Kürzeste Einstellentfernung 0,5 m
Durchmesser 59,4 mm
Länge 38,2 mm
Gewicht 156 g
Anschluss M-Bajonett
Filtergewinde 52 mm
Gegenlichtblende integriert
Messsucher-Kopplung unendlich ~ 0,7 m

Ein Kommentar zu “Voigtländer Super Wide Heliar 15mm an der Leica M8”

  1. Super-Weitwinkel sind keine Stärke der digitalen Kleinbildfotografie. Relevant wird das Thema,wenn Leica irgendwann eine Kamera mit Vollformat-Sensor bringt. Sonst kämpft man mit den Unzulänglichkeiten der Spiegelreflex und ihren Objektivkonstruktionen (Sony/Zeiss, Canon, Nikon). Für den Preis eines Objektivs bekommt man auf dem Occasionsmarkt z.B. eine Hasselblad SWC. Eine Alternative ist die Alpa, mit einem Rückteil von Leaf oder PhaseOne, – zum Preis eines Mittelklassewagens. Kein Wunder, dass die interessantesten aktuellen Weitwinkelaufnahmen, wie jene von Edy Brunner über die Deckenmalereien in Kirchen im Maggiatal http://www.museovalmaggia.ch/it/approfondimenti/cieloincasa.html analog entstanden sind.

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