Urs Tillmanns, 12. Juli 2009, 07:00 Uhr

SpyderCube: Nützlicher Neutralisator

Der SpyderCube hatte schon auf der PMA für Aufsehen gesorgt – Fotointern berichtete auch bei der Markteinführung darüber. Nun ist das kleine, nützliche Hilfsmittel von Datacolor lieferbar, mit welchem bei der Bildverarbeitung ein schneller und genauer Weissabgleich sowie die Anpassung von Spitzlichter und Schwarzpunkt einfach bewerkstelligt werden können. Henri Leuzinger hat es in der Praxis erprobt und schildert hier seine Eindrücke.

spydercube-package_klSpyderCube heisst heisst das hübsche kubische Teil mit der Kantenlänge einer herkömmlichen Kleinbildfilmschachtel und hilft farbstichigen Digitalbildern auf die Sprünge – konkret zu neutralisierten Farben im Computer. Sein Name weist ihn als Verwandten des seit Jahren gut eingeführten Bildschirm-Kalibrierungsgerätes aus dem Hause Datacolor aus, das als Spyder3 bereits in dritter Generation kalibrierbaren Monitoren zu solider Farbverbindlichkeit verhilft. Der SpyderCube-Würfel erleichtert mitfotografiert das nachträgliche Neutralisieren der Farben ganz erheblich und zwar bereits schon beim Öffnen der Dateien in einem Raw-Konverter.

Gegenüber herkömmlichen Aufsichts-Grau- oder Farbtafeln besitzt das Referenzgerät zwei praktische Elemente mehr: eine verchromte Kugel für Spitzlichter und eine so genannte Schwarzfalle. Der hohle Würfel ist im Innern mattschwarz gefärbt, was ein kreisrundes Loch von 14 mm Durchmesser preisgibt. Hier befindet sich in der Aufnahme das wirklich tiefe Schwarz, denn je nach Lichteinfall erscheinen die drei unteren schwarzen Würfelflächen meist eher dunkelgrau. Zwei weisse und zwei graue Halbflächen liefern weitere Referenzareale zum Ausmessen; die Grauflächen reflektieren wie die klassischen Graukarten 18% des einfallenden Lichts. Wenn die Szene nicht gerade gleichmässig frontal von vorn beleuchtet wird, sondern mit einer seitlichen Dominanz, entstehen auf dem Würfel primäre Weiss- und Grau-Messflächen, also jene, welche direkt im Licht stehen, sowie sekundäre, indirekt beleuchtete. Korrekt angemessen decken die Messwerte mit der Pipette schon geringfügige Abweichungen in der Lichtführung auf, die das menschliche Auge noch lange als ausgeglichen wahrnimmt.

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Ambulante Testaufnahme vor einer Porträtserie. Dieses Bild diente auskorrigiert als Basis für die weiteren Aufnahmen ohne SpyderCube.

Der SpyderCube hängt entweder an einem feinen elastischen Faden, der Würfel kann damit irgendwo unauffällig über dem Bildfeld an einem Gegenstand angebracht werden. Oder man schraubt den Cube am Stativgewinde zum Beispiel an eine Blitzschiene, an ein Kleinstativ, an einen Schwanenhals oder wie im Bild an einen flexiblen Haltearm. Das funktioniert bestens und das Gerät ist so auch viel besser justierbar, als am wenig Vertrauen erweckenden Faden. Die Bilder lassen sich hernach am Computer mit zwei, drei Mausklicks und dem Pipetten-Instrument (Weisspunkt, Schwarzpunkt, mittleres Grau) schön auskorrigieren und wenn nötig an den Schiebereglern noch fein abstimmen, um ein Clipping bei den Farbkanälen zu verhindern.

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reprospydercube_korr_klSpyderCube über dem Säulenstativ montiert, Reproduktion im offenen indirekten Tageslicht, oben unkorrigiert, unten an den Referenzflächen des Kalibrierungsgeräts auskorrigiert.

Verblüffend ist dabei die Wirkung der Schwarzfalle, deren Schwarz wirklich auf RGB 0/0/0 gesetzt werden kann. Dabei zeigt sich, dass die umgebenden dunklen Flächen eben nicht Tiefschwarz erscheinen, sondern stets noch einen gewissen Lichtanteil reflektieren.

Das aufnahmeseitige Referenzgerät zum Kalibirieren der Bilder eignet sich bestens im Studio oder anderen kontrollierbaren Bedingungen, über all dort, wo man es optimal, also nicht störend in der Nähe des Hauptsujets platzieren kann. Geht das nicht, fotografiert man die Szene nacheinander identisch, einmal mit und einmal ohne SpyderCube. Danach öffnet man das Bild mit SpyderCube im Raw-Konverter, neutralisiert es und speichert das Bild. Nun wird das Bild ohne SpyderCube «entwickelt». Dabei ruft man einfach die Werte «Vorherige Konvertierung» auf – das Bild erscheint auskorrigiert.

Der SpyderCube wird für knapp CHF 70.–/50 Euro in einem eleganten schwarzen Stoffsäckchen geliefert, das die recht robusten Oberflächen vor mechanischen Schäden, Kratzern oder Abrieb schützt. Wer sich die Funktionsweise an einem Praxisbeispiel erklären lassen will, findet auf dieser Webseite einen kurzen Einführungsfilm.

Henri Leuzinger, Rheinfelden (Text und Bilder)

Weitere Informationen gibt es hier.

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