David Meili, 28. Juli 2009, 18:43 Uhr

Kulturtipp: Das Fotobuch als Leitmedium

090728_parr2004 veröffentlichte Martin Parr gemeinsam mit Gerry Badger „The Photobook: A History“ in zwei Bänden. Nicht nur das Werk der beiden Autoren, auch die darin aufgeführten Bücher waren innerhalb von Monaten vergriffen. Das Fotobuch dürfte zu einem Leitmedium der Fotografie werden, nicht als Reprint am Zeitschriftenstand oder bei Buchdiscountern, sondern als eigenständiges, für Sammler attraktives Objekt.

090728_marks_of_honour1Verleger Markus Schaden setzt auf Fotobücher und hat drei Auflagen einer aussergewöhnlichen Reihe realisiert. Jede Auflage umfasst nur eine einzige Serie von Exponaten. Im Projekt „Marks of Honour“ kreieren dreizehn zeitgenössische Fotografen Fotobücher als Hommage an ihre grossen Vorbilder. Doch dann vermischen sich die Welten. Ist nun Mark Power, der Ansel Adams interpretiert intereressanter als Pentti Sammalathi mit seiner Interpretation von Onaka Koji? Die Schweiz ist im Programm mit Robert Frank durch Pieter Hugo vertreten.

Was sollen diese Pirouetten mit Fotobüchern in Einzel- und sehr beschränkten Mehrfach-Auflagen? Das Fotobuch bildet im Gegensatz zur Galerie die Möglichkeit, eine Hängung und Abfolge der Bilder nachhaltig zu konservieren.  Zudem erwirbt sich der Sammler ein Album und nicht nur eine Schachtel mit C-Prints, oder gar ein einzelnes, das irgendwann im Treppenhaus doch ausbleicht.

Dadurch wird ein in Kleinst-Auflagen hergestelltes Fotobuch zu einem wegweisenden Medium in der Kunstszene. Die gesamte Bildfolge in einem Buch festzuhalten, ist weit attraktiver als eine temporäre Hängung in einer Galerie und kann die Ausstellung auch ergänzen.

Es ist nicht einfach, einen Bildverarbeiter zu finden, der qualitativ hochwertige Fotobücher produziert. Killerfaktoren sind die Umsetzung von Fonts, die Abstufung von Grau- und Farbwerten. Sie lassen sich am Bildschirm nur beschränkt kontrollieren, und wenn Magenta in billiges Violett umkippt, kam man dies kaum mehr als künstlerische Interpretation vermitteln.

Markus Schaden begegnet dieser Herausforderung mit Kleinstauflagen, die er in der Tradition eines Verlegers auch technisch kontrolliert. Doch was bleibt für jene, die sich keines dieser Bücher leisten können? Sie kaufen sich, wie bei jeder Kunstausstellung, den Katalog.

Marks of Honour – A Striking Library. Köln, 18. Juli bis 22. August 2009

Hinweis: In DU, Ausgabe vom April 2009 findet sich ein aufschlussreiches Interview mit Markus Schaden (Link zum pdf des Beitrags)

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