David Meili, 25. November 2009, 11:00 Uhr

Kritik: WELT-BILDER 3 im Helmhaus, Zürich

091125_TilimDie von Andreas Fiedler und Simon Maurer kuratierte, mehrteilige Ausstellung „Weltbilder“ im Helmhaus Zürich ist in der dritten Folge nunmehr abgeschlossen. Die Auswahl hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, was die Ausstellung wie die Strategie für die städtischen Ausstellungsorte angeht. (Aufnahme:  Guy Tillim)

Das Helmhaus steht als Raum für Kunst längst nicht mehr im Zentrum des Kulturbetriebs. Unmittelbar gegenüber der Stadtverwaltung liegt die Institution sehr zentral, doch eher abseits der Trendquartieree. Das Helmhaus kennt keine Trägerschaft wie ein traditionelles Kunsthaus und ist auch kein offener Kunstraum, in dem Künstler/innen das Programm mitbestimmen. Diese Sonderstellung könnte Chancen bieten, doch sie werden nicht genutzt. So hat Kurator Simon Maurer mit Gegenwartskunst einen schwierigen Stand. Es ist schlichtweg unmöglich, an einer derart idyllischen Lage sich im Überangebot an Aktivitäten auf dem Platz Zürich zu profilieren.

Die Bilanz der aktuellen Ausstellung in der Reihe „Weltbilder“ fällt durchzogen aus. Die Kriterien für die Auswahl von Künstler/innen richtet sich einerseits nach konzeptionellen und dann überraschend nach rein visuellen Ansätzen aus.

091125_GusbertiDie mit einer Kompaktkamera aufgenommenen Desks von Reisebüros in Kairo (Maia Gusberti) liesse man selbst an der hiesigen Kunsthochschule kaum als Semesterarbeit durch. In einem einzigen Bild könnte man aufzeigen, dass man in einem Reisebüro in Kairo nicht Palmenstrände mit Bikini-Schönheiten, sondern Preise für Flüge anbietet. Dass es es in der Metropole Kairo Hunderte von diesen Reiseagenturen gibt, ist nicht erläuterungsbedürftig.

091125_SeibertEin weiteres Beispiel für eine nicht ganz geglückte Umsetzung des Themas ist die Serie von Andreas Seibert „From Somewhere to Nowhere“. Wo liegt die Botschaft, worin unterscheidet sich die Serie von jenen Bildern, die uns seriell durch den Kopf gehen, wenn wir CNN in der Küche laufen lassen?

Sehenswert sind die Aufnahmen von Guy Tillim über Beira in Mozambique. Doch sie sind weit entfernt von der Medienarbeit von ROTHSTAUFFENBERG, die das Thema längst grossartig aufgearbeitet haben.

Die Welt-Bilder vermitteln die europäische oder allenfalls nordamerikanische Sehweise auf die „Welt“. Auffallend ist auch, dass nur eine mittlere bis ältere Generation in das Projekt miteinbezogen wurde. Wo das Helmhaus steht, war im Mittelalter eine Insel in der Limmat. Mag sein, dass der Genius Loci die Kuratoren zu dieser Ausstellung beflügelt hat.

David Meili

Welt-Bilder 3, Helmhaus Zürich, bis 17. Januar 2009

Ein Kommentar zu “Kritik: WELT-BILDER 3 im Helmhaus, Zürich”

  1. machen wir uns nichts vor. in der fotokunstszene gilt: im westen nichts neues. was wir da zu sehen bekommen sind langweilige nachahmerprodukte, von findigen „kunstsachverständigen“ hochgelobt und hochgepusht. das gilt auch für die reportagefotografie. die jakobs-erbin(name entfallen) entlarvt die kunstszene in einem nüchternen aber schonungslosen buch. sie war in der ndr-talkshow. das kann auch nur jemand, der wirtschaftlich total unabhängig ist.

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