David Meili, 24. Januar 2010, 13:14 Uhr

Anti-Terrorgesetze behindern Berichterstattung, A380 und Sepp Blatter

Pressespiegel zum Wochenende von 23./24 Januar 2010
Ausgehend von einem Aufruf in London haben gestern Fotograf/innen weltweit gegen die Exzesse von Polizei und Sicherheitsdiensten bei der Umsetzung der Anti-Terrorgesetze protestiert. Durch stets neue Verordnungen und Einsätze, die kaum zur Bekämpfung des Terrors beitragen, wird auch im EU-Raum die Medienfreiheit zunehmend eingeschränkt.

In der Schweiz werden Pressefotografen vor allem von privaten Sicherheitsdiensten und Bodyguards in ihrer Arbeit beeinträchtigt. Selbst im öffentlichem Raum gibt es nunmehr „Embedded Journalists“, vor allem an Promi-Orten wie St. Moritz, Gstaad und in den kommenden Tagen am Flughafen Zürich-Kloten und beim WEF in Davos. Es geht nicht mehr um die Sicherheit, sondern um den Kampf um Bildrechte, und letztlich sind die Beziehungen zu den Sicherheitsdiensten entscheidend über die „Pole Position“. Der Kampf um Pressefreiheit und faire Chancen bei Bildreportagen ist auch in der Schweiz ein Thema.

1001222_AltendorfWenn die Polizei selbst Bilder macht und publiziert, geht sie offensichtlich mit weniger Skrupel und einen seltsamen Medienverständnis vor. Man nimmt an, dass die hervorragend ausgeleuchteten Bilder von einem Autounfall im Tunnel bei Altendorf/SZ nicht von einem Amateur erstellt wurde. BlickOnline verschweigt die Quelle. Während sich die Agentur newspictures.ch immerhin die Mühe nimmt, Autonummern auszuwischen, ging dieses Bild gnadenlos übers Netz. (Bildnachweis: BlickOnline, 22. Januar 2010 um 23 Uhr).

Beim legendären Unfall von Sepp Blatter in Spiez hatte der Kantonspolizist vor der (Foto-)Aufnahme immerhin das Kontrollschild abgeschraubt.

Wenig Erfolg brachten BlickOnline und der direkten Konkurrenz Newsnetz die Aktion, von Leser-Reportern Bilder der Landung des Airbus A380 direkt aufzuschalten  Die Handybilder im Klotener Nebel und auf Distanz zum grossen Vogel waren insgesamt ungbrauchbar. Der Tages-Anzeiger hatte vorgesorgt und erteilte Noe Flum einen Reportageauftrag, der nach dem Presserundgang in der Maschine auch sogleich auf Newsnetz zu sehen war. Die ultimative Aufnahme gelang Karl Wild (Keystone) beim Abheben. Bye bye A380.

Für Planespotter ist die A380 kein Ereignis. Sie warten in den kommenden Tagen in der Kälte der Sümpfe von Kloten auf die Anflüge der wirklich schönen Vögel, wie auf die russischen Präsidentenmaschinen für das WEF. Tipp für Anfänger: Der russische Präsident fliegt in drei Maschinen, damit man nicht genau weiss, in welcher er sitzt. Die Maschine, aus der er aussteigt, abzugleichen, schafft dann nur die  Elite der Planespotter, über iPhone und einen direkten Draht zu Skyguide.

Karl-Heinz Hug konnte ab Seite 12 im SonntagsBlick Sepp Blatter porträtieren. Für den Fotojournalisten ein Traumauftrag, für den Chef-Redakteur Hannes Britschgi (Text) doch eher peinlich. Blatter sagt nichts zu nichts, und selbst die Aufnahmen dürften von ihm und seiner Pressestelle abgesegnet sein.

Die Konkurrenz sonntag.ch mit früheren Kollegen von der Dufourstrasse schlägt gnadenlos zu und warnt davor, dass der FIFA-Sitz nach Paris verlegt werden könnte.  Das Thema ist mit den begleitenden Fotos ausgelaugt. Beitrag, Quotes  und Bilder wirken peinlich. Vor allem Sepp Blatter, der in einer Art Gletscherbad von Chris Iseli abgelichtet wurde.  In Wahrheit ist es nicht die Therme von Peter Zumthor in Vals. Es ist der FIFA-Hauptsitz beim Zoo in Zürich, einer Ikone der Kitscharchitektur des ausgegenden 20. Jahrhunderts.

Nach langem Zögern ist FIFA-Präsident Sepp Blatter nun bereit, das Thema von Video-Beweisen bei umstrittenen Entscheiden von Schiedsrichtern im Fussball anzugehen. Gegenargument war stets die Autorität der „Unparteieischen“, die letztlich auf persönlicher Kompetenz und Entscheidung basieren sollte und durch Kameraüberwachung unterlaufen würde.

Für die Sportfotografie ist die aktuelle Entwicklung von Interesse. Immer wieder haben Sportfotografen Situationen festgehalten, in denen Schiedsrichter eine andere Entscheidung getroffen hatten, als nachträglich dokumentiert werden konnte.  Oft haben Fotografen entsprechende Aufnahmen zurückbehalten oder im Zeitalter der Digitalfotografie ganz einfach direkt auf der Kamera gelöscht. Ohne ein gutes Einvernehmen mit den Clubs und ihren Managern gibt es keinen Premium-Platz am Spielfeld und kein Cüpli der VIP-Lounge.

Beim Ice Hockey und anderen Sportarten stehen viele „Fotografen“ längst nicht mehr an den Banden sondern sitzen vor dem Monitor. Ist die Bildberichterstattung ab vernetzten Kamera-Systemen die Zukunft der Sportfotografie?

sonntag.ch bringt für unsere Branche einen Scoop, der uns auch persönlich betrifft. Wahl-Trading klag gegen Nikon, weil Nikon-Objektive aus Deutschland und England im Zwischenhandel bis zu dreissig Prozent günstiger sind. Wahl sieht sich behindert, Objektive aus dem EU-Markt selbst zu importieren. Thomas Bechter von NIKON Schweiz spricht gegenüber sonntag.ch von einem Missverständnis und bestätigt, dass auch NIKON Schweiz für ein irgendwo eingekauftes Produkt von NIKON die Garantie übernimmt.

Wir kennen keinen Kunden, der am Empfang einer der Niederlassungen der Weltmarken mit einem defekten Gerät in den vergangenen Jahren je schlecht empfangen wurde, wo er auch immer es gekauft hatte.  Der direkte Kontakt zum User ist das wichtigste Marketinginstrument. Schade, dass Benjamin Weidmann von sonntag.ch nicht weiter gedacht und recherchiert hat.

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