Urs Tillmanns, 2. Mai 2010, 07:00 Uhr

Es muss nicht immer eine Studioblitzanlage sein!

Das «Creative Lighting System» von Nikon öffnet die Tore zu kreativem Umgang mit Blitzlicht. Dies zeigte kürzlich Joe McNally anlässlich eines NPS-Workshops in Zürich, der sofort ausgebucht und für die glücklichen Teilnehmer ein lehrreiches und unvergessliches Erlebnis war.

Manche nennen es einfach «entfesselt blitzen». Nikon spricht vom «Creative Lighting System». Blitzlicht kreativ einzusetzen, das ist die Spezialität von Joe McNally. Seit über 30 Jahren realisiert der amerikanische Fotograf Reportagen und Geschichten für prestigeträchtige Magazine wie das National Geographic. Gerne rufen ihn die Redaktionen dann an wenn das Thema schwer umzusetzen ist. Sie wissen genau, dass Joe solche Herausforderungen liebt, immer eine Idee auf Lager hat und über das nötige Know-how verfügt, um diese zu realisieren. In Büchern und Workshops gibt er sein Wissen weiter. So auch letzte Woche als er im Rahmen eines von Nikon organisierten Workshops auf eindrücklicher Weise bewiesen hat, dass er dank seinem Gefühl und Wissen über das Licht aus jeder Situation Spannung in eine Szene bringen kann. Dazu braucht er keine aufwändige Studioblitzanlage, sondern kleine Kompaktblitzen wie es der Nikon SB900 ist.

«Nikons Creative Lighting System gibt uns die Möglichkeit, mit minimalem Aufwand ausgefeilte Lichtaufbauten zu realisieren», sagt Joe McNally http://portfolio.joemcnally.com/ . Doch was genau ist das «Creative Lighting System»? Vereinfacht gesagt besteht es aus zwei Komponenten: Der Hardware (Kameras, Blitzgeräte, Steuergeräte, Kabel und Filter) und der Software, bzw. einer ausgeklügelten TTL-Steuerung, die durch verschlüsselte Infrarot-Signale die Kommunikation zwischen Steuereinheit (Kamera oder Steuergerät SU-800) und Empfänger (Blitzgerät SB-200, SB-400, SB-600, SB-800 und SB-900) sicherstellt.

Um das «Creative Lighting System» zu nutzen, muss kein umfangreiches Equipment zur Verfügung stehen, es lässt sich bereits mit einem Blitzgerät nutzen. Kameras mit eingebautem Blitz (D70/80/90/200/300/700) können als Steuergerät für ein externes Blitzgerät dienen. Statt den Blitz wie üblich auf der Kamera zu belassen, wird dieser – am besten auf einem leichten Stativ – platziert als wär’s ein Studioblitz. Zur Not kann er auch in einer Hand oder von einer Begleitperson gehalten werden. Sind mehrere Blitzgeräte im Spiel, so können diese drei Gruppen zugeordnet werden. Der Vorteil: Jede Gruppe lässt sich mit TTL-Messung, manuell oder im Automatik-Modus betreiben. So lässt sich beispielsweise das Hauptlicht mit TTL-Messung als Gruppe A, die Effektlichter (drei oder vier Blitzgeräte zur Gruppe C zusammengefasst) im manuellen Modus einsetzen. Werden mehrere Blitzgeräte zu einer Gruppe zusammengefasst, lässt sich wahlweise mehr Leistung erzielen oder die Lebensdauer der Akkus verlängern.

Über den Einbaublitz können zwei Gruppen in vier Kanälen angesteuert werden. Sind drei Gruppen gewünscht, oder verfügt die Kamera nicht über einen Einbaublitz, wie etwa die D3-Serie, so ist zur Steuerung der externen Blitzgeräte das SU-800 notwendig. Alternativ dazu kann auch ein Blitzgerät SB800/900 als Steuergerät dienen. Dank den vier Kanälen können auch mehrere Fotografen vor Ort arbeiten, ohne sich gegenseitig die Blitzgeräte auszulösen. Beim Ansteuern externer Blitzgeräte muss man lediglich darauf achten, dass die eingebauten Sensoren «Sichtkontakt» zur Steuereinheit haben. Verbessern lässt sich dieser, wenn die rotierenden Reflektoren der Blitzgeräte so verschwenkt werden, dass die Sensoren zur Kamera, bzw. dem Steuergerät hin zeigen. Sollte dies nicht genügen, braucht es u.U. das Kabel SC-29, um das Steuergerät auf einem Stativ zu montieren und mit der Kamera zu verbinden. Das SC-29 verfügt über ein AF-Hilfslicht, so dass der Autofokus auch bei nicht angesetztem Blitz- oder Steuergerät einwandfrei funktioniert. Ein Detail am Rande: Das AF-Hilfslicht des SU-800 aktiviert alle AF-Messfelder, so dass der Fotograf auch bei Aufnahmen mit dem Weitwinkelobjektiv die Schärfe dorthin legen kann, wo er sie braucht.

Doch nicht nur die Blitzfotografie mit entfesselten Geräten ist dank dem «Nikon Creative Lighting System» einfacher geworden. Mit der FV-Taste an der Kamera lässt sich beispielsweise die Blitzbelichtung speichern, so dass sie für die folgenden Aufnahmen konstant bleibt. Die FP-Kurzzeitsynchronisation ermöglicht Verschlusszeiten bis zu 1/8000 s – mit Blitz. Reicht dann die Leistung eines einzelnen Blitzgerätes nicht mehr aus (die Distanz, die das Blitzlicht überbrücken kann, nimmt mit kürzeren Verschlusszeiten rapide ab), bleibt immer noch die Möglichkeit, mehrere Blitzgeräte zu einer Gruppe zusammenzufassen und die Lichtausbeute wieder zu verbessern.

Nicht zu vergessen ist übrigens ein kleines, unscheinbares Zubehör für die Blitzgeräte: Filterfolien, die das Blitzlicht an die Farbtemperatur des Umgebungslichtes anpassen, oder als Effekt verwendet werden. Die Folien für das SB-900 sind mit einem Mikrochip ausgestattet, der automatisch für die richtige Farbtemperatur sorgt – allerdings nur, wenn der Weissabgleich an der Kamera auf AWB oder Blitzlicht eingestellt ist. Will man diese Automatik ausbremsen, muss man den Weissabgleich an der Kamera manuell einstellen oder eine der anderen Voreinstellungen benutzen.

Das Spiel mit (Blitz-)Licht hat keiner so perfektioniert wie der amerikanische Fotograf Joe McNally. Neben seiner Tätigkeit für National Geographic und andere Publikationen, leitet er Workshops. In seinem Buch «Hot Shoe Diaries – Gross inszenieren mit kleinem Blitz» (auch in deutscher Übersetzung erschienen), gibt er einige seiner Tricks preis.

Text: Werner Rolli / Fotos: Nikon AG

6 Kommentare zu “Es muss nicht immer eine Studioblitzanlage sein!”

  1. Gegen Bezahlung erzählen doch Fotografen alles. Ich bin sicher man könnte Joe McNally für einen Workshop mit Blitzwürfeln ( ja, so etwas gab es in den 60er Jahren) bekommen.

    1. @ Simon: Waren Sie dabei an dem Workshop von Joe McNally? Nein?! Haben Sie das Buch «Hot Shoe Diaries» von Joe McNally gelesen? (Übrigens ein Bestseller im Fotobuchshop.) Auch nicht?! Woher nehmen Sie dann die Kompetenz die Arbeitsweise eines international renommierten Topfotografen öffentlich zu kritisieren und schlechtzuschreiben? Nichts gegen Webkommentare, aber sie sollten fundiert sein und einen auch nur minimen Informationswert haben. Letztlich qualifiziert sich jeder Schreiber mit seinen Bemerkungen selbst …

  2. Das beste Licht erzielte ich mit einem auf dem Flohmarkt erworbenen „Blitzbirli“-Reflektor, ohne Batterie, da ein Dynamo den Zündmechanismus befeuert. Welch ein Wunder das das Mal in Deutschland erfunden wurde. Da der Reflektor arg klein ist steckt man das Gerät in einen grossen Reflektor-hier FOBA 30x20cm(BXT). Weiche, warme und gute Lichtverteilung von 1-5m, auch bei weissem Vordergrund. Auch unpassende Birli können durch Biegen der Kontakte passend gemacht werden. Ok, der Elektronenblitz dort ist bequemer, aber die Wegwerf-Blitzquelle ist einzigartig. Das Blitzwürfelgerät(mit Batterie) erlaubt 4 Schüsse ohne Nachladen. Bis endlich ein Hersteller diese alte Technik zu vernünftigem Preis anbieten, wird man weiter basteln müssen. Es ist verwunderlich was fantasielose Fotografen alles für Lichtquellen verwenden und was Kunden alles akzeptieren. Für StudioBlitzgeräte gibt es einen Hohlreflektor-Aufsatz.

  3. Als Autor dieses Beitrags (ja, ich schreibe öfters im Auftrag) möchte ich anmerken, dass ich die Technik seit etwa 4 Jahren selbst einsetze. Es ist verblüffend, was man erreichen kann, wenn man das System erst einmal begriffen hat und etwas Fantasie walten lässt. Ich behaupte nicht, dass das CLS eine Wunderwaffe ist, aber den Blitzbirli aus den 50er Jahren mag ich nicht nachtrauern – schon gar nicht, wenn ich dem Kunden einigermassen farbverbindliche Bilder abliefern muss.
    Leider stelle ich immer wieder fest, dass Fotografen gegen den Einsatz von Blitzlicht – insbesondere von Systemblitzen – wettern. Oft geschieht das aber nur, weil sie die Möglichkeiten von modernen Elektronenblitzen immer noch nicht begriffen haben. Ich empfehle Joe McNallys Blog und sein Buch „Hot Shoe Diaries“ zur Lekture. Wer – selbstgemachte – Beispielbilder sehen möchte, darf sich gerne auf meinem Blog umsehen: http://fotorolli.blogspot.com/

  4. Es muss nicht immer Blitz sein gibt auch LED Licht zb von das Comer 1800 das sehr gut zum fotografieren auf Locations geeignet ist. Das Teil ist super 2-3 Std konstantes Licht. Hat klappbare Kondensorlinse für Hot Spot Effekt, an den Klappen lassen sich Diffuser oder Folien mit einer Wäscheklammer befestigen. Das LED ist 4500 K und wird nicht heiss wie Halogen.

    http://lacolorshop.com/blog/view.asp?id=95

    http://lacolorshop.com/products/item.asp?id=cm1800

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