Urs Tillmanns, 11. Februar 2011, 07:01 Uhr

Live von der CP+: Erfolgreiche Halbzeit

Der zweite Tag der CP+ war ein Publikumserfolg. Heute schneit (!) es, was noch mehr Leute in die Halle treibt. Morgen Samstag, am letzten Tag der Messe, wird die CP+ wohl ihren Besucherrekord erleben. Obwohl es nur wenige «echte» Neuheiten hat, haben wir doch noch einiges für Sie entdeckt ….

Die CP+ ist in vollem Gange. Allerdings merkt man, dass es schwerpunktmässig eine Publikumsmesse ist, besonders heute, weil in Japan Feiertag ist. Viele Besucher schleppen auch ihre beeindruckenden Fotoausrüstungen mit sich herum, nicht zuletzt, um die hübschen Standhostessen zu fotografieren – und damit überbieten sich die Aussteller. Ich weiss nicht nach welchen Kriterien diese auserlesen werden, sicher ist jedoch, dass sie ihre Repräsentationsrolle sehr gut wahrnehmen und offensichtlich ihren Spass daran finden, von knipsenden und blitzenden Fotografen umlagert zu sein.

Die hübschen Japanerinnen lassen sich gerne fotografieren …

CP+ im Schatten der Photokina

Die alle zwei Jahre in Köln stattfindende Photokina ist und bleibt das Mekka der Fotografie. So spürt man auch deutlich auf der CP+, dass auf der weltgrössten Fotomesse, die gerademal knappe fünf Monate zurückliegt, viele Neuheiten im Vorserienstadium gezeigt wurden, die jetzt erst lieferbar sind, und deshalb hier als «brandneu» angepriesen werden.

Zwei bekannte Keyplayer fehlen: Kodak und Samsung. Es ist nach meiner Erinnerung die erste Fotomesse überhaupt, auf welcher der einstige Fotogigant nicht in irgendeiner Form präsent ist. Meist überdimensioniert, dann immer kleiner und jetzt fehlt er schon gänzlich … Noch weniger verständlich ist die Absenz von Samsung, zumal dieses koreanische Unternehmen mit verschiedenen japanischen Firmen Kooperationen pflegt und im hiesigen Markt bemerkenswert vertreten ist.

… und auch Schreiberling konnte sich’s nicht ganz verkneifen

Sony hat sich einen guten Platz in der Halle gesichert und sorgt mit motivreichen Attraktionen und einem kostenlosen Leihservice für Beachtung. Zudem drücken sich die Besucher an einer Vitrine die Nase platt, in der einige Prototypen ausgestellt sind. Viele Details verraten diese zwar nicht, doch immerhin lassen Sie erahnen, dass Sony noch dieses Jahr mit einer neuen Spiegelreflexkamera aufkreuzt, von der hier ein wenig aussagendes Transparentmodell zu sehen ist. Sie wird mit einem Exmor APS HD Sensor sowie einem halbtransparenten Spiegel ausgestattet sein und Videos in Full-HD-Videos in AVCHD aufzeichnen. Auch über das daneben gezeigte Objektivgehäuse gibt es keine Informationen, abgesehen von seinen Kenndaten 1:4,0/500 mm und seiner Zugehörigkeit zur qualitativ hochstehenden G-Klasse. Mancher Sony-Fotograf würde sich dieses wohl auf möglichst bald wünschen.

Sony gewährt einen Einblick in die Zukunft. Das neue Spiegelreflexmodell und das 1:4,0/500 mm der G-Klasse sollen noch dieses Jahr auf den Markt kommen

Sony will die NEX-Reihe weiter ausbauen, zumindest was die Objektive anbelangt. Es sind neben den drei bestehenden Objektiven sieben weitere geplant, von denen ein Carl-Zeiss-24 mm, ein Telezoom 55-200 mm, ein Makro 30 mm und ein Porträtobjektiv 50 mm noch dieses Jahr und ein Standard-Zoomobjektiv der G-Klasse, ein Weitwinkel-Zoom und ein mittleres Teleobjektiv für 2012. Übrigens hat Sony kurz vor CP+ den E-Mount zur kostenlosen Lizenz freigegeben. Erste Lizenznehmer sind Carl Zeiss, Cosina, Sigma und Tamron, die entweder neue Objektive für das NEX-System entwickeln oder in Kürze entsprechende Adapter anbieten werden.

Nikon 3D-Bilderrahmen – vorerst nur im Testmarkt Japan

Am Nikon-Stand etwas versteckt zeigt die Bilderwebseite MyPicture.com einen etwa 10 x 15 cm grossen Bilderrahmen, der herkömmliche Aufnahmen in einem simulierten 3-D Effekt darstellt. Das Gerät funktioniert nach einem Linienrasterverfahren und verblüfft mit einem recht guten Raumeffekt von ursprünglich zweidimensionalen Bildern. Der MyPicture.com-Kunde kann drei Bilder pro Monat kostenlos in 3-D umwandeln lassen kann – jedes weitere kostet bescheidene 300 Yen. Der Bilderrahmen kann übrigens nicht gekauft, sondern nur gemietet werden und kostet pro Monat 1‘995 Yen (ca CHF 24.00) oder 19‘950 Yen pro Jahr. Nikon startet dieses neue Geschäftsmodell Ende März, will damit im Heimmarkt Japan Erfahrungen sammeln und entscheidet dann, ob sie diese Bilderdienstleistung auch in anderen Ländern anbieten wird.

Zum Jubiläum «75 Jahre Zuiko-Objektive» bringt Olympus ein spezielles M.Zuiko Digital-Objektiv zur PEN – aber wann?

Gesichert hinter dickem Glas zeigt Olympus eine «Semi-Olympus II», eine der ersten Kameras mit einem Zuiko-Objektiv. Daneben eine E-P2, mit dem Mockup eines Jubiläums-Objektivs «75 Jahre Zuiko-Objektive», das demnächst auf den Markt kommen soll. Details über das Objektiv gibt es noch keine. Wichtig für Olympus ist zudem die Tatsache, dass kurz vor der CP+ Carl Zeiss, Schneider-Kreuznach und Komamura zur Micro Four Thirds Gruppe gestossen sind und damit einen weiteren Beitrag zur Verbreitung dieses System leisten.

Pentax mag es farbenfroh. Das populäre Spiegelreflexmodell K-r gibt es hier und auch in anderen Märkten in den verschiedensten Farbvarianten. Zwar entsprechen farbige Kameras nicht jedermanns Geschmack, doch scheint das Potential dafür, vor allem im asiatischen Raum, vorhanden zu sein.

In Japan kommt eine besonders farbenfrohe Spezialedition für die Fans der Sängerin Bonnie Pink in den Pentax Internet-Shop, wo 100 Stück während eines limitierten Zeitraums für 89’800 Yen verkauft werden.

Links die Silber Edition der Pentax K-5, rechts die Sonderedition Bonnie Pink

Edler sieht die Limited Edition K-5 Silver aus, die kurz vor den Eröffnung der CP+ vorgestellt wurde und in der Schweiz CHF 1‘999.- ohne Objektiv kosten wird. Objektive dazu gibt es drei nämlich

  • smc DA 3,2/21 mm silver Limited Edition CHF 899.-
  • smc DA 2,8/40 mm silver Limited Edition CHF 899.-
  • smc DA 2,4/70 mm silver Limited Edition CHF 699.-

Cosina/Voigtländer, die einen Gemeinschaftsstand mit ihrem Kooperationspartner Carl Zeiss betreibt, zeigt in ihrem breiten Objektivangebot ein neues Nokton 1:2,35 mm Aspherical VMII mit M-Anschluss und ein Heliar Classic 1:1,8/75 mm SLII für Nikon- und Canon- Spiegelreflexkameras. Cosina hat sich auf eine Reihe lichtstarker Festbrennweiten spezialisiert und beabsichtigt auch, diese auch im Export stärker zu vertreiben. Wann allerdings die angesagten Neuheiten verfügbar sein werden und zu welchem Preis, war nicht zu erfahren.

Cosina/Voigtländer – Kooperationspartner von Carl Zeiss – spezialisiert sich auf hochlichtstarke Festbrennweiten

Vanguard präsentiert auf ihrem Stand zwei völlig neue Stative, eines im Lowend- und eines im Highend-Bereich. Das Nivelo ist ein Einsteigerstativ für rund 120 Franken, das über ein offenes Kopfsegmentteil verfügt, durch welches die höhenverstellbare Mittelsäule nach unter geklappt werden kann. Dies ermöglicht zum Einen extreme Tiefeinstellungen, zum Andern kann das Stativ in dieser Stellung platzsparend in einer Hülle versorgt werden und nimmt so gerademal 30 cm Länge ein. Die dreiteiligen Beine lassen sich mit dem Quick-Lock-Mechanismus schnell und zentral verriegeln. Das Vanguard Nivelo gibt es in Grau und in Schwarz und sollte in Kürze verfügbar sein.

Beim neuen Vanguard Nivelo lässt sich die Mittelsäule abklappen

Auf der anderen Seite der Stativlinie von Vanguard finden man neu die professionelle Auctus-Linie. Diese Profistativ gibt es in Carbon oder Aluminium in verschiedenen Ausführungen. Dreiteilig, vierteilig mit Kurbelhöhenverstellung oder ohne. Letztere ist recht durchdacht, lässt sie sowohl mit der Kurbel eine schnelle Verstellung zu, während sie mit dem grossen Drehrad eine sehr präzise Feinhöheneinstellung ermöglicht. Zusätzlich ist eine Friktionsbremse an der Mittelsäule vorhanden, welche dem Kameragewicht angepasst werden kann. Dazu kommen verschiedene nützliche Kleinigkeiten, wie schneller Gewindewechsel, Beine mit Skaleneinteilung, Quick-Lock Zentralverriegelung sowie Gummifüsse, Spikes oder Schneeteller, wobei letztere im Lieferumfang enthalten sind. Die Auctus-Stative stehen kurz vor der Markteinführung, wobei die Preise für die verschiedenen Versionen und Märkte noch nicht feststehen.

Auctus – neues Profistativ von Vanguard

Filter mit Farbdesign gibt es vom japanischen Hersteller Marumi. Die farbigen Filterfassungen, in matter oder glänzender Ausführung ergeben auf der Spiegelreflexkamera einen persönlichen Farbtupfer.

Farbige Filterfassungen bietet Marumi an

Nur gerademal 65 mm breit ist die «Half D» des japanischen Herstellers Gizmon. Zu dieser Miniaturkamera gibt es verschiedene Objektive, die mit Magnet am Kameragehäuse haften, darunter ein Makro-Objektiv, ein Fisheye, eines für Miniatureffekte und eines, das einen speziellen Tunneleffekt bewirkt.

Zur Miniaturkamera Gizmon «Half D» gibt es vier verschiedene Objektive

Das Bild wird auf einem 1,5“-LC-Display gezeigt und auf einer Micro-SD Karte gespeichert. Es können an der 35 Gramm leichten Kamera drei verschiedene Bildformate (4:3, quadratisch oder Halbformat) sowie die zehn verschiedene Bildeffekte gewählt werden. Sogar Videos in der VGA/30p Qualität sind möglich.

Über die Gizmon Half D gibt es auf YouTube ein Video.

Am Stand des Kameramuseums Tokio ist eine Ausstellung zu «30 Jahre Digitalfotografie» zu sehen

Das Japan Camera Museum Tokyo präsentierte eine Sonderausstellung zum Thema «30 Jahre Digitalfotografie», in welcher sämtliche Meilensteine von der Sony Mavica 1981 bis heute zu sehen sind. Man hat sie schon fast vergessen, diese ersten Monster, denen man im Filmzeitalter wenig Zukunftschancen gab. Dass sich mit der neuen Technologie der Kamerabsatz alleine in den letzten zehn Jahren verdreifachen würde, hätten wohl die optimistischen Propheten nicht zu sagen gewagt.

Morgen Samstag wird die CP+ zweifellos ihren publikumsmässigen Höhepunkt erleben, so dass wir  uns einen abermaligen Besuch schenken, zumal die englischsprechenden Gesprächspartner kaum mehr hier sein werden. Die CP+ darf  jedoch jetzt schon als Erfolg gewertet werden, nicht nur was die Besucherzahl abelangt – die exakte Zahl werden wir noch erfahren – sondern auch was die Zufriedenheit anbelangt, sowohl der Organisatoren und Aussteller als auch der Besucher.

Die nächste CP+ findet vom 9. bis 12. Februar 2012 wiederum im Pacifico-Zentrum in Yokohama statt und steht dann unter dem Motto «Vor 150 Jahren: Das erste Fotostudio in Japan».

aus Yokohama: Urs Tillmanns

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Organisation: Camera & Imaging Products Association (CIPA)

Sponsor: Japan Photo and Video Accessory Association

Förderorganisationen: Ministry of Economy, Trade and Industry / Japan Tourism Agency / City of Yokohama / Japan External Trade Organization (JETRO)

Hauptsponsoren: Japan Camera Industry Institute / The Japan Newspaper Museum / Yokohama Museum of Art

Unterstützende Vereinigungen: Professional Photographers of Japan / Photo Imaging Wholesale Association / Japan Federation of Photo Dealers Association / Tokyo Press Photograpers Association / Japan Professional Studio Equipment / Japan Optomechatronics Association / Optical Society of Japan / Japan Advertising Photographer’s Association / Japan Professional Photographers Society / Society of Photographic Science and Technology of Japan / The Photographic Society of Japan / Japan Photo Culture Association / Japan Telescope Manufacturers Association / Pacifico Yokohama / Japan Photo Book Promotion Association / Yokohama Convention & Visitors Bureau / Yokohama Photographers Association (Reihenfolge nach dem japanischen Ordnungssystem)

Nachtrag 13.02.2011:
Die Anzahl der registrierten Besucher der CP+ 2011 betrug 49’368

5 Kommentare zu “Live von der CP+: Erfolgreiche Halbzeit”

  1. Lieber Urs
    Bringst Du uns eine Gizmon Half D? Wir geben sie dann weiter nach Vevey. Und gab es nicht auch eine Billigkamera mit C-Mount?
    Guter Rückflug und Happy Landing.

  2. Danke Michael
    Mich fasziniert der Magnetverschluss der Gizmon. In der Werkzeugindustrie und Robotik sind Magnetverschlüsse selbstverständlich, entdeckte ich erst vor Wochen. Nach meinem Wissen gibt es bis anhin keine Kamera, die Komponente mit Magneten andockt.

  3. Bravo, tolle Story von Urs aus Yoko. Hoffentlich hatte Urs auch genügend Zeit für die vielen Sushibars mit „Sushis am laufenden Band“!

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