David Meili, 17. April 2011, 10:43 Uhr

Spoerli by Pfeiffer, etwas aus Basel und aus der Welt der Royals

Pressespiegel zum Wochenende vom 16./17. April 2011
Medienthema der Woche ist die neue Bewegung auf dem Platz Basel. Béatrice Oeri finanziert über ihre Familienstiftung den Aufbau und Betrieb einer Alternative zur BaZ. Eine News-Site mit einer Redaktion von etwa dreissig Personen soll ein wöchentlich erscheinendes Magazin im Print ergänzen.
Dann wartete man auf den Beitrag von Kurt-Emil Merki in der Der Sonntag mit Alt-Bekanntem, Alt-Bekannten  und Überraschendem.

Kurt-Emil Merki fragte etwas herum. Die Überraschungen blieben aus. Er geht von Abonnenten aus, („10 000“), obgleich dieses Geschäftsmodell längst überholt ist. Das Projekt lässt sich nicht durch Sympathiebeiträge finanzieren, nur noch durch Werbung, die sich ausbezahlen muss.

Matthias Hagemann, der solche Szenarien vermutlich Nacht für Nacht durchgerechnet hat, glaubt nicht, dass dieses Modell tragfähig ist. Die Rechnung ist einfach: Der Medienmarkt in Basel hat ein beschränktes Aufkommen an Werbung, und der Kuchen ist verteilt. Merki schreibt nicht uneigennützig. Sein Verlagshaus soll eine Lokalausgabe von Der Sonntag in der Pipeline haben. Doch wo sie die Zusatzwerbung generieren werden, können auch die Inhouse-Experten nicht interpolieren.

Die einst beachtete Reportageszene in Basel gibt es mangels Medienkompetenz der Zeitungen (und ihrer Verleger) kaum mehr, ebensowenig in Bern. So hätte ein neues Magazin, mit qualifizierter Bildberichterstattung eine Chance, und könnte auf dem nationalen, wie auf dem süddeutschen Markt Anzeigen generieren, sofern man die Leute zurückgewinnen könnte. Wie Hagemann realistisch erkennt, und von der Medienexpertin des MAZ unterstützt wird, – Online ist in Basel mehrfach gescheitert.

Zur Basler Szene zählt Dieter Behring. Er hat mit seinem computergestützten Geld-Vermehrungssystem, an das eine respektierte Politprominenz nach wie vor glaubt, gut gebildete Menschen um ihr sauer ererbtes Geld gebracht. Behring ist von Haus aus Fotograf, und das erste, was er nach der viel zu langen U-Haft zurückbekam, war seine Hasselblad.

Somit war es für Fabian Biasio keine leichte Aufgabe, ihn für Der Sonntag zu porträtieren (Seite 5). Das Porträt ist hervorragend. So möchte man auch einmal im Bild festgehalten werden, ohne U-Haft. Vielleicht entstand das Bild zuvor. Ohne Beweise vorliegen zu haben, nehmen wir an, dass es sich um eine Archivaufnahme handelt.

Chris Iseli fotografierte Gregor Gysi für das Sonntags-Interview in Der Sonntag. Mediengewohnt präsentierte sich Gysin im besten Licht. (Bildnachweis, nicht aufgeklärt, von NZZOnline als letztem String).

Kurt-Emil Merki lässt in seiner Kolumne auf der Medienseite in Der Sonntag aufhorchen. An der Werd-, wie an der Dufourstrasse fanden diese Woche Jahres-Medienkonferenzen statt. Tamedia kommt schlecht, weg („Der Geschäftsbericht fiel dadurch auf, dass kein Gestalter sich je um ihn gekümmert hat.“) An der Dufourstrasse herrscht Aufbruchstimmung, mit neuen, gut gemachten Produkten. Wobei Merki anfügt, dass sich Text- und Bildjournalist/innen an beiden Adressen oft nicht zu Hause fühlen. Über die Befindlichkeit in seinem Haus äussern wir uns nicht.

Wir schieben eine Anekdote ein. Ein Kollege, der wechselte, fuhr mit dem Radl in der Morgendämmerung an die alte Adresse. Stellte es in den Ständer an der Werdstrasse und wachte erst auf, als der Badge piepste. Seit zwei Monaten hatte er einen anderen Brot-Herrn. Übrigens gibt es noch zwei weitere Medienunternehmen in Zürich, eines mit einer teuren Kantine beim Böög und eines an der Peripherie von Oerlikon. Oft gehen sie vergessen.

Während wir ohne Nadine Strittmatter (Bildnachweis: Addams Familiy, Remake) auskommen müssen (Beitrag von Sacha Ercolani in Der Sonntag), zeichnet sich am Fotohimmel ein neues Talent ab. Laura Zurbriggen, 16, dürfte zu Silvio Papi sagen.

Für LeMatinDimanche ist sie auf Seite 63 (People) der Star. Sie posiert  mit einem Grundig-Tonbandgerät. Laura, aus einer Skifahrer-Familie,  bezirzste Energy Fashion Night. Und Bertrand Monnard findet Zürich Hip, wie wir vor zehn Jahren Lausanne. Chers amis et amies, – wir haben uns bei Euch auch schon verirrt.

Fotografischer Höhepunkt des Wochenendes ist DAS MAGAZIN, dank den Aufnahmen von Walter Pfeiffer zum Ballett von Heinz Spoerli (gebürtiger Basler). Auch wenn man den Beiden mit Respekt und Distanz begegnet, von diesen Bildern möchte man mehr sehen. Fotohistorisch interessant wäre, sie in einen Kontext mit der Compagnie von Maurice Béjart in Lausanne zu vergleichen, der nahmhafte Fotografen stets gefördert hat.
Doch bei Walter Pfeiffer ist alles ausgeblitzt, Photoverschöppelt etc. Wer am Bildschirm die Kärrnerarbeit gemacht hat, wäre erwähnenswert.

DIE WELTWOCHE hat die redaktionelle Fotografie neu-entdeckt und bringt mit einem Beitrag über die Zukunft unserer Frauen nicht viel mehr, als wir von Teenies in unserem Umfeld auch erfahren. Die redaktionellen Bilder der Girlz von Nadja Tempest sind sehr gute Redaktionelle Fotografie, preiswürdig für die ewz.selection , im nächsten Jahr. Das Kompliment gilt der Bildredaktion von Die Weltwoche, die sich bis anhin weitgehend auf billige Agenturbilder stützen musste. Die politische Haltung der Chefredaktion muss man nicht teilen.

Beim SonntagsBlick magazin sind intime Einblicke garantiert. Es geht an die Wäsche. Es geht um die Hüte bei englischen Pferderennen, und dann an die Ponies. Damen zeigen ihre Schlüpfer und was darunter liegt. Die Aufnahmen stammen aus den Datenbanken von Keystone und Dukas. Frühlingsgefühle kommen nicht auf.

Dann folgt eine Reportage von Johannes von Dohnanyi über Gläubige und Ungläubige in der Schweiz. Die Aufnahmen sind zum Teil von Adrian Bretscher, – doch bitte, überdenkt die Bildnachweise. Wir möchten gerne auch an einem Heiligen Sonntag herausfinden können, wer die guten Bilder gemacht hat.

Der SonntagsBlick zeigt auf der People-Seite gefakte Bilder der Royals mit Doubles. Die Zeit der Paparazzi, die über lange Nächte anstanden und sich Päckchen und Päckchen durchgeraucht haben, ist endgültig vorbei. Man kann nahezu alles im Studio nachstellen.

Der Beitrag erinnert an den Geniestreich von Georges Méliès. Während sein Konkurrent Pathé Aufnahmen der Englischen Königskrönung 1910 in einem Schnellzugwagen zwischen London und Paris entwickelte, drehte Méliès den Event mit Doubles in seinem Studio in Paris sozusagen in Echtzeit und brachte es am Nachmittag des gleichen Tags  ins Kino, Pathé erst gegen Mitternacht.

Ein Kommentar zu “Spoerli by Pfeiffer, etwas aus Basel und aus der Welt der Royals”

  1. Online kann erst scheitern wenn man richtig damit angefangen hat….Wenn man Zeit, Geld und vor allem Geduld hineinsteckt. Den börsenverwöhnten Verleger geht das offenbar noch ab. Erst wenn es ins Eingemachte geht, beginnen sie zu überlegen. Das ist der Vorteil der neuen Basler Medienprojekten. Bei onlinereports gehts aufwärts, webjournal berichtet nicht nur über Basler sondern auch über Elsässer Kultur alles ohne Blatt vor dem Mund dank des nimmermüden BR-Journalisten Jürg-Peter Lienhart. es gibt noch arlesheimreloaded und infamy.

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