Urs Tillmanns, 4. Juli 2011, 10:00 Uhr

VFS Bern-Impuls Diplomfeier: Die Berufsanforderungen werden immer höher

Gestern Sonntag hat im Hotel Freienhof in Thun die Diplomfeier der Sektion Bern-Impuls des Verbands Fotohandel Schweiz stattgefunden. Allerdings wohnten zehn der insgesamt 36 Kandidaten der Feier nicht bei, weil sie den erforderlichen Notendurchschnitt nicht erreicht hatten.

Am Sonntag, 3. Juli 2011 hat die Diplomfeier der Berner Fotofachleute im Seminarhotel «Freienhof» in Thun stattgefunden. Rund 180 Ausbildner, Eltern, Freunde und natürlich vor allem die «frisch gebackenen» Fotofachleute aus den Kantonen Bern, Solothurn, Luzern und Wallis konnten diesem feierlichen Anlass beiwohnen, der von Bern-Impuls Präsident Kuno Mathis und Chefexperte Urs Semlingbravurös geleitet wurde.

Die jungen Fotofachleute trafen sichmit ihren Lehrmeistern und Angehörigen  im Seminarhotel Freienhof  in Thun zur diesjährigen Diplomfeier von Bern-Impuls

Der Anlass begann um 16:30 Uhr mit einem Apéro, der Gelegenheit zu Gesprächen und zur  Begutachtung der Prüfungsarbeiten bot. Während des Nachtessens stieg dann allmählich die Spannung, wer mit welchem Notendurchschnitt die Qualifikationsprüfung bestanden hatte. Die Tatsache, dass rund ein Drittel der Qualifikanten nicht auf das erforderliche Minimum kamen, setzte der Veranstaltung einen deutlichen Dämpfer auf, waren doch viele Kolleginnen und Kollegen nicht anwesend.

Präsident Kuno Mathis wies in seiner Ansprache auf die Wichtigkeit der beruflichen Ausbiladung hin und motivierte die jungen Leute für ihre berufliche Zukuft. Tatsache sei auch, dass die Anforderungen in den Fotoberufen immer strenger würden und demzufolge auch die Bewertung der Prüfungsarbeiten. Dann ging es zur Diplomübergabe, der spannende Augenblick für die Qualifikantern, mit dem eine dreijährige Lehrzeit und der Einstieg in die Berufskarriere besiegelt wurde.

26 strahlende Gesichter: Sie haben die Qualifikationsprüfung erfolgreich bestanden

Die drei Besten erhielten neben dem Diplom einen Blumenstrauss: (v.l.n.r.) Chefexperte Urs Semling, Romaine Summermatten, Carola Lisa Wanner, Melanie Käsermann und Präsident Kuno Mathis

Fotos: Alexandra Reis

Die folgenden KandidantInnen haben das Qualifikationsverfahren der VFS-Sektion Bern-Impuls mit Erfolg bestanden (Reihenfolge alphabetisch): 

  • Michèle Beer, Unterseen
  • Tanja Betschart, Sempach Stadt
  • Manuela Birrer, Luzern
  • Christina Maria Brun, Olten
  • Fabienne Büttler, Langenthal
  • Claudia Dardel, Thun
  • Lisa Erard, Grenchen
  • Tatjana Gyger, Adelboden
  • Angela Haas, Luzern
  • Laura Hänni, Bern
  • Jacqueline Hari, Interlaken
  • Justina Holzer, Bern
  • Melanie Käsermann, Liebefeld
  • Angelica Kocher, Bern
  • Irene Lauener, Bern
  • Anja Lüthi, Interlaken
  • Jenny Mistretta , Langenthal
  • Olivier Padovan , Bern
  • Doreen Schmid, Thun
  • Nicole Schneider, Jegenstorf
  • Saskia Schorch, Bern
  • Deborah Schwab, Olten
  • Karin Stegmann , Münchenbuchsee
  • Romaine Summermatter, Naters
  • Carol Lisa Wanner, Biel/Bienne
  • Caroline Zenhäusern, Visp

Fotointern.ch gratuliert ihnen herzlich und wünscht ihnen auf dem weiteren Berufsweg alles Gute

 

Ein Drittel haben die Qualifikationsprüfung nicht bestanden – weshalb?

Die Tatsache, dass zehn von 36 Lehrlingen der Sektion Bern-Impuls die Prüfung nicht bestanden hatten, lässt Fragen aufkommen. Fotointern.ch hat beim Chefexperten Urs Semling nachgefragt, wie er die Situation einschätzt.

Fotointern: Herr Semling, zehn von 36 Qualifikanten haben die Abschlussprüfung nicht bestanden. Das hat es in der Vergangenheit noch nie gegeben. Woran liegt es Ihrer Meinung nach?

Urs Semling: Ich sehe vor allem drei Gründe: Erstens wird die Technik immer komplexer, und damit steigt auch der Anspruch an die Prüfung. Zweitens nehmen viele der Qualifikanten die Berufsausbildung nicht ernst genug und haben die Professionalität dieses Berufes noch nicht erkannt. Und drittens gilt es für die Zukunft auch die Lehrbetriebe unter die Lupe zu nehmen, ob sie wirklich noch von ihrer Fachkompetenz her noch in der Lage sind Lehrlinge auszubilden.

Sicher wird die Materie immer komplexer. Trägt der Modell-Lehrgang diesen Veränderungen nicht Rechnung?

Doch, ich bin der Ansicht, dass der Modell-Lehrgang den Stoff sehr gut abdeckt. Es liegt eher daran, dass sich die Lehrmeister kaum an diesen halten und wahrscheinlich selbst kaum in ihre persönliche Weiterbildung investieren. Wenn ich beispielsweise sehe, mit welchen Photoshop-Versionen in einigen Betrieben gearbeitet und mit welchen Ausrüstungen fotografiert wird, dann frage ich mich, wie man die jungen Leute auf den aktuellen Stand der Technik bringen will.

Sie sagten, dass die jungen Leute ihren Beruf zu wenig ernst nehmen würden. Welches sind diesbezüglich Ihre Beobachtungen?

Wahrscheinlich liegt es teilweise daran, dass die Prüfung bisher zu large gehandhabt wurde und auf Grund der geringen Durchfallquote der letzten Jahre der Eindruck aufkam, Fotofachangestellte zu lernen sei relativ easy. Das Gegenteil ist der Fall: Der Stoff wird immer umfangreicher und das Grundwissen der Kunden immer besser.

Will heissen, dass der Kunde unter Umständen mehr weiss als die Fachfrau hinter der Theke …

Das kann partiell durchaus der Fall sein. Peinlicherweise. Denn Leute, die in ein Fachgeschäft kommen, erwarten eine höchst kompetente Beratung und geben sich mit keinem Halbwissenmehr  zufrieden. Nur damit kann sich der Fachhandel noch von anderen Verkaufskanälen abheben. Diese Fachkompetenz muss der Ausbildner jedoch an seinen Berufsnachwuchs weitergeben können. Aber wenn er diese selbst nicht hat …?

Ist die Prüfung dieses Jahr strenger geworden?

Ja, sicher. Das muss sie auch. Weil die Ansprüche immer höher werden. Die Experten treffen sich in regelmässigen Zeiträumen und gehen die stoffmässigen Veränderungen und den Prüfungsablauf durch. Das ist ein laufender Prozess. Nur so können wir mit der rasanten technischen Entwicklung und dem immer besseren Grundwissen unserer Kunden mithalten. Hier wird auch festgelegt, auf welches Niveau die Prüfung gebracht werden soll, um den genannten Punkten Rechnung zu tragen.

Wahrscheinlich werden einige der Lehrlinge Rekurs einlegen. Was sind die Folgen?

Urs Semling: Endlos lange Dispute, viel Zeitverschwendung und das Offenlegen aller Fakten. Das sind langwierige juristische Verfahren mit relativ wenig Aussicht auf Erfolg. Dabei gibt es Fächer und Noten, die sich mathematisch genau ergründen lassen, aber andere sind auch Ansichtssache – die Bildbeurteilung beispielsweise. Der eine Experte hält eine Arbeit für kreativ und interessant, der andere lässt sie sausen, weil sie schlichtweg nicht verkaufbar ist. Beide haben wahrscheinlich recht, denn für Bilder gibt es keine Paragrafen.

Ein Drittel der Kandidaten in Bern haben nicht bestanden. Das ist viel. Ist es in den anderen Regionen genauso?

Meines Wissens ja, nur haben wir insofern den Schwarzen Peter gezogen, dass die Berner als Erste ihre Diplomfeier abhalten. Sie sehen, wir sind gar nicht immer so langsam. Und da kommt diese hohe Durchfallquote halt zuerst zum Ausdruck. Aber bei den Zürchern und den Ostschweizern, die ihre Diplomübergabe erst am nächsten Wochenende haben, dürfte die Misserfolgsquote vergleichbar sein.

Das gibt enttäuschte Gesichter. Was sagen Sie den jungen Leuten, die nun vor einem beruflichen Scherbenhaufen stehen?

Dass Sie eine zweite Chance haben, indem sie nächstes Jahr einen weiten Anlauf nehmen und dann mit einem besseren Berufsrucksack bestehen können. In dem Jahr können sie nur gewinnen, und später kräht kein Hahn danach. Aber, ein Jahr ist kurz und verlangt viel Selbstdisziplin.

Und was sagen Sie Ihren Berufskollegen, den Ausbildnern?

Das ist ein anderes Problem, das in der Expertenkommission besprochen werden muss. Viele der Geschäftsinhaber sind sich zu wenig bewusst, welche technische Entwicklung zurzeit abläuft. Nichts bleibt stehen, höchstens das Fachwissen. Und das darf nicht sein, denn es muss unser Ziel sein, einen immer besseren und fachkompetenteren Berufsnachwuchs auszubilden.

Herr Semling wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Interview: Urs Tillmanns

 

 

 

 

 

8 Kommentare zu “VFS Bern-Impuls Diplomfeier: Die Berufsanforderungen werden immer höher”

  1. Lieber Urs, Liebe Diplomanden in der Region Bern
    vielen Dank für den sehr gut abgefassten Bericht und das interessante Interview zum vergangen Qualifikationsverfahren 2011.
    Mit viel Spannung durfte ich gestern das erste Mal eine sehr gut organisierte und mit viel Charme durchgeführte Diplomfeier der Sektion Bern in Thun besuchen.
    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal allen Lehrabgängern und auch den Ausbildnern ganz herzlich zu Ihrem Erolg gratulieren.
    Ebenfalls geht mein Dank an die Organisatoren dieses gelungenen Anlasses und ich freue mich auf viele weitere positive Kontakte.
    Herzliche Grüsse
    Alex Mächler, Präsident Verband Fotohandel Schweiz.

  2. Liebe Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger,
    Als erstes gratuliere ich allen zur bestandenen Prüfung. Leider bin ich nicht der grosser Schreiber und auch kein guter Rhetoriker.
    Lieber Herr Mächler, waren wir an der selben Veranstaltung und haben wir dasselbe Interview gelesen?
    Die Veranstaltung war weder gut organisiert noch hatte Sie Charme (ausser durch die LehrabgängerInnen). Das von Ihnen erwähnte Interview hinterliess bei mir, nach dem ich dieses gelesen hatten, einen schalen Nachgeschmack. Ich habe mich gefragt, sind alle unsere Lernenden faul? Sind die Lehrbetriebe durchwegs unfähig?
    Lieber Chefexperte, wie wäre es mit etwas Selbstkritik!
    Ich möchte nur auf die „Info Veranstaltung“ Bern hinweisen, wer dort war, weiss wovon ich spreche. Besserer Informationsfluss LAP sowie Organisation der Veranstaltung, ernst zunehmende Kommunikation und etwas mehr Menschlichkeit wären wünschenswert gewesen. Wer Professionalität fordert, sollte diese selber auch vorzuweisen haben.

    Noch ein Letztes. Alle Diplomanden welche mit der Bestnote abgeschlossen haben und nichts bekommen haben, meldet euch bei mir.

    Jürg Gyger, Photo-Verlag GYGER seit 1909

  3. Schwere Beschuldigung an den Präsidenten. Lieber Herr Jürg, sind Sie aktiv irgendwo dabei im Verband oder Sektion? Ist Ihr Stift durchgefallen?
    Haben Sie überhaupt einen Vergleich zu dieser Diplomfeier?

    Solche Kommentare darf nur jemand abgeben, welcher AKTIV dabei ist!

    mit FG

  4. Hallo Photoniker, haben Sie keinen Namen?

    Ich habe mehrere Vergleiche, da wir nicht nur im Fotohandel ausbilden und nein, unser Stift ist nicht durchgefallen.

  5. Lieber Alex
    Morgen Sonntag dürfen wir an die Diplomfeier des vfs unserer Sektion Ostschweiz. Dort haben wir gleich drei Lehrtöchter zu feiern. Es sind dies unsere Lehrtöchter Nummer 47, 48 und 49. Befriedigt schauen wir zurück, in denen nämlich in den letzten 47 Jahren keine der Vorgänger/innen je die Prüfung nicht bestanden hätten.

    Betreffend des obigen Interviews. Die Rubrik „die Lehrbetriebe unter die Lupe nehmen“.
    Alle Kritiker bitte ich zu bedenken, dass das führen eines Fotofachgeschäftes und die damit verbundene Ausbildung, in den letzten Jahren nicht einfacher geworden ist. Der extreme Preiskampf und die damit verbundenen niedrigen Margen erlauben nicht in jedem Fall und zu jeder Zeit jeden Sprung auf noch neuere Technologien zu machen. Allerdings habe ich schon vor ca. 30 Jahren in meiner Eigenschaft als Prüfungsexperte in einem Fotofachgeschäft welches Lehrlinge ausbildete, nur eine einzige Spiegelreflex Kamera am Lager angetroffen und diese war die private Kamera des Chefs.
    Freundliche Grüsse
    G. Winiger Frauenfeld

  6. Hallo, jeder soll und darf seine eigene Meinung fundiert vertreten können. Dies aber bitte mit vollem Namen.

    Jetzt zu meiner Meinung: Leider sind einige Lehrbetriebe schlecht aufgestellt, d.h. kaum Verkaufsware, kaum Wissen über Zubehör, keine Affinität zu Nobelmarken und ausser einigen ausgebleichten „Portraitfotos“ oder „die immer gleichen Hochzeitsfotos“ im Schaufenster ist keine stimmige Ambiance auszumachen.
    Diese Situation ist dem Lehrbetrieb anzulasten nicht den Auszubildenden. Arme Auszubildende. Arme Prüfungskommission. (Diese Herren und Damen investieren viel Zeit und Einsatz in die Prüfungen)

    Etwas zum schmunzeln: Ich brauchte neue Batterien zu meiner Leica M7, im Fotogeschäft hatte man «für solch alte Kameras» nichts mehr vorrätig.

    Kompetente Fachgeschäfte, einen starken Mittelstand und gut ausgebildete junge Berufsleute braucht die Fotobranche. Überlassen Sie den Markt nicht den Kistenschieber, Hartdtiscounter und Internetshops.

  7. Interdiscount hat eine grosse Auswahl an Batterien. Bei Migros hätte man für dasselbe Markenprodukt wesentlich mehr bezahlt.

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