Markus Zitt, 26. August 2012, 07:02 Uhr

Kameras 2012: Spekulationen und Trends im Vorfeld der photokina

In wenigen Wochen findet die photokina statt. Damit beginnt jetzt die heisse Phase für Ankündigungen von Produkten. In dieser Phase bzw. in den folgenden Wochen oder spätestens an der Messe könnte noch das eine oder andere Highlight offenbart werden. In diesem Artikel fassen wir die aktuellen Kameratrends zusammen und wagen einen spekulativen Ausblick auf mögliche Neuheiten.

Wir spekulieren auf der Basis von bereits vorgestellten Produkten sowie anhand von kursierenden Gerüchten, was in den kommenden Wochen und spätestens an der photokina noch an Kameras angekündet werden könnte.

Trend: CSCs

Spiegellose kompakte Systemkameras (Compact System Cameras, CSCs) werden immer interessanter und gewinnen weiter an Bedeutung und zusehends an Marktanteilen, zumal mit Canon und Fujifilm nun auch die letzten der bedeutendsten Kamerahersteller in dieses Marktsegment eingestiegen sind. Die Spiegelreflexkamera (Digital Single Lens Reflex, DSLR), die ja seit Jahrzehnten die dominierende Systemkamera ist, bleibt aber nach wie vor die Wahl der Profis und bietet immer ausgefeiltere Funktionen und hohe Leistung (Tempo, ISO, Serienbilder, Auflösung). Für DSLR-Einsteiger kommen Modelle mit vereinfachter Bedienung, aber beachtlicher Leistung zu immer günstigeren Preisen auf den Markt.

Längerfristig dürfte es immer weniger (wenn überhaupt noch) Kameras mit einem Spiegelkasten geben, weil diese rein mechanische Baugruppe sehr teuer in der Herstellung ist und diese mit immer besser werdenden elektronischen Suchern wenig effektive Praxisvorteile bringt.

Trend: Filmen mit dem Fotoapparat

Die Filmfunktionen in Fotoapparaten – vor allem in CSCs und DSLRs – wird immer ausgefeilter und durch Funktionen und Ausstattungsmerkmale der Kameras (siehe Canon EOS 1D V, 5D Mark III und Nikon D800, D4) besser unterstützt. Der grosse Hype, der durch die Canon EOS 5D Mark II ausgelöst worden war, scheint aber momentan vorbei zu sein, denn inzwischen haben die Hersteller aus dem Video- und Cinema-Bereich reagiert und Kameras mit ähnlichen Merkmalen (grosser Sensor für kreative Schärfentiefe und hohe Empfindlichkeit, Wechselobjektive) auf den Markt gebracht oder angekündigt. Beispiele sind die Camcorder von Sony und Panasonic, das Canon EOS Cinema-System aber auch Neuentwicklungen von BlackMagic oder DigitalBolex. Solche Camcorder bieten das gewohnte Handling und eine bessere Ergonomie. (Siehe auch TopStory zum Thema Filmen mit DSLRs.)

Neu bei filmenden Fotoapparaten ist, dass die teureren Kameramodelle nun höherwertigen Output liefern. Die Kameras von Panasonic (z.B. Lumix G5, Lumix FZ200) und von Sony (z.B. SLT-A77, SLT-A57) nehmen Full-HD-Videos im AVCHD-Format mit 60 oder 50 progressiven Bildern (1080/60p und 1080/50p) auf, statt „nur“ mit 30, 25 oder 24 fps. 60 und 50 fps gab es zuvor nur beim kleinen HD-Format 1280 x 720px.

Auf der photokina wird diesem Thema neu viel Platz mit einer Sonderschau eingeräumt (fotointern berichtete).

 

Trend: Handy-Fotografie und Tablet

Ein riesiges Trendthema, das auch weniger Foto-affine Menschen angesteckt, ist das Schiessen, kreative Bearbeiten und Präsentieren von Fotos mit Smartphones und Tablets, wobei die vielfältigen Apps die Möglichkeiten enorm vergrössern. Hier konnte die Fotoindustrie bislang nicht auf den Zug aufspringen oder mit innovativen Produkten kontern – wie etwa eine mit Android-Apps erweiterbare Kamera. Nach einer an der PMA gezeigten Polaroid und Gerüchten über Kameras mit Android-Betriebssystem u.a. von Nikon und Sony, kam diese Woche mit der Nikon Coolpix S800c nun auch wirklich der erste Andoid-Fotoapparat auf den Markt.

Ansonsten gelingt es den Kameraherstellern den App-Boom immerhin durch die vermehrte Integration von Wi-Fi/WLAN in Kameras neu zu nutzen und interessante Möglichkeiten zu bieten, wie z.B. die Nutzung des Handy/Tablets als Kamerazweitmonitor zur Fernsteuerung.

Das Tablet ist inzwischen für Fotografen zu einem zusätzlichen vielseitigen Werkzeug geworden. Es wird u.a. zur Bildpräsentation, aber auch als Hilfsmittel für Aufnahmen sowie vieles mehr eingesetzt. (Dies ist übrigens auch der Grund, weshalb wir regelmässig neue Tablets auf fotointern.ch vorstellen.)

 

Trend: Kompaktkameras vs. Handys

Der Trend ist schon seit Jahren bei den Nutzern nicht zu übersehen: Das Handy ist zum Fotoapparat Nummer Eins geworden. Das findet seinen Grund nicht nur darin, dass man sein Smartphone immer dabei hat, sondern in erster Linie in der Bild- und Video(!)qualität, welche die Handyhersteller heute anbieten. Für die meisten Anwendungen ist die Bildqualität mehr als ausreichend. Erst mit steigenden Ansprüchen oder für besondere Gelegenheiten (Hochzeit, Kinder, teure Ferien etc.) wird die Anschaffung einer Kamera wieder in Erwägung gezogen. Und welche Kamera soll es dann sein, die merklich besser ist als das Handy?

Den Kameraherstellern ist diese Thematik durchaus bewusst, und es ist anzunehmen, dass sich neue Modelle in der Entwicklung befinden, welche über Eigenschaften verfügen, die wir uns heute noch schwerlich vorstellen können. Dass Nikon jüngst eine Kamera mit Android-Bertriebssystem vorgestellt hat, dürfte ein Fingerzeig in diese Richtung sein, Objektive mit extremen Brennweitenbereichen ein anderer.

Auch die photokina hat diesen Trend aufgegriffen und schenkt ihm der eine entsprechende Ausstellfläche unter dem Motto «mobile imaging» mehr Beachtung: siehe Bericht.

 

Trend: zurück zur Pixel-Protzerei

Die Nikon D800 bzw. D800E mit ihrer bislang unerreichten Auflösung von 36 Mpx waren das Thema schlechthin mit kontroversen Diskussionen in Medien und Foren, wodurch andere interessante Produkteinführungen vergleichsweise geringe Beachtung fanden.

Die Einführung der D800/D800E mit ihrer hoch geschraubten Auflösung hatte auch Auswirkungen über ihren Zielmarkt hinaus, wenn man die drastischen Preissenkungen (bis zu 23 Prozent) von Hasselblad für einige ihrer Modelle und Digibacks anschaut.

Schon letztes Jahr geisterten Gerüchte von massiv höher auflösenden Kleinbild-Fotosensoren durchs Internet, nachdem seit über drei Jahren 16 bis 18 Mpx bei höherwertigen Kameras üblich sind und DSLRs mit Vollformatsensor (Grösse Kleinbildformat, KB) ebenso lange mit 21 bis 24 Mpx auftrumpfen. Nachdem Sony im August 2011 zwei Systemkameras mit 24 Mpx auf einem APS-C-grossen Fotosensor vorgestellt hatte (Sony NEX-7, SLT-A77), war zu erwarten, dass kommende Modelle mit Vollformatsensor mit deutlich höherer Auflösung aufwarten dürften.

Dass dann ausgerechnet Nikon die Pixelgrenze nach oben drückte, obwohl sie in der Vergangenheit mit Megapixeln eher zurückhaltender agierte, und nicht etwa Canon oder Sony, war dann doch überraschend. Nach der D800 hat Nikon kurz darauf mit der D3200 gleich noch ein günstiges Einsteigermodell mit 24 Mpx nachgelegt, was allerdings weniger hohe Wogen produzierte. Andere Kamerahersteller haben auflösungsmässig noch nichts Vergleichbares angekündigt, doch dürfte sich dies zur photokina hin noch ändern.

Das an der Pixelschraube auch längerfristig immer weitergedreht werden wird, hängt in erster Linie mit den Fortschritten zusammen, welche die Halbleiterindustrie, bzw. die Sensorhersteller erzielen. Sie bieten der Kameraindustrie laufend verbesserte Produkte mit höherer Pixeldichte an, und es ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung einer relativ jungen Technologie noch ein enormes Potential birgt. Kommt hinzu, dass vor allem die CMOS-Sensorenproduktion in den letzten Jahren stark optimiert werden konnte, was durch eine geringere Ausschussquote in einer kostengünstigeren Herstellung und flächengrösseren Chips zum Ausdruck kommt. Daraus ergibt sich ein wesentlicher, bereits deutlich erkennbarer Trend, nämlich hin zu grösseren Sensoren, welche generell zu einer höheren Bildqualität führen. Waren vor wenigen Jahren noch fingernagelgrosse Sensoren üblich, sind heute APS-C Chips in Kameras zu finden, die deswegen nicht teurer geworden sind.

41 Megapixel brutto: Die extrem hohe  Auflösung wird einerseits als Zoomersatz und andererseits für bessere Bildqualität genutzt, indem mehrere Pixel für höhere Empfindlichkeit zusammen geschaltet werden.

Übrigens auch ausserhalb der eigentlichen Fotobranche gab es Ende Februar einen übermässigen Pixelschub. So hatte ausgerechnet die darbende Nokia mit dem Pure 808 im Februar ein Smartphone mit brutto 41 Mpx (7728 x 5368 Pixel) vorgestellt. Dessen Auflösung wird jedoch als Zoomersatz für passende Ausschnitte und durch Zusammenfassen von bis zu sieben Pixeln für höhere Lichtempfindlichkeit genutzt. Standardmässig liefert das Handy mit Festbrennweite (KB: 26mm) digitale Fotos mit 5 Megapixel und HD-Videos in 1080/30p oder 720/30p, was je nach Aufnahmeformat ein 3- bis 6-fach Ausschnittzoom ermöglicht.

 

Trend: GPS

Immer mehr Fotoapparate kommen mit integriertem GPS-Empfänger auf den Markt. Damit lassen sich die Exif-Aufnahmendaten von Fotos und Videos automatisch mit den Koordinaten des Aufnahmeortes und z.T. auch der Blickrichtung ergänzen. GPS ist eher in höherwertigen Kompaktkameras zu finden, die für Reisen prädestiniert sind. Dabei handelt es sich einerseits um Kompaktkameras mit 10x bis 15x-Zoom und andererseits um wasserdichte, robuste Allwetterkameras, die auch tauchen können. Bei Systemkameras ist GPS selten integriert (Ausnahmen: einige SLT-Modelle von Sony), sondern als Zubehör von Kamerahersteller erhältlich. Nach Nikon, Hasselblad und Pentax hat Canon im Juni ein eigenes GPS-Modul für auf den Markt gebracht, das aber nur mit einigen EOS-DSLRs sowie den neuen CSCs funktioniert. Es kann aber als externer GPS-Logger verwendet werden, um am PC über Software die Koordinaten zum Aufnahmezeitpunkt nachträglich in die Fotodateien zu übertragen.

Zusätzlich gibt es noch GPS-Logger, die in festgelegten Intervallen oder beim Auslösen (z.B. JOBO) die aktuelle Position festhalten, um diese GPS-Daten dann später per Software in die Aufnahmen einzubetten.

 

Trend: Touchscreens

Die Bedienung über berührungssensitiven Kameramonitor findet man schon länger bei ultraflachen Kompaktmodellen, wo sie die wenigen Bedienelemente der ohnehin stark bildschirmlastigen Bedienung verdrängen und oft beinahe die ganze Rückseite einnehmen. Auch Systemkameras und Digbacks gibt es vermehrt mit Touchscreens, z.B. die Lumix G-Modelle von Panasonic oder Phase One IQ-Digibacks. Mit der Canon EOS 650D gibt es nun auch eine erste DSLR.

 

Trend: Edelkompakte

Von den überdurchschnittlich teuren Kompaktkameras, die mit Aufzeichnung im Raw-Format, manuellen Belichtungseinstellungen, Tasten und Rädern für Einstellungen versierte Digitalfotografen ansprechen, gab es in den letzten Monaten einige. Viele zeichnen sich zusätzlich durch ein lichtstarkes Objektiv und einen eher grösseren Fotosensor aus. (Beispiele: Canon PowerShot G1 X, Sony Cyber-shot RX100)

 

Trend: Erweiterte Schnittstelle

Nach wie vor ist USB 2.0 High-Speed die Standardschnittstelle und nur wenige Fotoapparate sind bislang mit USB 3.0 SuperSpeeed ausgestattet (Kameras mit USB 3: Nikon D800/D800E, Phase One IQ80/60/40). Kameras mit einer funkbasierten Schnittstelle wie WLAN zu versehen, liegt auf der Hand. Sei es für Remote- bzw. Tethering-Aufnahmen sowie für Datenbackup-, Direktdruck und Projektionen-Präsentation.

Akkuladen per USB: Immer mehr Kompaktkameras können ihren Akku per USB aufladen. Bei Handys ist dies schon länger üblich. So kann man sich das Mitführen mehrerer Ladegeräte für Kamera, Handy, Tablet, Navi etc. auf Reisen ersparen. Leider ist die Kamerabuchse oft proprietär und verlangt ein spezielles Kabel, das man nicht vergessen sollte.

 

Trend: WLAN/Wi-Fi

Gab es bislang nur vereinzelte Kameras mit Netzwerkfunk, so haben dieses Jahr einige Hersteller gleiche mehrere Modelle mit WLAN/Wi-Fi auf den Markt gebracht. Fujifilm hatte einige solche Kameras vorgestellt, Panasonic hat jüngst die SZ5 gezeigt, und auch die neuen Sony NEX-Modelle sollen ebenfalls damit ausgestattet sein; Samsung hat gar alle CSCs damit versehen.

Durch die Integration mit WLAN können Kameras Bilder mit dem PC austauschen, drucken und präsentierten, aber auch  entsprechend mit Smartphones und Tablets interagieren. Beliebt sind die Möglichkeiten, das Smartphone oder Tablet als externen Zweitmonitor zu verwenden und darüber die Kamera fernzusteuern. Diese sinnvolle Anwendung wird in Kürze noch populärer werden.

 

Mögliche Kameraneuheiten:

Canon

Rückblick: Nachdem im Herbst 2011 die EOS 1D X vorangekündigt worden, die übrigens erst seit Juli 2012 ausgeliefert wird, hat Canon im März die EOS 5D Mark III vorgestellt. Beide Kameras stellen (bislang) die diesjährigen Highlights von Canon dar und werden in einem separaten Artikel besprochen.

Auf die 5D folgte im Juni die für März erwartete Einsteiger-DSLR EOS 650D (APS-C, 18 Mpx, 1080/30p, CHF 988.-) mit ausklappbarem Touchscreen und einem für Video und LiveView verbesserten Dual-AF. Beides sind übrigens Merkmale, die gut zur 5D Mark III gepasst hätten. Mit vergleichbaren Daten hat Canon als letzte Firma mit der EOS M (APS-C, 18 Mpx, 1080/30p, CHF 1048.-) endlich eine spiegellose Systemkamera heraus gebracht, die aber kaum Tasten aufweist und sich deshalb eher an Kompaktkamera-Aufsteiger richtet. Zur EOS M wurden ein Weitwinkel-Pancake, ein Standardzoom und ein Adapter für EF-Objektive vorgestellt.

Eine für versierte Digitalfotografen weitaus interessantere kompakte Neuheit als die EOS M ist jedoch die Edelkompakte PowerShot G1 X (14 Mpx 1080p, 28-112mm, CHF 898.-). Anders als bisherige G-Modelle besitzt sie einen besonders grossen Sensor (18,7 x 14 mm) für gute LowLight-Eigenschaften. Die G1 X ist übrigens keine Nachfolgerin der G12, sondern gehört zu einer neuen G-Reihe.

Ausblick: Betrachtet man die aktuelle DSLR-Modellpalette von Canon, dann fehlt eine hoch auflösende Profineuheit. Gerüchte kursieren über ein solches D800-Gegenstück, das mit 36 oder 50 Mpx aufwarten soll. Die Rede ist aber auch von einer preiswerten Vollformat-DSLR, die unterhalb der 5D Mark III angesiedelt sein soll. Neuheiten-Potential bietet übrigens auch das neue «EOS M»-System. Seine frühe Ankündigung schürt die Hoffnung auf ein Topmodell für versierte Fotofans und weitere Objektive. Mit grosser Wahrscheinlichkeit dürfte demnächst auch eine G12-Nachfolgerin kommen. Interessant, aber eher unwahrscheinlich sind die immer wieder aufflackernden Gerüchte, dass Canon – wie Leica vor vier Jahren – ins digitale Mittelformat einsteigen könnte.

 

Fujifilm

Rückblick: An der photokina 2010 wurde die retrogestylte Edelkompakte X100 mit APS-C-Sensor und innovativem Hybridsucher vorgestellt, dann aber erst 2011 eingeführt und später durch die preiswertere, kleinere X10 ergänzt.

Gleich zu Beginn dieses Jahres hat Fujifilm diese X-Reihe mit der spiegellosen Systemkamera X-Pro1 (APS-C, 16 Mpx, 6fps, 1080p, CHF 1990.-) ergänzt und damit das X-System lanciert. Zur Einführung gab es drei Wechselobjektive und einen Adapter für Objektive mit Leica M-Anschluss.

An der photokina 2010 wurde die Fujifilm X100 vorgestellt, die eine erstes Modell der X-Reihe war. Kommt nun zur photokina 2012 die X200?

 

Ausblick: An der photokina werden wohl weitere auf einer Roadmap vorangekündete X-Objektive zu sehen sein. Es könnte zudem eine X200 vorgestellt werden. Denkbar wäre auch ein weiteres CSC-Modell zum X-System. Wenn es schon, so viele Objektive geben wird, dann wären auch zwei oder gar drei verschiedene Kameramodelle sinnvoll, aus denen Interessenten das preislich oder funktionell bevorzugte Modell wählen könnten.

 

Hasselblad

Rückblick: In den vergangenen Monaten hat Hasselblad etliche Marketingaktivitäten gestartet, jedoch keine neuen Produkte vorgestellt. Die markantesten News waren aber die erwähnten massiven Preissenkungen für einige Kameras und Backs. Nach der photokina sollen die Preise aber wieder angehoben werden.

Ausblick: Die photokina war und ist für Hasselblad stets eine Bühne für Neuheiten. Eine H4D-Nachfolgerin sowie das eine oder andere H-Objektiv (z.B. ein 24mm-Superweitwinkel) sind durchaus angebracht. Da die Preissenkung wohl nicht nur wegen der Nikon D800 stattfand, sondern auch einem Abverkauf dienen sollte, ist eine H5D mit vielen kleinen Kameraverbesserungen und eventuell einem komplett neuen Gehäuse wahrscheinlich. Gerüchten zufolge stehen grössere technische Änderungen an, die jedoch an der photokina für 2013 angekündet werden. Dass Hasselblad eine digitale Variante ihrer einst beliebten Kleinbild-Panoramakamera XPan oder eine Consumer-Kameraserie mit einer Edelkompakten lancieren wird, sind schon länger kursierende Gerüchte, die in gewissem Masse plausibel scheinen.

 

Leica

Rückblick: Die Erfinderin der Kleinbildfotokamera hat ihre M9 bzw. M9-P (Vollformat, 18 Mpx, CHF 6990 und 7490.-) nun noch mit einer weiteren digitalen Sucherkamera ergänzt. Die Leica M Monochrom (Vollformat, 18 Mpx), die im August in die Regale kommt und ohne Objektiv 8990 Franken kostet, fotografiert ausschliesslich in Schwarzweiss und verspricht dadurch mehr Detailschärfe.

Die Leica M Monochrom ist der jüngste Zugang im M-System, das vielleicht bald Nachwuchs in Form einer M10 bekommt.

Daneben hat Leica mit der X2 noch eine neue Edelkompakte (APS-C, 16 Mpx, CHF 2320.-) mit eingebauter lichtstarker 24mm-Weitwinkeloptik vorgestellt.

Für ihre Mittelformatkamera S2 hat Leica angekündet, ab Oktober alle fünf Objektive mit Zentralverschluss anzubieten. Vorgestellt wurde auch ein Adapter für Hasselblad-Objektive der H-Serie. Mit diesem vierten Adapter lassen sich an der S2 nun Objektive aller gängigen Mittelformatsysteme verwenden: Hasselblad V und H sowie Mamiya 645 MF und Pentax 67.

Ausblick: Konkret sind keine geplanten Kameraneuheiten bekannt, jedoch wird schon länger darüber gemunkelt, dass Leica Kameras für MicroFourThirds anbieten wird. Denkbar wären auch eine S2-Nachfolgerin mit erhöhter Auflösung oder eine M10 mit LiveView-fähigem Sensor. Wie schon früher dürfte Leica demnächst einige der neuen Panasonic-Kameras unter eigenem Namen anbieten. Potentielle Kandidaten sind die weiter hinten beschriebenen Lumix FZ200 als V-Lux 4 und die Lumix LX7 als D-Lux 7.

 

Mamiya Leaf

Rückblick: Als Teil von Phase One erstaunt es nicht, dass im April 2012 nun auch neue Leaf-Digitalbacks mit den 80, 60 und 40 Mpx vorgestellt wurden, wie es Phase One ein Jahr zuvor tat. Die «Credo» genannten Backs gibt es einzeln und als Kit mit einer Mamiya 645DF und werden seit Juni ausgeliefert.

Ausblick:  Nach den neuen Backs ist kaum mit weiteren Neuheiten zu rechnen, auch wenn mancher sich noch das eine oder andere Objektiv oder ein Kameragehäuse (Mamiya 645DF II) mit schnellerem, modernerem AF wünscht.

 

Nikon

Rückblick: Nikon hat dieses Jahr mit Ankündigungen und Einführungen von lang erwarteten und markanten DSLR-Neuheiten gestartet. Gleich zum Jahresauftakt gab es die Profi-Reportagekamera D4 und rund einen Monat später folgten die D800 sowie deren Spezialvariante D800E. Im April wurde dann noch die preiswerte D3200 – eine Nachfolgerin der D3100 – vorgestellt, die mit einem beachtlichen 24-Mpx-Fotosensor im DX-Format aufwartet. Nikons günstigste DSLR ist für Einsteiger konzipiert und bietet Bildschirm-orientierte Bedienung sowie einen integrierten Guide.

Erwartet worden sind von Nikon auch eine Coolpix P7100-Nachfolgerin sowie gemäss Gerüchten eine mit Apps erweiterbare Kamera mit dem Betriebssystem Google Android. Vergangene Woche kamen die Edelkompakte Coolpix P7700 und die ultrakompakte Coolpix S800c.

Ausblick: Nach der D4 wäre eigentlich eine hoch auflösende D4x fällig, doch scheinen dafür die photokina und sogar das Jahresende eher zu früh. Wahrscheinlicher und dringender ist dagegen eine Nachfolgerin der dreijährigen D300s (APS-C, 12 Mpx, 720/24p). So eine D400 müsste als Neuerung u.a. zeitgemässe Videofunktionen und höhere Auflösung bieten. Sie dürfte über einen APS-C-Sensor mit 24 Mpx oder mehr verfügen, schnelle Serienbilder (ca. 10 fps) schiessen und funktionell der D800 entsprechen. Ebenso wäre nach zwei Jahren die Zeit reif für eine D7000-Nachfolgerin bzw. eine D7100 mit modernisierten Videofunktionen. Die kursierenden Gerüchte sprechen – wie bei Canon – von einer günstigen Vollformat-DSLR, die D600 heissen soll.

Sicher scheint dagegen, dass das spiegellose System Nikon 1 neue Kameramodelle erhalten wird, wie schon der mittels Cashback-Aktion gepushte Abverkauf der J1 und V1 vermuten liess. So war die kürzlich erfolgte Vorstellung der Nikon 1 J2 (10 Mpx, 1080/50i, CHF 599.-) keine Überraschung. Eine V2 oder ein ganz anderes Modell wird wohl bald folgen. Wünschenswert wäre ein Topmodell mit besseren Einstellmöglichkeiten durch äussere Bedienelemente. Damit könnten nicht nur Kompaktkamera-Umsteiger, sondern auch versierte Fotografen angesprochen werden.

 

Olympus

Rückblick: Mit der OM-D E-M5 (FourThirds-Sensor, 16 Mpx, 1080p, für CHF 1299.-) hat Olympus im Frühling eine weitere CSC mit MicroFourThirds-Objektivanschluss auf den Markt gebracht und damit eine zweite Kamerareihe neben der PEN-Serie etabliert. Die E-M5 bietet einen elektronischen Sucher, einen ausklappbaren Touchscreen, schnelles AF und schnelle Bildserien (9 fps). Bei der PEN-Reihe mit ihren drei Modellen, die allesamt vor etwas über einem Jahr vorgestellt worden waren, gab es seither dagegen keine Neuheiten.

Vor neun Jahren hat Olympus den FourThirds-Standard (FT) ins Leben gerufen, von dem 2009 der MicroFourThirds-Standard (mFT) für spiegellose, kompakte Systemkameras abgeleitet worden war. Seit der Vorstellung der (semi-)professionellen DSLR Olympus E-5 an der photokina 2010 hat sich  beim FT-System nichts mehr getan. Olympus hat ihren Fokus ganz auf die mFT-Kameraserien PEN und OM-D ausgerichtet.

Ausblick: Das FT-System ist also so gut wie tot, dennoch kursieren Gerüchte über eine mögliche Olympus E-7 DSLR. Wahrscheinlicher sind dagegen Ankündigungen im mFT-Sortiment, darunter neue PEN-Modelle mit modernisierten Funktionen und höherer 16-Mpx-Auflösung sowie weitere mFT-Objektive und ein innenfokussierendes 1:2,8/60mm-Makro.

 

Panasonic

Rückblick: Bereits im Frühling wurde die spiegellose GF5 mit Touchscreen und mFT-Anschluss vorgestellt. Im Juli 2012 kamen dann neue Kameras und Objektive dazu. Neu ist ebenfalls die CSC Lumix G5 mit eingebautem elektronischen Sucher (EVF). Sie ist als günstigeres Modell konzipiert, während das Topmodell dieser Kamerareihe gegenwärtig noch die zweijährige GH2 darstellt. Vorgestellt wurden mit der FZ62 und der FZ200 zwei Bridge-Kameras mit 24fachem Superzoom (KB: 25-600mm), wobei sich letztere durch eine durchgehende Lichtstärke von 1:2,8 auszeichnet. Dazu gab es mit der SZ5 eine Kompaktkamera mit WLAN/Wi-Fi, und mit der LX7 eine Edelkompakte.

Ausblick: Erwartet werden zur photokina einerseits mit der Lumix GH3 eine GH2-Nachfolgerin mit noch stärkeren Videofunktionen, wie unterschiedlich Frameraten für Full-HD – darunter 50p für die europäische Kameraversion – und anderseits ein lichtstarkes Profi-Telezoom 1:2,8/35-100mm (KB: 70-200mm).

 

Phase One

Rückblick: Nach den im Frühling 2011 eingeführten Digitalrückteilen der IQ-Serie mit 80, 60 und 40 Mpx hat sich Mittelformatbieter Phase One dieses Jahr auf Spezialkameras konzentriert. Neu lanciert wurde das «Phase One iXR»-Kamerasystem für die digitale Reprofotografie sowie das preisgünstige Luftbildkamerasystem «Phase One iXA». Zu beiden Systemen werden modifizierte IQ-Backs angeboten.

Ausblick: Ob die photokina weitere Neuheiten von Phase One bringen wird, ist nicht auszuschliessen, doch bislang war nichts über neue Produkte zu hören. Hier gilt wie bei Mamiya Leaf, dass ein neues Kameragehäuse mit modernerem AF oder ein weiteres Objektiv kommen könnten und erwünscht wären.

 

Ricoh Pentax

Rückblick: Pentax Imaging gehört seit Herbst 2011 zu Ricoh, was sich bislang allerdings noch nicht in entsprechenden Produkten niedergeschlagen hat. Was neue Produkte der beiden Hersteller anbelangt, kamen einige neue Kompaktkameras auf den Markt. Was jedoch spiegellose kompakte Systemkameras betrifft, gab es weder zum modularen „Ricoh GXR“- noch zum „Pentax Q“-System Neues.

Die einzige spiegellose Neuheit war die Pentax K-01, die mit APS-Sensor und K-Bajonett Teil des DSLR-Systems ist. Zur Kamera im auffälligen 1980er-Industriedesign (16 Mpx, 6fps, 1080p, CHF 899.-) wurde zudem ein passendes ultraflaches 40mm vorgestellt. Des weiteren wurde mit der wetterfesten K-30 (APS-C, 16 Mpx, 6fps, 1080p, CHF 899.-) noch eine normale DSLR vorgestellt.

Ein neues Objektiv stellte Pentax auch zur Mittelformatkamera 645D vor. Das 95-Grad-Superweitwinkel DA 645 1:4,0/25 mm kostet 5999 Franken.

Ausblick: Erwartet werden zwei neue DSLRs, ein Top- und ein Einsteigermodell als Nachfolgerinnen der K-5 und der K-x.

 

Samsung

Der südkoreanische Mischkonzern hat im ersten Halbjahr einige Kompakt-, Bridge- und CSC-Modelle eingeführt. Auffallend ist der grosse Anteil an Kameras mit integriertem WLAN. Beim NX-System sind jetzt alle drei Systemkameras WLAN-tauglich. Deshalb wurde wohl auch die erst letzten Herbst eingeführte NX200 (siehe Test) bereits diesen Mai durch die NX210 (CHF 1049.-) abgelöst, von welcher mit der ebenfalls neuen NX1000 (CHF 938.-) noch eine günstige Variante angeboten wird. Im Gegensatz zu diesen beiden CSCs hat das ebenfalls neue Topmodelle NX20 (CHF 1299.-) einen elektronischen Sucher. Alle drei verfügen über einen APS-C-grossen 20-Mpx-Sensor und filmen in 1080/30p.

Samsung NX210 mit runter geklapptem Blitz, der zum Lieferumfang gehört, jedoch nur bei Bedarf in den  ISO-Zubehörschuh geschoben wird.

Ausblick: Nach den drei CSCs dürften allfällige Samsung-Neuheiten ausschliesslich im Bereich von Consumer-Kompaktkameras angesiedelt sein und wohl einige über WLAN verfügen.

 

Sony

Rückblick: Unter den zahlreichen Consumer-Kompaktmodellen hat Sony dieses Jahr mit der Cyber-shot RX100 (20 Mpx, 1080/50p, CHF 799.-) eine Edelkompakte mit grossem Sensor (13.2 x 8.8mm) und lichtstarkem 28-100mm-Zoom (KB) auf den Markt gebracht. Daneben kamen auch einige Upgrade-Modelle zum ehemals für DSLR konzipierten A- bzw. Alpha-System und zum spiegellosen E- bzw. NEX-Kompaktsystem. Neu sind die beiden Alpha-Modelle mit feststehendem teiltransparenten Spiegel SLT-A57 (APS-C, 16 Mpx, 12 fps, 1080/50p, CHF 949.-) und SLT-A37 (APS-C, 16 Mpx, 7 fps, 1080/50i, CHF 629.-). Als einzige CSC-Neuheit kam bislang die NEX-3F (APS-C, 16 Mpx, 1080/50i, CHF 729.-).

Dass sich Sony künftig nicht bloss mit Hobbyfotografen abgeben will, zeigt ihr neue professionelles, sehr Lichtstarkes 1:4.0/500mm-Supertele (CHF 15’798 Franken) mit A-Anschluss für Vollformatsensoren.

Ausblick: Von Sony werden zur photokina einige, auch eher hochwertige Kameras zum Alpha- und zum NEX-System erwartet. Es sollen eine NEX-5R und eine NEX-6 mit WLAN/Wi-Fi kommen, wobei letztere eine preiswerte Variante des Topmodells NEX-7 ist. Bei den Alpha-Modellen hoffen viele auf eine Kamera mit Vollformatsensor mit 36 (oder 48) Mpx und zwar vorzugsweise als klassische DSLR. Vermutet wird jedoch, dass Sony nur noch SLT-Kameras mit teiltransparentem (und leider lichtschluckendem) Spiegel sowie NEX-Modelle herstellen wird. Möglicherweise wird das neue Alpha-Topmodell gut gegen Umwelteinflüsse geschützt sein.

 

FaZitt

Die im Zweijahresrhythmus stattfindende photokina dürfte bei der rasanten technologischen Entwicklung der Fotoindustrie dieses Jahr besonders interessant und aufschlussreich werden. Die photokina findet vom 18. bis 23. September 2012 in Köln statt. Alle und laufend aktualisierte Informationen dazu finden Sie auf www.photokina.de.

Markus Zitt

Ein Kommentar zu “Kameras 2012: Spekulationen und Trends im Vorfeld der photokina”

  1. Nex5R, eine Nex7-Variante mit Mikrolinsen für bessere Qualität. Ich träume von ihr. Dann noch 3DStereo-Koppelung, das wäre was. Wir warten schon lange auf ein hochwertiges modulartiges 3DStereosystem! Wird Samsung schneller sein?

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