Urs Tillmanns, 2. Februar 2013, 07:00 Uhr

CP+ 2013 – der zweite Messetag

Die CP+ 2013 verläuft erfolgreich. Der Publikumsandrang entspricht den Erwartungen und das bevorstehende Wochenende dürfte voraussichtlich zu einer erneuten Steigerung gegenüber den Vorjahren führen. Nachdem wir gestern die Neuheiten der grossen Marken präsentiert haben, wenden wir uns in diesem Messebericht den weniger stark beachteten Ständen zu.

 

Generell ist auf der CP+ ein unübersehbarer Trend zu beobachten, welcher der Fotoindustrie missfallen müsste: Die Smartphones sind allgegenwärtig und werden auch zum Fotografieren eifrig gezückt. Sie sind gewissermassen zum visuellen Notizbuch geworden, und so ist es auch naheliegend, dass es an den kleineren Ständen der Zubehörlieferanten jede Menge Smartphone-Artikel gibt – von Zusatzobjektiven, über spezielle Halterungen bis zu mehr oder weniger geschmackvollen Etuis.

Die Angebote an Zusatzobjektiven, um die Smartphones besser im Weitwinkel- oder Telebereich einsetzen zu können, sind kaum mehr überschaubar. Allerdings kosten diese Teile mittlerweile nicht mehr viel, so dass man sie unbesehen in der Blisterpackung kauft und an die Bildqualität keine zu hohen Ansprüche mehr stellt.

Falls Sie mit Ihrem iPhone abtauchen möchten, und zwar bis 40 Meter Tiefe, dann dürfte ein Seashell-Gehäuse efault.htm eine gute Wahl sein. Es macht einen sehr soliden Eindruck, und die Durchführungen zu den Bedienungstasten sollen mit einem neuartigen Material abgedichtet sein.

Es gibt noch weitere Anwendungen für Smartphones, die durchaus ernst zu nehmen sind, so beispielsweise der iPhone-Adapter für die Kowa-Spektive. Abgesehen davon, dass Kowa vor etwa fünf Jahrzehnten auch Mittelformatkameras produziert und sogar in Europa vertrieben hatte, gehört Kowa zu den besten Optikherstellern und ist auf hochwertige Spektive und Teleskope spezialisiert.

 

Sollten Sie nicht das iPhone, sondern eine Systemkompaktkamera am Kowa-Spektiv montieren wollen, so sind Sie mit einem Spezialadapter von Digisco wahrscheinlich gut beraten. Die Adapter sind für höchste Ansprüche konzipiert und verfügen über eine Zieleinrichtung für die Grobeinstellung des Spektivs.

Da wir von optischen Spezialitäten sprechen, müsste auch das neue Monoglas «Coolshot AS» von Nikon erwähnt werden, das vor allem die Golferherzen höher schlagen lässt. Es ist ein wasserdichtes Fernglas 6 x 21 mit 7,5 Grad Blickwinkel und einem eingebauten Entfernungsmesser, der von 10 bis 550 Meter die Entfernung und die horizontale Ausdehnung lasergemessen und damit sehr präzise angibt. Ideal für den Golfplatz also, aber ebenso für Bauingenieure, Architekten etc. Das «Coolshot AS» soll es demnächst auch in Europa geben und umgerechnet etwa 350 Franken kosten. Sorry, für den unfotografischen Abschweifer, aber das taschenkompakte Ding fasziniert wirklich …

Im Optikbereich fällt auch Cosina-Voigtländer auf, die einen Gemeinschaftsstand mit Carl Zeiss belegt. Cosina-Voigtländer ist seit längerem auf hochgeöffnete Objektive spezialisiert und hat zur CP+ zwei Nokton-Objektive mit der Lichtstärke 1:0,95 für den Micro Four Thirds Standard gezeigt. Das eine hat eine Brennweite von 17,5 mm, das andere eine von 25 mm. Ferner gibt es ebenfalls als Neuheit ein Nokton F 1,5/50 mm mit Leica-M Bajonett, das gegenüber dem Vorgängertyp mit asphärischer Konstruktion verbessert auf den Markt kommt und demnächst auch in Europa verfügbar sein soll. Cosina-Voigtländer hat sich auf solche hochgeöffneten Objektive spezialisiert, allerdings in einem äusseren Design, das sehr an die 1950er Jahre erinnert und nicht mehr wirklich zum heutigen Kamerastyling passt.

Hasselblad zeigt an ihrem relativ kleinen Stand nicht nur ihr Mitelformat-Sortiment, sondern auch die neue, spiegellose «Lunar» in allen Modellvarianten. Die Meinungen darüber sind geteilt: Einerseits hat man die Kamera – auch für relativ kleine Japanerhände – besser oder angenehmer im Griff als das Original von Sony (NEX-7), anderseits ist der Preis für das japanische Durchschnittssalär in weiter Ferne. Dennoch machen viele Standbesucher von der Möglichkeit Gebrauch einmal mit einer Hasselblad eine hübsche Geisha zu fotografieren, um sich von der Mittelformat-Qualität überzeugen zu können.

Was Qualität anbelangt, so müssten auch drei Anbieter von Printmedien erwähnt werden, die in Europa (noch) nicht bekannt sind. Der erste ist Awagami Papers, ein japanischer Papierhersteller der auf eine über tausendjährige Tradition stolz sein kann. Awagami zeigt auf CP+ verschiedene, zum Teil handgeschöpfte Papiere mit einer naturbelassenen Textur, die sich hervorragend für den Fineart-Druck eignen. Bei den japanischen Kreativfotografen sind Awagami-Papiere zur Zeit gross in Mode.

 

Der zweite Aussteller, auf den wir aufmerksam geworden sind, ist «Fresco Giclee» der ein Printmaterial mit einer auf Kalkstein basierten, nachhärtenden Plasterschicht entwickelt hat, das eine andersartrigen Tonalität aufweist und eine sehr hohe Lichtbeständigkeit haben soll. Die Prints weisen eine sehr hohe Farbsättigung und Kontrastwiedergabe auf und sind vor allem auf Epson-Printer ausgelegt. Es gibt zwei verschiedene Arten von Papieren, den Typ R, mit einer noch erkennbaren unregelmässigen Textur, und das Papier vom Typ S, bei dem mit blossem Auge keine Struktur mehr zu erkennen ist.

Als weiterer Anbieter einer Besonderheit ist Pictorico zu nennen, das zur Mitsubishi-Imaging Gruppe gehört und eine Reihe von speziellen Printmedien anbietet, darunter neu den Transparentfilm TPS 100. Dieser erweist sich – wie die eindrücklichen Exponate zeigen – hervorragend, um grossformatige Negative herzustellen, mit denen lichtempfindliche Materialien, z.B. Barytpapiere oder Edeldruckmaterialien im Kontaktverfahren belichtet werden können. Der Ausdruck der digitalen und eventuell in einem Bildbearbeitungsprogramm optimierten Digitaldaten auf den Transparentfilm erfolgt mit einem konventionellen Tintenstrahldrucker. Der Ausdruck auf analoge Printmaterialien soll in Japan ein grosser Trend sein, so dass die Anbieter für diesen Transparentfilm ein grosses Potential sehen.

Was Fotobücher anbelangt, so waren auf der diesjährigen CP+ deutlich weniger Anbieter zu sehen als letztes Jahr. Einer der bedeutendsten, der auch in Europa bekannt ist, ist Asukanet, der an seinem Stand ein breites Sortiment zeigte. Sonst muss man sich bei der Abwesenheit anderer Anbieter fragen, ob die Fotobuchwelle in Asien schon wieder am Abflauen ist …

Im Bereich der Filmscanner machte der Memorease ST bei PacificImage Electronics auf sich aufmerksam. Das Gerät hat eine Auflösung von 2200 dpi bei Kleinbildnegativen oder –dias und 1100 dpi bei 6×6 cm Negativen und zeichnet sich als kostengünstiges Gerät (umgerechnet ca CHF 150) mit einer hohen Bedienerfreundlichkeit aus. Da das Angebot an Filmscannern (allerdings auch der Nachfrage entsprechend) in der letzten Zeit stark zurückgegangen ist, bietet PacificImage Electronics hier eine Reihe von Geräten in verschiedensten Preis- und Leistungsklassen an.

Nicht ganz neu, aber als kostengünstige Lösung für der DSLR-Videofilmer geeignet, präsentiert sich das Sympla-Rig am Manfrotto-Stand. Das Interesse dafür sei enorm, meint der Präsentator, weil das System erschwinglich und doch ausreichend ausbaufähig sei. Es macht tatsächlich einen sehr spannenden Eindruck, doch muss man deswegen nicht nach Japan reisen, denn es ist sicher auch bei Light+Byte zu finden …

Ein Rundgang durch eine Messe in Japan wäre nicht komplett, ohne die Gimmicks, Scherzartikel und Spielzeuge, die allerding zum Teil durchaus ernst genommen sein wollen, zu beachten.

Wenn Sie mit Ihrer Spiegelreflexkamera besonders auffallen wollen, so empfiehlt Ihnen Easy Cover einen Silikonüberzug in Knallrot für Canon- und in Leuchtgelb für Nikon-Kameras. Das ernsthafte Argument dafür ist, dass man die Kamera, besonders bei Regen oder mit feuchten Händen, viel besser im Griff hat, und dass sie besser gegen Feuchtigkeit geschützt ist. Wenn Sie diese Eigenschaften nutzen wollen ohne wie ein roter Hund aufzufallen, dann gibt es die Überzüge natürlich auch in Schwarz – aber das ist ja langweilig …

Oder falls Sie Ihre teure Sony RX100 so individualisieren möchten, dass Sie zu Ihrem Tarnanzug passt, gibt es am Stand von Easy Cover eine entsprechende Belederung, mit der Sie das teure Stück einzigartig gestalten können. Aber verlieren sie es nicht – weil, es zu gut getarnt ist …

Vor allem bei jungen Konsument(innen) kommen die kameraähnlichen ACMD-Taschen sehr gut an. Sie sind eigentlich für Kompaktkameras gedacht und werden dafür wohl auch benutzt, aber viele werden sie wohl auch als keine und originelle Handtasche gebrauchen …

Und damit wären wir eigentlich in der Spielwarenabteilung angelangt, denn inzwischen sind 5 Mp-Sensoren so günstig geworden, dass sie in die Spielzeugwelt Einzug gehalten haben. Neu ist die «Ampelkamera» von Bonzart (die es bereits bei Amazon gibt) die an eine zweiäugige Spiegelreflexkamera erinnert und für rund 200 Dollar wohl eher im elitären Kinderzimmer zu finden ist. Das obere Objektiv ist eine normale Digitalkamera mit der Anzeige des Bildes im Lichtschacht, während das untere Objektiv mit einer Tilt/Shift-Funktion durch Verlagerung der Schärfeebene die Schärfentiefe erweitert. Zusätzlich können verschieden Bildeffekte eingestellt werden, oder es gibt Vorsatzobjektive für Tele- und Makroaufnahmen, die magnetisch haften.

Damit endet die diesjährige Live-Berichterstattung aus Yokohama, den einen weiteren Besuch an den beiden Wochenendtagen, an denen wahrscheinlich 50’000 weitere Besucher in die Halle des Pacifico Yokohama strömen werden, möchte sich der Schreibende lieber ersparen …

Live aus Yokohama von Urs Tillmanns
(Text und Bilder) 

Weitere Informationen zur CP+ 2013 finden Sie unter www.cpplus.jp/en.

Lesen Sie auch unseren ersten Messebericht «Die CP+ 2013 in Yokohama hat begonnen»

 

 

Ein Kommentar zu “CP+ 2013 – der zweite Messetag”

  1. Die Voigtländer-SLR-Objektive der SLII-Reihe hatten in der Vergangenheit ein deutlich moderneres Design der Einstellringe. Um die Voigtländer-Objektive im äusseren Erscheinungsbild von den Zeiss-Objektiven abzugrenzen, ist man in Japan offensichtlich auf die Idee mit dem Wellen-Design gekommen.

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