Urs Tillmanns, 21. September 2013, 09:00 Uhr

«PhotoKlassik» 4.2013: Ein gekonnter Mix aus der analogen Welt

Für die Liebhaber der analogen Fotografie ist die deutsche Zeitschrift PhotoKlassik schon fast Pflichtlektüre – es gibt nichts Vergleichbares. Inzwischen gibt es schon fünf Ausgaben, die nicht nur in die analoge Vergangenheit zurückblicken, sondern auch in die Zukunft schauen lassen. In eine Zukunft, die immer noch Perspektiven hat – wachsende sogar.

Die Ausgabe 4.2013 des Magazins für aktuelle analoge Fotografie präsentiert als einen starken Schwerpunkt ausgewählte Werke finnischer und tschechischer Fotografen, darunter die in Helsinki lebende Fotokünstlerin Nelli Palomäki. «Die Künstler aus Finnland wurden zu einem selbstverständlichen Teil der Weltkunst» hatte Asko Mäkela, Direktor des Finnischen Museums für Fotografie in Helsinki vor einigen Jahren voller Euphorie zusammengefasst. Tatsächlich wissen wir wenig über die finnischen Bildstilrichtungen, und so deckt PhotoKlassik hier Werke und Namen auf, die als «Geheimnis zum Kunst-Ereignis» gelten.

PhotoKlasssik 4.13

Ein weiterer spannender Portfolio-Teil ist der tschechischen Fotografie gewidmet, welcher die Galerie Edition Berlin kürzlich ihre Wände geliehen hat. Kunstkenner Marc Peschke führt hier durch eine Reihe faszinierender Bilder, die unter dem Titel «Entwicklungslinien» präsentiert werden. Es sind wenige zeitgenössische Künstler dabei, dafür Fotografen, die als Klassiker der tschechischen Fotografie gelten und uns eine Bilderwelt vermitteln, die bisher nur selten Einzug in unseren Kulturraum gefunden hat.

Eine weitere Bilderstecke ist dem Fotografen Peter Schön gewidmet, der uns die Welt der Flüchtlinge im Südkaukasus näher bringt. Peter Schön ist ein ausgesprochener Schwarzweiss-Fotograf, und eigentlich wollte er mit seinen beiden Leicas M6 und M7 nur Landschaften fotografieren, bis daraus eine Bilderserie entstanden ist, die uns Einblick in ein bis anhin unbekanntes Thema vermittelt. Peter Schön hat die Fähigkeit, sehr schnell das Vertrauen der Leute zu gewinnen, und so gelingen ihm Bilder, die für die meisten von uns Wunschdenken bleiben.

PhotoKlasssik 4.13

Die jüngste PhotoKlassik-Ausgabe wendet sich nicht nur kulturellen Themen zu, sondern sie zeigt in einem ausgewogenen Verhältnis auch Beiträge zur Technik, zu Trends, die es in der analogen Fotografie immer noch gibt, und zu Praxishilfen, wenn es beispielsweise um Foto-Knowhow oder um Laborthemen geht.

Interessant ist der Praxisartikel zum extremen Weitwinkel-Objektiv Ultra Wide Heliar 5,6/12 mm von Voigtländer, das mit M-Bajonett nicht nur zu Leica-Kameras passt, sondern mit entsprechenden Adaptern auch auf anderen Systemen interessante Perspektiven ermöglicht.

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Weiter ist ein umfassender Artikel der legendären Pentacon Six und ihren Schwestern gewidmet, Kameras, die im Osten für eine Ewigkeit gebaut wurden und heute als unverwüstliche Klassiker und Geheimtipp in der analogen Welt der Mittelformatfotografie gelten. Fundiert recherchiert, erfährt man viel über diese legendären Perlen, was kaum anderswo zu lesen ist. Im Oktober ist übrigens in der Galerie Frei in Köln eine Ausstellung von Rüdiger Beckmann zu sehen, der fast ausschliesslich mit Kameras dieser früheren Generationen arbeitet – Bilder, die einen besonderen Charme ausstrahlen.

Aber das ist nicht der einzige Artikel, welcher der Mittelformat-Fotografie gewidmet ist. Matthias Kistmacher geht auf die Rolleiflex-Fotografie ein, die legendäre zweiäugige Spiegelreflexkamera, die in den 1950er-und 60er-Jahren Fotografengenerationen geprägt hatte. Kistmacher erzählt, was diese spezielle Kamera so Besonders macht, wie man damit arbeitet, und warum die Bilder anders sind als mit einer Kamera, die man zum Fotografieren ans Auge nehmen muss.

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Die Artikelfolge über die Panoramafotografie von Rainer Hardorp geht in dieser Ausgabe bereits in die zweite Runde. Er ist Gestaltungsfragen bei Panoramen gewidmet und vermittelt wichtiges Praxiswissen für Fotografen, die das breite Format lieben. Weshalb uns gewisse Panoramen mehr ansprechen als ähnliche, könnte damit zusammenhängen, dass man den grossen Bildraum vielleicht noch gekonnter aufteilen sollte als bei normalen Bildern. Rainer Hardorp zeigt wie. Und falls Sie die Ausgabe 3.2013 mit dem ersten Teil nicht besitzen, kann man dieses Heft immer noch nachbestellen. Der letzte Teil der dreiteiligen Serie kommt im nächsten Heft …

Falls Sie an Stereofotografie interessiert sind, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um in die neue Artikelreihe von Leo H. Bräutigam einzusteigen. Im ersten Artikel geht es um die Grundlagen – nicht verpassen – und was man über Stereobasis und Stereobetrachtung wissen muss.

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Ebenso ein Randthema wie die Stereofotografie ist die Sofortbildfotografie, die zwar in letzter Zeit wieder auflebt, nachdem Impossible wieder Integralfilme anbietet. Wir man diesen Bildern kreativ mit Schere, Leim und Papier zuleibe geht, beschreibt ein weiterer Artikel.

Dass es übrigens immer noch analoges Material gibt, dafür sorgt unter anderem das Adox-Werk in Bad Saarow. PhotoKlassik bringt hier Licht ins Dunkle und zeigt, wie eine totgesagte Marke wieder auflebt lässt und in Deutschland produzierte Schwarzweissfilme und –papiere am Markt hält. Eine Erfolgsstory, an die eigentlich kaum jemand glauben wollte …

PhotoKlasssik 4.13

Aber wie entwickelt man eigentlich die Schwarzweissfilme? Die Antwort darauf gibt ein umfassender Artikel von Annabess Jianek. Wenn Sie glauben, daraus nichts Neues zu erfahren, wär ich mir da nicht ganz so sicher. Und zudem gibt es im digitalen Zeitalter eine ganze Generation, die noch nie eine Entwicklungsdose von nahem gesehen haben. Hier wird das vielleicht wichtigste Thema der analogen Welt Schritt für Schritt erklärt. Auch fortgesetzt wird die Serie «Die eigene Dunkelkammer».

Nach der Entwicklung kommt die Herstellung von positiven Bildern. Auch hier gibt es zwei interessante Artikel dazu. Im ersten geht es über die Verarbeitung von klassischen Barytpapieren, die uns in die Bilderwelt der alten Meister ebenso entführen, wie der zweite Artikel, welcher den Bromöldruck erklärt. Das ist ein Edeldruckverfahren, das viele nur vom Hörensagen kennen. Aber wie diese unvergänglichen Bilder mit ihren zarten Braunnüancen wirklich gemacht wurden, und heute mit der entsprechenden Anleitung noch immer leicht gemacht werden können, ist nicht nur lesenswert, sondern es spornt zu neuen kreativen Ideen an.

PhotoKlasssik 4.13

Und da wir gerade von fast vergessenen Techniken sprechen, darf auch ein Artikel über moderne Tonungstechniken mit dem Sepia Toner von Tetenal nicht fehlen. Es braucht tatsächlich wenig, um den Schwarzweissbildern eine spezielle Färbung zu geben und damit auch noch die Haltbarkeit der Bilder zu verbessern.

Daneben gibt es noch weitere Artikel über Filter in der Schwarzweissfotografie und deren Wirkung auf die Tonwertwiedergabe, über experimentelle Fotografie, zum Beispiel mit der «Oplica mit Lichtlabor», über Laborhilfsmittel, die das Leben in der Dunkelkammer einfacher gestalten, sowie eine Marktübersicht über Grossformatkameras – unglaublich, wie viele Typen es noch davon gibt.

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Zum Schluss ist auch der Schweizer Fotografie noch eine Doppelseite gewidmet, nämlich dem seltenen Büchlein «Das Auge der Liebe» von René Groebli. Hier wird ein Klassiker in Erinnerung gerufen, über den man damals nur im Flüsterton sprach. Und heute gehört Groeblis Hochzeitsromanze zu den begehrtesten Klassikern der Fotoliteratur. Lesen Sie dazu den Fotointern-Buchtipp.

PhotoKlasssik 4.13

Blättert man die jüngste Ausgabe von PhotoKlassik durch, so besinnt man sich nicht nur gerne wieder an die gute analoge Zeit zurück, sondern es kommt wieder der Appetit, einen Film einzulegen und wieder im Labor den Geruch von Entwickler und Fixierbad zu riechen. Das diesmalige Heft deckt ein sehr breites Themenspektrum ab, von Fotokultur über Fotowissen bis hin zu Fototechnik. Für alle etwas in einem gekonnten Mix. Kompliment an die Blattmacher …

Urs Tillmanns

Mehr über PhotoKlassik erfahren Sie auf der Webseite www.photoklassik.de

Das Heft kann im ausgewählten Gross- und Einzelhandel gekauft oder online abonniert werden.

 

Hinweis: Vom 8. bis 9. November 2013 veranstaltet PhotoKlassik in Kooperation mit Tetenal Europe einen exklusiven Workshop zum Thema «Dunkelkammer für Einsteiger» in Norderstedt. Mit Workshop-Leiter Walter Buddelmann von Tetenal und dem PhotoKlassik-Team lernen Teilnehmer das richtige Entwickeln von Schwarzweiss-Filmen als Basis für das perfekte Bild. Verbindlich anmelden können sich interessierte Neu- und Wiedereinsteiger in die Schwarzweiss-Filmentwicklung und -Vergrösserung unter Angabe ihrer vollständigen Adressdaten per Mail an abo [at] photoklassik.de. Die Teilnehmerzahl ist auf 12 Personen begrenzt. Kosten liegen bei 299,-€. Weitere Informationen zum Workshop finden sich im Anhang sowie auf www.silverbird24.de sowie auf www.photoklassik.de.

 

Über PhotoKlassik

PhotoKlassik erscheint vierteljährlich im Verlag Heinen&Maschke PhotoKlassik, Königswinter, in einer Druckauflage von 10.000 Exemplaren. Der Vertrieb erfolgt über den Zeitschriftenhandel, vor allem aber über Abonnements und den Versand von Einzelheften. Weitere Informationen unter www.photoklassik.de sowie https://de-de.facebook.com/PhotoKlassik

 

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