Monica Boirar, 21. Dezember 2013, 10:00 Uhr

Buchtipp: «Ingrid Bergman – Ein Leben in Bildern»

Lange vor dem grossen Ereignis am 29. August 2015 beginnt der mediale Auftakt zum 100. Geburtstag der schwedischen Schauspielerin und dreifachen Oskarpreisträgerin Ingrid Bergman. In einem opulenten Fotobuch erzählen Bilder von den privaten und beruflichen Stationen aus dem schöpferischen Leben einer Jahrhundertkünstlerin.

 

Die Schauspielerin Ingrid Bergman ist als Ikone in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen. Die Grande Dame der internationalen Filmwelt, die in 44 Filmen mitgewirkt hat, gilt als eine der schönsten Frauen des 20. Jahrhunderts; sie war hinreissend und hochbegabt. Ihre Tochter Isabella Rossellini und der Verleger Lothar Schirmer widmen der Künstlerin nun einen Bildband, der grosse Chancen hat, seinerseits als Ikone des 21. Jahrhunderts in die Annalen der Fotografiegeschichte einzugehen. Drei Kilogramm und 340 Gramm schwer ist das ultimative Bildwerk. Auf über 500 Seiten sind annähernd 400 Abbildungen veröffentlicht.

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Noch vor dem obligaten Vorwort und den Kinderfotos aus dem Privatarchiv der Familie stechen die langen Listen mit Namen der Crème de la crème der internationalen Film- und Fotoszene ins Auge: «Ihre Photographen», «Ihre Filme», «Ihre Regisseure», «Ihre männlichen Filmpartner», 180 illustre Namen erzählen vom spannenden Beziehungsnetz der Schwedin. Wer sich die wunderschön eingespielte Melodie des Songs As Time Goes By aus dem Film Casablanca beim Blättern zur akustische Untermalung anhören möchte, tut gut daran, beim Einlegen der dem Buch beigefügten CD im Play-Modus die Repeat-Taste einzustellen. Denn die Bewältigung des Œuvres mit seinem fulminanten Bilderreigen als geballte Ladung eines atemberaubenden Lebens braucht etwas Zeit.

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Ein Selbstporträt der bildhübschen 16-Jährigen – ein erster Eyecatcher – mit der Fotokamera ihres verstorbenen Vaters aufgenommen, lädt zum Verweilen ein. Die jugendliche Gesichtslandschaft ist makellos. Fotografien aus mehr als zehn fotografischen Gebieten bezeugen als «zweites Gedächtnis» wichtige Momente aus dem Leben des Weltstars: Alleine auf repräsentativen Studioporträts, Publicity Shots oder zusammen mit ihren Partnern, Regisseuren, Freunden und Affären auf Filmstills, Backstage-Schnappschüssen, Paparazzi-Bildern, Reportage-, Celebrity- oder Theaterfotos, persönliche Erinnerungs-, Familien- und Gruppenbilder mit den Ehemännern, Kindern und Vewandten.

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Die Bildergeschichten der Ingrid Bergman im Kunstlicht erzählt, im available light festgehalten, mit Blitzlicht eingefangen oder in der klassischen Hollywood-Lichtführung des Three-point lighting dargestellt, lassen uns an Alltäglichem und Spektakulärem, den Highlights, Skandalen und Abstürzen der Ikone teilhaben. Interessant wird es, wenn sich die Trennschärfe von Fakten und Fiktion aufzulösen scheint, das Foto der bedrängten Kinder in einer Limousine, von einem Paparazzo geschossen, an ein Standbild aus einer Hitchcock-Verfilmung erinnert oder Gordon Parks Aufnahme auf dem Filmset von Stomboli, die vermeintliche Qualität einer ungestellten Reportagefotografie aufweist. Das Bildmaterial erzählt auch von der Zusammenarbeit zwischen hochkarätigen Magnum Fotografen und ebensolchen Filmregisseuren als ein spezifisches  Zusammenspiel von Fotografie und Film, gerade so, wie es in dieser Art und Weise nur im vergangenen Jahrhundert möglich gewesen war.

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Zu spüren sind die persönlichen Beziehungen und  das freundschaftliche Vertrauensverhältnis der Personen vor und hinter der Kamera, so beispielsweise in einer Reportagefotografie des Magnum Fotografen Chim Seymour. Er lichtete den Weltstar 1952 als strahlende Mutter in Rom mit je einer Babytasche samt Zwillingen in jeder Hand ab. Verweilen lässt sich immer wieder auch bei den Filmstills mit Bildausschnitten in Anlehnung an die amerikanische Halbtotale. Bis Höhe Bauchnabel sehen wir Edvin Adolphson mit schmachtendem Blick auf das schöne Gesicht der Frau seines Begehrens gerichtet, den bis über beide Ohren verliebten Humphrey Bogart, den verzückten Gary Cooper. Angeregt durch die erotisierten Männerblicke, erscheint das Profil der Schauspielerin als ganz besonders liebreizend.

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Und wer schliesslich auf Seite 528 angelangt, noch immer nicht satt ist, dem bietet der Verlag eine eigens für das Buch erstellte Homepage mit einer Sammlung besonders interessanter Youtube-Filmclips. Unvergesslich ist Ingrid Bergmans grosse Rede für Alfred Hitchcock zur Verleihung des Life Achievement Award des American Film Institute an den Regisseur im Jahr 1979. «Alfred Hitchcock is an adorable genius!» stellte sie fest, um gleich danach die beste aller Filmanekdoten preiszugeben. Als die noch junge Schauspielerin mit einer Rolle nicht zurechtkam, meinte, die vorgesehenen Emotionen nicht spielen zu können und versuchte, mit dem Regisseur zu diskutieren, bekam sie als Antwort eine Regieanweisung, die ihr, als Anleitung verinnerlicht, im Verlauf ihrer langen Karriere viel Ärger ersparen sollte. Hitchcock ging erst gar nicht auf ihre Bedenken ein, sondern forderte sie lakonisch auf: «Ingrid, fake it!»

Monica Boirar

Ingrid Bergman – Ein Leben in Bildern
Herausgegeben von Isabella Rossellini und Lothar Schirmer
528 Seiten, 376 Abbildungen in Farbe und Duotone
ISBN 978-3-8296-0648-6
Verlag: Schirmer / Mosel, München
Preis: € 98.-, (A) € 100.80, CHF 129.–

Das Buch kann hier online bestellt werden.

 

 

 

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