Urs Tillmanns, 2. Februar 2014, 10:00 Uhr

10 Tipps für bessere Architekturfotos

Blende Ungerer Centerlines_LeadArchitekturen sind ein faszinierender Motivbereich. Spannend daran ist, das Gebäude so zu zeigen, dass seine Charakterisik und die Idee des Architekten bestmöglich zum Ausdruck kommen. Dabei gibt es einige Punkte zu beachten, die hier als 10 wichtige Tipps zusammengestellt sind.

 

Die Architektur von Gebäuden bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Profanität und Faszinierendem. Und wer Fotos von Gebäuden macht, muss sich oft entscheiden, ob er nur dokumentieren möchte oder mehr will – wie zum Beispiel eine Geschichte im Bild erzählen. Dabei müssen Architekturfotos nicht unbedingt «entweder oder» sein: Man kann Gebäude auch spannend in Szene setzen und dem Bild trotzdem einen dokumentarischen Anstrich geben. Wie Sie bessere Architekturfotos machen, erfahren Sie in den nachstehenden 10 Tipps.

(c)  Blende, Roland Unger, Centerlines

© Blende, Roland Unger, Centerlines

Tipp 1: Benutzen Sie ein Stativ, am besten immer. Denn ein Architekturfoto sollte schon gerade stehen. Das gilt selbstverständlich auch für Gebäude, die selbst schief in der Landschaft stehen. Der schiefe Turm von Pisa ist so ein Beispiel. Wie schief der wirklich ist, sieht man erst, wenn das Bild an sich gerade aufgenommen wurde. Eine Gittermattscheibe oder eine entsprechende Funktion in der Digitalkamera ist hilfreich, denn das Gitter erleichtert das Ausrichten der Kamera.

Tipp 2: Vermeiden Sie stürzende Linien oder setzen Sie diese gezielt als Gestaltungsmitteln ein. Stürzende Linien entstehen, wenn die Kamera schräg nach oben gerichtet wird. Sie können verhindert werden, wenn der Fotograf entweder eine höhere Position einnimmt, so dass die Kamera gerade ausgerichtet werden kann. Oder es gibt die Möglichkeit, ein spezielles Objektiv, ein so genanntes Shiftobjektiv, zu verwenden. Dieses ermöglicht es, den Bildausschnitt nach oben zu verschieben, ohne dass es zu stürzenden Linien kommt. Ein Notbehelf ist bei der Bildbearbeitung die Perspektivenkorrektur. Allerdings gehen dabei nicht nur Pixel verloren, das Bild verliert insgesamt an Qualität. Nachträgliche Korrektur der Perspektive sollte deshalb, wenn möglich, von vornherein vermieden werden.

(c) Blende, Alex Richter, Einsamkeit© Blende, Axel Richter, Einsamkeit

Tipp 3: Drehen Sie auch mal die Kamera. Die meisten Fotos werden im Querformat aufgenommen. Aber gerade bei Architekturbildern ist meist ein hochformatiges Foto reizvoller. Denken Sie bei der Anschaffung eines Stativs beziehungsweise des Stativkopfs daran. Vor allem besonders günstige Modelle erlauben es oft nicht, die Kamera ins Hochformat zu schwenken. Was bei Architekturaufnahmen die Arbeit erleichtert, ist übrigens ein Getriebeneiger, mit denen die Kamera in sehr kleinen Schritten ausrichtet werden kann. Mit einem Kugelkopf kann das schon zu einer sportlichen Herausforderung werden.

Tipp 4: Wählen Sie den Ausschnitt ihres Bildes sorgsam. Es muss nicht immer das gesamte Gebäude im Bild sein, manchmal kann auch der Teil eines Gebäudes sehr reizvoll sein. Vor allem bei spektakulärer Architektur entdeckt der Betrachter in Ausschnitten sehenswerte Konstruktionen. Gehen Sie um das Gebäude herum, wenn möglich auch hinein und lassen Sie das Gebäude ein wenig auf sich wirken, bevor Sie zur Kamera greifen. Wenn sie nur hinlaufen, abdrücken und dann weitergehen, haben Sie vielleicht ein Bild gemacht, aber das Gebäude möglicherweise gar nicht verstanden.

Tipp 5: Die meisten Fotografien haben nicht nur das Hauptmotiv im Bild, sondern auch einen Vordergrund und einen Hintergrund. Achten Sie darauf, was noch im Bild ist. Ein Baum am Bildrand kann durchaus reizvoll sein, steht er aber genau im goldenen Schnitt, dann kann er dem Hauptmotiv die Show stehlen. Ein Weg, der zum Gebäude führt, kann dagegen den Blick des Betrachters führen. Wollen Sie ein Gebäude so aufnehmen, dass es alleine wirkt, sollten Sie vor allem auf die Ränder achten. Im Umkehrschluss heisst das aber auch, dass ein Gebäude in einer Innenstadt eben nicht ganz alleine stehen sollte. Lassen Sie die Häuserecken der umliegenden Bauten noch ein wenig ins Bild ragen, um den Charakter der städtischen Bebauung zu betonen.

© Blende, Petra Rückel, und sie dreht sich doch© Blende, Petra Rückel, und sie dreht sich doch

Tipp 6: Achten Sie auf ausreichend Schärfentiefe. Gerade bei Architekturaufnahmen sollten alle wichtigen Teile des Bildes auch wirklich scharf sein. Blenden Sie dazu an ihrem Objektiv ab, allerdings nicht bis zur kleinsten Blende, denn dann kann es zu Beugungsunschärfe kommen. Wenn das Objektiv als kleinste Blende 22 hat, dann ist 16 der kleinste Wert, den Sie verwenden sollten.

Tipp 7: Achten Sie auf das Licht. Wird das Gebäude frontal von hoch stehender Sonne angestrahlt, dann kann es platt wirken. Besser ist es, früher oder später zum Fotografieren zu gehen, um einen flacheren Einfallswinkel des Sonnenlichts zu erhalten. Dadurch werden Fassaden besser dargestellt, Simse, Verzierungen und Fenster wirken plastischer. Wenn möglich, dann schauen Sie sich das Gebäude zu verschiedenen Tageszeiten an, um den besten Zeitpunkt für ein Foto zu finden. Unproblematischer ist es, bei Bewölkung zu fotografieren.

Tipp 8: Gehen Sie für Nachtaufnahmen rechtzeitig los. Vor allem dann, wenn ein Gebäude angestrahlt wird, sollten Sie nicht warten, bis es stockfinster ist. Die besten Ergebnisse erhält man während der sogenannten blauen Stunde. Das ist die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Dunkelheit, somit ist gewährleistet, dass das Gebäude zum einen nicht in einem schwarzen Loch steht, zum anderen wird die oft unregelmässige Beleuchtung durch das restliche Tageslicht ausgeglichen.

© Blende, Timo Stark, Alter Elbtunnel© Blende, Timo Stark, Alter Elbtunnel

Tipp 9: Setzen Sie dem starren Gebäude etwas Bewegung gegenüber. Das kann ein Fussgänger sein, der durch eine lange Belichtungszeit verwischt, oder ein Radfahrer oder vielleicht auch eine viel befahrenen Strasse, die vor allem in der Dämmerung lebendig wirkt. Dann nämlich zeichnen sich die Lichter der Autos als Streifen im Bild ab. Auch ein See oder ein Fluss am unteren Bildrand kann eine solche Aufnahme lebendiger wirken lassen.

Tipp 10: Setzen Sie, falls im Monochrom-Modus fotografieren, Filter ein. Der klassische Filter für Schwarzweissaufnahmen ist der Rotfilter. Er lässt einen blauen Himmel dunkel erscheinen und hellt im Gegenzug weisse Fassaden kontrastreich auf. Mit einem roten Filter aufgenommene Bilder wirken dramatisch. Etwas weniger Dramaturgie liefert ein orangefarbener oder ein Gelbfilter. Ein Polarisationsfilter sorgt dagegen für brillantere Farben und höhere Kontraste. Dadurch werden unter Umständen auch Details bei Architekturaufnahmen besser abgebildet, und es können unter gewissen Voraussetzungen Spiegelungen eliminiert werden. Die Wirkung des Filters erkennen Sie leicht, wenn Sie diesen bei Durchschauen drehen. Polarisationsfilter gibt es in einer zirkularen und linearen Version. Lineare Polarisationsfilter können bei der Belichtungsmessung allerdings Probleme machen.

Zum Schluss noch ein Zusatztipp rechtlicher Natur, mit dem Sie sich eine Menge Ärger ersparen können: Sind die Fotos ausschliesslich für private Zwecke gedacht, können Sie bedenkenlos alles fotografieren. Gedenken Sie jedoch Ihre Bilder zu publizieren oder ins Internet zu stellen, so ist der Architekt als Urheber des Gebäudes zu fragen. Es empfiehlt sich auch die Namensnennung mit dem Architekten abzusprechen.

Quelle:  www.prophoto-online.de

 

 

 

3 Kommentare zu “10 Tipps für bessere Architekturfotos”

  1. Panoramafreiheit-Innenaufnahmen

    Im Falle von Gebäuden ist grundsätzlich nur die Außenansicht von § 59 UrhG gedeckt. Bei Innenaufnahmen oder Aufnahmen von Gegenständen wie Skulpturen im Gebäudeinneren bedarf es der Zustimmung des Urhebers oder des Rechteinhabers sowie des Inhabers des Hausrechts, bei solchen Aufnahmen kann man sich also nicht auf die Panoramafreiheit berufen. Eine Ausnahme kann sich ergeben, wenn eine öffentliche Straße durch das Gebäude hindurchführt.[10]

  2. Da es sich hier um eine Schweizer Webseite handelt, gilt das Schweizer Urheberrecht:

    Art. 27 Werke auf allgemein zugänglichem Grund
    1 Ein Werk, das sich bleibend an oder auf allgemein zugänglichem Grund befindet, darf abgebildet werden; die Abbildung darf angeboten, veräussert, gesendet oder sonst wie verbreitet werden.
    2 Die Abbildung darf nicht dreidimensional und auch nicht zum gleichen Zweck wie das Original verwendbar sein.

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