Urs Tillmanns, 24. August 2014, 08:37 Uhr

St. Moritz Art Masters 2014: Gastland ist Indien

Die St. Moritz Art Masters hat sich in der Schweizer Kunstszene etabliert und bringt interessante Kreationen verschiedenster Stilrichtungen ins Engadin. Dieses Jahr ist Indien Gastland und präsentiert viel bisher Ungesehenes. Allerdings: Fotografie ist dieses Jahr schwächer vertreten – die fotografischen Werke sind vorwiegend in Sammelausstellungen zu finden.

 

Während auf der St.Moritz Art Master 2013 (unser Bericht) die Fotografie eines der Schwerpunktthemen war, sind dieses Jahr auf der wichtigsten Kunstveranstaltung des Bündnerlands deutlich weniger Werke von Fotografen zu sehen. Hingegen findet man für ein breiteres Kunstinteresse viele bisher in der westlichen Welt unbekannte Kreationen aus der indischen Kultur, vor allem im Bereich der Installationen, der zeitgenössischen Malerei und der dreidimensionalen Kunst.

Fotointeressierte vermissen am diesjährigen St.Moritz Art Masters eine auch nur halbwegs umfassende Ausstellung zur zeitgenössischen Fotografie des Gastlandes Indien, die ein spannendes, ergänzendes Thema zu den anderen Kunstpräsentationen gewesen wäre, zumal die indische Fotografie bislang in der westlichen Welt nur selten ausgestellt wurde. Und doch gibt es ein paar Ausnahmen: R. Burman im Kempinski Grand Hotel des Bains, Pablo Bartholomew im Rahmen der Ausstellung «India – Maximum City» in der Chesa Planta in Zuoz und Craig Semetko, der von Leica präsentiert wird.

 

R. Burman
Kempinski Grand Hotel des Bains

R. Burman ist Berufsfotograf, hat lange in New York gelebt und zeigt uns in seiner Ausstellung beeindruckende kreative Schwarzweissprints, Stilleben und Porträts. Es ist eindrucksvolle, realistische Fotografie, die Burmann pflegt, die auch den Geschmack führender Magazine trifft, für welche er arbeitet.

SAM_R.Burman

Nach seinem Abschluss am Brooks Institute of Photography arbeitete R. Burman als freier Assistent mit international renommierten Namen wie Steven Klein und Mark Seliger in New York und Los Angeles. Nach fünf Jahren Ausbildung bei einigen der besten Fotografen begann er seine eigenen Fotoshootings in New York und fotografierte mehrere Editorials und Kataloge für verschiedene Publikationen und Marken. Indiens Fortschritte im Frühjahr 2008 inspirierten ihn dazu, im Mai dieses Jahres nach Indien zurückzukehren. Dort begann er ausgiebig Porträts für Vogue Indien zu erstellen. In den letzten drei Jahren hat Burman für die meisten der landesweit führenden Zeitschriften und Marken gearbeitet. Burman hat ausserdem einige der bekanntesten Gesichter des indischen Kinos porträtiert und geniesst weiterhin den Schaffensprozess einer Verbindung aus Kunst und kommerzieller Arbeit.

 

 

«India: Maximum City»
Chesa Planta, Zuoz

«India: Maximum City» zeigt Arbeiten von zehn KünstlerInnen, welche die Herausforderungen enormen urbanen Wachsstums des heutigen Indiens thematisieren. Neben ihrer künstlerischen Praxis nehmen sie auch die Doppelrolle als urbane BürgerInnen ein und sind in ihrem Alltag mit diesen Schwierigkeiten konfrontiert.

Im Rahmen von «India: Maximum City» ist eine herausragende Fotoserie über die sozialen Missstände in Indiens Grossstädten zu sehen. Die Bilder sind offensichtlich noch analog entstanden und strahlen mit ihrer Körnigkeit eine besondere Stimmung und Authentizität aus.

SAM Bartholomew

Pablo Bartholomew (geboren 1955) lebt und arbeitet als unabhängiger Fotojournalist und Berufsfotograf in New Delhi. Er hat mit seinen Werken schon mehrere international anerkannte Auszeichnungen erhalten und arbeitet für bekannteste Magazine wie New York Times, Newsweek, Time, Business Week, National Geographic, GEO, und andere. Zudem ist er Direktor einer indischen Software Company, welche auf die Archivierung von Fotos spezialisiert st.

Die Ausstellung «India: Maximum City» ist täglich von 10 bis 13 sowie 14 bis 18 Uhr in der Chesa Planta, Plazzet, CH-7524 Zuoz zu sehen.

 

 

Craig Semetko
im Kempinski Grand Hotel des Bains

Im Sommer 2013 wurde Craig Semetko mit zehn anderen internationalen Fotografen von Leica Camera eingeladen, um an einer einzigartigen Ausstellung teilzunehmen, welche das 100-jährige Jubiläum des Unternehmens feierte. Die Künstler wurden mit ihren künstlerischen «Vätern» gepaart und darum gebeten, in deren Sinne ein Projekt zu fotografieren. Semetko arbeitete mit dem weltberühmten Fotografen Elliott Erwitt zusammen und eine Reihe von Zufällen brachte ihn nach Indien, um dieses Projekt zu fotografieren.

SAM_Leica-Stand

Für die Serie «India Unexposed» reiste Craig Semetko mehrere Monate durch Südindien, ohne konkrete Pläne mit einer Leica M Monochrom im Gepäck. Indien, dieses widersprüchliche, unberechenbare und immer wieder überraschende Land sei ein Traum eines jeden Street-Fotografen, resümiert Semetko nach seiner Rückkehr. Mitgebracht hat er eine Strecke, die mit Aufnahmen des alltäglichen Lebens Einblicke in die Seele eines komplexen, kaum fassbaren Landes gibt. Durch Semetkos genauen Blick und sein kompositorisches Geschick erscheinen Alltagsszenen so gar nicht mehr alltäglich, werden die ironischen Momente des Lebens offenkundig und entstehen in Sekundenbruchteilen höchst unterhaltsame Geschichten.

Craig Semetko führt zudem am 28. und 29. August 2014 im Kempinski Grand Hotel des Bains einen Leica Akademie Workshop durch.

Ebenfalls im Kempinski Grand Hotel des Bains zeigt Amedeo M.Turello einen ersten Einblick in den Pirelli-Kalender 2015, fotografiert von Steven Meisel. Mehr dazu verraten wir hier noch nicht …

SAM_Taschen_Leibowitz

Am gleichen Ort präsentiert der Taschen-Verlag einen Somo-Band über das Schaffen von Annie Leibowitz, der in den gigantischen Massen von 50 x 69 cm und 476 Seiten mit einem passenden Buchständer zum Stückpreis von 2000 Euro geliefert wird. Details dazu gibt es auf www.taschen.com

 

 

The Bilderberg Collection

Die Ausstellung «The Bilderberg Collection» im Museo Chesa Planta, kuratiert von Christoph Steinmeyer, hat sich der Aufgabe gestellt, durch eine kleine Auswahl unterschiedlicher Kunstwerke verschiedenster Epochen einen Einblick in diese Sammlung zu ermöglichen und deren Hauptanliegen, die Stellung des Menschen in seinen Gesellschaftssystemen zu hinterfragen, beispielhaft aufzugreifen.

Die Sammlung, durch private Sammler erschaffen und ermöglicht, hat sich unter die Prämisse gestellt, weder die Eigentümer noch die in der Sammlung präsentierten Künstler zu nennen. Dies geschieht um grösstmöglichen Fokus auf die Kunst als solches, frei von jedweden Zugeständnissen an Kunstmarktinteressen oder Personenkult zu schaffen und ist in der Präambel der Bilderberg Collection beschrieben.

SAM_Bilderberg_Boerse

Der Farbprint 180 x 240 cm «Börse» eines ungenannten Künstler ist in der Eingangshalle der Chesa Planta in Samedan zu sehen. Bildrechte: The Bilderberg Collection

Die Bilderberg Collection wurde 1984 von der Schattenorganisation «Bilderberg Group» gegründet und umfasst heute rund 1000 Kunstwerke, von denen nun rund 30 von nicht namentlich bekannten Künstlern unterschiedlichster Kreativrichtungen auf der St-Moritz Art Masters 2014 gezeigt werden.

 

Video-Präsentationen

Die Videokunst ist ein zunehmen wichtiger Bereich der St.Moritz Art Masters – auch dieses Jahr. Allen voran steht Nalini Malani, eine der weltweit erfolgreichsten Video- und Installationskünstlerinnen und zugleich die Erste Indiens. Ihr reiches Werk spricht von den schwierigen sozialen und politischen Umständen, unter denen sie künstlerisch experimentierte, aber auch von der Stellung der Frau in der indischen Gesellschaft.

SAM_Nalini Malani_Engadiner_Museum

Videoprojektion von Nalini Malani im Engadiner Museum, St-Moritz

Einige ihrer Videoproduktionen werden im Engadiner Museum gezeigt und schaffen dort eine interessante Symbiose mit den historischen Exponaten des Bündnerlandes.

SAM_Gigi Scaria_Amusement Park

Weitere Videoproduktionen sind Gegenstand der Gruppenausstellung «India: Maximum City» in der Chesa Planta in Zuoz, darunter die Videokomposition «Amusement Park, 2009» von Gigi Scaria (Courtesy: The Artist and Chemould Prescott Road, Mumbai).

 

Das Filmprogramm

Matthias Brunner und der Filmpublizist Walter Ruggle haben eine Reihe mit indischen Filmen aus den Jahren 1958 bis 2013 zusammengestellt, die zu den besten Werken des jeweiligen Jahrzehnts zählen. Den Anfang macht «The Music Room» von Satyajit Ray, gefolgt von Alain Tanners hervorragendem Dokumentarfilm über Chandigarh.

Alle Filme werden in Originalversion mit d/fr Untertiteln vom 25. bis 30. August 2014 im Kino Scala, Via Maistra 29, CH-7500 St. Moritz gezeigt.

Montag, 25.08.2014, 17:00, 50 min
«Une villa à Chandigarh», 1965 by Alain Tanner
1950 bekam der Schweizer Architekt Le Corbusier die Chance, in Chandigarh eine Stadt zu bauen. Alain Tanner betrachtet die Situation, der Schriftsteller John Berger sinniert über sie und den Wandel der Zeit.

Dienstag, 26.08.2014, 17:00, 159 min
«Titash», 1973 by Ritwik Ghatak
Ritwik Ghatak erzählt in seinem Klassiker aus dem Leben eines Fischerdorfes an den Ufern des Titash in Ostbengalen. Kiishore verliebt sich in ein Mädchen, das kurz nach der Heirat von Piraten verschleppt wird.

Mittwoch, 27.08.2014, 17:00, 110 min
«Piravi», 1988 by Shaji Karun
Ein Vater wartet im Dorf in Kerala mit Frau und Tochter auf die Rückkehr des Sohnes aus der Stadt. Er tut es mit grösster Ruhe, obwohl die Gewissheit steigt, dass der Junge bei einer Demonstration ums Leben kam.

Donnerstag, 28.08.2014, 17:00, 87 min
«Dance of theWind», 1997 by Rajan Khosa
Fünftausend Jahre alt ist die Tradition, von der Rajan Khosa erzählt. Ihr zufolge lehren die Eltern ihre Kinder die Lieder der Weisheit, die es ihnen ermöglichen, Leben und Schicksal mit grösserer Gelassenheit zu tragen.

Freitag, 29.08.2014, 17:00, 100 min
«Bombay Diaries», 2011 by Kiran Rao
Eine Fotografin aus den USA will die Heimat ihrer Eltern erkunden. Sie trifft in Mumbai auf einen Künstler (Aamir Khan) und einen Wäscher und taucht ein in das, was man als «incredible India» bezeichnen kann.

Samstag, 30.08.2014, 15:00, 224 min
«Langaan», 2001 by Ashutosh Gowariker
Kino zum Dahinschmelzen, ein Epos zum Träumen und Schwelgen. Zur Kolonialzeit im 19. Jahrhundert treten die Bauern eines Dorfes zum Cricketspiel gegen die Briten an. Ein Vierstünder, den man nicht vergisst.

 

Allgemeine Informationen

Für alle Zusatzinformationen können Sie hier im Programmheft blättern

Auch gibt es eine informative App für Ihr iPhone

Alle Infos finden Sie auch auf der Website www.stmoritzartmasters.ch

 

 

 

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