Urs Tillmanns, 13. November 2015, 21:26 Uhr

Live aus Paris: «Fotofever», die andere Fotokunstmesse

Neben der grossen Fotokunstmesse «Paris Photo», die derzeit im Grand Palais zu sehen ist, lockt die kleinere Messe «Fotofever» jene Bildsammler und Fotointeressierte in das Carrousel du Louvre, die über kleinere Budgts verfügen. Dennoch zeigt die 4. Fotofever mit ihren rund 80 Ausstellern aussergewöhnliche künstlerische Leistungen, die niveaumässig nicht fernab von der grossen Messe stehen.

 

Fast gleichzeitig mit der Paris Photo (Fotointern.ch berichtete) öffnet eine zweite Fotokunstmesse ihre Tore, die Fotofever. Sie findet im Carrousel du Louvre statt und ist mit 81 ausstellenden Galerien deutlich kleiner als die Paris Photo. Mit ihrer vierten Durchführung dieses Jahr hat sie sich als Fotokunstmesse neben der Paris Photo gut etabliert und kann auf eine gut assortierte Liste internationaler Galerien stolz sein. Die Aussteller können mit jenen der Paris Photo durchaus mithalten, denn viele von ihnen sind an der Fotofever präsent, weil die Paris Photo schlichtweg ausgebucht ist und für neue Anwärter eine jahrelange Wartelisten besteht. So ist die kleinere Fotofever so etwas wie «die kleine Schwester» der Paris Photo, deren Bedeutung jedoch in den letzten Jahren ins Unverzichtbare gestiegen ist. Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: Auf der Paris Photo findet man mehr Klassiker, auf der Fotofever hingegen die vielleicht interessanteren Newcomer.

 

Fotofever Paris 2015

Zwar ist der Ausstellungsort im Untergeschoss des Place du Louvre etwas weniger attraktiv als der grosszügige Raum des Grand Palais, doch fehlt es hier weder beim Publikum noch bei den Ausstellern an Begeisterung – am «Fotofieber». Die Grundidee sei auch die Kunstfotografie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und das Interesse an diesem heute von jedermann benutzen Medium der visuellen Kommunikation zu fördern. Die Fotofever sehe sich mit ihren Ausstellern hier in der Rolle einer Vermittlerin zwischen den Künstlern einerseits und den Fotosammlern andererseits, so die Organisatoren.

Zur Förderung der Fotografie bietet Fotofever neben der Kunstmesse auch noch andere Plattformen, wie «fotocollection» mit der Präsentation einer bestimmten Privatsammlung, «fotoprize» mit der Diplomauszeichnung einer aussergewöhnlichen künstlerischen Leistung oder «start to collect» als Starthilfe für junge Sammler, um ihr erstes Kunstwerk für weniger als 1000 Euro erstehen zu können.

 

Fotofever Paris 2015

 

Aufbruch zu einem Rundgang

Die Ausstellungshalle des Carrousel du Louvre ist viel kleiner als der Grand Palais – dennoch ausreichend für halb so viele Aussteller, die sich auch mit weniger Standfläche begnügen als ihre prestigegewohnten Mitbewerber im Grand Palais. Es ist hier auch ein anderes Publikum anzutreffen, Sammler, die noch nicht über einen so dicken Geldbeutel verfügen, und man findet hier auch mal einen schönen Print für einen dünnen dreistelligen Betrag, während es im Grand Palais mit vier Stellen erst knapp beginnt.

 

Fotofever Paris 2015

Die Galerie Pygmaphore / Digimag aus Grenoble zeigt beeindruckende Porträts «der letzten Carboneros» aus Kuba von Stéphane Noël als grossformatigen Gummidrucke.

 

Fotofever Paris 2015

Die Architekturdetails von Andrea Bertani bestechen durch eine harmonische Gestaltung und dezente Farben. Bertani wird vom Archivio Fotografico Italiano in Castellanza vertreten.

 

Fotofever Paris 2015

Der belgische Naturfotograf Kim de Molenaer, der an der Fotofever durch die Galerie van Campen & Ruchtus repräsentiert ist, überzeugt mit grossformatugen Schwarweissporträts.

 

Fotofever Paris 2015

Frappant ist die Wirkung der Bildüberlagerungen «The Mother» von Dragana Jurisic, die in den Bildern die neun Musen aus der griechischen Mythologie zum Ausdruck bringen will. (Galerie Feld+Haus, Frankfurt)

 

Fotofever Paris 2015

Die Aufnahmereihe «Movement» von Jacob Gils entsteht durch eine spezielle von ihm entwickelte Technik der Mehrfachbelichtung. Die Bilder verblüffen durch eine scheinbare Unschärfe und ein hohe Farbsättigung. («In the Gallery» Kopenhagen, Dänemark)

 

Fotofever Paris 2015

Daitsuke Takakura darf mit Recht stolz darauf sein, dass es seine Komposition «Monodramatic Crowd» zum visuellen Erscheinungsbild der diesjährigen Fotofever geschafft hat. Rund 250 Aufnahmen hat er von seinem Model gemacht und die Passenden danach in tagelanger Arbeit mit höchster Präzision zusammenmontiert.

Fotofever Paris 2015

Das Visual der Fotofever ist nicht seine einzige derartige Kreation. Daitsuke Takakura ist seit Jahren auf solche Personenmontagen spezialisiert und mittlerweile auch ausserhalb Japans recht bekannt dafür.

 

Fotofever Paris 2015

Sandro Giordano, vertreten durch Art22 Gallery Brüssel, zeigt uns mit seinen dramatischen Situationen verblüffende Kompositionen, die bis ins letzte Detail perfekt arrangiert sind.

 

Fotofever Paris 2015

«Second Skins» nennt Miguel Vallinas Prieto seine beiden Serien mit Personenaufnahmen, bei den der Kopf durch einen Blumenstruss oder einen Tierkopf ersetzt wurde. (Van Rensburg Galleries, Hong Kong)

 

Fotofever Paris 2015

Die Fotoskulpturen von Brno Del Zou verblüffen durch die Porträtausschnitte, die in mehreren Eben präsentiert eine interessante Tiefenwirkung ergeben. (Courcelles Art Contemporain, Paris)

 

Fotofever Paris 2015

Germain Plouvier sucht Motive in Gegenständen oder Architekturen, aus denen gespiegelt und in Kontrast und Farbe verändert interessante grafische Kompositionen gestaltet werden können. (Art to be Liberty, Lille)

 

Fotofever Paris 2015

Pierre Folk hat in Paris eine seit über 80 Jahren stillgelegte Bahnlinie entdeckt, die er seit mehreren Jahren mit seiner Grossformatkamera und 4×5″-Planfilm dokumentiert. Die stimmungsvollen Bilder der Serie «By the Street Line» zeigen, wie sich die Natur allmählich die von Menschen geschaffenen Bauwerke zurückholt. (Floz Visions, Florenz)

Text und Fotos: Urs Tillmanns

Die Fotokunstmesse Fotofever ist noch bis Sonntag, 15. November 2015 täglich von 11 bis 19:30 Uhr zu besuchen.

Ort: Carrousel du Louvre, 99 rue de Rivoli, 75001 Paris

Weitere Informationen finden Sie unter www.fotofeverartfair.com/

 

 

Ein Kommentar zu “Live aus Paris: «Fotofever», die andere Fotokunstmesse”

  1. Trotz der Attentate hat sich der Veranstalter entschieden die Sicherheitskräfte von 5 bis 15 zu erhöhen und die Veranstaltung zu öffnen, dies obwohl aufgrund der Notstandsregelung, die Bewohner von Paris angehalten sind zuhause zu bleiben. Ein fragwürdiger Entscheid der nicht mit Widerstand sondern nur mit Respektlosigkeit vorgehen gegenüber dem Besucher beantwortet werden kann.

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