Urs Tillmanns, 8. Januar 2016, 15:39 Uhr

photo16: Eine Plattform für die junge Fotografie – mit zu vielen Bildern

Seit heute bis nächsten Dienstag ist wieder photo16. Es ist die grösste Werkschau der Fotografie in der Schweiz, eine jährlich stattfindende Plattform, die vor allem jungen Fotografinnen und Fotografen die Gelegenheit bieten soll, ihre Bilderserie erstmals öffentlich zu präsentieren. Dieses Jahr wurde diesem Aufruf rege Folge geleistet, und dies auf einem recht hohen qualitativen Niveau.

 

Die «photo» findet dieses Jahr bereits zum zehnten Mal statt – ein verpasstes Jubiläum? Das Konzept ist etabliert, die Ausstellung auch. Man ist jedes Jahr gespannt, wie sich die rund 130 Fotografinnen und Fotografen, die sich für diese Gelegenheit bewerben (und auch bezahlen) müssen, in den Maag-Hallen präsentieren. Auch die Ausstellungsform mit den grossen Styropor-Elementen hat sich bewährt, vor allem, seit diese eine passable Höhe für einen vernünftigen Betrachtungsabstand haben.

Es sind viele Bilder. Sehr viele, die an der Photo16 zu sehen sind. Da und dort stechen einige Rosinen heraus, weil Sie besonders originell sind, weil sie ein aktuelles oder ergreifendes Thema behandeln, weil Sie besonders schrill und bunt sind oder durch starke Grafikelemente auffallen. Es sind zu viele Eindrücke, die auf den Betrachter einwirken.

 

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An der photo16 präsentieren auf rund 35‘000 Quadratmeter etwa 130 Fotografen ihre Werke

Typisch auch für die photo16, dass es in der Ausstellung keine thematische Struktur gibt. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, zumal sich eine solche Gliederung nur schwerlich realisieren liesse. Allerdings ist der Betrachter auf sich selbst gestellt und erlebt da und dort seine Überraschungen – positive und negative.

 

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Bilder dicht gedrängt und eng präsentiert. Einige davon bergen Diksussionspotenzial

Tendenzen? Ja, es gibt welche. Das Gros der Arbeiten ist wieder gegenständlicher geworden, will heissen, dass dieses Jahr weniger abstrakte Themen und Arbeiten zu finden sind. Ob es an den Einsendungen oder an der Kuratierung liegt? Weiter gibt es auffallend viele Schwarzweissarbeiten. Bessere und weniger eindrucksvolle.

Die photo16 teilt sich in vier Hallen auf und eine weitere, in der einige Sponsoren und Partnerfirmen ihre Produkte und Neuheiten zeigen, darunter Fujifilm, Olympus, Nikon und Light+Byte. Sehenswert sind hier die beiden Bilderschauen von Hasselblad und Epson.

Etwas abgesondert ist der «Dark Room», der – so die Warnung – erst ab 18 Jahren betreten werden darf. Wahrscheinlich ist sie nicht allzu ernst gemeint, denn die dort gezeigten Aktserien halten sich in einem zumutbaren Rahmen. Dennoch ist es recht sensibel von den Organisatoren, dass diese separat gezeigt werden und nicht in die Bilderflut gemischt sind.

 

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Die Vernissage gestern Abend war sehr gut besucht. Zeitweise war kein Durchkommen mehr …

Die Vernissage, die gestern Abend mit viel Prominenz und Cüplis über die Runden ging, war sehr gut besucht. So gut, dass man bisweilen seine liebe Mühe hatte die Bilder in Ruhe betrachten zu können.

Kommen Sie mit auf einen Rundgang. Wir zeigen Ihnen hier einige Arbeiten, die uns besonders aufgefallen sind …

 

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Anja Wurm – Schrille, bunte, jugendliche Beautyfotografie, mit Gegensätzen und Komplementärfarben

 

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Dalia Fichmann – «Des Pudels Kern», als charkaterstarker Begleiter mit fast menschlichen Zügen

 

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Martin Baumgartner – «Unselfies» untersucht die Beziehung zum Selbstporträt, beziehungsweise von dem was noch davon übrig bleibt

 

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Roger Oberholzer – «Worldffaces», eine Porträtserie, die Geschichten aus dem Leben erzählt

 

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Daniel Kunz – «see, 2015» zeigt Linien und Raumgestaltung, die mit dem iPhone festgehalten sind

 

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Aaron Kohler – fotografiert Models in Hong Kong: «Sie sind alle einzigartig …». Die Porträts ebenso.

 

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Alex Buschor – Radrennen einmal anders: Wenn das Rwanda Cycling Team unterwegs ist, laufen die Leute aus ihren Häusern um sie zu bejubeln und anzufeuern

 

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Maurice Haas und Chris Grund – «Refugees»

 

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Andrea Monica Hug – «Das Model Mary und ich» ein künstlerisches, sinnliches und inspirierendes Erlebnis von zwei jungen Frauen

 

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Michael Rohner & Njazi Nivokazi – zarte Lady und filigraner Edelstahl im Einklang

 

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Britta Dietsche – «Die Frau in den Medien» als ausdrucksstarke grafische und fotografische Studie

 

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Leonardo, Raffael, Michelangelo, Donatello, Splinter Turtle – Installation

 

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Christian Bobst – Die Voodoo-Wrestler von Senegal

 

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Elin Anderegg – «The Twisted Mind of Miss Wu», eine sensible Reportage

 

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Anne Lutz & Thomas Stöckli – «Via Helvetica»

 

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Jürg Streun – Selbstverletzungen als Folge von Anspannungszustände. Mit der Fotografie wieder den eigenen Körper akzeptieren lernen

 

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Pascal Corbat – Modefotografie in Stil «Amerika in den Fifties»

 

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Peter Müller – Menschen im beruflichen, und individuellen Kontext so abbilden, dass die Bilder am Ende «sprechend» sind

 

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Thomas Triulzi – «Mich faszinieren unscheinbare Gegenstände und Orte, welche durch meine fotografische Umsetzung eine nicht erwartete Ausdruckskraft erhalten»

 

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Raffael Dickreuter – «Iron Man Grounded» in fantasieviollen Alltagssituationen

 

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Yuri Catania – «No Fashion Places» zeigt eindrucksvolle Randszenen eines Lebens fernab von Glanz und Luxus

 

Gibt es ein Fazit?

Alles in allem gefiel uns die diesjährige «photo» besser als die letztjährige. Mehr Niveau, mehr interessante und ausgefallene Arbeiten. Mehr Bildserien, die nicht nur durchdacht angegangen sondern auch gut fotografiert und gut präsentiert wurden. Das Ziel, jungen Fotografinnen und Fotografen erstmals eine Gelegenheit zu bieten, um ihre Bilder zu präsentieren, ist erreicht – und dies auf einem erfreulich hohen Niveau.

Aber der Kritikpunkt bleibt: Es sind zu viele Bilder. Bilder brauchen Luft, damit sie wirken! Die Quantität schadet der Qualität der Ausstellung. Man kann sich nach ein paar Stunden des Rundgangs nur noch an einige wenige Bilderserien erinnern, die einem wirklich beeindruckt haben – und an die Namen schon gar nicht mehr.

Text und Bilder: Urs Tillmanns
fotografiert mit Panasonic Lumix GX8

Weitere Informationen zur photo 16 finden Sie auf www.photo16.ch

Das sind die ausstellenden Fotografinnen und Fotografen 2016

Ellin Anderegg, Jeremy Ayer, Nicole Bachmann, Oliver Baer, Eleonora Balestra, Martin Baumgartner, Anita Baumann, Beat Barthold, Thomas Biasotto, Christian Bobst, Haike Bohn, Helen Bucher, Markus Bucher, Pit Buehler, Sven Burkhard, Howard Brundrett, Katja Brunner, Alex Buschor, Daniela Bologna, Sandra Brönnimann, Gino Caspari, Yuri Catania, Jan Cibula, Pascal Corbat, Andy Crestani, Gabrielle D’Angelo, Daniel Däppen, Franck Decourt, Alessandro Della Bella, Martin Denkinger, Enzo Di Caprio, Raffael Dickreuter, Britta Dietsche, Mai-Thu Diserens, Fanny Ducommun, Jasmin Elmi, Raphael Anton Erhart, Livia Faden, Silvan Fessler, Dalia Fichmann, Heinz Fischer, Pearlie Frisch, Judith Geiser-Egli, Hannah Gottschalk, Noëlle Guidon, Horst Hammerschmidt, Caroline Micaela Hauger, Karin Heer, Heino Heimann, Christian Henking, Simone Hirsbrunner, Beat Hochrainer, Andrea Monica Hug, Peter Hunziker, Kasia Jackowska, Michel Jaussi, Fabienne Kälin, Jens Kaesemann, Michael Kindermann, Aaron Kohler, Arnold Kohler, Georgios Koukouridakis, Daniel Kunz, Boris Kralj, Helmut Karl Lackner, Christoph Läser, Charles-Elie Lathion, Timo Lehto, Jacqueline Lipp, Selina Lötscher, Kenny Looser, René Mégroz, Lea Meienberg, Karin Merz, Peter Müller, Sandrine Michelmore, Joan Minder, Federico Naef, Christin Necker, Christian Neuenschwander, Remo Neuhaus, Andreas Niemz, Tino Nüesch, Roger Oberholzer, Michelle Aimée Oesch, Gianluca Paparo, Gianni Pisano, Michel Pretterklieber, Laurence Rasti, Claudio Pargätzi, Géraldine Recker, Tabea Reusser, Allan Reyes, Tatjana Rüegsegger, Manuel Rickenbacher, Max Robinson, Nikkol Rot, Alexandra Roth, Hans Peter Riegel, Katia Rudnicki, Thomas Salzmann, Luca Schaffer, Isabel Schardt, Stefan Schlumpf Markus Schmid, Karl Schuler, Sven Schönwetter, Lukas Schweizer, Adrian Staehli, Jürg Streun, Tina Sturzenegger, Thomaso Triulzi, Remo Ubezio, Zak van Biljon, Ercan Vatansever, Louis Vaucher, Simon Villiger, Irene Wahlen, Simon Walther, Andrin Winteler, Jessica Wolfelsperger, Anja Wurm, Roger Weber, Bruno Wyss, Elaine Yager, Karim Zekri, Stefan Ziegler, Phil & Rainer Müller & Schär, Michael / Njazi Rohner / Nivokazi, Marco | Andreas Spieser | Moser, Leonardo, Raffael, Michelangelo, Donatello, Splinter Turtle

Hier geht es zum Online-Katalog mit sämtlichen Arbeiten.

 

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Besucherinfos:

Ort: Maag Hallen, Hardstrasse 219, 8005 Zürich

Eintritt: 
Werkschau: CHF 22.00 (Kostenlos für Jugendliche bis 18 Jahre)
photoFORUM: CHF 38.00 inkl. Werkschau Eintritt
photo-pass: CHF 99.00 (Werkschau Eintritt während fünf Tagen inkl. photoFORUM)
Die Tickets können direkt an der Kasse bezogen werden.

Öffnungszeiten:
Freitag, 8. Januar 2016, 11:00 – 20:00
Samstag, 9. Januar 2016, 11:00 – 20:00
Sonntag, 10. Januar 2016, 11:00 – 20:00
Montag, 11. Januar 2016, 11:00 – 20:00
Dienstag, 12. Januar 2016, 11:00 – 20:00

Weitere Informationen finden Sie unter www.photo16.ch


Fotoagenda LogoTermine weiterer Fotoausstellungen, Fotoevents, Messen, Fotobörsen, Auktionen, Kurse, Workshops, Reisen und Wettbewerbe finden Sie laufend aktualisiert auf www.fotoagenda.ch

 

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