Gastautor/-in, 17. November 2017, 11:00 Uhr

Kickstarterprojekt: «Elbaflex» – analoge Kleinbild-Spiegelreflexkamera

Die im November 2017 neu gegründete Ihagee GmbH in Dresden will mit einem Kickstarterprojekt mindestens 50‘000 US-Dollar einsammeln, um ihre Idee, einer neuen analogen Kleinbildspiegelreflexkamera namens Elbaflex mit Nikon-Bajonett, zu realisieren. Die Kampagne läuft noch bis zum 4. Dezember 2017 und hat am 17. November bereits drei Fünftel des Finanzierungsziels von 50‘000 US-Dollars eingespielt. Die Elbaflex soll ab August 2018 ausgeliefert werden. Man hofft sogar die ersten hundert schon im Juli 2018 versenden zu können.

 

Derzeit kann man mit einer Unterstützung in der Höhe von 529 US-Dollar noch eines der ersten Gehäuse bekommen. Daneben gibt es mehrere Kombinationen mit Objektiven von Meyer Optik Görlitz oder C.P. Goerz. Bei den MOG-Objektiven stehen das Trioplan 50 mm, ein Primotar 50 mm und das Lydith 30 mm zur Verfügung. Nach Abschluss des Kickstarterprojektes soll die Kamera etwa 1‘500 US-Dollar kosten und nur nach Auftragseingang produziert werden, was längere Wartezeiten bedingen wird.

Die technischen Daten der Elbaflex sind überschaubar. Das Gewicht liegt bei 650 Gramm. Der Filmtransport erfolgt über einen einklappbaren Hebel. Als Verschlusszeiten stehen 1,5 bis 1/500 Sekunde zur Verfügung. Die Blitzsynchronisationszeit liegt bei 1/60 Sekunde. Die Kamera ist mit einem Hot Shoe und einen PC-Synchronkontakt ausgestattet. Ein Filmzählwerk und ein ¼ Zoll Stativgewindeanschluss vervollständigen die Ausstattung der Elbaflex.

Die Elbaflex wurde von früheren Mitarbeitern der Arsenal-Werke im ukrainischen Kiew unter Nutzung von Werkzeugen der Kiev 19 entwickelt. Sie wird offensichtlich von einer 20 Mitarbeiter starken Neugründung unter deutscher Aufsicht produziert. Von deutscher Seite soll ein Team aus ehemaligen Mitarbeitern von Leica Camera und Schneider-Kreuznach für technische Verbesserungen gesorgt haben. Auch das Reparatur-Center, das die Zweijahresgarantie abwickelt, soll in Deutschland angesiedelt sein.

 

Ein Erbe der Arsenal-Werke in Kiew

Die jetzt vorgestellte Elbaflex kann ihre Verwandtschaft mit der Kiev 19, die ab 1985 in den Kiewer Arsenal-Werken produziert wurde, nicht verleugnen. Auch diese war mit einem Nikon-Bajonett ausgestattet. Auch deren senkrecht ablaufender Metalllamellenschlitzverschluss bot Belichtungszeiten von 0,5 bis 1/500 Sekunden sowie B. Die Kiev 19 hatte jedoch TTL-Belichtungsmesser. Die korrekte Belichtung wurde bei Arbeitsblende mit Hilfe zweier Leuchtdioden eingestellt. Auf den Belichtungsmesser verzichtet die Elbaflex und damit auch auf eine Batterie. Es sollen sich alle Nikon-Objektive mit F-Bajonett nutzen lassen. Nikkor-E-Objektive mit elektromagnetischer Blende sind jedoch systembedingt nicht einsetzbar.

Gegenüber ihrem Vorläufer soll die Elbaflex neben dem Verzicht auf den Belichtungsmesser mehrere Verbesserungen erhalten haben. So sollen der Verschluss und die Spiegeldämpfung ebenso verbessert worden sein wie die Lichtdichtigkeit. Zudem erhielt die Kamera einen Griff aus Holz und kann je nach Kundenwunsch mit verschiedenfarbiger Belederung erworben werden.  

Die Marke Ihagee wurde am 27.02.2015 unter der Registernummer 013331384 für den Inhaber SEMI Verwaltung GmbH in Stuttgart neu eingetragen. Die Marke Elbaflex, die in der Vergangenheit für Exporte nach Westdeutschland genutzt wurde, nachdem die Rechte an der Marke Exakta dort der West-Ihagee zugesprochen wurden, ist derzeit nicht geschützt. Die historisch naheliegende Marke Exakta ist unter der Registernummer 424260 als Wort-Bildmarke auf die Jos. Schneider Optische Werke GmbH in Bad Kreuznach eingetragen.

Über die Geschichte der ursprünglichen, im Jahr 1912 vom Niederländer Johan Steenbergen gegründeten Ihagee, an welche der Name des neuen Kameraanbieters anknüpfen will, finden sich ausführliche Informationen auf der Website der Dresdner Kameras.

Ob und wie die Kamera in der Schweiz  vertrieben wird, steht derzeit noch nicht fest.

Die Kickstarter-Seite ist hier erreichbar.

Christoph Jehle

 

8 Kommentare zu “Kickstarterprojekt: «Elbaflex» – analoge Kleinbild-Spiegelreflexkamera”

  1. As you indicate in you comments, this so-called Exakta Elbaflex is a revamped Kiev 19M, a 1988 camera from the Soviet Union, with a wooden grip replacing the original plastic one and with no light meter.

    They had to eventually admit it in the Comments section of the Kickstarter project :

    „So, yes: the design is based on the Kiev 19M but you are getting a brand new camera with a guarantee.“

  2. The Koblenz-headquartered net SE group (www.netag.de) is behind the resurrection of Ihagee Elbaflex.

    They are also behind the resurrection of Meyer-Optik Görlitz, Oprema Jena (Biotar lenses), Emil Busch A.-G. Rathenau (Glaukar Anastigmat lens) and C.P. Goerz.

    Most trademarks belong to their subsidiary SEMI Verwaltung GmbH: C.P. Goerz, Ihagee, Meyer Optik, Biotar, Lydith, Makroplasmat, Nocturnus, Oreston, Primagon, Telemegor and probably more.

    Some trademarks belong to net SE directly: Emil Busch A.-G. Rathenau, Glaukar and Anastigmat.

  3. Ganz ehrlich, diesem Projekt traue ich es nicht wirklich zu den Durchbruch zu schaffen: Faken:
    Zu teuer, zu simpel ohne ausgereifter Technik. Ein Name steht für genau diese Punkte.
    Ich kann einen Punkt verändern und es verändert sich alles. NUR, alle drei Punkte in dieser
    Form passen nicht zu einander. Für 1500 Dollar erwarte ich mehr oder für so simple UND
    nicht ausgereifter Technik erwarte ich eine sehr günstige Kamera.
    Es ist weder eine Leica, Nikon, Canon, Olympus, Contax, Rollei, Minolta oder sonst eine Marke
    die sich Ihren NAMEN erst verdient haben. Allein durch weniger technischen Aufwand kann man
    kaum eine zuverlässige Kamera Garantieren, zumal die über 20 Jahre alten Werkzeuge schon
    lange nicht mehr dem heutigen Standards entsprechen.
    Ich glaube hier macht es sich jemand zu leicht, zumal hier eine Chance besteht ein Auflagemaß
    zu wählen was eine breite Masse von Objektiven abdecken könnte, z.B. das von ALPA mit 37,8 mm.
    Auch das würde den MEHRWERT der Kamera erheblich steigern.

  4. Ergänzung: Nikkor G Objektive dürften sich daran ebenfalls nicht sinnvoll nutzen lassen, da sich mangels Blendeneinstellring deren Blende nicht wählen lässt und nur mit offener Blende fotografiert werden kann. Die Kamera bräuchte dafür einen Blendenschliessring, wie ihn neuere Objektivadapter haben. Die Konstrukteure haben aber nicht so weit gedacht. Die Objektivauswahl ist so auf eher ältere Objektive beschränkt.

  5. Inzwischen wurden 23.176 € von 42.594 € Finanzierungsziel erreicht. Noch sind 13 Tage bis zum 4. Dezember. Die Luft scheint jedoch raus zu sein, wenn man die Entwicklung mit den MOG-Objektiven vergleicht.

  6. Fünf (5) Tage vor Toreschluss hat die Kickstarterkampagne gerade mal 60 Unterstützer und etwa 50% des angeforderten Kapitals eingespielt.

  7. Nur noch wenige Tage bis zum Stichtag scheint die Finanzierung tatsächlich scheitern drohen.
    Meiner Ansicht nach sind es weniger die technischen Aspekte die zum absehbaren scheitern führten.
    Zum einen der Preis – der aber mit einem abgespeckten Modell massiv gesenkt wurde (ca 300$). Zum anderen aber auch die etwas wirre, unschlüssig wirkende Projektionierung.
    Eigentlich hätte der alternative Preis von 300$ das Projekt doch noch sichern sollen, andererseits wirkt die Preisgestaltung des eigentlichen Projektmodells von ca 1500$ unglaubwürdig.

    Für Aufsehen sorgte ja u.A. auch der Firmenname und dass es sich als Basis um die Kiev 19 handeln sollte. Dass sowas schief gehen müsste, hätten die Verantwortlichen eigentlich wissen sollen.
    Historische deutsche Modell -und Firmennamen gelten heute ja als „in“, beflügelt vom „Adaptier“Wahn“ gibt’s da Einige, die sich von solchen Dingen tatsächlich ein Mehr an Qualität versprechen.

    Eigentlich wirklich sehr bedauerlich das Ganze.
    Die Kiev19 soll ja schliesslich eine ganz passable Kamera gewesen sein, unter anderem (ehrlicher wirkenderem) Namen, einer angemesseneren Preisgestaltung (zB statt 1500$ eine höhere Projektfinanzierung) und vlt ein wirklich „historisches“ Bajonett wie etwa Olympus OM, Canon FD oder Minolta MD wofür man auch günstigere Objektive als Nikon F kriegt usw, hätten vlt für einen Erfolg gereicht.

  8. Finanzierung fehlgeschlagen
    Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Man hat zwar in letzter Minute noch eine abgespeckte Version angeboten, konnte damit das Ruder jedoch auch nicht mehr herumrumreissen.

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