Urs Tillmanns, 30. Juli 2018, 15:09 Uhr

Jacques Henri Lartigue: «Das Leben ist bunt»

Die Ausstellung «Jacques Henri Lartigue. Das Leben ist bunt» zeigt einen unveröffentlichten Teil der Arbeit des französischen Fotografen (1894-1986) in der Schweiz. Obwohl Farbe in den Alben, die er sein ganzes Leben lang gemacht hat, allgegenwärtig ist, wurde sie zu seinen Lebzeiten nie als solche gezeigt oder ausgestellt.

«Bibi auf der Insel Saint-Honorat», Cannes, 1927. Autochrome-Photographie J. H. Lartigue © Ministère de la Culture France/AAJHL

Nach einer Ausstellung über seine Schwarzweiss-Fotografien im Jahr 1986 wollte sich das Musée de l’Elysée deshalb erneut mit Donation Lartigue verbinden, um die von Martine d’Astier und Martine Ravache konzipierte Ausstellung erneut zu besuchen. In Frankreich im Jahr 2015 vorgestellt, reist er seitdem unter der Ägide der diChroma-Fotografie. Die Lausanner Version dieses Projekts enthält unveröffentlichte Arbeiten mit dem Ziel, den Zusammenhang zwischen seinen Notizen, seinen Zeichnungen und seinen Fotografien hervorzuheben.

«Florette Lartigue, Megève», 1965. Photographie J. H. Lartigue © Ministère de la Culture France/AAJHL

Getrieben von seiner Neugierde und seinem ständigen Streben nach Innovation, setzt Lartigue schon kurz nach der Kommerzialisierung Farbprozesse ein. Die Kodachromes (24 x 36) und die Ektachromes (6×6) folgten den Autochromen ihrer Anfänge (datiert 1912), die sowohl Amateure als auch Profis des 20. Jahrhunderts begeisterten. Die Farbe gibt also eine neue Dimension auf die Schnelligkeit und Unmittelbarkeit, die das Herzstück von Lartigues Arbeit sind. Sein malerisches Auge findet in dieser Praxis, die es ihm erlaubt, visuelle «Notizen» zur Nachbearbeitung zu machen, eine beeindruckende Transkription seiner Bildforschung.

«Florette chez Picasso, villa ‚La Californie’», Cannes, 1955 Photographie J.H. Lartigue © Ministère de la Culture France AAJHL

Seine Vorliebe gilt den Themen seiner unmittelbaren Umgebung: seinem Leben in der Familie, seinen Spielen im Schloss von Rouzat, Sport aller Art. Fasziniert von der Natur als Ganzes und vor allem von Blumen, fixiert der Künstler seine wechselnden Nuancen, sowohl auf der Leinwand als auch auf dem Film. Diese Besessenheit findet sich auch in der Wiederholung der Ansichten aus seinem Fenster in Opio (Alpes-Maritimes) und in den vielen Bildern von Florette, seiner Frau seit vierzig Jahren.

Nach und nach öffnet sich Lartigue für andere Themen und widmet sich dem täglichen Leben der Privilegierten und der populäreren Klassen. Dies fiel mit einer Zeit der Weltoffenheit zusammen: Ab 1955 vervielfachte Lartigue seine Reisen, entdeckte neue Landschaften und stellte sich dem Unbekannten. Verlässt er die Badeorte, in denen er seinen Urlaub verbrachte (Baskenland, französische Riviera oder Normandie), sind es Italien, Venezuela, Mexiko und Kuba, die von Jacques Henri Lartigue abwechselnd in Schwarz-Weiss und in Farbe fotografiert werden.

«Sylvana Empain, Juan-les-Pins», 1961 Photographie J.H. Lartigue © Ministère de la Culture France AAJHL

Ursprung: Schenkung Jacques Henri Lartigue und Lydia Dorner für das Musée de l’Elysée, nach einem originellen Konzept von Martine d’Astier und Martine Ravache. Die Ausstellung wurde organisiert in Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium in Frankreich.

Pressetext Musée Elysée

Einstiegsbild: «Florette et Stéphanie, Jardin exotique, Monaco, 13 avril 1964». Photographie J. H. Lartigue © Ministère de la Culture France/AAJHL

Musée Elysée
18, avenue de l’Elysée
CH – 1014 Lausanne
Tel. 021 316 99 11

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr
Montags geschlossen, ausser an Feiertagen
Am letzten Donnerstag im Monat Abendöffnung bis 20 Uhr

Ein Kommentar zu “Jacques Henri Lartigue: «Das Leben ist bunt»”

  1. Danke für den Tipp 🙂

    Mir scheint, Farbfotografie wurde museal lange Zeit vernachlässigt. Man kennt das ja zB auch vom Ansel Adams.
    Ich schätze, das lag daran, dass man sich mit fotografischer Farbe schwer tat in der Akzeptanz als Kunst. Wie es die Fotografie ja überhaupt lange Zeit schwer hatte, sich als Kunstform zu etablieren.

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