Urs Tillmanns, 28. Oktober 2018, 14:43 Uhr

GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2018

«GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres» gehört zu den höchsten Auszeichnungen im Bereich der Naturfotografie. Am 26. Oktober 2018 wurde die diesjährige Runde prämiert, die wiederum herausragende Bilder aus der Tierwelt und Landschaft hervorbrachte. Hier das beste Dutzend der prämierten Bilder.

 

Christobal Serrano – Spanien: «Regenbogen-Stadt» (Gesamtsieger)

Am schlammigen Ufer des Lake Bogoria (Kenia) ließ ich meine Drohne hoch über den riesigen Schwärmen von Zwergflamingos (Phoeniconaias minor) fliegen, die dort ihre bevorzugte Nahrung, Cyanobakterien der Gattung Spirulina, aus dem stark alkalischen Wasser filtern. Durch das Ausbleiben der Regenfälle während der Trockenzeit liegen Mineralien und Salze aus dem vulkanischen Untergrund in sehr hoher Konzentration vor, so dass sich aus der Luft eine wahre Explosion satter Farben beobachten lässt. Und das Pink der Flamingos vervollständigte perfekt die Farbpalette der großen Künstlerin Mutter Erde.

 

Jaime Culebras – Spanien: «Mutter in spe» (Sieger Vögel)

Schon einige Tage lang hatte ich diese weibliche Ecuador-Nachtschwalbe (Caprimulgus anthonyi) beobachtet und dabei ihre bevorzugten Rastplätze entdeckt. Auf diesem Bild sieht man sie an ihrem zukünftigen Brutplatz. Noch hat sie keine Eier gelegt, doch schon bald wird sie ihren Beitrag zur Erhaltung der Art leisten. Mithilfe eines gedrosselten Blitzes und einer Softbox wollte ich das Tier während der blauen Stunde im Kontext mit seinem Lebensraum darstellen, dem ecuadorianischen Choco-Regenwald, eine der am nachhaltigsten zerstörten Regionen der Welt.

 

Andrés Miguel Domínguez – Spanien: «Im Schneesturm» (Vögel, 2.Platz)

Eine Situation wie ein Gemälde: Ein Seeadler-Paar (Haliaeetus albicilla) ruht inmitten eines Schneesturms in der finnischen Taiga. Trotz der tiefen Temperaturen scheinen sich die Vögel recht wohl zu fühlen. Da die Adler ziemlich weit entfernt waren, setzte ich eine lange Brennweite und einen Konverter ein, was zusätzlich den Vorteil hatte, dass der Schnee verdichtet und die Stimmung dadurch intensiviert wurde.

 

Jan van der Greef, GDT – Niederlande: «Der einsame Jäger» (Sieger Säugetiere)

Es waren die Rufe der Kolkraben, die mich darauf aufmerksam machten, dass gleich etwas passieren würde im tief verschneiten finnischen Wald. Wie aus dem Nichts erschien ein Vielfraß (Gulo gulo) und lief hastig am Waldrand entlang. Das Adrenalin strömte durch meinen Körper. Mechanisch stellte ich eine lange Verschlusszeit von 1/10 Sekunde ein, um die Bewegung des Tieres darzustellen, und zog die Kamera langsam mit. Anschließend freute ich mich, dass auch die wunderbare winterliche Landschaft gut zum Ausdruck kam, und um den monochromen Eindruck der Situation zu verstärken, wandelte ich das Bild in Schwarz-Weiß um.

 

Ole J Liodden – Norwegen: «Die Welt des Eisbären» (Säugetiere, 2. Platz)

Diese Aufnahme eines Eisbären auf dem Treibeis entstand auf 82° nördlicher Breite. Das Tier hatte eine Robbe erlegt und seine Mahlzeit gerade beendet. Mithilfe einer zweieinhalb Meter langen Pole-Cam und eines Monitors konnte ich mit aller Sorgfalt das Bild komponieren, das mir schon so lange vorgeschwebt hatte – ein Eisbär in seinem extremen Lebensraum aus Wasser und Eis. Diesen in Bildern darzustellen und damit auch auf die Auswirkungen des Klimawandels hinzuweisen, ist mir als Fotograf ein wichtiges Anliegen.

 

Audun Lie Dahl – Norwegen: «Die nächste Generation» (Säugetiere, lobende Erwähnung)

Es ist bekannt, dass männliche Eisbären (Ursus maritimus) fremde Junge töten, um sich mit der Bärenmutter paaren zu können, und so für eigenen Nachwuchs zu sorgen. Doch dieses Verhalten ist nur schwer zu beobachten und bislang noch selten dokumentiert worden. Verfolgen konnte ich diese Szene an der Ostküste der Insel Spitzbergen. Die Mutter war noch in der Umgebung und rief ständig nach ihrem Jungen, das sie in der Nacht zuvor verloren hatte.

 

Christian Wappl, GDT – Österreich: «Lumineszenz» (Sieger Andere Tiere)

Es war schon lange nach Mitternacht, als ich im «Peninsular Botanic Garden» von Trang (Thailand) ein Licht bemerkte, das sich langsam aber stetig durch die Dunkelheit bewegte. Es stammte von den Leuchtorganen einer ziemlich großen Glühwürmchen-Larve (Lamprigera spec.). Um die Biolumineszenz des Insekts adäquat wiederzugeben, entschied ich mich für eine Langzeitbelichtung mit einem abschließenden Blitz auf den zweiten Kameraverschluss. Die Umsetzung der Bildidee war gar nicht so einfach, da ich in der Finsternis nur erahnen konnte, wo sich das Tier innerhalb des Bildausschnittes gerade befand.

 

Georg Kantioler – Italien: «Erdkrötenpaarung» (Andere Tiere, 2. Platz)

Nachdem ich einen Teich mit unzähligen laichenden Erdkröten (Bufo bufo) entdeckt hatte, habe ich mich tagelang fotografisch mit diesen Tieren beschäftigt. Nur ganz wenige Exemplare zeigten eine rötliche Grundfärbung. Diese hoben sich vor dem satten Grün der Wasserpflanzen besonders stark ab. Beeindruckend waren die unzähligen, langen Laichschnüre entlang des Uferbereichs. Zum Teil bildeten sie geometrische Linien und Formen, und trotzdem war es nicht leicht, ein gutes Motiv auf die Speicherkarte zu bringen.

 

Hannu Ahonen – Finnland: «Seerosenblatt im ersten Eis» (Sieger Pflanzen und Pilze)

Schon seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit diesem Motiv: Seerosenblätter im ersten Eis. Jeden Herbst kann ich es kaum erwarten, dass die Gewässer endlich zufrieren. Dieses Schwimmblatt einer Zwergseerose (Nymphaea tetragona) wurde auf besonders ansprechende Weise im Eis eingeschlossen. Nicht immer trägt mich die Eisdecke, und dann finde ich mich urplötzlich im Reich der Fische wieder …

 

Samuel Pradetto Cignotto – Italien: «Kompositionen der Natur» (Pflanzen und Pilze, 2. Platz)

Sobald der Frühling anbricht, durchforsche ich mit wachem Blick meine Umgebung, immer auf der Suche nach etwas, das meine Aufmerksamkeit erregt. Die Quirlblättrige Weißwurz (Polygonatum verticillatum) ist eine wahrhaft artistische und elegante Pflanze. Die jungen Sprosse sind ein perfektes Motiv: Wie kleine Schirme kommen sie, sich in alle Richtungen wendend, aus der Erde, bereit, die Schönheiten des Lebens zu empfangen. Die Natur erstaunt mich wirklich immer wieder aufs Neue.

 

David Frutos Egea – Spanien: «Sandskulptur» (Sieger Landschaften)

Im Vordergrund des Bildes erkennt man eine eigenwillige Formation aus Sand, modelliert von den Kräften der Wellen. Sie ist eine Folge der sintflutartigenRegenfälle, die diese Region vor einigen Tagen heimgesucht hatten, wobei große Mengen Sand von den Stränden in die Lagune «Mar Menor» (Murcia, Spanien) gespült worden waren. An diesem speziellen Morgen verhüllte leichter Nebel die Berge am Horizont, was dem Bild eine sanfte, mystische Anmutung verleiht.

 

Eberhard Ehmke – Deutschland: «Eisbäume» (Landschaften, 2.Platz)

Nach einer langen Reihe von frostigen Nächten, hatte sich eine dicke Eisschicht auf dem See gebildet. Dann änderte sich das Wetter, es wurde wärmer und sonniger, so dass die Eisdecke Sprünge und Risse bekam, die an Bäume erinnerten. Gerade in solchen Fällen offenbart die Fotografie aus der Luft die künstlerischen Gaben der Natur.

 

Weitere Informationen zum Wettbewerb «GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2018 finden Sie hier.

 

 

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