Christoph Jehle, 1. Januar 2019, 07:00 Uhr

Ein Blick in die Glaskugel für das Jahr 2019

Manches ist schon angekündigt, manches erscheint ziemlich schlüssig, um nicht zu sagen zwingend und Manches ist noch auf der Rumors-Ebene. Generell ist 2019 eine Marktentwicklung in Richtung spiegellose Systemkameras zu erwarten, nachdem Canon und Nikon dieses Feld nicht mehr alleine Sony überlassen. In diesem Bereich sind auch interessante Kameras zu erwarten, vor allem auch im Einsteigerbereich.

Die meisten angekündigten Kameras und Objektive dürften solche mit L-Mount zählen. Der Anschluss war ursprünglich für die APS-C-Kamera Leica T entwickelt worden. Während die Kamera in Deutschland produziert wurden, griff man bei den ersten Objektiven auf eine viele Jahre bestehende Fertigungskooperation mit einem japanischen Optikhersteller zurück. Die Leica SL nutzt das gleiche Bajonett und auf der vergangenen photokina wurde die L-Mount-Allianz von Leica Camera, Panasonic und Sigma vorgestellt.

Von Leica Camera gibt es für das APS-C- Format und für das KB-Vollformat schon zahlreiche Objektive und über die entsprechenden Adapter lassen sich auch Leica-M- und R-Objektive nutzen. Die elektrisch gekoppelten Adapter von Novoflex ermöglichen auch die Nutzung von Canon EF-Objektiven und den Nikon-Objektiven mit elektrischer Blendenübertragung. 

Panasonic hat für 2019 zwei spiegellose Vollformatkameras angekündigt, die Panasonic S1 mit einem 24-Megapixel-Sensor sowie die Panasonic S1R mit 47 Megapixel. Die beiden Kameras sollen im Frühjahr 2019 das Licht des Marktes erblicken. Ihr Preis ist noch nicht bekannt. Zu den Objektiven hat Panasonic verlauten lassen, dass man mit einer 1,4/50 mm-Festbrennweite sowie einem 24-105 mm- und einem 70-200 mm-Zoom starten will und bis 2020 insgesamt zehn passende Objektive vorstellen will.

Sigma will nicht nur Objektive mit L-Mount bauen, sondern wird auch seine eigenen Kameras mit Foveon-Sensor künftig mit dem L-Bajonett ausstatten und das eigene SA-Bajonett bei den Kameras nicht weiter verfolgen, jedoch weiterhin Objektive mit SA-Bajonett anbieten. Die erste Vollformat Foveon L-Mount-Kamera soll 2019 kommen. Ebenfalls 2019 soll auch ein SA-L- und ein EF-L Adapter entwickelt und möglicherweise auch schon präsentiert werden. Auch 2019 will Sigma die ersten L-Mount-Objektive veröffentlichen. Werden es zuerst L-Mount-Versionen von bekannten Konstruktionen sein, sollen in der Folge auch neue Konstruktionen entwickelt werden, die das kurze Auflagemass berücksichtigen. Für die Sigma-Objektive, deren Anschluss jetzt schon vom Werksservice gewechselt werden kann, soll dies auch für das L-Bajonett angeboten werden.

Ob sich Nikon nach der Markteinführung der Z6 und Z7 nun ganz von der Spiegelreflexlinie verabschiedet ist fraglich – zu gross ist ihre DSLR-Fangemeinde. Zudem geistert eine D760 durch die Gerüchteküche. Auch wird der Markt, bzw. der Erfolg der beiden Spiellosen entscheiden, welche Strategien Nikon in diesem Jahr verfolgen wird.

Für die Nikon Z-Kameras verspricht die Nikon-Roadmap neben dem Nikkor Z 0.95/58mm S Noct die folgenden Brennweiten: 1,8/20 mm, 1,8/85 mm, 2,8/24-70 mm, 2,8/70-200 mm, 4/14-30 mm, deren Namen noch nicht feststehen.

Während Canon das EOS M-System nur sehr zögerlich ausgebaut hat, will man beim neuen EOS R-System sich jetzt mehr beeilen. Nach der EOS R mit 30,3 Megapixel soll im Mai 2019 ein Einsteigermodell kommen und ebenfalls noch im Jahr 2019 ein Modell mit mehr als 75 Megapixel. Und bei den Objektiven sind drei Zooms für 2019 schon bestätigt: ein RF 2,8/16-35 MM, ein RF 2,8/24-70 mm und ein RF 2,8/70-200 mm L. Dazu dürfte ein Weitwinkelobjektiv mit der gleichen Lichtstärke und einer Brennweite kürzer als 16 mm vorgestellt werden.

Von Fujifilm weiss man, dass 2019 eine GFX100S mit 100 Megapixel auf den Markt kommt. Weiter wird spekuliert, dass nach der Modellentwicklung von der X-T2 zur X-T3 auch eine Nachfolge der X-T20 durch eine X-T30 erwartet werden kann. Möglicher Termin wäre die CP+ anfangs März.

Die früher zu Asahi und inzwischen zu Ricoh zählende Marke Pentax blickt im Jahre 2019 auf eine hundertjährige Geschichte zurück. Es ist zu erwarten, dass aus diesem Anlass das Sortiment von Vollformat-tauglichen Objektiven ausgebaut wird. Bei den Kameras wird zur CP+ in Yokohama ein neues APS-C-Modell erwartet, das verschiedene Features der K-1 aufgreifen soll. Das schon für 2018 angekündigte HD Pentax-DA★ 2,8/11-18mm ED DC AW soll 2019 erstmals ausgeliefert werden. Für 2019 fest angekündigt ist auf jeden Fall die Ricoh GR III-Kamera mit APS-C-Sensor. Ein entsprechendes Modell mit KB-Vollformatsensor ist bislang offensichtlich nicht geplant. Für die 645-Reihe hat Ricoh/Pentax keine Veränderungen in Aussicht gestellt.

Von Olympus, die 2019 ebenfalls das Hundertjährige feiert, wird gerüchtehalber ein Topmodell der OM-D Reihe erwartet mit zwei TruePic Prozessoren und 18 Bildern pro Sekunde. Sie soll mit einem 20 Mpix Sensor versehen sein und über ein neuartiges adaptives Autofokus-System verfügen, wie die 4/3 Rumorseite weiss. Die gleiche Quelle verweist auf ein 150-400mm Telezoom mit integrierten 1,25fach Konverter und einem integrierten 5-Achsen-Stabilisator. Und weiter ist dort zu erfahren, dass Olympus definitiv keine Vollformatkamera bringen wird, was aus einem Interview von Imaging Resource mit Aki Murata hervorgeht. 

Sony verhält sich, wie immer, sehr bedeckt, was ihre absehbaren Neuheiten anbelangt. Zwar geistern im Moment eine ?A5300 Systemkamera und eine A7sIII durch die Rumorseiten, doch findet man ebenso viele Dementi, dass diese Modelle noch nicht in Kürze zu erwarten sind. Auch was neue Objektive anbelangt, seien es diejenigen aus der G-Reihe oder von Zeiss mit Sony-Anschluss, ist offiziell noch nichts zu erfahren. Möglich, dass es anlässlich der CP+ in Yokohama eine Überraschung gibt oder Mitte April bei der Präsentation des Sony Awards in London. Hingegen dürfte Sony auf der CES in Las Vegas ihren Schwerpunkt auf 8K-Videolösungen setzen.

Agfa macht wieder von sich reden. Die französische GT Company hat mit der deutschen Agfa Photo Holding GmbH, die inzwischen ihren Sitz in Grünwald bei München hat, eine Vereinbarung getroffen, dass man im Bereich von Digital-Kompaktkameras, Sofortbildkameras und Printer sowie bei Foto-Video-Alben von dem noch immer bekannten Markennamen profitieren will. Auf der deutschen AgfaPhoto-Website werden auch digitale Kameras mit eingebautem Drucker gezeigt.

 

Aussichten für das Mittelformat

Die Sensoren von Sony Semiconductor Solutions dominieren inzwischen den Markt bei den Mittelformatkameras in den Formaten Typ 3.4 (44 x 33 mm ) und Typ 4.2 (53 x 40 mm) mit maximal 100, bzw. 150 Megapixel.

Von Leica ist die S3 schon bald zu erwarten, die auf der photokina angekündigt wurde. Neben der Erhöhung der Auflösung von 37,5 auf 64 Megapixel soll die neue Mittelformatkamera vor allem in Details weiterentwickelt werden. So ist ein Dynamikumfang von 15 Blenden sowie eine maximale ISO-Einstellung von 50‘000 ebenso zu erwarten wie die Serienfunktion von drei Bildern und 4K Videoauflösung.

Als erste haben Phase One und Phase One Industrial im vergangenen Sommer neue Rückteile, bzw. Kamerasysteme vorgestellt, welche den Sony IMX411-Sensor in einer RGB- und einer Achromatic-Version nutzen: das IQ4 150MP mit 151 Megapixel und das IQ4 150MP Achromatic mit ebenfalls 151 Megapixel. Der Bereich Phase One Industrial hat die neue iXM-RS Kameraserie und das neue Phase One Aerial System vorgestellt. Die iXM-RS 150F Luftbildkamera wird es mit dem IMX411-Sensor ebenfalls in einer RGB- und einer Achromatic-Version mit jeweils 151 Megapixel geben.

Fujifilm hat für 2019 eine GFX100S mit 100 Megapixel mit einem Typ 3.4-Sensor angekündigt. Hinter den grossen Sensor steckt ein X-Prozessor 4 für 4K-Videoaufnahmen (4K30p, 10bit) mit einer besonders schnellen Bilddatenverarbeitung und «einer bislang unerreichten Bildauflösung und Farbwiedergabe». Weiter soll die Kamera mit einem Hochgeschwindigkeits-Phasendetektions- Autofokus und – als erste Mittelformatkamera – gehäuseintegrierter Bildstabilisierung (IBIS) ausgestattet sein. Es wird immer wieder spekuliert, dass Fujifilm künftig auch noch grössere Mittelformat-Sensoren einsetzen könnte. Hinweise darauf gibt es jedoch bislang nicht.

Bei den Hasselblad H-Modellen wird als Spitzenmodell eine H7D150 mit einem Typ 4.2-Sensor erwartet. Luminous-Landscape sieht damit für die H-Kameras auch das Ende der Entwicklung erreicht und glaubt dies aus der Tatsache ableiten zu können, dass die Objektive der H-Serie von Fujifilm gefertigt werden, die inzwischen im Mittelformat eigene Digitalkameras anbieten, jedoch den kleineren Typ 3.4-Sensor einsetzen. Bei der X-Reihe besteht dieses Problem nicht, da die XCD-Objektive wahrscheinlich von Nittoh hergestellt werden, die in der Vergangenheit schon die Objektive für die Hasselblad X-Pan produzierten, die inzwischen mit einem Adapter von Hasselblad auch an der X1D genutzt werden können.

Von Hasselblad wird eine X2D erwartet, die ebenfalls 100 Megapixel bietet. Da Hasselblad aufgrund der Konstruktion ihrer X-Modelle, bei welchen Sensor und Display Rücken an Rücken eingebaut werden, mit beträchtlichen Herausforderungen bei der Wärmeabfuhr zu rechnen hat, was schon die Auslieferung der X1D verzögert hatte, wird man in Schweden mit Sicherheit das gleiche Dilemma vermeiden wollen und hält sich mit der X2D vorerst zurück.

 

Nischenprodukte

Nachdem die Firma OPC Optics, Optical Precision Components Europe GmbH in Bad Kreuznach  die Rechte an der Marke Meyer Optik Görlitz sowie weitere Rechte übernommen (Fotointern berichtete) hat, kann damit gerechnet werden, dass auch wieder Objektive dieser Marke auftauchen werden. Die Finanzierung soll jedoch nicht mehr über Kickstarter erfolgen.

In Dresden hat man bei Pentacon in den vergangenen Jahren die Technik des Kunststoffumspritzens von vergütetem Glas weiter perfektioniert und kann inzwischen ausgesprochen flache Filter produzieren, deren Fassungen sich im Winter bei niedrigen Aussentemperaturen auch dann nicht ausdehnen, wenn man sie mit der blossen Hand anfasst. Nachdem diese Filter eine Zeitlang unter unter der Marke Peter Hadley verkauft wurden, sind sie derzeit nicht verfügbar. Da Pentacon nach dem Verkauf der Marke Praktica nach Grossbritannien keinen eigenen Vertrieb im Fotobereich mehr hat, hofft man in Dresden auf einen neuen Vertriebspartner.

Die NWS Instruments AG, Lenzburg, hingegen will 2019 eine Kickstarter-Kampagne für die Herstellung von hochauflösenden Präzisionsoptiken für spiegellose, Spiegelreflex- und Mittelformatkameras starten. Geschäftsführer ist Steven K. Lee, der in der Vergangenheit bei Leica Camera in Solms als Vorstandsvorsitzender tätig war. Die Website ist bislang jedoch noch nicht sehr aussagekräftig.

Da Schneider-Kreuznach sich aus der Fertigung von Fotoobjektiven weitgehend zurückgezogen hat, bleibt im Bereich der Mittel- und Grossformatobjektive derzeit nur noch die Rodenstock Photo Optics als Marke der Qioptiq Photonics, die inzwischen zu Excelitas Technologies gehört. Es ist zu hoffen, dass neben der NWS Instruments noch weitere Hersteller in dieses Segment eintreten.

Der Wiener Florian Kaps, der mit dem Impossible Project schon die Integralfilm-Produktion von Polaroid in Enschede am Leben erhalten hat, und sein Team von Supersense haben jetzt mit dem Kickstarterprojekt für einen neuen Trennbildfilm des Typs 100 ausreichend Interessenten begeistern können, um das Finanzierungsziel zu erreichen. Und somit darf man für 2019 einen neuen Trennbildfilm erwarten, der zumindest vom Format in die Fussstapfen der Polaroid- und Fujifilm-Trennbildfilme tritt. 

Fazit: 2019 dürfte ein interessantes Jahr geben. Zwar sind auf der CES in Las Vegas (8. bis 11. Januar 2019) kaum Neuheiten im Fotobereich zu erwarten, weil die Messe zu sehr auf Unterhaltungselektronik ausgerichtet ist. Da dürfte die CP+ in Yokohama (28. Februar bis 3. März 2019) schon spannender sein, weil die japanischen Hersteller üblicherweise auf ihrer Heimmesse ein paar Überraschungen aus dem Zylinder zaubern.

Christoph Jehle

 

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Ein Kommentar zu “Ein Blick in die Glaskugel für das Jahr 2019”

  1. Danke für die Infos.
    Habe nun selber 40 Jahre Fotografie auf dem Buckel , und habe in dieser Zeit gemerkt was wichtig und unwichtig ist . Persönlich war mir immer die Akkuleistung wichtig ; wie auf Blitzgeräte so wie auf den Kameragehäusen. Seit es Digital gibt sogar noch viel mehr . Wo ich für Hochzeiten im MF gearbeitet habe war Leistung und Zuverlässigkeit wichtig. Leistung in Stabielität ; man hatte ja nur 10 Bilder und Zuverlässigkeit dass der Verschluss eeeewigs hält .
    Heute merke ich immer mehr dass mehr Pixel und möglichst 10 Bilder in der Sekunde wichtig ist. Und am liebsten noch ein extrem hoher Dynamikspielraum .
    Was ist wirklich wichtig ? Das kann nur jemand hinter der Kamera Beantworten. Mir ist es wichtig dass ich nicht 10-20 sec. warten darf bis ein 100000 MB Bild / 🙂 / im Speicher geladen ist und ich dann auch nicht Stunden benötige um Bilddaten zu laden und oder zu Bearbeiten. Gerne Arbeite ich immer noch mit ca 20-30 MB Daten die brauchen nicht alle neuen Monate eine neue 1-4 TB Speichermedium die man dann nach 10-15 Jahren eh nicht mehr Lesen kann. / habe einige davon ;irgendwie schade für die Daten/
    ..
    Darum für mich ist wichtig eine Kamera mir normal Pixel Anzahl die mir auch Speichert und nicht Akku für Kühlung wegsaugt oder für Monitore die so gross sind wie Telefone. Lebe immer noch mit zwei 22MIO und drei Bilder Kamera und Akku Leistung von über 800 Bilder mit Speicher von 16MB ; reicht für über 500 Bilder auf RAW und kleine JPG . Ideal für Hochzeiten und oder Foto Shooting auch noch Platz für kurz Video . Habe gemerkt dass ich keine 50 oder 100 MB Daten benötige für den Alltag .
    Darum für mich wichtig lange Akkulaufzeit und schnelle Speicherung meiner Daten im normalen Preissegment. Danke 🙂
    Grüesslii MALO

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