Urs Tillmanns, 5. Mai 2019, 10:00 Uhr

Lumix G91 im Praxistest: klasse Mittelklasse

Auch wenn Panasonic gegenwärtig vor allem mit den Vollformat-Modellen S1 und SR1 in den Schlagzeilen ist, über die wir bereits einen ersten Praxisbericht und eine Reisereportage von Peter Schäublin publizierten, stehen die MFT-Modelle (Micro Four Thirds) von Panasonic keineswegs im Abseits. Sie sind für den engagierten Freizeitfotografen, den Hobbyisten, noch immer erste Wahl, weil sie nicht nur preislich interessant sind, sondern weil sie deutlich kompakter und leichter sind als ihre vollformatigen Schwestern.

Um eine Quintessenz vorweg zu nehmen: Obwohl das Sensor-Format schon in die (zehn) Jahre gekommen ist, sind die von Panasonic und Olympus benutzten Micro Four Thirds Sensoren noch immer topaktuell. Es ist erstaunlich, was die beiden Hersteller aus den gerademal 17,31 × 12,98 mm kleinen Halbleiterelementen an Bildqualität herauskitzeln, deren Bilddiagonalen genau der Hälfte des Vollformats entspricht. Das hat zur Folge, dass die Brennweitenangabe kleinbildentsprechend verdoppelt werden muss. Aus dem neuen Kit-Objektiv 12 bis 60 mm wird so vergleichsweise ein 24 bis 120mm Zoom, das sich übrigens als äusserst kompaktes Universalobjektiv für die meisten fotografischen Einsatzgebiete eignet.

Übersichtliche und logische Anordnung der Bedienelemente und Funktionstasten. Einige davon sind individuell programmierbar

Der Hauptgrund, weshalb Panasonic die Reihe der G70, G81 zur aktuellen G91 weiterentwickelte, ist der Ausbau der 4K-Video-Funktionen und -qualitäten, ähnlich wie bei der GH5s und der SR1. Video rückt immer stärker in den Fokus, dies sowohl im Segment der Fotoprofis als auch bei den Fotoenthusiasten. Die 4K-Videoaufnahmen können mit 30 Bildern pro Sekunde abgespeichert werden, mit 60 B/sec in Full-HD oder 120 Bildern pro Sekunde für vierfache Zeitlupe – und dies so lange die Speicherkarte reicht. Zudem verfügen die Aufzeichnungen dank V-Log L über einen verbesserten Dynamikumfang. Allerdings ist die 4-K Qualität mit einem relativ starken Videocrop verbunden. Ferner ist die G91 jetzt mit Anschlüssen für Mikrofon und Kopfhörer ausgestattet, während die G81 nur über einen Mic-Stecker verfügte. Auch ist der Video-Auslöser bei der G91 ergonomisch besser platziert als beim Vorgängermodell.

Einen zweiten Steckkarteneinschub hätte man sich bei diesen Videoqualitäten schon gewünscht. Dafür hat die G91 jetzt eine Mikrofon- und eine Kopfhörer-Buchse und ist über USB aufladbar

Aufgebort wurde auch der Sensor, von 16 Megapixel bei der G81 auf 20 Megapixel bei der G91. Dieser ist, wie bei der G81, beweglich gelagert und ist Teil des Dual-Bildstabilisator, dessen zweiter Teil im Objektiv enthalten ist. Diese doppelte Stabilisierung reduziert die Verwacklungsgefahr laut Panasonic um fünf Belichtungsstufen – nicht nachgemessen, aber in der Praxis ausprobiert: Die G91 lässt auch mit langen Brennweiten scharfe Bilder mit relativ langen Verschlusszeiten zu.

Dank Rauschreduzierung sind die Empfindlichkeiten von 200 bis 6400 ISO bedenkenlos, 12800 und 25600 mit leichten Einschränkungen nutzbar.

Der vierte Punkt, in dem sich die G91 von ihrem Vorgängermodell unterscheidet, ist die Haptik. Mit einem optimierten Handgriff sowie mehr und anders angeordnete Funktionstasten hat man die Kamera viel besser im Griff, und sie ist ergonomischer bedienbar. Gleich geblieben, da bewährt, ist der seitlich ausklapp- und schwenkbare Bildschirm in OLED-Qualität, der als Touchscreen genutzt werden kann – auch um den Schärfepunkt im Bild festzulegen. Auch ist die G91 spitzwassersicher abgedichtet und verzeiht auch mal eine kurze Regenschauer beim Allwettereinsatz.

Die Menüstruktur ist einfacher, übersichtlicher und selbsterklärender geworden. Zudem lassen sich individuelle Einstellungen einfach unter «MyMenu» abspeichern. Auch sind einige der Funktionstasten benutzerspezifisch progranmmierbar.

Weissabgleich, ISO und Plus-/Minus-Einstellungen sind auf der Kameraoberseite – wie bei der Lumix S1/SR1 – sehr sehr gut erreichbar.

Selbstverständlich ist bei der G91 dank der 4K-Technologie auch die nachträgliche Festlegung der Fokusebene vorhanden – «Postfocus» genannt. Hierbei zeichnet die 4K-Fotoaufnahme mehrere Schärfeebenen auf, die nachträglich ausgewählt und über Fokusstacking erweitert werden können – eine Panasonic-Spezialität, die bei Lumix-Fotografen sehr beliebt ist.

Für Notfälle ist bei der G91 auch ein Miniblitz dabei

Gegenüber dem Vorgängermodell wurde auch die Verbindungsmöglichkeit über ein Smartphone zu den Sozialnetzwerken verbessert, indem die Kamera über WLAN- und Bluetooth-Anbindungen verfügt. Mit einem Smartphone können auch die Geodaten genutzt werden, welche in die EXIF-Daten übertragen werden.

Auf der Unterseite zu erkennen: Die Kontaktgruppe für den Hochformat-Akkugriff DMW-BGG1

Die automatische Fokussierung erfasst das Motiv mit bis zu 49 AF-Sensoren, welche auch Gesichter oder Augen im Bild erkennen. Zudem ist der Autofokus sehr schnell und lässt Bildserien bis 9 Bilder/sec mit AF-S und 6 Bilder mit Fokusnachführung (AF-C) zu.

 

Das Kit-Objektiv 12-60mm

Überrascht hat uns auch die Qualität des Kit-Objektivs G-Vario 1:3,5-5,6/12-60mm ASPh. Dank der nicht gerade überwältigenden, aber ausreichenden Lichtstärke, ist das Fünffachzoom kompakt und leicht geblieben und deckt einen kleinbildentsprechenden Zoombereich von 24 bis 120 mm ab. Das reicht nicht nur für die allgemeine Fotografie im Reportage- und Reisebereich aus, um so mehr als das Objektiv auch im Nahbereich sehr gute Qualitäten aufweist.

Sowohl im Weitwinkel- als auch im Telebereich überzeugt das preisgünstige Kit-Objektiv G-Vario 1:3,5-5,6/12-60mm ASPh mit einer sehr guten Schärfe- und Kontrastleistung.

Im Nahbereich sind Distanzen bis 20 cm möglich

 

Alles in allem …

Mit der G91 hat Panasonic das Lumix-Mittelklasse-Segment mit einem sehr leistungsfähigen, kompakten und preisgünstigen Modell erweitert. Diverse Kritikpunkte der G81 wurden ausgemerzt und insbesondere die 4K-Videoqualitäten wurden den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Dank dem sehr leistungsfähigen MFT-Sensor ist die Kamera kompakt geblieben und mit dem neuen Haltegriff ist sie noch besser bedienbar als das Vorgängermodell. Zieht man den Preis von CHF 1’599.00 mit dem G-Vario 1:3,5-5,6/12-60mm ASPh (nur Gehäuse CHF 1’299.00, mit G-Vario 1:3,5-5,6/40-140mm ASPh CHF 1’799.00) in Betracht, so erhält man dafür einen sehr guten Gegenwert – allerdings erst ab Juni, wenn die Kamera in der Schweiz erhältlich sein wird.

Text und Bilder: Urs Tillmanns

Weitere Informationen finden Sie unter www.panasonic.ch

Lesen Sie auch unsere Erstvorstellung vom 5. April 2019, 12:16
«Lumix G91: Preisgünstige Foto-/Video-Systemkamera»

 

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