Christoph Jehle, 7. Oktober 2019, 07:00 Uhr

25 Prozent US-Strafzoll auf Fotoprodukte aus Deutschland?

Als Vergeltung für Subventionen für Airbus wollen die USA jetzt auf eine grosse Zahl von Produkten aus Europa zusätzliche Importzölle von 25 Prozent erheben. Wer genauer hinschaut, wird feststellen, dass die vorgeschlagenen Produkte, deren konkrete Auswahl noch von der WTO genehmigt werden muss, hinsichtlich ihres Handelsvolumens eher unbedeutend sind und zudem in der Hauptsache US-amerikanische Investoren und Kunden treffen, weil es zu diesen Produkten so gut wie keine amerikanischen Alternativen gibt. Zudem wird so manches Fotoprodukt, das einen berühmten deutschen Markennamen trägt, gar nicht in Deutschland produziert. Beispielsweise kommt von den Fotoobjektiven von Carl Zeiss nur das 15 mm-Objektiv mit M-Bajonett aus Oberkochen. Alle anderen Fotoobjektive der Marke Zeiss werden von den Partnern Cosina und Fujifilm in Japan produziert.

Im Falle der Objektive der Marke Rodenstock treffen die Zölle die Qioptiq Photonics, die wiederum zur US-amerikanischen Excelitas Technologies Corp. in Waltham, MA gehört. Auch im Falle der Leica Camera wird nicht zuletzt der US-Partner Blackstone betroffen sein, der seine Leica-Anteile gerne verkaufen würde. Leica hat dabei immer noch die Möglichkeit, die vor wenigen Jahren neu aufgebaute Fertigung in Portugal zu nutzen. Das frühere Ernst Leitz Werk in Kanada gehört sein vielen Jahren nicht mehr zum Wetzlarer Kamerahersteller.

Bei Projektoren, Vergrösserungsgeräten und Zubehör gibt es zwar noch Hersteller besonders hochwertiger Produkte in Deutschland, die auch in die USA liefern. Der Aufwand diese Lieferungen zu erfassen könnte den jeweiligen Warenwert jedoch leicht übersteigen und würde in erster Linie die US-amerikanischen Importeure und ihre Kunden treffen. Im Falle der Vergrösserungsgeräte, gibt es in den USA mit der Charles Beseler Company noch einen Hersteller, der für sich einen Marktanteil von 96 Prozent reklamiert. Der Anteil des Imports aus Deutschland würde dann noch etwa 4 Prozent ausmachen, was bei dem überschaubaren Marktvolumen jetzt keine gewaltigen Zahlen ergeben dürfte. Bei den Vergrösserungsoptiken treffen die geplanten Strafzölle neben Excelitas die israelischen Eigentümer von Schneider Kreuznach, was politisch für die USA auch nicht sehr vorteilhaft wäre.

Der geplante Strafzoll auf Bilder und Fotos zeigt die Weltfremdheit, ja Absurdität der Vorschläge für die Strafzölle nochmals ganz besonders, weil davon in erster Linie die künstlerische Fotografie in Form von Prints betroffen wäre, man jedoch die besonders teuren Werke von den Zöllen ausnehmen will, da nur Aufnahmen betroffen wären, die jünger als 20 Jahre wären.

Die komplette Liste der US-Strafzollforderungen finden Sie hier

Christoph Jehle

 

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