Gastautor/-in, 12. Oktober 2019, 19:58 Uhr

Lugano Photo Days: Pestizide, Flüchtlinge und Orang-Utans

Die Auswirkungen von Pestiziden auf den Menschen stehen im Mittelpunkt der Lugano Photo Days 2019. Die achte Ausgabe des Foto-Festivals findet bis am 27. Oktober 2019 statt und beinhaltet neben Ausstellungen wiederum verschiedene Konferenzen. Gewinner des neuen «Premio Città di Lugano» ist Alain Schröder mit seiner Serie «Saving Orangutans».

 

«The Human Cost of Agrotoxins» von Pablo Ernesto Piovano ist die Hauptausstellung der Lugano Photo Days 2019.

Die Hauptausstellung der diesjährigen Lugano Photo Days ist bedrückend: Beatmungsschläuche, geschundene Körper. Kinder mit Missbildungen oder Hautausschlag. Ein Haufen Kanister. Verschwommene Gesichter, kaum ein Lachen. Mit dunklen, kontrastreichen Schwarzweiss-Aufnahmen dokumentiert Pablo Ernesto Piovano in «The Human Cost of Agrotoxins» die Auswirkungen von Agrochemikalien auf die Menschen im ländlichen Nordosten Argentiniens.

 

«Balcanica» von Enrico Carpegna dokumentiert mit Infrarot-Bildern die Reise der Flüchtlinge entlang der Balkanroute.

 

Schädliche Pestizide

1996 genehmigte die argentinische Regierung die Verwendung von Glyphosat-Herbiziden. Unterdessen haben Studien die schädliche Wirkung des Unkrautvernichters auf den Menschen nachgewiesen. Kinderkrebsfälle, Fehlgeburten, Atemwegs- und Hauterkrankungen oder geistige Behinderungen sind einige der dokumentierten gesundheitlichen Auswirkungen.

Für seine Reportage reiste der Argentinische Fotograf Pablo Ernesto Piovano während drei Jahren durchs Land und sprach mit Betroffenen. Die Arbeit soll diesen Menschen eine Stimme geben. Und der Betrachter der Bilder fragt sich unweigerlich, welche Geschichten hinter den einzelnen Gesichter stecken, wobei die Bildbeschreibungen und Ausstellungstexte erste Hinweise darauf geben.

 

Die Leute sensibilisieren

«Das diesjährige Thema ist tatsächlich schwer erträglich», stellt Marco Cortesi, Gründer und Direktor der Lugano Photo Days fest. Die Folgen vom Einsatz dieser Pestizide sei indes gerade für die Schweiz mit ihren Chemie-Unternehmen ein wichtiges Thema. So hat das Festival nach dem Klimawandel 2017 oder den Verbrechen an Tieren 2018 auch in diesem Jahr eine Thematik, bei der es um mehr als nur beeindruckende Bilder geht.

Die Lugano Photo Days wollen damit nicht nur Fotoenthusiasten anlocken, sondern auch das breite Publikum gewinnen. Und der Anlass soll seine Besucher für die gewählten Thema sensibilisieren, wie Marco Cortesi sagt.

 

Balcanica und die Orang-Utans

Auch die Gewinner der beiden Fotowettbewerbe haben sich mit ergreifenden Themen befasst. Enrico Carpegna, Sieger der Kategorie «Reportage and Documentary», dokumentiert in «Balcanica» die Reise der Flüchtlinge entlang der Balkanroute. Er verwendete dafür eine Infrarotkamera, wie sie sonst zum Beispiel bei der militärischen Überwachung zum Einsatz kommt. So entstanden Bilder, die einen andern Zugang als die aus der Presse bekannten Fotos von Flüchtenden ermöglichen.

 

In «Saving Orangutans» dokumentiert Alain Schroeder die Rettung, Rehabilitierung und Auswilderung gefährdeter Orang-Utans in Sumatra.

Alain Schroeder ist Sieger der Kategorie «Wildlife and Nature». Der Belgier dokumentiert in «Saving Orangutans» die Rettung, Rehabilitierung und Auswilderung gefährdeter Orang-Utans in Sumatra, Indonesien. Er zeigt nicht die unberührte Wildnis, sondern die Helfenden Hände der NGOs. Die wiederum kommen in vielen Fällen nur deshalb zum Einsatz, weil die Orang-Utans aufgrund von Menschen geschaffenen Eingriffen Verletzungen erlitten.

 

Alain Schroeder (links), Gewinner des «Premio Città di Lugano» und des Naturfoto-Wettbewerbs mit Enrico Carpegna (rechts), Sieger Reportage-Kategorie.

Alain Schroeder wird ausserdem mit dem erstmals vergebenen «Premio Città di Lugano» ausgezeichnet. Der Preis der Stadt Lugano ist mit 3000 Franken dotierte und wird an einen der beiden Kategoriensieger vergeben. Am Wettbewerb haben in den beiden Kategorien insgesamt rund 280 Fotografinnen und Fotografen Arbeiten eingereicht.

 

Vorträge und eine Kino-Première

Die drei Ausstellungen der Lugano Photo Days werden von einer ganzen Reihe Anlässen umrahmt. Bereits heute Samstag, 12. Oktober finden vier Vorträge statt. Am Donnerstag, 17. Oktober präsentiert Claudia Amatruda ihr Buch «Naiade». Am 19. Oktober spricht Valerio Bini über Umweltgerechtigkeit. Am Dienstag, 22. Oktober wird über Reisefotografie diskutiert. Und am Mittwoch, 23. Oktober geht die Schweizer Premiere des Dokumentar-Films «Antropocene» über die Leinwand.

Die Ausstellungen im Ex Macello von Lugano sind bis am 27. Oktober 2019 jeweils an den Wochenenden zwischen 10 und 18:30 Uhr geöffnet. Auch dieses Jahr ist ein Katalog mit den Bilder aller Ausstellungen sowie ausgewählter Fotos der Wettbewerbsfinalisten erhältlich.

Weitere Informationen finden Sie unter www.luganophotodays.ch

Text und Bilder: Tobias Kühn

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