Urs Tillmanns, 21. September 2021, 11:42 Uhr

«Photo Basel» 2021: 37 internationale Fotogalerien stellen aus

Die «Photo Basel» gehört zu den weltweit bedeutendsten Fotokunstmessen der Gegenwart. Sie findet vom Dienstag, 21. bis Sonntag 26. September 2021 bereits zum sechsten Mal parallel zur Art Basel im Volkshaus Basel statt. Nachdem die Messe im vergangenen Jahr in Basel abgesagt werden musste, konnte sie eine Einladung der «Positions art fair» in Berlin annehmen (Fotointern berichtete) und im Tempelhofer Flughafen einen Querschnitt aus ihrem Programm mit 22 internationalen Galerien zeigen.

 

Im grossen Saal und den Nebenräumen des Volkshauses sind 37 internationale Fotokunst-Galerien präsent

Dieses Jahr werden rund 37 internationale Galerien in Basel erwartet, die rund 450 Werke von 140 Fotokünstler/innen präsentieren. Dazu gibt es ein von Audrey Hoareau kuratiertes Rahmenprogramm im Master Cabinet, wo ausschliesslich Vintage Abzüge grosser Meisterfotograf/innen gezeigt werden.

Pandemiebedingt ist das Messeformat deutlich hybrider und digitaler geworden. Im vergangenen Jahr veranstaltete die Photo Basel gar vier virtuelle Messen. Nun werden zum ersten Mal auf der Messe sogenannte NFTs («Non-Fungible Token», digitale Werke, welche auf der Blockchain registriert sind) auf Bildschirmen zu sehen und auch zu kaufen sein.

 

Die Sonderschau der Unfallbilder von Arnold Odermatt stösst immer auf das Interesse des Publikums

Als Sonderschau widmet die Messe dem am 19. Juni 2021 verstorbenen Schweizer Fotografen Arnold Odermatt (1921-2021) (Fotointern berichtete) eine Hommage auf dem Balkon des grossen Festsaals – diese museale Sonderausstellung wird von der Galerie Springer aus Berlin kuratiert und hat als Zentrum die Serie «Karambolage», welche sich um kleinere und grössere Verkehrsunfälle dreht. 40 Jahre lang hat der Schweizer Polizist Tatorte und Sachschäden akribisch dokumentiert. In seinen Fotografien wird das verformte Blech der Autos zu Skulpturen, welche stets etwas Melancholisches, stets Atmosphärisches haben und so zu Momentaufnahmen unserer mobilen Gesellschaft werden.

 

Die Galerie CLAIRbyKahn Gallery aus Erlenbach bei Zürich präsentiert Klassiker wie Inge Morath und Jacques Henri Lartigue

 

Kahmann Gallery aus Amsterdam ist mit Werken von Sara Punt, Justine Tjallinks, Schilte Portielje, Chantal Elisabeth Ariëns und Marcus Schaefer vertreten

Die Photo Basel ist und bleibt eine durch und durch Basler Messe mit internationalem Flair. Bei der stets hohen Qualität, ist es schwierig, besondere Highlights auszuwählen. Ein besonderes Augenmerk kann jedoch auf folgende Künstler/innen und deren Positionen gelegt werden: Die Lettische Künstlerin Iveta Gabalina zeigt auf ihren Werken mit dem Titel «my hand is warmer than the sun» Berg- und Gletscherlandschaften aus dem Archipelago auf Svalbard (einer kleinen Inselgruppe zwischen Norwegen und den Nordpol). Zusammen mit den Aufnahmen, nimmt Iveta noch ein Stück gefrorenen Gletscher in einer Reisetasche mit nachhause nach Riga. Anschliessend werden diese Eisblöcke auf die Prints gelegt und verformen diese durch den natürlichen Schmelzprozess. Auf diese Weise entsteht ein neues, einzigartiges Kunstwerk, welches die Künstlerin durch deren Individualität als Fotogramm versteht. Iveta Gabalinas Arbeiten gehen auf sehr subtile und stringente Art und Weise auf den Klimawandel und die Eisschmelze ein.

 

Ibasho aus Antwerpen ist auf japanische Fotograf/innen spezialisiert und zeigt Werke von  Hideyuki Ishibashi, Margaret Lansink, Naohiro Ninomiya, Yoshinori Mizutani, Keiichi Ito und Mika Horie

 

Die Bilder von Jessica Backhaus bewegen sich zwischen Abstraktion und Dokumentation und sind durch die Galerie Robert Morat aus Berlin vertreten

Die gebürtige Deutsche Fotografin Jessica Backhaus (1970) lebte zwischen 1995 und 2009 abwechselnd in Paris und New York, bevor sie 2009 nach Berlin zurückkehrte. Sie wird durch die Galerie Robert Morat aus Berlin vertreten, welche ihre «Cut Outs» als Einzelausstellung auf der Photo Basel zeigt. Jessica Backhaus gilt als eine der wichtigsten zeitgenössischen Deutschen Fotografinnen. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmitteln variiert Jessica Backhaus in ihrer fotografischen Arbeit zwischen Abstraktion und Dokumentation. Die Künstlerin wird von dem alltäglichen Leben mehr inspiriert als von weiten Reisen, sie befasst sich mit Gegenständen und Situationen des Alltags und betrachtet die Welt durch ihre Kamera immer wieder aus ungewöhnlichen Perspektiven.

 

Bilder von Patrik Fuchs, Kostas Maros, Sandro Livio Straube und Zak van Biljon sind am Stand der Galerie 94 aus Baden zu sehen

Gleich daneben bei der Galerie Monika Wertheimer aus Oberwil/Basel sind Claudio Rasano, Luca Ellena und Heino Heimann zu Gast 

Die Werke von der Multimediakünstlerin Alia Ali (1985) bewegen sich im Zwischenraum zwischen Illusion und Realität, Wahrheit und Interpretation. Die jemenitisch-bosnischamerikanische Multimediakünstlerin richtet ihr künstlerisches Interesse auf Themen wie Identität, Universalität sowie Dualität der Räume. Mit den erst kürzlich abgeschlossenen transglobalen Projekten «Cast no Evil» und «Borderland» erkundet sie anhand von Textilien und deren Herstellung Kulturen und kulturspezifische Konflikte. Die Arbeit an diesem Projekt führte sie in mehrere Länder, darunter Mexiko, Usbekistan, Indonesien, Vietnam, Nigeria oder auch Japan. Ali, die bislang 63 Länder bereist hat, versucht in ihrer Fotografie die Menschen, Orte und Prozesse, die uns gleichzeitig verbinden und trennen, festzuhalten.

 

«160 Jahre Landschaftsfotografie» ist das Thema bei der Galerie WOS aus Zürich, die Werke von André Wagner, Adolphe Braun, Albert Steiner, Alexandre Arminjon, Alfred Stieglitz, Andreas Pedrett, Anton von Rydzewski, Emler de Haas, Daniel Schwartz, Tobias Madörin, Arnold Odermatt, Zak van Biljon und Guido Baselgia zeigt

Die Galerie STP aus Greifswald bietet eine bildmässige Vielfalt mit Maurizio Sapia, Thomas Hoepker, Walter Schels, Beat Presser, und Uwe Ommer

Die Arbeiten der französischen Künstlerin Aurélie Pétrel (1980) hinterfragen das Bild, seinen Status und seine Repräsentation. Ihre Werke, die über die Fotografie hinaus in den Bereich der plastischen Kunst gehen, zeigen eine neue künstlerische Sprache. Ihre neuste Arbeit ist das Resultat einer Untersuchung der Auswirkungen von Klangreizen auf die Entstehung von Bildern und das Schaffen von Bildern aus der Erinnerung. Die Bilder zeigen fotografische Skulpturen mit farbigen Flächen; ihre Komposition basiert auf einem «Sound Track». Pétrel beschäftigt sich mit der Frage nach dem Fortbestehen und der Verwandlung des Bildes durch dessen Transformation in ein neues Medium.

 

Die Galerie Springer aus Berlin zeigt eine Soloshow mit Kathrin Linkersdorff und ihrer Serie «Fairies»

Motivmässige Vielfalt auch am Stand der Galerie Peter Sillem aus Frankfurt am Main mit Fotokunst von Anastasia Samoylova und Alia Ali. Das unten besprochene Matterhorn-Bild von Anastasia Samoylova ist in der unteren Reihe links zu sehen

Sechs echte Matterhörner der Künstlerin Anastasia Samoylova (1984), die für die Biennale für zeitgenössische Fotografie 2020 in Auftrag gegeben wurde, werden in der Galerie Peter-Sillem (Frankfurt am Main) gezeigt. Die Bildcollage besteht aus sechs echten Matterhörnern und einem gefälschten – einer Nachbildung des Matterhorns aus dem Disneyland. Wie unterscheiden sie sich? Samoylovas Arbeiten aus der Serie «Landscape Sublime», die sie 2013 begann, wirken verspielt und zeitgleich fröhlich. Sie zeigen Motive, die Menschen gerne fotografieren, bestaunen und betrachten: Berge, Sonnenuntergänge, Strände, blühende Zweige, Lavendelfelder. Samoylova arbeitet mit Fotomaterial, das sie im Internet findet und das dort ohne urheberrechtliche Einschränkungen (Copyright) zur Verfügung gestellt wird. Sie ordnet die gesammelten Bilder nach Suchbegriffen, druckt sie aus und arrangiert sie in ihrem Atelier zu dreidimensionalen Skulpturen, die sie anschliessend fotografiert.

 

Die Bildhalle Zürich und Amsterdam ist gleich an zwei Ständen mit Werken von Paul Cupido, Bastiaan Woudt (unser Bild), Ilona Langbroek, Casper Faassen und Albarran Cabrera präsent

Roger Humbert ist unverändert kreativ. Nach seinen bekannten Fotogrammen befasst er sich nun mit farbig durchleuchteten Plexiglaselementen. Ausgestellt wird er an der Photo Basel von der Galerie Fabian & Claude Walter, Zürich

Einmal mehr wird auch der Basler Fotograf und Pionier der konkreten Fotografie, Roger Humbert (*1929) mit einer von der Galerie Fabian & Claude Walter, Zürich, kuratierten Einzelausstellung geehrt. Die ausgestellten Fotogramme entstanden grösstenteils im Jahr 1972 und wurden neu von der Kuratorin Alessa Widmer aufbereitet. Bei den Farbaufnahmen legte Humbert Plexiglaselemente auf eine Glasplatte, liess subtraktives Licht von unten auf die Elemente scheinen und nahm die abstrakte Farbkomposition auf.

Situationsfotos: Urs Tillmanns / Fotointern

Wo und was?

Die Photo Basel findet vom Dienstag, 21. September 2021 bis und mit Sonntag, 26. September 2021 im Volkshaus Basel statt.

Alle Schutzmassnahmen werden rigoros eingehalten – es gilt das 3G Prinzip. Die Photo Basel hat vom kantonalen Gesundheitsdepartement Basel-Stadt die offizielle Bewilligung zur Durchführung der Messe erhalten.

Weitere Informationen unter: www.photo-basel.com

Die ausstellenden Galerien

193 Galerie*, Paris FR / AKKA*, Dubai, Venedig IT/UAE / Artco*, Berlin DE/ZAF / Arte Giani, Aachen, Berlin DE / Arwe, Gouda NL / Baudoin Lebon, Paris FR / Bildhalle, Zürich CH / Catherine & André Hug, Paris FR / Chrysalid, Rotterdam NL / Clair by Kahn, Zürich FR/CH / Dix9* Hélène Lacharmoise, Paris FR / Dorothée Nilsson, Berlin DE / Echo 119 Paris FR / Esther Woerdehoff, Paris, Genf FR/CH / Fabian & Claude Walter, Zürich CH / Galerie 94, Baden CH / Galerie Bart*, Amsterdam NL / Galerie Koschmieder, Berlin DE / Galerie Mazel, Brüssel BEL / Galerie Monika Wertheimer, Basel CH / Galerija Fotografija, Ljubjana SLO / Gowen Contemporary*, Genf CH / Ibasho, Antwerpen BEL / ISSP*, Riga LAT / Kahmann Gallery, Amsterdam NL / l’antichambre, Champéery FR / Laurent Marthaler, Montreux, Zürich CH / Lukas Feichtner*, Wien A / Migrant Bird Space*, Berlin DE / Peter Sillem, Frankfurt DE / Robert Morat*, Berlin DE / Springer, Berlin DE / STP, Greifswald DE / Thierry Marlat, Paris FR / WOS, Zürich CH /

… und Verlage:

Blow up Press, Warschau PL / Buchkunst, DE / Hartmann, Stuttgart DE

* = dieses Jahr erstmals auf der Photo Basel

 

 

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